Journal Mittwoch, 17. November 2021 – Wieder kein Theater

Donnerstag, 18. November 2021 um 6:23

Die Schlafunterbrechung war diesmal so gründlich (inklusive Angst-, Sorgen und Ärgergefühle), dass ich nach einer halben Stunden aufstand, mich warm anzog und eine halbe Stunde las, bevor ich zurück ins Bett ging und wieder einschlief. Bei Weckerklingeln hätte ich sehr gerne weitergeschlafen.

Draußen weiter neblig, kalt und feucht. Wehmütige Erinnerung an Zeiten, in denen ich um Weihnachten/Silvester ein paar Tage in etwas sonnigere Gegenden fliehen konnte, Kraft zum Durchhalten der düsteren Wintermonate sammeln konnte.

Zackig Arbeit in der Arbeit, Zackigkeit gesteigert durch das Vorhaben, ganz früh zu gehen, um noch Lebensfreude für den abendlichen Theaterbesuch zu haben, nach 20 Monaten endlich wieder.

Mittags gab es zur Zeitungslektüre Apfel, Hüttenkäse, Granatapfelkerne.

Plan war also gewesen, um halb vier Feierabend zu machen, um genug Liebe zur Welt für einen Theaterbesuch aufzubringen (erfahrungsgemäß beginne ich ab 16 Uhr im Büro die Welt zu hassen, mal mehr mal weniger). Nur dass es mir gar nicht gut ging: Bleiern erschöpft, Bauchweh, Kreuzweh, Frieren (zwischen Glutattacken, die ich gestern zum Aufwärmen sogar öfter brauchen hätte können) – insgesamt dringendes Bedürfnis nach gepflegtem Zusammenbruch. (Mein Körper hat das mit der Psychosomatik nicht ganz kapiert, richtig krank werde ich einfach nie, nur immer noch niedergeschlagener bis verzweifelt.) Ich konnte mir nicht vorstellen, dreieinhalb Stunden (!) Theater durchzuhalten. Auf die Inszenierung des Romans Effingers hatte ich mich nach der Lektüre eigentlich gefreut, doch musste ich einsehen, dass es nicht ging. Verbuchte ich halt das Daheimbleiben als Pandemiebekämpfung weil Kontaktreduktion, Geld haben die Kammerspiele ja trotzdem bekommen.

Ich arbeitete ordentlich was weg, war im Verlauf des Nachmittags nur böse auf den beißenden Hunger, weil ich echt keinen Appetit hatte.

Normaler Feierabend, ich kaufte auf dem Heimweg unterm Stachus noch Tee und tobte mich im Lindt-Laden aus (alle hundertdrölfzig Sorten Lindor-Kugeln!).

Zu Hause eine angenehme Runde Yoga. Herr Kaltmamsell hatte abends eine Videotelefon-Verabredung und mein Abendessen vorbereitet: Frische Nudeln mit Salbei. Danach Süßigkeiten.

Beim Lesen der gestrigen Infektionszahlen in München musste ich laut und verzweifelt lachen. Für die Chronik halte ich hier mal ein paar Screenshots fest (die scheinbar niedrige Inzidenz und der schöne R-Wert vor einer Woche noch liegen an ein paar Tagen mit Übertragungsproblemen der Zahlen):

Da die Politik Schließungen weiter hartnäckig ausschließt (die in den vorherigen Wellen den deutlichsten Effekt auf ein Senken der Infektionen hatten, weil sie am deutlichsten die Kontakte senkten), wird diese Entwicklung so weitergehen. Und eigentlich wissen wir ja auch, dass die Auswirkung von Infektionszahlen erst zwei Wochen später in den Krankenhauszahlen sichtbar werden.

RKI-Chef Lothar Wieler hat das gestern auf Anfrage der sächsischen Landesregierung auseinandergesetzt, hier die wichtigsten Ausschnitte seiner Erklärungen per Video in einem Twitter-Thread.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 17. November 2021 – Wieder kein Theater“

  1. Beate meint:

    Ich bin nur noch sprachlos ob dieser Entwicklung. Es war alles vorhersehbar.

  2. Eva Maria meint:

    Same here, werte Frau Kaltmamsell: Nächtliches Nicht-mehr-schlafen-können (bei mir wegen der Seuche ). Bei uns wird ein “Winterzauber” geplant als Ersatz für den Christkindlmarkt. Und unser Oberbürgermeister freut sich öffentlich angesichts der Absagen der Weihnachtsmärkte rundrum, daß dann alle zu uns kommen werden (!!) Aktuelle Inzidenz = 634. Das wird kein “Winterzauber” sondern ein potentiell tödlicher Deppenmagnet. Kopf-Tisch-Geräusch

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