Archiv für Januar 2022

Journal Montag, 24. Januar 2022 – Bauchyoga

Dienstag, 25. Januar 2022

Mittelgute Nacht. Originelle Features: Einmal wachte ich auf, weil meine Nasenschleimhäute komplett zugezogen waren (bis zum Schlafengehen keine Spur von Chlorschnupfen), einmal hatte ich eine beeindruckende Albtraum-Phase.

Draußen war es frostig, ich ging unter klarem Himmel besonders schnell in die Arbeit. Im Büro war mir so kalt, dass ich ausnahmsweise die Tür schloss, um mir mit hochgedrehter Heizung richtig warm machen zu können.

Zügiges Wegarbeiten von Jobs (Korrekturlesen), die Freitag kurz vor Feierabend reingekommen waren, bevor ein Besprechungs-Reigen einsetzte.

Zu Mittag gab es selbst gebackenes Brot und viel Blutorangen – it’s Tarocco time! Nachmittags ruhigeres Arbeiten, draußen war es weiter sonnig und frostig. Ich muss mir aktiv vor Augen führen, dass uns noch ein paar Monate Winter bevorstehen, irgendwas in mir möchte JETZT Sommerröcke in die Änderungsschneiderei bringen und sucht auf Bekleidungs-Websites vergeblich nach kurzen Hosen.

Auf dem Heimweg stoppte ich in einem Supermarkt für Süßigkeitenkauf (und nahm im Vorbeigehen eine Sonderangebot-Yogahose in passender Konfektionsgröße mit, die zum einen nicht rutschen würde, zum anderen anders als meine aktuell zum Yoga getragene lange Laufhose keinen Reißverschluss im Kreuz hatte, der mich beim Anziehen der Knie in Rückenlage immer schmerzhaft drückte). Zu Hause eine Einheit Yoga, 20 Minuten fast ausschließlich Bauchtraining. Darauf war ich dank (fast) täglichem Bankstütz/Seitstütz gut vorbereitet, ich spürte eher die Hüftbeuger. Mal sehen, ob die ungewohnte Art der Bauchübungen dennoch Muskelkater verursachen konnte.

Nachtmahl: Herr Kaltmamsell hatte die letzten Ernteanteil-Karotten zu Suppe verarbeitet, damit ich auch etwas Warmes bekam, sonst gab es Käse und Brot. Nachtisch viel Schokonüsse und Schokokugeln.

Im Fernsehen ließen wir eine US-amerikanische RomCom von 2001 laufen (Männerzirkus), die durch und durch erwartbar war. Ich merkte, dass es sogar generische RomCom-Filmmusik gibt – man hätte allein daran die Art des Films gehört.

Journal Sonntag, 23. Januar 2022 – Kurz vor Schwimmfrösteln

Montag, 24. Januar 2022

Bessere Nacht, nur dreimal Aufwachen ist inzwischen Erholung.

Das Draußen düster und kaltnass. Ich entschied, dass es vernünftiger war, zum Dantebad die Tram zu nehmen als das Rad. Doch erst mal füllte ich eine Waschmaschine mit Handtüchern und Tischwäsche, auf dass sie genug Zeit zum Trocknen hatten.

Nach Bloggen und Wäscheaufhängen nahm ich eine Tram zum Schwimmen. Zu meiner Überraschung erwartete mich vorm Dantebad eine zehnköpfige Schlange: Die Anzahl der Badbesucher war pandemisch begrenzt, es durften immer nur weitere rein, wenn welche das Bad verließen. Nachdem sich mehrere Minuten gar nichts tat, überlegte ich schon umzudrehen und daheim in Laufkleidung zu wechseln, doch dann hörte ich eine Unterhaltung mit, in der zwei Badegäste von “am Sonntag immer” und “geht aber schnell” sprachen. Tatsächlich wurden die Anstehenden immer gruppenweise eingelassen, ich stand nicht mal zehn Minuten an.

