Journal Montag, 3. Januar 2022 – Schwimmen und gelassene Geschäftigkeit

Dienstag, 4. Januar 2022 um 8:16

Gut und lang geschlafen, bis fast sieben.

Selten begrüßte ich den Lärm des Glascontainer-Entleerens so wie diesmal beim Aufwachen: Alle Sorgen um Wegwerfmöglichkeit der Leerflaschenbatterie im Flur kurz nach Silvester waren fort. Dabei hatten wir nicht mal besonders viel getrunken: Es waren nur zufällig ein paar Flaschen Schnaps gleichzeitig ganz leer geworden.

Gemütliches Kaffeetrinken und Bloggen, Räumen der Wohnung für Putzmanneinsatz, bevor ich unter trübem Himmel, aber in milder Luft zum Dantebad radelte.

Erstmals schwamm ich im neuem Bikini: Das Oberteil erwies sich als 100 Prozent schwimmtauglich, bei der Wahl des Unterteils hatte ich mich im Schnitt verschätzt: Obwohl es passte, rutschte es bei jedem kräftigen Abschlag ein wenig, ich musste es immer wieder hochzuppeln. Nachmittags bestellte ich ein anderes Modell nach, das hoffentlich besser hält.

(Gestern Schwimmen, für heute haben wir Kinokarten, Mittwoch planen wir einen Museums-Ausflug, Freitagabend ist ein Restaurant-Tisch reserviert, Samstag kommen meine Eltern zum Wohnungsbasteln – so wird das nichts mit dem Langweilen in den Weihnachtsferien, werden Sie sagen. Ich hatte ja auch vergessen, dass die Langeweile-Phase zwischen Weihnachten und Silvester liegt, und die habe ich mit Notar, Schwiegerbesuch, Bruderwandern verpasst.)

Über den Umweg Lebensmitteleinkauf radelte ich heim. Ich freute mich, dass ich Herrn Putz 1 nach langem mal wieder traf (sonst bin ich ja während seines Einsatzes in der Arbeit), konnte mich nach ihm, seiner Familie, Zurechtkommen mit der neuen Wohnung erkundigen. Wir fachsimpelten über unsere sportlichen Betätigungen (das war schon immer unser gemeinsames Thema) und wie wir körperlichen Gebrechen entgegen arbeiten (er ist nur wenig jünger als ich), Resultat: Er versucht’s dann doch mal mit Yoga, ich gebe der Faszienrolle nochmal eine Chance.

Ich verließ die Wohnung nochmal, um beim friendly neighborhood-Optiker endlich eine neue Sonnenbrille zu bestellen (beim Isarlauf am Samstag hatte ich wieder sehr unterm Blenden der Sonne gelitten, die vom Isarkanal gespiegelt wurde), genauer: Neue Gläser für mein vorhandenes, intaktes Sonnenbrillengestell. Mit den aktuellen Gleitsichtgläsern immer noch eklig teuer, aber nicht mehr Großteil-eines-Monatsgehalts-teuer.

Frühstück erst nach drei: Selbstgebackenes Brot, den Rest der Country Paté, Granatapfelkerne und Birne. Zu viel, wieder zwickte der Bauch – ich lerne es einfach nicht.

Wäsche gewaschen, Internet gelesen, Zeitung gelesen, in die empfohlene deutsche TV-Serie um eine Medienanwältin geguckt, Legal Affairs – die erste Folge machte tatsächlich einen guten Eindruck.

Zum Nachtmahl gab’s Reste vom Vorabend, also Kürbis-Lasagne, dazu einen Blattsalat. Nachtisch spanischer turrón – hart und weich.

§

In der gestrigen Süddeutschen eine interessante und nahegehende Reportage über die Folgen der Flutkatastrophe in den kommunalen Verwaltungen des Ahrtals (€):
“Wie es ist, in einer Katastrophe zu funktionieren”.

Sie mussten Todesurkunden ausstellen, Meldebescheinigungen ausgeben, sie mussten überlegen, was mit den Brückenresten passiert, die in der Ahr trieben, und was mit den Grabsteinen, die auf dem Friedhof umgerissen wurden. Sie mussten die Katastrophe verwalten. Aber kann das überhaupt gutgehen, wenn eine Behörde, durchstrukturiert in Dezernate, Abteilungen, Vorzimmer, auf etwas trifft, das weder Struktur noch Ordnung hat?

(…)

Am Tag nach der Flut trafen sich einige Abteilungsleiter und die Einsatzkräfte, aber die konnten nichts mit den Ortsangaben anfangen. Der Stadtteil Walporzheim war für sie der Untereinsatzabschnitt 7. Zwei Tage lang mussten Bauzeichner die Stadtpläne umzeichnen, damit sich Verwaltung und Einsatzkräfte verstehen. Zwei Tage.

