Nach gutem Schlaf mit sensationell schlechter Laune aufgewacht. Ich kannte ziemlich sicher den Grund, half aber nichts.
Die Pause zwischen zwei Stürmen dauerte an, der Fußweg in die Arbeit war angenehm (während im nördlicheren Deutschland Orkanstärke viel zerstörte). Meine Laune blieb trotzdem dunkelstdüster, möglicherweise sah man schon von Ferne eine kleine schwarze Wolke über meinem Kopf (unangenehm, aber was will man machen).
Im Büro geordnete Geschäftigkeit über den ganzen Vormittag. Einmal kurz und sehr heftig gelacht.
Mittags gab es Pumpernickel mit Gorgonzola und einen Ernteanteil-Apfel.
Auch nachmittags ruhige Geschäftigkeit.
Baufortschritt am Heimeranplatz: Der Büroturm bekommt immer mehr Fensterwände.
Nach Feierabend Besorgungen, schon auf dem Fußweg in milder Luft merkte ich, dass sich meine üble Laune gelegt hatte – große Erleichterung. Im Edeka kaufte ich Lebensmittel (Brotzeit für die kommende Woche, Süßigkeiten), im Glockenbachviertel ein kleines Mitbringsel für die Einladung Samstagabend, in der Sendlinger Straße ein Kleid, das ich schon vor Wochen im Schaufenster gesehen hatte. Auch wenn ich diese Kleidergröße aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine Saison haben werde und sich jede Ausgabe für Bekleidung derzeit wie Geld-zum-Fenster-rauswerfen anfühlt.
Daheim kurze Absprache mit den Nachmietern unserer alten Wohnung, wann wir ihnen Herd und Geschirrspüler unserer früheren Küche zukommen lassen.
Zu meiner Freude hatte ich noch Zeit für eine Wiederholung der Yoga-Einheit von Mittwochabend (Folge 20 von “Move”, sie gefiel mir wieder sehr gut, unter anderem weil ich sie konnte), ich fühlte mich so invigorated, wie man sich angeblich nach Yoga immer fühlt.
Diesmal hatte Herr Kaltmamsell die Drinks zum Wochenendfeiern ausgesucht und sich roten Krimsekt gewünscht. Er verbindet ihn mit seiner Jugend, in der er aus genau diesen Gläsern getrunken wurde.
Schmeckte tatsächlich nicht nur süß, sondern auch aromatisch.
Zu Essen gab es Entrecôte mit Sauce Café de Paris (diesmal sehr gut) und Nudeln, ich machte dazu Gurkensalat mit Joghurt und Kresse.
Im Fernsehen kam nichts, wir ließen auf Phoenix eine Doku über das Königreich Jerusalem und den Tempelritterorden laufen (11./12. Jahrhundert), weil sich Herr Kaltmamsell für das Thema interessiert, die beeindruckend schlecht war. Genau so möchte ich Dokus über historische Themen nicht: Hauptsächlich grimmige Spielszenen mit der faktischen Akkuratesse eines Sandalenfilms aus den 1950ern, dazwischengeschnitten Historikeri*nnen als talking heads oder im besten Fall in Ausgrabungen/Ruinen stehend, nahezu unerklärte Einblendungen alt aussehender Schriftquellen (gestern auch tanzende Buchstaben als Zwischenillustrationen), das Thema als zusammenhängende und durchgehende Geschichte erzählt von sonor-dynamischer Männerstimme. Und das alles auditiv aufgebrezelt mit dieser typischen dramatischen Orchestermusik, die mittlerweile eine eigene Gattung für Fernseh-Dokus mit eigener Industrie dahinter sein müsste.
Was komplett fehlte: Woher weiß die Forschung was? (Das fehlte mir am meisten, denn die Thematisierung und Transparenz von Methodik gehört inzwischen standardmäßig zu selbst kleinsten Ausstellungen in Heimatmuseen.) Welche Teile davon sind gesichert, welche nicht? Worin bestehen die größten Lücken? Welche früheren Annahmen haben sich als falsch erwiesen? Woher kamen sie und was sagten sie über ihre Zeit aus? Welche Annahmen hatten welche Auswirkungen bis heute? Wer forscht hier eigentlich warum und wer finanziert das? Und in diesem konrketen Fall mal wieder: Where are the women? Nein, in alten Kinderbüchern Was ist was? zu Tempelrittern tauchen keine auf, aber auch im 11./12. Jahrhundert bestand die Hälfte der Menschheit aus ihnen, und zeitgenössische Forschung besteht genau darin, nach der Rolle bisher übersehener Menschengruppen zu suchen und ihre Bedeutung zu beleuchten.
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Ich hatte schon mal gestanden, dass ich ein Problem mit der Einheit “Kalorien” in seiner allgemein anerkannten Rolle im menschlichen Stoffwechsel habe. Und menschliche Wahrnehmung funktioniert ja so, dass sie vor allem nach Bestätigung bereits vorhandener Annahmen sucht, deshalb fiel mir dieser Artikel sofort auf.
“The calorie counter
Evolutionary anthropologist Herman Pontzer busts myths about how humans burn calories—and why”.
Herman Pontzer ist ein biological anthropologist, und seine Forschung besteht darin Kalorien zu zählen. Während meine Zweifel damals in erster Linie an der Messung von Kalorienaufnahme bestanden (Brennwert soll dasselbe sein wie durch Verdauung zur Verfügung stehende Energie?), untersucht Pontzer, womit Menschen Kalorien verbrauchen. Die Ergebnisse laufen vielen Annahmen zuwider (sonst hätte es wahrscheinlich keinen ausführlichen Artikel im Scientist gegeben):
By borrowing a method developed by physiologists studying obesity, Pontzer and colleagues systematically measure the total energy used per day by animals and people in various walks of life. The answers coming from their data are often surprising: Exercise doesn’t help you burn more energy on average; active hunter-gatherers in Africa don’t expend more energy daily than sedentary office workers in Illinois; pregnant women don’t burn more calories per day than other adults, after adjusting for body mass.
Sportliche Bewegung erhöht im Durchschnitt nicht die Energieverbrennung; aktive Jäger*innen und Sammler*innen in Afrika haben keinen höheren Energiebedarf als Büroarbeiter*innen in Illinois; Schwangere verbrennen nicht mehr Kalorien als andere Erwachsene mit vergleichbarem Body Mass Index.
Weitere Forschungsergebnisse:
– Menschen verbrennen deutlich mehr Kalorien als gleichgewichtige Menschenafffen, und sie sind erheblich besser darin, sie in Form von Körperfett zu speichern.
– Den höchsten Kalorienverbrauch in Relation zu Körpergewicht haben Kleinkinder bis zu Alter von 5.
Vieles weist darauf hin, dass der menschliche Kalorienhaushalt im Vergleich zu dem anderer Arten durch deutlich erhöhten Bedarf der Gehirnleistung bestimmt ist. Derzeit misst Pontzer den Kalorienverbrauch durch Stress und Entzündungen.