Und an den Wasserbecken stellte sich heraus, dass die Schwimmwilligen in der Minderzahl waren, die meisten das Spaßbecken mit Sprudelschnecke ansteuerten: Die Schwimmbahnen waren rege genutzt, aber nicht überfüllt. Ich genoss meine 3.000 Meter, stellte fest, dass die neue, höher geschnittene Bikinihose auch bei kräftigem Abstoßen vom Beckenrand nicht rutschte. Neugierig schielt ich mehrfach auf die Hüften einer Frau, die sehr schnell, aber nur mit einem knappen Höschen bekleidet schwamm, das sehr gut hielt: Es schnitt sichtbar ein, war also im Grunde ein bisschen zu klein – möglicherweise ist das der Trick.

Unter buntem Himmel, an dem ich beim Auftauchen zum Atmen auch ein wenig Blau sah, war ich immer wieder kurz vor Frösteln – wie gut, dass ich die Idee noch nicht umgesetzt habe, mal wieder eine Schwimmrunde im Olympiabad zu versuchen: Mich würde in dessen deutlich kälteren Wasser sehr wahrscheinlich wieder frieren. Vielleicht hat das ja mit den perimenopausalen Kapriolen der Körpertemperatur zu tun. Darauf habe ich bei meinen Recherchen zwar keinen Hinweis gefunden, doch es würde mich nicht wundern, wenn solch komisches Frauengedöns in der Sportforschung keine Rolle spielt. Menstruation und Schwangerschaft waren ja auch in Fitness-Trackern zunächst keine Kriterien (und sind es am End’ immer noch nicht?).

Daheim nutzte ich vor allem anderen die Nasendusche, um Chlorschnupfen vorzubeugen. Frühstück nach dem Auspacken um zwei: Hühnereintopf mit ordentlich Fleisch und ein paar Griesnockerln.

Über die vorherigen Wochen hatte sich eine gute Stunde Bügelwäsche angesammelt, die bügelte ich weg, ein willkommener Anlass mal wieder Musik zu hören. Im Spotify-Family-Mix der Bruderfamilie tauchten sehr schöne Stücke auf.

Mich zog es nochmal raus, auch wenn das Wetter jetzt wieder nasskalt bedeckt war. Ich spazierte zum Isartor und übers Gärtnerplatzviertel zurück. Daheim eine weitere Runde Yoga “Move”; diesmal habe ich kein Bedürfnis nach Zweimalturnen derselben Folge; mittlerweile bin ich so geübt, dass ich alle Anweisungen dieses Anfängerprogramms sofort verstehe.

Ein weiteres ungefragt zugeschicktes Geschenk erforderte diesmal etwas mühevolle Recherche nach einer Abnehmerin: Es war ohne Absender eingetroffen, daher konnte ich es nicht einfach zurückschicken. (Tun Sie’s bitte einfach nicht.) (Nein, Müllifizieren ist keine Option, damit würde ich mich noch schlechter fühlen.)

Nachtmahl: Herr Kaltmamsell servierte Kalbszunge mit Lauch und Kartoffeln, war aber mit dem Fleisch nicht zufrieden, weil die Zunge nicht gepökelt und daher geschmacklich arg… mild war. Insgesamt aber ein gutes Sonntagsessen. Nachtisch Zitronenschnecke aus der Gefriere und spanischer turrón.

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“Warum kostet ein Wein so viel, wie er kostet?”

via @tknuewer

Der Artikel schlüsselt anhand von drei Beispielen gründlich auf:

Warum wird im Supermarkt ein Wein für € 2,99 angeboten, der Durchschnittspreis bei Wein am Limit liegt vielleicht bei € 29,99 und gleichzeitig gibt es Weine, die man für € 299,- oder mehr erwerben kann? Diese Frage ist eigentlich ganz leicht zu beantworten wenn man es ganz allgemein ausdrückt. Es wird allerdings etwas schwieriger, wenn man ans Eingemachte geht. Denn vom ersten Gedanken, einen Wein zu machen bis zu dem Zeitpunkt, wo der Wein in irgendeinem Regal dieser Welt steht, gibt es eine sehr große Zahl von Faktoren, die Auswirkungen haben auf den Preis für eine Flasche Wein.

