Archiv für September 2021

Journal Donnerstag, 16. September 2021 – Düster und warm

Freitag, 17. September 2021

Kurz vor fünf aus gutem Schlaf gerissen, weil sich vorm Fenster jemand laut aufregte.

Im Düstern in die Arbeit aufgebrochen (wieder keine Zeitung da), noch war keine Herbstkälte über den nassen Straßen in der Luft. Dafür begann es unterwegs wieder zu regnen, doch ich wurde nur etwas feucht.

Mittags zurrte ich den Geburtstagsaussflug übers Wochenende mit Herrn Kaltmamsell ins Altmühltal fest – hier gibt’s zumindest verlässlich gutes Essen.

Mittagessen war ein wenig Linsenpüree, außerdem gab es frische Feigen mit Sahnequark. Dazu hatte ich mir rechtzeitig das Abteilungsexemplar Süddeutsche geschnappt.

Nachmittags in der Arbeit viel Kampf mit Bürokratie, während es draußen immer wieder heftig regnete. Kurzübergabe zu Feierabend, ich habe mir Freitag freigenommen – vor allem für die Wahlhilfeschulung.

Heimweg mit immer wieder ein paar Regentropfen, Abstecher in den Vollcorner. Zu Hause endlich mal wieder eine kleine Yoga-Einheit: Dehnen rundum.

Abendessen war der Ernteanteil-Salat (Kopfsalat, ein paar Tomaten, eine kleine Gurke, Schnittknoblauch) mit Joghurt-Dressing, Nachtisch je eine saftig-frische Feige und reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

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Mal was einfach Wunderschönes: Ein Haus auf den Kykladen.

Journal Mittwoch, 15. September 2021 – Crosstrainer aushäusig

Donnerstag, 16. September 2021

Gute Nacht, ein bisschen zu früh zu Ende.

Der Morgen war zwar bedeckt, aber immer noch mild: Ich zog ohne Jacke los in die Arbeit.

Am Vormittag immer wieder bewusst die ratzekurzen Haare genossen und dass mir nichts mehr in die Stirn hängt.

Mittags kurz raus zum Discounter für Einkäufe (Obst, Brotzeit, Süßigkeiten). Mittagessen waren die Nudeln in gehaltvoller Sauce vom Vorabend. Meine Zeitung war wieder nicht geliefert worden, das Abteilungs-Exemplar hatte sich schon jemand anders geschnappt – dann las ich halt überm Mittagessen zur Abwechslung die FAZ (auch wenn mich der Verzicht auf Lokalnachrichten schmerzte – ich werde beim Süddeutschen-Abonnentenservice ein bisschen böse werden müssen, wenn mir die bezahlte Zeitung über Wochen einfach nicht geliefert wird; reine Meldung der Nichtlieferung hat nicht geholfen).

Nach Feierabend zog ich mich um und marschierte zum Sportverein: Endlich mal wieder ein Stündchen Crosstainer, der heimische ist ja dauerhaft kaputt. Ich schwitzte ordentlich, kam aber nicht zur Ruhe – ich hatte meine Kopfhörer vergessen, die Halle unter den Ausdauergeräten war menschenleer ohne Training, ich konnte meinen Geist nur an den verschiedenen Anzeigen der Trainingsintensität festhalten.

Unter düsterem Himmel ging ich heim, duschte, stellte das Abendessen fertig.

Das Linsenpüree mit Croutons schmeckte gut, aber nicht spanisch (obwohl nach spanischem Rezept aus dem Internet zubereitet). Vielleicht braucht es deutlich mehr Knoblauch und Olivenöl.

Zu heftigem Regen ins Bett.

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Hotel Matze als Youtube-Film: Paartherapie mit Hazel und Thomas, also mit Hazel Brugger und ihrem Mann Thomas Spitzer.

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https://youtu.be/bvN4uOsWUtU

Auch als Podcast wie gewohnt.

Fand ich wirklich spannend. Unter anderem überraschte mich, wie Thomas Hazel beschreibt, nämlich ausgesprochen kompetitiv.
Klasse auch, dass Hazel sich ein wenig in die Karten schauen lässt, wie ihre Comedy funktioniert – was so leichthin und lakonisch wirkt, ist natürlich exakt berechnet und durchgeplant.

