Journal Samstag, 18. Dezember 2021 – Weitere Wohnungseinrichtung
Sonntag, 19. Dezember 2021 um 8:22Nicht so gute Nacht, und dann wachte ich auch noch viel zu früh endgültig auf.
Als der Tag sich als solcher zeigte, trug er das fahle Hochnebelgrau des Dezembers, er hätte es auch bleiben lassen können. Für den Vormittag waren meine Eltern angekündigt, die liebenswerterweise wieder beim Wohnungseinrichten halfen. Geplant war auch ein wenig Christkindlmarkt-Simulation, also holte ich nach Elternankunft schnell noch Semmeln für Rengschburger spezial.
Mein Elektrikervater brachte die vor Monaten gelieferte Lampe im Arbeitszimmer an, stellte dabei aber Inkompatibilität mit den Dimm-Schaltern fest (von der Vormietern übernommen, ich kann mich nicht erinnern, mir je Dimmer gewünscht zu haben). Das kam unvorhergesehen, also hatte er keine Ersatzschalter dabei; wir bekamen erst mal ein professionelles Provisorium.
Links an, rechts aus, mein Vater versicherte, dass wir uns keinen Schlag beim Ein- und Ausstecken holen konnten.
Ich gehe davon aus, dass ich an Weihnachten den Schalter in die Hand gedrückt bekomme zum Selbstmontieren (was ja nun wirklich kein Hexenwerk ist) (…lautet genau die Haltung, mit der ich schon viel kaputtgekriegt habe).
Eine weitere Lampe konnte er wie vorhergesehen nicht anbringen: Dafür muss erst auf Putz einen Leitung gelegt werden. Doch jetzt konnte er sehen, welches Material er dazu brauchen würde.
In meinem Schlafzimmer wurde eine Wand (fast) engültig, mit Bohrmaschinenlöchern (“Da ist überall Hohlraum!” – Herr Papa benötigte Holzdübel) für einen Spiegel, mehrere Bilder, ein Regal – das Regal wird allerding mit Haken befestigt, zu denen wir keine geschlossenen Haken als Gegenstück hatten; die werde ich besorgen müssen. Meine Mutter hatte sehr nützliche Ideen für ein Umstellen der Möbel im Arbeitszimmer; vielleicht werde ich das vorhandene und nie genutzte (weil ungemütliche) Sofa doch nicht loswerden müssen.
Dann waren wir für gestern schon durch. Herr Kaltmamsell hatte in der Zwischenzeit Regensburger halbiert und gebraten, die wurden in der Semmel mit süßem Senf, Meerrettich und Essiggurken zu Rengschburger spezial, er hatte außerdem Glühwein erhitzt. Fast hätte ich die gebrannten Mandeln vergessen, die ich zur Christkindlmarkt-Simulation besorgt hatte, aber auch hier war auf Herrn Kaltmamsell Verlass. Meine Eltern verabschiedeten sich mit den restlichen Weihnachtsgeschenken für die Familie.
Mitgebracht hatten sie auch zwei Klappstühle aus dem 1970ern, mit denen ich groß geworden war (sie hatten über Jahrzehnte im Häusl eines Kleingartens ihren Dienst getan, der Garten wurde jetzt aufgelöst).
Ich war verblüfft, wie hochwertig und solide damals selbst Klappstühle gefertigt worden waren. Die Stühle freuen mich sehr und werden das wohl noch lange tun.
Doch Alkohol mitten am Tag hatte ich schon lang nicht mehr – und entsprechend vergessen, wie unbrauchbar ich angetrunken bin. Nicht nur kann ich nichts erledigen, weil Konzentration fehlt, ich bin auch noch ausgesprochen unentspannt.
Über eine Runde Twitter-Nachlesen nüchterte ich aus, die Post brachte von Crowdfarming ein Kistlein Avocados und die nächste Kiste adoptierte Orangen. Herr Kaltmamsell erspähte einen (den?) Sperber vorm Balkon, die erste Sichtung aus der neuen Wohnung.
Gegen drei war ich wiederhergestellt. Ich brachte erst Lampenkartons ins Altpapier, kam beim Zerstückeln ins Schwitzen, dann brach ich zu einem Spaziergang auf. Ich marschierte über die Theresienwiese (einige Polizei-Kleinbusse, die Laufschrift “melden Sie Ansammlungen” wies auf die Erwartung von ungenehmigten Demos von Querdenkern gegen Corona-Maßnahmen und erfundene Diktatur hin) zum Westpark.
Winterbetrieb im Café Gans am Wasser, im Vordergrund streitende Blesshühner.
Die gute Stunde Fußmarsch tat mir gut, beseitigte aber nicht die allgemeine Wut auf alles.