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Das schöne Projekt Crowdfarming blickt zurück aufs vergangene Jahr, auf Erfolge und Verbesserbares:
“Dankschreiben zur Ernte 2021”.

Zu mir kommt als Nächstes Anfang Februar eine Kiste Avocados. Verbesserbar für mich selbt: Die Terminierung von Lieferungen, Planung von Adoptionen und Bestellungen statt Impulskäufen.

Journal Samstag, 22. Januar 2022 – Nasser Schnee, gemütlicher Samstag

Sonntag, 23. Januar 2022

Noch öfter nachts aufgewacht, das war nicht lustig. Beim Aufwachen kurz nach sechs erklärte ich die Nacht für beendet.

Es schneite windig, in den folgenden Stunden auch immer wieder in eher leichterem Maß. Aber schon schön, wie der Schnee alles hell macht.

Der Morgen gehörte dem Brotbacken (zwischen Morgenkaffee und Bloggen). Ich hatte das Abend-Brot von Lutz Geißler rausgesucht und begann den Tag mit Kochen des Brühstücks. Die Vorteige hatte am Freitagnachmittag Herr Kaltmamsell angesetzt, während ich noch im Büro war.

Nach dem Fertigbacken turnte ich eine Runde Sport daheim (Fitnessblender Upper Body & Cardio – eigentlich wollte ich mal wieder Neues ausprobieren, stellte aber schnell fest, dass ich dieses Programm bereits kannte; offensichtlich springe ich unter den vielen Hunderten Fitnessblender-Filmchen immer auf dieselben an). War angenehm anstrengend. Anschließend Körperpflege.

Mein Bedürfnis nach Draußen verband ich mit meinem Bedürfnis nach guten Espressobohnen: Ich spazierte in die Maxvorstadt zu San Lucas.

Nasser Schneefall vor Lenbachhaus.

Ich bekam meine Kaffeebohnen, zurück machte ich einen kleinen Umweg über den Alten Nordfriedhof, in dem viel Vogelgezwitscher tönte.

Am Bahnhofsplatz sah ich mich um nach dem Stand der Bauerei. Es ist noch mehr Bahnhof weg, das Loch gähnt hässlich und riesig. Und das wird wegen der vielen unterirdischen Baumaßnahmen wohl noch ein paar Jahre so bleiben, zuletzt war die Fertigstellung des neuen Bahnhofs für 2030 angegeben. Der ehemalige Hertie gegenüber ist ebenfalls für den Umbau halb kaputt; hinter abgebrochenen Abdeckplatten taucht interessanter ursprünglicher Fassadenschmuck auf.

Am Bahnhofs-seitigen Anfang der Schillerstraße haben sie es fertiggebracht, auf beiden Straßenseiten gleichzeitig Häuser abzureißen, die Baustellen verschlingen auf 50 Metern beide Fußgängerwege. Aber pft, wer denkt schon an Fußgänger in der Stadt. Noch ein Glück, dass Corona weiterhin Touristen fernhält, für die das hier einer der Hauptwege von Bahnhof zu Hotels ist.

Daheim gab es Frühstück: Zwei riesige Scheiben vom frischen Brot, eine mit dem Petersilien-Knoblauch-Sößchen vom Vorabend, eine mit Butter und Orangenmarmelade.

Gut gelungen, zum ersten Mal knetete ich gemahlene Haselnüsse unter – die man nicht wirklich schmeckte.

Den Nachmittag verbrachte ich hauptsächlich mit Zeitunglesen im Sessel, dazwischen rührte ich Grießnockerlteig fürs Abendessen (60 gr weiche Butter, 110 gr Grieß, 2 Eier), ließ ihn quellend ruhen.

Dann packte ich die 2021er-Meldungen bei VG Wort an. Die neue Oberfläche, die das eigentliche Eintragen lediglich anders, aber nicht weniger umständlich gemacht hatte, erleichterte diese Schritte tatsächlich ein wenig. Auch wenn die Ladezeiten mich weiterhin vermuten lassen, dass auf VG-Wort-Seite in Wirklichkeit manuelle Arbeit dahinter steckt.