Journal Dienstag, 14. September 2021 – Schwindel, aber Haarekurz

Mittwoch, 15. September 2021

Sie sind ja wirklich ganz zauberhaft: Vielen Dank für die Glückwünsche zum Bloggeburtstag!

Guter Nachtschlaf, der allerdings schon vor fünf endete. Jetzt steht auch wieder Herr Kaltmamsell um sechs mit verschwommenen Gesichtszügen in der Tür, gestern begann der Unterricht im Schuljahr 2021/2022. Beim Verlassen der Wohnung nahm er meine Hand: Ob ich ihn vielleicht in die Schule bringen könne? (Diese Situation ist für Lehrerinnen und Lehrer ja doppelt hart.) Mit etwas mehr Vorlauf hätte ich mir freinehmen können, das machen wir beim nächsten ersten Schultag nach Sommerferien.

Ein weiterer schöner Spätsommertag, es war sehr warm und leicht diesig. Ich ging nochmal in Sommerkleid und Sandalen in die Arbeit.

Allerdings fühlte ich mich gar nicht gut: Lange nicht mehr erlittenes Feature Schwindel. Gestern musste ich mich beim Arbeiten im Stehen immer wieder am höhenverstellbaren Schreibtisch festhalten, um nicht umzufallen.

Mittags gab es ein Stück Weißbrot und eine Honigmelone (nach sechs Wochen Nachreifen ganz ok). Nachmittags gesellte sich zum Schwindel eine Kreislauf-Attacke mit Schweißausbruch und Heißhunger, die mich über Honigwaffeln, Duplo und schwarze Schokolade in meiner Notfall-Schublade herfallen ließ. Hätte ich nach der Arbeit nicht den lang ersehnten Friseurtermin gehabt, hätte ich mich krank gemeldet.

So aber eierte ich nach Feierabend zum Stiglmaierplatz (die Schreibweise muss ich übrigens je-des-mal nachschauen) und ließ mir die Haare endlich wieder wirklich kurz schneiden. Gesprächsthema dazu die deutsche Parteienlandschaft: Es war hochinteressant, mal eine ganz andere Einordnung zu hören.

Daheim setzte ich umgehend Linsen auf für das Abendessen am Mittwoch: Puré de lentejas, spanisches Linsenpüree – ich versuche eines der wenigen Gerichte nachzubauen, die bei meiner spanischen Yaya wirklich schmeckten.

Als gestriges Nachtmahl hingegen servierte Herr Kaltmamsell das erste Gericht aus Rachel Roddys An A to Z of Pasta: Conchiglioni stuffed with spinach and ricotta, also große Muschelnudeln gefüllt mit Ricotta und Spinat, im Ofen mit Tomatensauce, Bechamel und vielerlei Käse überbacken.

Schmeckte ganz hervorragend und gehaltvoll, ich aß reichlich davon. Es passte nicht mal mehr Nachtisch dahinter.

Endlich mal wieder ein neues Buch angefangen, im Urlaub war ich vor lauter Rumlaufen, Internetlesen und -schreiben fast nicht zum Bücherlesen gekommen: Kännchen-Bloggerin Vanessa Giese hat beim Insel-Verlag einen Roman über die Luftfahrtpionierin Katharina Paulus veröffentlicht, Die Frau, die den Himmel eroberte; den lud ich mir aufs Lesegerät.

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Aufschlussreiches Interview mit einem Sozialwissenschaftler zur Ideologie der Taliban:
“Adam Baczko: ‘Die Taliban sind keine totalitäre Bewegung'”.

Die Taliban streben eine konservative Revolution an. Für die Sozialisten des zwanzigsten Jahrhunderts ist eine konservative Revolution ein Widerspruch. Aber die Taliban sind der Beweis dafür, dass es möglich ist. Sie reden ständig davon, zu den alten Zeiten zurückzukehren, die alte Ordnung wiederherzustellen, den Eigentümern ihre Rechte zurückzugeben, den Familienvätern die Autorität im Haus wiederzugeben. Es ist ein Diskurs der Rückkehr zu einer afghanischen Geschichte, die durch ausländische Interventionen unterbrochen worden sei. Es geht darum, die große Zerrüttung des Bürgerkriegs zu beseitigen. Dies ist offensichtlich eine erfundene und umgeschriebene Geschichte. Doch hinter dem Wunsch, wieder eine Kontinuität mit der Vergangenheit herzustellen, verbirgt dieser konservative Diskurs etwas Revolutionäres, denn die Taliban sind bereit, die Eliten und das Legitimationssystem in Afghanistan zu stürzen, um ihre mythische Vergangenheit aufleben zu lassen.

