Journal Montag, 22. November 2021 – Impf 3
Dienstag, 23. November 2021Schlechte Nacht wegen einem überraschenden neuen Körper-Feature: Meine Nasenschleimhäute machten dicht und ließen keine Luft mehr durch. Das war aber nicht mit irgendwelchen sonstigen Erkältungs- oder Allergiesymptomen verbunden. Irgendwann stand ich auf und genehmigte mir einen Spritzer Nasenspray in ein Naseloch, um nicht durch den Mund atmen zu müssen (was mir sofort den Hals schmerzhaft austrocknet). Beim Weckerklingeln war ich völlig benommen.
Arbeitsweg durch sinkenden Nebel, kalten Dampf. Auf der Theresienwiese wurde das eben erst aufgebaute Tollwood wieder abgebaut: Absage wegen Corona.
Und der kleine Weihnachtsmarkt vorm Verkehrsmuseum am Bavariapark war bereits fast verschwunden.
Wenn andere das Wochenende durcharbeiten, bedeutet das für mich: Montagmorgen muss ich das alles erst mal hinterherarbeiten. Ich bin ganz sicher, dass da irgendwo etwas nicht ganz richtig ist.
Vormittags klingelte mein Mobiltelefon (so selten, dass immer ein erwähnenswertes Ereignis). Anruf vom Klinikum Garmisch: Sie mussten meinen Termin zur Abschlussuntersuchung Hüft-TEP absagen, alle Untersuchungen und planbare OPs finden wegen der Corona-Lage nicht statt, erst mal bis Mitte Januar. Ich hatte sowas erwartet, nutzte aber die Gelegenheit, mich nach der Lage im Klinikum zu erkundigen und für allerbeste Wünsche ans Team. Mal wieder ist mir klar, welches Dussel ich hatte, dass meine Hüft-OP samt Reha am Start der zweiten Corona-Welle überhaupt stattgefunden hat.
Mittagessen: Pumpernickel, Banane, Hüttenkäse.
Ein bleiern grauer Tag, sind wir hier in Berlin oder was?
Mitten am Nachmittag machte ich Feierabend für meinen Impftermin auf der Theresienwiese (vor zwei Wochen über das bayerische Impfportal gebucht, dort kann man inzwischen nicht nur Impfzentren, sondern auch die kleineren Impfstationen wählen, und die auf der Theresienwiese liegt halt für mich – im Gegensatz zum Münchner Impfzentrum in Riem – supergünstig). Gerade mal fünf Monate nach Zweitimpfung und jetzt auch noch ohne die Begründung des anstehenden Klinik-Termins hatte ich so richtig das schlechte Gefühl mich vorzudrängeln. Aber wenige Stunden vor Termin abzusagen, fühlte sich auch nicht konstruktiv an. Ich hatte mir bereits alle möglichen Entschuldigungen und Rechtfertigungen zurechtgelegt, war auch bereit, mich unverrichteter Dinge wieder hinten anzustellen – doch niemand fragte. Ziemlich geordnet wurde ich durch die Stationen gelotst (keinerlei Schlangen, aber Impfen auch nur mit Termin), fühlte mich doch noch kurz unzulänglich, weil mir eine Angestellte erklärte, ich hätte die Unterlagen der vorherigen Impfungen mitbringen müssen (darauf hatte nichts auf den Webseiten zur Impfung hingewiesen, die ich wirklich gründlich gelesen hatte). Doch als es derselben Angestellten die Sprache verschlug, weil ich alle Aufklärungs-, Einwilligungs- und Anamnesebögen in der aktuellsten Version vom 18.11. ausgefüllt, ausgedruckt und unterschrieben mitgebracht vorlegte (“Ach das haben Sie schon alles…?”), ging es mir besser.
Im eigentlichen Impf-Kabuff traf ich auf eine Ärztin mit Assistenz, kurzes Geplänkel über meinen ungewöhnlichen Namen. Dann: “Was soll’s denn sein?” – ich nahm nach zweimal BioNTech gerne Moderna (“Gute Wahl, liegt voll im Trend!”). Ich bekam ein paar neue Unterlagen, dankte herzlich für den Einsatz, und schon saß ich in dem kleinen Wir-warten-auf-Impfreaktionen-Bereich direkt vor dem Ausgang.
Heimspaziert über die dunkle Theresienwiese (gekreuzt von vielen Radler*innen, einige ohne Licht – ich passte höllisch auf, derzeit will man wirklich, wirklich, wirklich nicht in einem Krankenhaus landen). Daheim eine Runde Yoga, Rumpfstärkung.
Letzten Granatapfel aus der Crowdfarming-Kiste entkernt, Biomarkt-Mango dazugeschnippelt, in ein Glas als Dienstagsbrotzeit gefüllt. Passgenau ist für Dienstag die erste Lieferung von meinem adoptierten Orangenbaum angekündigt.
Abendessen waren spanischer Ziegenkäse (links der alte – ganz hervorragend, rechts der mittelalte – sehr mild), selbstgebackenes Brot, Tomätchen. Nachtisch Gewürzspekulatius und exotische Lindor-Sorten (wenn Sie die Kugeln mögen, ist der Lindor-Laden in den Stachuspassagen wirklich einen Besuch wert).
Im Bett (spürbare Impfarm-Schmerzen) ein neues Buch begonnen: Robert Galbraith, Lethal Withe, der vierte aus der Reihe Cormoran Strike soll nach dem schwachen dritten ja wieder besser sein. Sofort in die Romanwelt gezogen worden.