Eine Einheit Yoga aus dem 30-Tage-Programm “Move” von Adriene.

Herr Kaltmamsell hatte am Freitag ein glückliches Hähnchen gekauft und das Abendessen daraus zubereitet: Zum einen Hühnerbrühe, in der ich Grießnockerl garte.

Jajaja, irgendwann bringe ich mir schon noch bei, wie man mit zwei Löffelchen schöne Nockerl absticht, anstatt mit einem Löfferl einfach Teigbrocken in die Brühe zu werfen. Auch so schmeckten sie hervorragend. Dazu gab es eine spritzige Cuvee “Weißer Stoff” vom sächsischen Steffen Loose.

Zum anderen hatte er aus den Hähnchenbrüsten ein Curry Buttered Chicken zubereitet, von dem ich als zweiten Gang einen Teller aß (sehr gut!). Das restliche Hühnerfleisch wird am Sonntag in der restlichen Brühe Hühnereintopf. Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir die erste Hälfte von Zeit der Zärtlichkeit laufen, den hatte ich nie gesehen. Ich musste erst mal über die 80er-Jahrigkeit des Films hinwegkommen – und stellte dann fest, dass er mich nicht besonders interessierte, Oscar hin oder her.

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Das Deutschlandradio tut etwas eigentlich Naheliegendes: Die Moderatorin1 interviewt eine Reinigungskraft, die bei ihnen Büros und Studios sauber macht, zu den Themen Mindestlohn und Arbeitsalltag. Edita Delic erweist sich als wirklich spannende und kluge Interviewpartnerin, auch zu den Auswirkungen des jugoslawischen Bürgerkriegs auf ihr Leben.
“‘Die Leute geben alles, trotzdem haben sie nicht genug'”.

(Ohnehin mein Tipp für spannende Geschichten: Machen Sie Bekanntschaft mit ihren Reinigungs-Kolleginnen und -Kollegen, da gibt’s sehr bunte und aufregende Biografien.)

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Ein Herz für Maschinen:
“Robot vacuum cleaner escapes from Cambridge Travelodge”.

While some readers joked about the robot’s adventures, one feared for its safety in the great outdoors, pointing out that “nature abhors a vacuum”.

  1. Ich konnte leider nicht herausfinden, wie sie heißt. []

Journal Freitag, 21. Januar 2022 – Von Risiko-Prioritäten

Samstag, 22. Januar 2022

Zerstückelte Nacht, mal wieder halbwegs durchschlafen wäre schön.

Bereits an den Schritten der Passant*innen vorm Schlafzimmerfenster hörte ich, dass der Schnee draußen gefroren war. Entsprechend eisglatt war der Boden auf meinem Fußweg in die Arbeit: Ich ging mit festem Blick auf den Weg vor meinen Füßen und mit so konsequenter Körperspannung, dass ich fast zu atmen vergaß.

Im Büro Kampf mit neuer Software, Seelsorge wegen neuer Software, und nein: Ich weiß in zügiger Geschwindigkeit immer mehr darüber nicht etwa durch Osmose, sondern weil ich recherchiere, nachschlage und rumprobiere. Ja, das müssen alle. Ja, auch ich habe eigentlich anderes zu tun. Aber auch gestern bemühte ich mich aktiv um Gutfinden, zum Glück bot sich Gelegenheit.

In der Mittagspause gab es Zuckerhut-Salatreste vom Vorabend, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn.

Vormittags schien hin und wieder die Sonne, nachmittags fielen vereinzelte Schneeflocken. Ich machte recht pünktlich Feierabend, spazierte auf weiterhin glattem Boden über Einkäufe beim Vollcorner heim.