Ich fühle mich sehr an die Sehnsüchte in Großbritannien erinnert, die zum Brexit führten.

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Sie wohnen in/um München und kommen wegen Lieferschwierigkeiten nicht an ein neues Rad? Wir wär’s mit einem gebrauchten neuen Rad? Nächsten Freitag und Samstag ist wieder Radlflohmarkt der Stadt München.

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Regelmäßig mache ich mich über die gewollt originellen Abkürzungen für Forschungsprojekte lustig. Gestern musste ich aber gestehen: Um die Abkürzung des Zentrums für Brandforschung kommt man praktisch nicht rum.

Journal Montag, 13. September 2021 – Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings, 18 Jahre Bloggen

Dienstag, 14. September 2021

Seit Sonntagabend litt ich unter meiner Vergesslichkeit, die mich am Samstag beim Wandern wieder den Moskitos ausgeliefert hatte: Die Dutzende Stiche im Nacken, hinter den Ohren und an den Händen meldeten sich schmerzhaft. Aber sie waren nicht so schlimm, dass sie meinen Nachtschlaf gestört hätten (Fenistil FTW!), ich schlief nochmal gut (gegen den Partylärm mit Live-Band aus dem Nußbaumpark hatte ich allerdings die Fenster schließen müssen).

Das Gucken einer Show, in der die Kanzlerkandidat*innen in einem Fernseh-Studio von TV-Moderator*innen befragt miteinander reden sollen, gehört auch weiterhin nicht zu meiner politischen Meinungsbildung. Ich komme ja schon schwer damit zurecht, wie sich auf Twitter Zuschauer*innen über Fragmente daraus ereifern (und dass dafür das Wort “Triell” erfunden wurde – obwohl ich selbst ja selbst gerne mal Wörter erfinde, die mir praktischer erscheinen als der Bestand) – manchmal träume ich von einem ausschließlich schriftlich durchzuführenden Wahlkampf.

Milde Temperaturen, am Himmel Sonne und Wolken bei meinem frühen Fußmarsch in die Arbeit.

Mittags Quark mit Pfirsichen und Birne.

Fast pünktlicher Feierabend, denn ich war mit Herr Kaltmamsell fürs Kino verabredet. Auf dem Heimweg Einkäufe im Drogeriemarkt, zu Hause servierte der Herr zum frühen Abendessen ein Blumenkohl-Curry Alu Gobi, nach einem neuen, tomatigeren Rezept, aber auch sehr gut. Zum Nachtisch bestrich ich mir schnell eine Scheibe frisches Weißbrot mit Quittengelee.

Wir radelten durch den Spätsommerabend zum Cinema: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings. Ich amüsierte mich ausgesprochen gut, endlich mal ein fast durchgehend Asien-stämmiger Cast in einem Marvel-Superheldenfilm. Und ich mochte die Überraschungen gegen die erwarteten Topoi: Der Schurkenvater schaut gut aus und guckt freundlich, der komische Sidekick des Helden, gespielt von der großartigen Awkwafina, ist weiblich – und keine Liebesgeschichte, sondern Freundin. Der selbstreflektive Humor. Die Musikmischung aus asiatischen Versatzstücken und Gangster-Rap. Außerdem freue ich mich immer wieder über Michelle Yeoh, seit sie mich vor 20 Jahren in Crouching Tiger, Hidden Dragon zum ersten Mal verzauberte. Schauspielerisch stiehlt allerdings Ben Kingsley als britischer Schauspieler Trevor allen die Show, meine Güte ist der gut (das hatte er ja schon bei seinem ersten Auftauchen im Marvel-Universum in Iron Man 3 getan). Nach dem gelungenen Black Widow also noch ein guter Superheldenfilm der Phase 4 (wie Fanboy Herr Kaltmamsell die nennt). Ich empfehle die Rezension in der Süddeutschen von Doris Kuhn: “Prügelei im Märchenwald”.

