Journal Mittwoch, 1. September 2021 – Berlin 3: Jüdisches Museum in Neu

Donnerstag, 2. September 2021 um 9:32

Nicht lang genug geschlafen, leicht verkatert aufgewacht.

Die ersten Stunden brauchte ich fürs Bloggen, währenddessen recherchierte Herr Kaltmamsell das Tagesprogramm. Wir planten ein wenig hin und her: Das Wetter hatte nicht mitgeschrieben, als ein sonniger Tag vorhergesagt wurde, der Himmel war bedeckt. Die Spreeschifffahrten, die uns am besten gefielen, waren bereits ausgebucht. Für einen Ausflug nach Potsdam war uns der Tag bereits zu fortgeschritten. Doch mir fiel ein, dass das Jüdische Museum seit anderthalb Jahren eine neue Leitung hatte, Hetty Berg, und dass ich in der Süddeutschen über die kürzliche Neueröffnung der neuen Dauerausstellung gelesen hatte: Die wollten wir sehen.

Wir verließen das Hotel erst mal auf der Suche nach Frühstück. Zum Morgen-Cappuccino aß ich sogar ein Stück Käsekuchen (das mir dann stundenlang quer kneifend im Magen lag).

Auf dem Weg zum Jüdischen Museum sahen wir uns auf der Museumsinsel um, jetzt ist ja ein weiterer Bauabschnitt beendet. Vielleicht brauche ich das fertige Gesamtensemble, um ihn richtig einschätzen zu können (Pergamonmuseum ist noch komplett Baustelle), im Moment sah das neue Stück für mich sehr abweisend aus.

Wir mäanderten zum Jüdischen Museum, es war einfach gewesen, einen Besuchstermin zu buchen (anders als bei der eben fertig restaurierten Neuen Nationalgalerie, die auf Monate ausgebucht ist).

Meine Eindrücke der folgenden beiden Stunden sind gemischt. Zum einen war ich angetan vom künstlerischen Anspruch und der Ästhetik der neuen Dauerausstellung. Zwar schien es es mir, als seien weniger Inhalte als in der Vorgänger-Ausstellung dargestellt (mein letzter Besuch ist allerdings zehn Jahre her), sehr viele als Kunstwerke/Installationen. Und daraus folgt das Zum anderen: In diesem Museum ist ohnehin die Architektur von Daniel Libeskind so dominant, dass sie manche Inhalte überstrahlt, jetzt gibt es einen weiterer Vordergrund für das, was erzählt und erklärt wird – ich frage mich, ob der Hintergrund, die eigentlichen Inhalte damit manchmal verdeckt werden. Nehmen wir als Beispiel das Thema Musik, das so präsentiert wird:

Am Anfang erklärt eine Tafel kurz die Präsenz musikalischer Elemente in jedem Bereich des Judentums, man hört sie in Nischen oder durch Berühren von Metallrohren. Die Wellen des Kettenvorhangs bekomme ich durchaus in eine Verbindung mit Schallwellen, doch die Erklärungen zu den einzelnen Sound-Stückchen sind sehr kurz (ich kann ein Shofar-Horn anhören, doch wozu dient es?) und das Eruieren der Technik zum Abrufen braucht zusätzliche Aufmerksamkeit.

Nach meinem Eindruck gehen all die originellen Präsentationsideen auf Kosten der Zugänglich- und Nahbarkeit, möglicherweise werden damit nur noch Menschen angesprochen, die bereits sehr viel über das Judentum und seine Geschichte in Deutschland wissen. Ich wüsste gerne, wie eine Besucherin das Museum erlebt, die sich vorher noch sehr wenig mit dem Thema befasst hat. (Ich hatte allerdings nicht den Audio-Guide genutzt, aber dort wären die fehlenden Inhalte auch nicht ideal aufgehoben.)

Präsentation des Themas Sabbath.

Immer wieder humorvolle Elemente.

Unter grauem Himmel spazierten wir gemütlich zurück ins Hotel. Ich holte eine Stunde tiefen Schlaf nach.

Abends waren wir in der Nähe bei einer Freundin aus Studienzeiten zum Essen eingeladen. Ich lernte einen sehr freundlichen Corona-Hund kennen und freute mich sehr über die Gelegenheit, die vergangenen beiden Jahre an Lebensinfo nachzuholen. (Und bekam eine Menge Spannendes vom hauseigenen Hobby-Formiculogen erzählt.) Es gab köstliches geschmortes Schweinfilet mit Oliven und Pflaumen, dazu Salat und gebratene Polenta. Wein ließ ich lieber aus.

In sternenklarer und sogar milder Nacht spazierten wir zurück.

§

Nachgeholt: Auf mehrfachen Wunsch ein Bild der Neuerwerbung aus dem Gemäldegalerie-Museumsshop an Kleid.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 1. September 2021 – Berlin 3: Jüdisches Museum in Neu“

  1. Brittbee meint:

    Eine spektakulär schöne Kette. Jensen Silber kann nie ein Fehler sein

  2. Nina meint:

    Die Kette <3

  3. Hauptschulblues meint:

    Wirklich sehr gut passend zum Kleid! Die Kette könnte ruhig 3-4 cm länger sein.

  4. dyke meint:

    Wunderschön!

  5. Anne meint:

    …und tolles Kleid! Und falls Sie sich gern über die Häuser und Menschen in Ihre Nachbarschaft lernen möchten: https://www.rbb-online.de/doku/b/berlin-kastanienallee.html

  6. Poupou meint:

    Ein Lesetipp zum Hotel/Schwimmbad Oderberger Straße

    https://www.iberty.net/2018/10/schwimmbad-berlin-stadtbad-oderberger-prenzlauer-berg.html?m=1

  7. die Kaltmamsell meint:

    Hatte ich hier seinerzeit verlinkt, Anne, und diesmal bereits einige der portraitierten Adressen entdeckt.

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