Dort traf ich so früh ein, dass ich trödeln konnte, meine Runde Yoga besonders entspannt absolvierte, mich anschließend für das Feiern des Wochenendbeginns nochmal richtig anzog (sonst schlüpfe ich immer nur noch in Schlumpfklamotten). Für den kommenden Freitag reservierte ich einen Restaurant-Tisch – trotz neuer Rekordzahlen an Corona-Infektionen (Münchens Inzidenz derzeit über 900). Ich merke, dass mir festliche Restaurantbesuche so wichtig sind wie anderen Konzerte, Flugreisen oder Training im Fitness-Studio, dass ich dieses Risiko bereit bin einzugehen. Und so freute ich mich auch umgehend wie bescheuert darauf, las schon mal intensiv Speise- und Getränkekarte.

Das gestrige Festmahl servierte Herr Kaltmamsell.

Erst mal gab es Margaritas mit Salzrand, die hatte ich schon völlig vergessen. Auf den ersten Schluck dachte ich noch “zurecht” – doch dann erinnerte mich der Geschmack an die Cocktail-Zeit der frühen 1990er, auf sehr schöne Art.

Als Abendessen teilten wir uns ein sehr schönes, glückliches Entrecôte, dazu hatte der Herr Ernteanteil-Karotten im Ofen gebacken, ein Petersiliensößchen angerührt und Aligot zubereitet, eine Kartoffel-Knoblauch-Käse-Creme. Ich machte den Ernteanteil-Portulak mit einer Himbeeressig-Vinaigrette an. Das schmeckte alles ausgesprochen köstlich, dazu gab es einen unserer Lieblingsrotweine, nämlich spanischen Dehesa la Granja. Zum Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir Kingsman laufen und ich musste mich wieder ärgern, dass der wundervolle Michael Caine mit der Jodelstimme von Jürgen Thormann synchronisiert wird.

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Zu San Sebastián assoziieren Menschen dieses Gedicht von Frank O’Hara:
“Having a Coke with You”.

via @fragmente

Eines der wenigen Gedichte, zu dem ich Zugang bekam, sogar sofort. Vielleicht weil es eine Geschichte erzählt? Weil es bei mir ein Assoziationsgewitter auslöste bis zum El Jinete Polaco von Antonio Muñoz Molina?

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Tango am Stiel!

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/KXIOg3f-7ew

via @Cynx

Journal Donnerstag, 20. Januar 2022 – Schneegewitter und Aussicht aufs Baskenland

Freitag, 21. Januar 2022

Zu früh aufgewacht, draußen fiel nasser Schnee.

Die zusätzliche Morgenzeit für das Auffrischen meiner Sauerteige genutzt, am Wochenende möchte ich Brot backen.

Auf meinem Fußweg in die Arbeit war es nur noch nass und schneite nicht mehr.

Der Vormittag im Büro verlief intensiv und hoch getaktet. Zum späten Mittagessen gab es Pumpernickel mit Butter, Mandarinen (die echten mit vielen Kernen).

Nachmittags weitere Schlachten mit neuen IT-Systemen, erst mal erfolgreich. Zu Feierabend war ich fix und alle. Aber auch gestern bekam ich Möglichkeiten zum Gutfinden: Zum Beispiel ging eine Anfrage ein, deren Professionalität und freundlichen Tonfall ich sehr gut fand.

Am Nachmittag schneite es nochmal. Erst bewunderte ich einige Minuten riesige Schneeflocken in Daunenfeder-Format, beim nächsten Blick aus dem Fenster war die Umgebung hinter waagrechten Schneewirbeln verschwunden, dann setzten Blitz und Donner ein – ein Wintergewitter.

Als ich das Bürogebäude verließ, hatte sich das Wetter aber beruhigt. Ich verlängerte meinen Heimweg um einen Umweg über den Stachus, in dessen Untergeschoß ich Tee kaufte, dann im Lindor-Laden bei Pick & Mix alle Beherrschung fahren ließ. Es kam ein gutes Pfund zusammen. Diesmal gab man mir an der Kasse ein Faltblatt zum Nachschlagen der Sorten: Sehr nützlich, denn die wenigsten sind beschriftet.

Zu Hause eine Runde Yoga mit langen Stabilisationsphasen im Ausfallschritt: Immer wieder spannend, wie allein schon das Heben des Kinns zur Decke das Gleichgewicht zunichte machen kann, die Einheit war anstrengend.