Heimradeln durch eine sternenklare Spätsommernacht.

Ende August wurde dieses Blog 18 Jahre alt, ich erspare Ihnen alle Scherze über Volljährigkeit (ob Sie mir vielleicht sogar die Behauptung glauben würden, dass ich alt genug für Erinnerung an Volljährigkeit mit 21 bin?).

We’ve come a long way. Von den Anfangszeiten mit Besucherzählern und Gästebüchern (nicht bei mir, aber grundsätzlich), mit Runterrechnen aller Bilder, weil die Seite sonst so lange geladen hätte, und Internetzugangszeit doch teuer war. Über all die Jahre, in denen eigentlich nur andere Bloggerinnen und Blogger hier lasen und kommentierten. Der Übergang zu ausschließlich längeren Texten, weil kurze Bemerkungen und reine Link- oder Foto-Posts zu Twitter gewandert waren. Die Veränderung der Bloglandschaft: Erst durch die Professionalierung Einzelner mit PR-Sponsoring (lange vor Erfindung des Begriffs “Influencer”) und durch Unternehmensblogs, dann weil die früheren persönlichen Blogtexte allmählich zu Facebook umzogen, auch weil man dort die Sichtbarkeit für ausgewählte Leser*innen regulieren konnte.

Mein Blog ist ein komplett überholtes Modell, das es noch nie brauchte, das deshalb auch nie Schule machte, ein Relikt aus den Aufbruchzeiten des Web, als es noch Verheißung war und nicht Bedrohung. Ich genieße seine Irrelevanz immer noch als Freiheit und tippe hartnäckig in diese völlig egale Ecke des Internets, damit es wenigstens einen kleinen Garten in den unendlichen Weiten des Webs gibt, in dem die Utopie des “Everybody has a voice” weiterlebt. Auch wenn die tägliche Bloggerei leicht zwanghafte Züge hat. Dank allen, die hier mitlesen, die sich beteiligen.

Journal Sonntag, 12. September 2021 – Häuslicher Sonntag

Montag, 13. September 2021

Wieder schön lang geschlafen.

Für gestern war strahlender Sonnenschein angekündigt, ich hatte einen weiteren Freibadschwumm mit Sonnen geplant. Doch das Wetter hielt sich wie schon am Samstag nicht an die Vorhersage: Es war überwiegend bewölkt, das zog mich nicht recht raus.

Kastani geht’s heuer nicht gut.

Also Planänderung: Ich legte mal wieder ausführliches Krafttraining daheim ein, mit Hanteln und Reha-Übungen.

Anschließend Körperpflege, Pediküre.

Frühstück um zwei: Brot aus der Gefriere mit Butter und Marmelade, zwei Pfirsiche.

Mild war es aber, ich las die Wochenendzeitung auf dem Balkon.

Es war dann Herr Kaltmamsell, der einen Spaziergang vorschlug (!). Das Wetter war freundlicher geworden, wir gingen über den Alten Südfriedhof zur Isar.

Hier steht eigentlich das Denkmal zur Sendlinger Mordweihnacht, wird wohl gerade restauriert. Der Schmetterling ist aber auch schön.

Von der Wittelsbacherbrücke aus gingen wir die Isar stadteinwärts, das hatte ich schon lang nicht mehr gemacht.

Ob diese Figur an der Reichenbachbrücke wohl “Montag” heißt?

Müller’sches Volksbad hinter der Baustelle Ludwigsbrücke.

Blick von der Maximiliansbrücke, über die ich sonst nie gehe.

Zurück daheim noch eine Runde Pflicht: Es hatte sich wieder eine gute Stunde Bügelwäsche angesammelt.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Nudeln mit dem Rest Short Ribs vom Freitagabend. Nachtisch ein wenig Eis, Schokolade.

Früh ins Bett weil müde.

Journal Samstag, 11. September 2021 – An der Isar entlang von Freising nach Moosburg

Sonntag, 12. September 2021

Wir wollten nochmal wandern. Auf der Bahnfahrt in den Bayerischen Wald waren wir auf die Idee gekommen, die Isar, die wir eine Weile sahen, entlang zu gehen: Eine Fortsetzung der Isarwanderung von Ismaning nach Freising vor vier Jahren.