(…)

Nach der Flut hatten die Abteilungsleiter überlegt, was alles organisiert werden muss, Duschzelte, Dixi-Klos, Internetempfang – und dann teilten sie sich auf. Ronstadt kümmert sich bis heute um die Verpflegung, er entscheidet, was er entscheiden kann, und wenn er etwas nicht entscheiden kann, ruft er den Bürgermeister an, etwa als er 20 000 Wasserbehälter bestellen wollte. Normalerweise hätte es Monate gedauert, eine Ausschreibung zu machen, Angebote einzuholen, Preise zu vergleichen. Aber dafür hatte er keine Zeit.

Auch hier sind offensichtlich neue Verordnungen nötig, die Kommunalverwaltungen für den Katastrophenfall trainieren (ähnlich Brandschutzübungen) – und ihnen im Ernstfall den dafür nötigen rechtlichen Bewegungsspielraum lassen.

§

Leider habe ich keine Geduld für all die TV-Shows weltweit, in denen Supersänger, -stars oder -tänzer gesucht werden. Umso dankbarer bin ich, dass manchmal Highlights davon als Schnippsel bei Twitter geteilt werden – zum Beispiel dieser.

§

Gibt’s in Corona-Jahr 3 überhaupt noch Sportvorsätze Anfang Januar? Wenn ich mir den Normalbetrieb auf meinen Joggingstrecken ansehe, sind die Sport-fähigen längst alle da. Trotzdem lustig:
“How animals would run if they were human”.

via @Klugscheisser

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 3. Januar 2022 – Schwimmen und gelassene Geschäftigkeit“

  1. Berit meint:

    Vielen Dank für diese beiden Lacher zum Dienstagmorgen. Comedy hat schon sehr viel mit aushalten zu tun. Chapeau an den jungen Mann!

    Und weil ichs bisher noch nicht getan habe: Ich wünsche Ihnen noch ein gesundes neues Jahr!

  2. Schlosswiler meint:

    Das öffentliche Beschaffungsrecht sieht diese Situation übrigens explizit vor:

    „wenn äußerst dringliche, zwingende Gründe im Zusammenhang mit Ereignissen, die der betreffende öffentliche Auftraggeber nicht voraussehen konnte, es nicht zulassen die Mindestfristen einzuhalten, die für das offene und das nicht offene Verfahren sowie das Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb vorgeschrieben sind; (…)“

    Das heisst, man kann in einer solchen Situation einfach in den nächsten Baumarkt gehen und das kaufen, was man dringend braucht. Sämtliche Schwellwerte sind ausgesetzt.
    Und ausserdem: Den Wettbewerber möchte ich erst sehen, der in einer solchen Situation Beschwerde einreicht.

  3. Croco meint:

    Das klingt, als ob die Verwaltung irgendwie funktioniert hätte.
    Eigentlich war die staatlichen Handlungen nach der Flutkatastrophe eine totale Katastrophe. Ohne private Engagements der ganzen Gegend, eigentlich aus ganz Deutschland, hätte das nie und nimmer geklappt. Ich kenne so viele Leute, die einfach hingefahren sind mit Schaufel, Bagger und Essen.
    Der Landrat war völlig unfähig und hat delegiert.
    Katastrophenpläne gab es nicht.
    Gegen den Landrat und den Innenminister laufen Verfahren.
    https://www.rnd.de/politik/hochwasser-im-ahrtal-katastrophenschutz-experte-erhebt-schwere-vorwuerfe-es-gab-keinen-krisenstab-EBDX2KAETWQMV4RARI2PZE5ZX4.html
    Dass Überschwemmungen im Ahrtal eine Überraschung sind, stimmt nicht.
    Man nimmt sie halt hin.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Hochwasserereignisse_an_der_Ahr
    Und man hat jetzt schon alles wieder so hingebaggert wie vorher.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Kenne ich (bin bei beruflichen Beschaffungen ja auch ans EU-Vergaberecht gebunden) als Begründung für “Freihandvergabe”, Schlosswiler (so viele lustige Wörter!) : “Dringlichkeit”. Ab einer bestimmten Betragshöhe würde ich mir dafür aber unbedingt die Unterschrift von ganz weit oben holen.

    Das mussten wir ja schon beim Thema Pandemie lernen, Croco: Dass die Empfehlungen des Katastrophenschutzes und teurer Übungen zu genau diesem Zweck nie umgesetzt wurden. Mal sehen, ob sich das ändert.

    Danke, Berit!

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