Für das Abendessen verarbeitete ich den Ernteanteil-Zuckerhut mit einem Ernteanteil-Apfel (wie der schon beim Kleinschneiden duftete!), Manouri und einem Tahini-Dressing zu einer großen Salatschüssel. Dazu gab es ein wenig Eiersalat, den Herr Kaltmamsell am Vortag zubereitet hatte. Nachtisch: Schoko-Kugeln!

Außerdem rafften wir uns endlich zum ersten offiziellen Schritt des ersten großen Urlaubs in Herrn Kaltmamsells Sabbatjahr 2022/2023 auf: Wir buchten für den Herbst eine Ferienwohnung in San Sebastián (da die Vermieterin wohl nur Spanisch kann, dengelte ich die Korrespondenz auch auf Spanisch – oder sowas Ähnlichem). Nach San Sebastián wollen wir über ein paar Tage Aufenthalt in Paris reisen, von dort aus Bilbao, Vitoria, Biaritz, St. Jean de Luz besuchen, in Naturparks wandern, viel und gut essen und trinken. Ich hoffe, dass mich die Vorfreude und das Planen durch diese Zeit der Resignation, des Ärgerns und der Wut, der Angst bringen.

Journal Mittwoch, 19. Januar 2022 – Entspannender Brasserie-Abend

Donnerstag, 20. Januar 2022

Bisschen zerstückelte Nacht, doch dadurch sah ich bei einem Aufwachen das Licht des Vollmonds, das mein Schlafzimmer erleuchtete.

Arbeitsweg in hochnebligem Morgen, der Tag blieb bedeckt – doch das bekam ich eh nicht wirklich mit. Halt: Als ich nachmittags meine Cappuccino-Tasse in die Cafeteria zurück brachte, schien ein wenig die Sonne und lockte mich zu einer Außenrunde im Innenhof (aka Hofgang).

Im Büro erst mal alles Neue weggeschaufelt, um bereit zu sein für alles Unvorhersehbare. Tatsächlich war ich dann aber hauptsächlich mit einem neuen System beschäftigt, auf das ich endlich genug Zugriff für gründliches Ausprobieren hatte. Ich fand ganz viel heraus, was ich falsch machen konnte.

Mittags gab es Linsen vom Vorabend, Orangen und Granatapfelkerne.

Zum Glück hinderte mich eine Abendessensverabredung daran, den Arbeitstag zu lang werden zu lassen: Ich traf mich in der Brasserie Colette im Glockenbachviertel. Ein angenehmer Ort (sorgfältige 2G-Prüfung), warmer und aufmerksamer Service, überdurchschnittlich schmackhaftes Essen.

Meine Artischocke war gut, die beiden Dips neben der Crème fraîche aber wirklich außergewöhnlich gut: Die Petersilien-Vinaigrette mit einer Zitrusfrucht aromatisiert, die mir neu war (Yuzu?), die scharfe Majonese raffiniert. Gegenüber gab es Rindertartar und Karottensalat, die beide glücklich machten.

Als Hauptgericht hatte ich Wildente mit einer Bete-Tarte-Tatin (beides sehr gut), gegenüber gab es Zander und Steak frites. Dazu hatte ich ein Glas Côtes du Rhône bestellt, der mir ebenfalls sehr gut schmeckte.

Die Schwestern, die mir gegenüber saßen, waren eine wunderbare Gesellschaft und schufen mit ihren Geschichten aus gemeinsamer Vergangenheit sowie über aktuellen Alltag genau den anregenden Abend, den ich nach dem reichlich angespannten Arbeitstag nötig hatte. Erst jetzt beim Schreiben fällt mir auf, wie selten ich nach Kindheit und Jugend Geschwister zusammen erlebe.

Zeitiger Heimweg, es folgen ja noch zwei Arbeitstage.