Nach Ausschlafen bis acht und gemütlichem Morgen brachen wir gegen elf zum Bahnhof auf. Das Wetter war als durchwachsen angekündigt, wir packten Regenjacken ein (der Sonntag mit sicherem Sonnenschein passte uns nicht so gut). Ziemlich voll besetzte Regionalbahn nach Freising, die Bayern-Cosplayer darin deuteten bereits an: In Freising ist Volksfest (ohne infektionsträchtige Bierzelte und deshalb in “Familienpark” umbenannt).

Auf der Wanderung bekamen wir einige Tiere zu sehen: Schon auf der Hinfahrt sah ich ein Reh vor einem Maisfeld und den ersten Falken. Die Wanderung bot dann Schwalben, Eichelhäher, endlich mal einen Grünspecht, Gänsesäger, Graureiher, Libellen, Schmetterlinge, Kormorane, auf der Heimfahrt saß ein Kaninchen im Feld. Blöderweise hatte ich die unangenehmen Tiere schon wieder vergessen: Stechmücken. Wieder hatte ich nur an Sonnenschutz gedacht und nicht an mein Mückenspray. Direkt am Fluss war das gar nicht schlimm, doch sobald wir uns in die Nähe von stehenden Gewässern begaben, von Pfütze bis Tümpel, also zu den Mücken-Brutplätzen, versuchten die Viecher mich zu fressen. Zum Glück schützten mich lange Hosenbeine und kurze Ärmel, doch ich ärgerte mich sehr über meine Dummheit. Zumindest habe ich das Fenistil für die Folgen bereits daheim.

Um Abwechslung in die Strecke zu bringen, hatte Herr Kaltmamsell eine alternative Route über Dörfer nördlich der Isar als Alternative herausgesucht. Dahin bogen wir bald Richtung Marzling ab und genossen Ausblicke übers Isartal, musste aber feststellen, dass es sich um eine Radwanderroute hauptsächlich auf Landstraße handelte. Da geht sich’s nicht schön, nach wenigen Kilometern kehrten wir an den Uferweg der Isar zurück (ebenfalls Radwanderweg, doch es waren nicht viele unterwegs). Was es dort nicht gab, waren Bankerl zum Pausenmachen. Wir ruhten uns auf einem als “Picknickplatz” deklarierten Baumstamm aus, ich aß Äpfel.

Das Wetter hielt, wir gingen meist in Sonnenlicht, das von Bäumen gefiltert wurde. Der Auwald war wildromantisch, wir sahen viele zerbrochene und umgestürzte Weiden.

In Moosburg hatte ich zum Einkehren einen Gasthof in der Nähe des Bahnhofs ausgesucht. Auf dem Weg dorthin von der Isar kreuzten wir die Stadt einmal, stellten fest, dass auch hier Volksfest war und dass das ein ganz bezauberndes Städtchen ist, einen eigenen Besuch wert. Hier erwischte uns auf den letzten Metern doch noch ein Regenschauer, jetzt aber wirklich verschmerzbar. Für die rund 20 Kilometer waren wir gut fünf Stunden unterwegs – und beide erstaunlich erschöpft. Allerdings hatten wir auch beide bereits beim Start gemerkt, dass wir unterdurchschnittlich fit und von der Woche müde waren.

Zur abschließenden Brotzeit gab es Kässpatzen für Herrn Kaltmamsell, den größten Teil eines Brotzeittellers für mich, außerdem den Beilagensalat meines Begleiters.

Die Bahn zurück nach München war wieder gut gefüllt, auf dem Heimweg holten wir uns noch zum Nachtisch ein Eis beim Nachbarschafts-Eisdieler.

Isar bei Freising.

Marzling

Aussicht übers Isartal.

Idyllischer als die im Verlauf der Wanderung immer breitere Isar war die ein Stück parallel fließende Moosach:

Aber an der Isar ging es sich auch schön.