So hatte ich daheim überhaupt keine Lust auf die geplante Essensvorbereitung für Sonntag und brach nach ersten Schritten ab. Aber eine weitere Runde Salzmandeln aus den andalusischen Crowdfarming-Mandeln bereitete ich zu.
Lektüre der Wochenend-Zeitung, Knabbern der noch warmen Salzmandeln (köstlich), bis Herr Kaltmamsell das Nachtmahl servierte: Pasta e fagioli (Eintopf aus weißen Bohnen und Nudeln) aus Rachel Roddys A-Z of Pasta.
Nicht schön, aber sehr gut, und für Jahreszeit und Wetter genau das Richtige. Nachtisch Orangen (immer noch nicht wirklich süß) und Weihnachtssüßigkeiten.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Journal Samstag, 18. Dezember 2021 – Weitere Wohnungseinrichtung“
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19. Dezember 2021 um 8:27
>Inkompatibilität mit den Dimm-Schaltern
Ahem. Ich zitiere: “Das ist kein Schalter, das ist ein Taster.”
19. Dezember 2021 um 8:45
Ah, dieses Klappstuhlmodell kenne ich auch noch aus meiner Kindheit, und ich könnte wetten, dass mindestens zwei davon noch immer im ehemaligen Haus meiner verstorbenen Mutter das längst jemand anderem gehört existieren. (Nur nicht so hübsch angestrichen, das wirkt ja geradezu wie neu!)
19. Dezember 2021 um 9:17
Auch der Anstrich noch original, FrauZimt: Dunkelrot eingelassen und klar drüberlackiert.
19. Dezember 2021 um 10:13
Der Stuhl ist super!
Aber man muss auf den Parkett aufpassen, die Stuhlbeine verkratzen das Holz
19. Dezember 2021 um 11:01
Als Parkettbewohner seit 25 Jahren haben wir einen großen Bestand aufklebbare Filtzgleiter, ME – denn ALLE Stuhl-, Sessel- und Tischbeine verkratzen das Holz.
19. Dezember 2021 um 11:51
Diese Dimmer, mein Vater liebte sie. Und konnte sie nicht anschließen. Er war technisch sehr unbegabt aber kreativ bezüglich der unterschiedlichen Kabel. Und Dimmer haben einige. Es dauerte Stunden, wir mussten uns abwechseln im Taschenlampehalten. Er schaffte es sogar, dass alle Lampen im Haus nur noch auch halbe Kraft liefen, und Fön und Staubsauger nur noch röhrten, mit dem Anschluss nur eines Dimmers.
Als dann der Elektriker kam, sagte dieser noch: Welcher Idiot….
Meine Mutter hielt in allen Lebenslagen zu ihm. Der Nachbar, sagte sie.
19. Dezember 2021 um 12:32
Holzdübel in einer Wand? Wirklich Holz?
Mein Vater hatte in den Siebzigern kleine konische Holzklötzchen in marode Fachwerkwände eingegipst, um etwas anzuschrauben – aber macht man das heute auch noch? Gibt doch mittlerweile jede Menge unterschiedlicher Spezial- und auch spezielle Hohlraum-Dübel.
Konische Form mit dem dicken Ende natürlich innen in der Wand.
Viel Vertrauen hatte ich nie in diese Konstruktionen, die allermeisten hielten zwar, aber ein Regalbrett mit Büchern ist mal auf meine Schlafcouch gefallen. Zum Glück tagsüber.
19. Dezember 2021 um 13:01
Genau, Roland: Zurechtgeschnitzte Holzkötzchen, in einem Fall mit über einem Zentimeter nötig – vielleicht kenne ich noch nicht alle Arten Hohlraumdübel, aber für dieses Loch (nach ganz normalem Sechser-Bohrer) hätte ich keinen gewusst (und vorrätig gehabt hätten wir ihn dann ja auch nicht).
In Augsburg habe ich acht Jahre in einer Wohnung mit Buchregalen gewohnt, die mein Vater mit solchen eingegipsten Holzdübeln (bis zu drei Zentimeter Durchmesser nötig, rundum mit Spreißeln eingekeilt) an den 300 Jahre alten Wändern befestigt hatte – hielten super.
19. Dezember 2021 um 15:22
Der Stuhl ist großartig!
Und „die allgemeine Wut auf alles“ teilen Sie mit mir und etlichen Freund*innen…
Weiß aber auch nicht was dagegen hilft. Sport allenfalls temporär. Alkohol in den dafür nötigen Mengen vertrage ich nicht (mehr) und wäre ebenfalls keine Dauerlösung.
19. Dezember 2021 um 18:35
Ui, genau diese Stühle gabs in meiner oberbayerischen Kindheit auch, in derselben Farbe! Bin mir ziemlich sicher, dass die noch irgendwo herumstehen. Ikeamodell aus den 70er Jahren?