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Merlix (bitte lass mich hin und wieder weiter “Merlix” denken) fasst die gesellschaftliche Stimmungslage zusammen – allerdings ist bei mir viele leidenschaftliche Meinung bereits in Resignation gekippt:

Wir haben eine Phase der Pandemie erreicht, in der fast alle Menschen in dieser Gesellschaft durch etwas verärgert oder enttäuscht, vielleicht sogar verbittert sind. Weil sie einzelne oder viele Maßnahmen des Staates unsinnig oder falsch finden, weil sie das Verhalten ihrer Mitmenschen abwegig oder irrsinnig finden, weil sie irgendwelche Regeln, Einschränkungen, Verbote oder Förderungen gerne etwas anders hätten oder nicht mehr nachvollziehen können oder wollen, was warum entschieden wurde. Es scheint keine zufriedenen Menschen mehr zu geben, in keinem Lager, in keiner Gruppierung. Dem mittlerweile schier undurchdringlichen Dickicht der vielfältigen Regeln und Vorgaben steht ein ebenso wirres Dickicht an Meinungen und Vermutungen gegenüber. Es ist eine verfahrene Situation. Im Bekanntenkreis regen sich alle über irgendetwas auf, im Kolleginnenkreis auch, in den sozialen Medien sowieso, in den Nachrichten, in den Talkshows und im Radio – überall wird geschimpft, gezweifelt, gestritten, und wem will man es verwehren, es gibt doch Gründe genug und auch Gründe für alle.

Doch dann geht der schöne Text ganz anders weiter.
“So gehört das, so muss das sein.”

Das Bedürfnis, endlich mal etwas gut zu finden, kenne ich sehr gut. Herr Buddenbohm hat zum Glück einen Spielplatzprüfer bei seiner Arbeit beobachtet und berichtet – ich schließe mich der umfassenden Gutfindung an.

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Gutfindung: Eine Biologin findet heraus, wie es zu ihrem Besuch der Insektensammlung an der Universität Berkley im Alter von vier Jahren kam.

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Mehr Gutfindung (Sie brauchen es doch auch):
“Mehr als 100 Millionäre fordern Vermögenssteuer für Superreiche”.

Zu den Unterzeichnenden gehört auch BASF-Erbin Marlene Engelhorn. Ende Dezember war sie Interview-Partnerin der SZ-Serie “Reden wir über Geld” (€):
“‘In meiner Familie redet man nicht über Geld, man hat es'”.

Vier von fünf Menschen, die heute über ein großes Vermögen verfügen, haben es durch eine Erbschaft erhalten. Das hat mit Leistung doch nichts zu tun. Es ist nicht in Ordnung, Geld zu horten und darauf zu hocken. Ungleichheit gefährdet die Demokratie, und auf die haben wir uns eigentlich geeinigt, und nicht darauf, dass einige wenige die Macht, die mit großen Vermögen einhergeht, bündeln und nutzen, obwohl sie kein Mandat haben.

(…)

Na ja, Ihre Vorfahren haben wahrscheinlich viel geleistet und tolle Dinge erfunden und sind damit reich geworden. Das ist doch verdient.

Nein, es gibt doch weltweit keine wahre Geschichte eines Selfmade-Mannes oder einer Selfmade-Frau. Erfinder und Erfinderinnen sind nie allein, ohne Austausch kommt man auf nichts. Dann braucht es ein Rechtssystem, das die Existenz der Firma sichert, eine Infrastruktur, gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und so weiter. Das alles wird von der Allgemeinheit und durch Steuern finanziert. Die Gesellschaft sorgt also dafür, dass es den Gründern oder Gründerinnen gut geht. Warum soll der gesamte Profit dann nur diesen zustehen? Keiner ist selfmade, auch nicht mein BASF-Vorfahre. Über seine Frau, die sich um die Familie gekümmert hat, redet übrigens keiner.

(…)

Sie wollen Ihr Erbe hergeben. Warum spenden Sie die Summe nicht einfach?

