Journal Montag, 13. Dezember 2021 – Weihnachtsvorbereitungen in nassem Nebel
Dienstag, 14. Dezember 2021 um 6:37Ich war zu Regenrauschen eingeschlafen, der Wecker klingelte zu Regenrauschen (dazwischen weniger guter Schlaf mit einer längeren Wälz-Pause). Mit verklebten Augen aufgewacht, sie brannten auch den Tag über – zu viel Schneesonne erwischt? Ich sollte mir wahrscheinlich wirklich bei solchen Lichtverhältnissen das Tragen einer Sonnenbrille angewöhnen. (Die ich gar nicht mehr habe, die Gläser meiner alten taugen nicht mehr – hiermit Selbsterinnerung, beim Stamm-Optiker neue reinmachen zu lassen.)
Mein Weg in die Arbeit fiel in eine Regenpause, es war einfach nur so greislich und nass. Ich war müde und fühlte mich verkatert – dabei gab’s am Vortag keinen Tropfen Alkohol.
Mittagessen: Pumpernickel mit Butter (das Ende meiner Freude daran ist nicht abzusehen) und Granatapfelkerne.
Die Verkaterung entwickelte sich über den Vormittag zu einem richtigen Krankheitsgefühl mit böse schmerzenden Nebenhöhlen (Heimgehen war wegen der Putzleute zu Hause nicht attraktiv), der Feierabend war sehr willkommen.
Ich verließ das Büro zu Blade Runner-Ansicht (gleich darauf flog von rechts ein Auto ins Bild): Über den Nachmittag war es neblig geworden.
Das Draußen tat mir gut, ich ging wie geplant über Einkäufe für die Woche beim Vollcorner heim.
Zu Hause turnte ich nochmal die Yoga-Einheit vom Sonntag, nach einem Bürotag bin ich deutlich unfitter (und sind meine Füße immer kurz vorm Krampfen) als nach einem Tag daheim.
Zum Abendessen hatte Herr Kalmtmamsell einen Eintopf aus restlichem Ernteanteil zubereitet: Grünkohl, Pastinaken, Kartoffel. Dazu kamen weiße Bohnen und Bauernwurscht.
Nachtisch reichlich Mutters Plätzchen.
Ich recherchierte fürs Weihnachtmenü – neben dem Blaukraut und einem veganen Nachtisch, der bereits feststeht, darf ich eine vegane Alternative zur Gans mitbringen. Das machte sehr viel Spaß, vor allem weil ich dabei ständig an geliebte Menschen dachte. Doch mir ist bewusst, wie wenig selbstverständlich das ist: Ich kenne zu viele Menschen, für die die Vorstellung eines Familientreffens zu Weihnachten Horror bedeutet, weil ihre Familien so schlimm sind. Für die werde ich mitfeiern.
Herr Kaltmamsell schrieb Weihnachtskarten in die halbe Welt. Der Mann hat aber auch eine wunderschöne Handschrift! In jeder Gruppe, auch unter Kolleg*innen, gibt es ja den einen oder öfter die eine, die deshalb immer alles schreiben muss, wenn etwas von Hand zu schreiben ist – ich habe in der Arbeit bei Geschenken zu runden Geburtstagen und Abschiedgeschenken schnell herausgefunden, wer das ist. Und Herr Kaltmamsell war das immer in seinen Arbeitsumgebungen. Zumindest bislang, bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, wie deutlich Handschrift tatsächlich aus dem Arbeitsalltag verschwindet.
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In einem Zeit-Interview weist Rechtsextremismusforscher Miro Dittrich darauf hin:
“Querdenker:
‘Man macht dieselben Fehler wie bei Pegida'”.
Miro Dittrich: Das Gewaltpotenzial dieser Szene war immer da, aber es wird konkreter. Hätte man diesen Leuten früher zugehört, hätte man schnell festgestellt, dass es bei ihren Forderungen nicht um Corona-Maßnahmen, sondern um einen Umsturz des Systems geht. Es war immer klar, wo das enden muss. Denn die Demonstrationen mussten ja scheitern.
ZEIT ONLINE: Warum?
Dittrich: Weil das, wogegen sie demonstrieren, frei erfunden ist. Es gibt ja keine Corona-Diktatur.
Das ist genau der Punkt, der mich schon zu Beginn der Proteste 2020 ratlos machte: Es wurde gegen etwas protestiert, das selbst erfunden war. Wie will man da diskutieren, zueinander finden?
Sozialpsychologin Pia Lamberty zeigt auf: Die Politik muss konsequent gegenhalten. Jedes Gewährenlassen oder Kompromissbereitschaft beweisen den verfassungsfeindlichen Störern, dass Gewalt und Randale der richtige Weg waren und dass sie im Recht sind.
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Montag, 13. Dezember 2021 – Weihnachtsvorbereitungen in nassem Nebel“
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14. Dezember 2021 um 6:47
Probleme mit den verklebten Augen habe ich auch, führe diese aber auf die trockene Luft in Innenräumen zurück.
In meiner Umgebung bin übrigens ich diejenige mit der tollen Handschrift (hätte zu Schulzeiten auch niemand geahnt).
Aber leider versaue ich mir gerade meine Schrift: Das Kind lernt in der Schule eine andere Schreibschrift als ich es in den späten 70ern tat. In den letzten 40 Jahren hat sich meine Schrift verschliffen und nun versuche ich der aktuellen Schulschreibschrift näher zu kommen und das ist alles nicht mehr harmonisch.
14. Dezember 2021 um 11:37
Liebe Frau Kaltmamsell, die Erwähnung von Pumpernickel in einem Ihrer vor Wochen geschriebenen Blogeintrag verführte mich dazu mir dieses ebenfalls zu besorgen; seitdem: dick Butter, Brie, Taleggio oder auch gerne geräucherte Gänsebrust. Einfach nur köstlich. Weiterhin guten Appetit.
15. Dezember 2021 um 10:10
Wäre sehr erfreut über eine Empfehlung für eine Pumpernickel-Sorte.
Danke.
S.
15. Dezember 2021 um 20:43
Tatsächlich, Scardanelli, nehme ich, was angeboten wird. Abraten kann ich nur von einer Marke mit dem Foto eines Paars auf der Packung: Die Scheiben klebten so stark aneinander, dass ich sie selbst mit einem Messer kaum trennen konnte.