Einkehren in Moosach:

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20 Jahre war es gestern her, dass Terroristen vier Passagierflugzeuge als Massenmordwaffen verwendeten, zwei davon ins World Trade Center in New York flogen, eines ins Pentagon; das vierte – das hatte ich fast schon vergessen – wurde von eingreifenden Passagieren zum Absturz gebracht, ohne dass es mehr zerstören konnte (das hatte mich seinerzeit fast am meisten bewegt). Gestern fragte ich Herrn Kaltmamsell zum ersten Mal, wie er dieses Ereignis erlebt hatte – unsere Berufsleben waren damals sehr weit voneinander entfernt.

Immer noch ist die Brutalität der Tat so unfassbar, dass ich mich ihr nur anhand von Details nähern kann. Esquire schreibt über den Umgang mit Fotos des Ereignisses, genauer: mit den Fotos von den Menschen, die sich zwischen Einschlag der Flugzeuge und Zusammenbruch der Wolkenkratzer in den Tod stürzten.
“The Falling Man”.

Lange waren sich nämlich die Redaktionen einig gewesen, dass man diese Bilder nicht zeigen würde. Und alle Stellen, dass man diesen Aspekt ausblenden würde – bis hin zur Unmöglichkeit, die Zahl der so ums Leben gekommen Menschen zu erfassen. Das ändert sich wohl gerade.

Journal Freitag, 10. September 2021 – Wochenabschluss comme il faut

Samstag, 11. September 2021

Schlaf ok, dennoch freute ich mich auf Wochenende mit langem Ausschlafen.

Der Morgen war mild, es machte gar nichts aus, dass wir über Nacht die Balkontür hatten offenstehen lassen.

Sonniger Weg in die Arbeit, keine Jacke nötig.

Auf der Theresienwiese sammelte sich Polizei gerade mit einem Dutzend Mannschaftswagen vor dem Klimacamp.

Der Arbeitstag startete mit Emsigkeit, dieses ruhige Wegarbeiten mit nur wenigen Querschüssen mag ich.

Mittags gab es Gurke und Paprika aus Ernteanteil, außerdem sehr gute Birne mit Hüttenkäse. Nachmittags brauchte ich noch ein Stück schwarze Schokolade.

Den sonnigen und warmen Heimweg verlängerte ich durch einen Bogen über die Theresienwiese und ein paar Umwegen durchs Gärtnerplatzviertel für ein paar Einkäufe beim Eataly. Als ich um sechs heimkam, kämpfte Herr Kaltmamsell gerade mit einer überraschenden Fruchtfliegen-Plage: Ich mixte die bewährte Todesfalle von Cucina Casalinga.

Wir läuteten das Wochenende mit endlich mal wieder Cocktails im Auroom ein. Wirt Alex riet vom Draußensitzen ab, es werde gleich heftig regnen – und hatte recht, obwohl bei unserer Ankunft der Himmel blau war. Wir zeigten unsere Impfzertifikate vor, checkten mit der Corona-Warn-App ein und setzten uns an die Bar.

Herr Kaltmamsell hatte sich aus der Karte einen Cucumber Gimlet ausgesucht, ich ließ mich beraten: Mein Wunsch “herb mit Kick” wurde ein Missing Link, der mir sehr gut schmeckte. Erwachsen und vernünftig beließen wir es bei dem einen Cocktail, daheim warteten nämlich schmorende Short Ribs im Ofen auf uns, zu denen es ein Glas Wein geben sollte.

Auf dem Rückweg begegneten wir auf der Lindwurmstraße einer kleinen Demo mit mehr Polizei als Demo-Volk (und ohne Plakate oder Sprechchöre, es war nicht herauszufinden, worum es ging – Rat der PR-Fachfrau, den Ihnen auch Tante Trudi geben würde: Wenn Sie ein Anliegen durch eine Demo vertreten, stellen Sie sicher, dass man es erkennt).

Die Short Ribs vom Herrmannsdorfer waren ganz hervorragend geworden (mit Zwiebel, Ernteanteil-Karotten, Lauch und in Rotwein), der mallorquinische Wein passte zur Abendunterhaltung, die wir im Fernsehen gefunden hatten: Die Doku “Das andere Mallorca” von 1968. Pauschalurlaub zwischen damals noch Eselskarren – ein weiteres Zeitreiseziel auf meiner Liste.

Nachtisch Melone und Schokolade, ein Gläschen Limoncello.