Der Versuch, Ungleichheit durch gönnerhaftes Charity-Wesen zu beseitigen, ist nur das Streicheln des eigenen Egos. Schauen Sie sich mal an, wer in diesen Stiftungen am Ende die Entscheidungen trifft. Sie werden da immer dieselben finden. Philanthropen und Philanthropinnen tun nicht immer Gutes, sondern sind in Zielkonflikten. Nehmen Sie Amazon-Gründer Jeff Bezos, der betreibt ein großes Klimaprojekt mit horrenden Summen. Amazon wiederum beutet die Umwelt und die Menschen strukturell aus. Das ist doch auch eine Hybris, die oft vorkommt: “Ich bin reich und ich weiß, was gut ist für die Welt.” Wenn dem so wäre, dann sähe die Welt wohl besser aus, tut sie aber nicht, obwohl eine kleine Gruppe Menschen sich das halbe Weltvermögen teilt. Wir können uns auf deren Wohlwollen und Kompetenz nicht verlassen, und gewählt hat sie auch niemand.

(…)

In Österreich gibt es keine Erbschaftsteuer. Wie wollen Sie also das Geld zum Staat bringen?

Ich werde eine Zeit lange allen auf die Nerven gehen mit meiner Forderung: Besteuert mich endlich (lacht). Nehmen Sie das Modell zur Wiedereinführung einer Vermögensteuer, das die SPD im Wahlkampf in Deutschland vorgeschlagen hat. Diese hätte nur 21.000 Menschen getroffen, eine Minderheit übrigens, die keiner schützen muss, die Steuer kann aus den Kapitalerträgen gezahlt werden. Diese Menschen würden also trotzdem immer noch reicher – Jahr für Jahr -, nur ein bisserl weniger schnell eben.

Journal Dienstag, 18. Januar 2022 – Ein völlig durchschnittlicher Arbeitstag im Januar

Mittwoch, 19. Januar 2022

Wie: Erst Dienstag?
Wider Erwarten hatte ich gut geschlafen, meine Ängste und ihr Einfluss auf meine Nächte bleiben unergründlich.

Als ich im Bad halbnass ins Badetuch gewickelt wieder nicht nur die Glas-Trennwand, sondern auch die grundgereinigt glänzenden Kacheln rundum sorgfältig abtrockenete, weil sonst Verkalken und Schimmel drohen, was ungefähr so lange dauerte wie das Duschen selbst, fragte ich mich schon: An welcher Stelle sind wir da zivilisatorisch bloß falsch abgebogen?

Draußen waren Straßen und Wege nass, die Temperaturen nur mittelkalt – aber inzwischen weiß ich, dass der Boden zwischen Bavariapark und Verkehrsmuseum genau dann eisglatt sein kann. Ich ging vorsichtig, schlidderte nur wenig.

Arbeitsstart wieder unter großem Druck und mit einigen Unwägbarkeiten.

Mittagessen: Apfel, Avocado (von einem nicht-adoptierten Baum: schmeckt gleich ganz anders) (Scherz) mit Balsamico, Zitrus-Obstsalat (Orange – die Sorte Vaniglia wie von der Verkäuferin angekündigt besonders süß, aber nicht sehr aromatisch -, Mandarine, Grapefruit).

Nachmittags beruhigte sich die Lage, ich konnte ruhig Dinge wegarbeiten.

Auf dem Heimweg kaufte ich noch Granatäpfel ein, auch wenn die Saison merklich zu Ende geht und sie nicht besonders schön waren. Später adoptierte ich für die nächste Saison bei Crowdfarming einen Granatapfelbaum, dieser Früchte werde ich nicht so schnell überdrüssig (Lieferung kommt aber auch in 5-Kilo-Kisten statt in der 10-Kilo-Portion der Orangen).

Daheim Yoga, die Einstiegsfolge in die 30 Tage “Move”, war in Ordnung. Ich bilde mir ein, dass Yoga vor allem für meine heikle und OP-geplagte Hüftmuskulatur genau das Richtige ist.

Abendessen aus der Hand von Herrn Kaltmamsell: Linsen mit Stangensellerie und Guanciale, dazu gedämpfte Ernteanteil-Kartoffeln. Nachtisch Halva und Schokolade.

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Ein Schultag Distanzunterricht aus Lehrenden-Perspektive.

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ENTHÜLLUNGEN ÜBER ELVIS!