Archiv für März 2022

Journal Donnerstag, 17. März 2022 – Alles sandig

Freitag, 18. März 2022

Unruhige Nacht, es sollte aber genug Schlaf zusammengekommen sein. Der Himmel bewölkt und grau.

Diesmal ein nicht ganz zielstrebiger Marsch in die Arbeit:

Erst musste ich sahara-sandige Autos fotografieren. Hier sind die Böden, Dächer, Fenster, Tore, Mauern so dreckig, dass ein paar Tage sandfreier Regen wirklich schön wären. Dann musste ich eine Magnolie fotografieren, die ernst macht.

Und dann grüßte mich am Bavariapark ein sehr kleines Kind und plauderte mich an (mutmaßlicher Vater mit Kinderwagen lächelnd und geduldig ein paar Meter im Hintergrund): Möglicherweise erzählte es mir, dass es gerade nach Hause ging und dass es kalt war.

Im Büro geordnete Arbeit. Mittags gab es Birchermuesli mit Joghurt (und zwei Löffeln Weizenkleie untergerührt – irgendwie muss ich dieses Hamsterstreu-trockene, greisliche Zeug loswerden) sowie eine Mango.

Die Häufigkeit meiner Glutattacken wurde etwas geringer. Auf der Bahnfahrt am Mittwoch hatte ich mit dreimal auf der Hinfahrt den Rhythmus von 20 Minuten verifizieren können. Mittlerweile spüre ich die Attacken bereits vor Eintritt anrollen, verlässliche Ankündigung ist eine kurze innere Unruhe, die an Genervtheit erinnert. Am Mittwoch warf ich bereits bei diesem Signal die Jacke ab, noch vor der eigentlichen Glut, und nahm das bereits als Triumph. Der Einsatz für Wiederreinschlüpfen war dennoch erst echtes Frieren.

Nach Feierabend marschierte ich in früher Dunkelheit zum Eataly. Lauter Lacher unterwegs, als ich dieses Plakat der Sparkasse sah.

So viel ich dieser Bank vorwerfe und so gründlich sie mich als Kundin vergrault hat: Ihre Werbung ist immer wieder epochal („Wir machen das mit den Fähnchen.“).
Allein wenn ich mir das Fotoshooting dafür ausmale!

Beim Eataly kaufte ich Blutorangen, Guanciale und Grana Padano (den wir als preisgünstigeren Parmesan in große Mengen verwenden), in einem Supermarkt auf dem Heimweg Brotzeit für die nächsten Tage sowie sehr, sehr viele Süßigkeiten.

Während Herr Kaltmamsell Nachtmahl kochte, turnte ich Yoga (mit wenig Geduld für Gelaber und Besinnlichkeit), machte dann Feldsalat an.

Perldinkel mit Pastinake und Karotte (alles Ernteanteil), zugekaufter Zwiebel und Frühlingszwiebel. Dazu Feldsalat (Ernteanteil) mit Kürbiskernöl-Dressing. Nachtisch sehr viele Süßigkeiten.

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Eine geschätzte Quelle zu aktuellen Ereignissen im Ukraine-Krieg ist die Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums geworden: Konzise und recht sicher nicht bloß haarsträubendes feuilletonistisches Rumgemeine.

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Eine hochinteressante und informative Folge Inside PolitiX des ZDF von Britta Buchholz zum Dilemma:
“Muss Deutschland Putins Russland endlich den Gashahn zudrehen?”

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https://youtu.be/7cIYZpox_rY

Journal Mittwoch, 16. März 2022 – Überraschungsfahrt zu Papas Geburtstag

Donnerstag, 17. März 2022

Zerhackte Nacht. Es wurde Tag zu bedecktem Himmel, jetzt aber ohne Gelbstich.

Mein Vater hatte gestern 80. Geburtstag (was ich eigentlich nicht fassen kann). Zur Familienfeier ist am Wochenende eingeladen, doch ich wollte ihn auch gestern in die Arme schließen und als Überraschungsgast auftauchen – wenn…

… der Selbsttest am Morgen negativ war. Große Erleichterung!

Um meine Besuchspläne geheim zu halten, gratulierte ich meinem Vater morgens telefonisch – und plauderte mit ihm über Sahara-Sand auf der Terrasse (der eigentlich für den gestrigen Mittwoch angekündigte Sahara-Himmel plus “Blutregen” blieb aus, das war’s am Dienstag schon gewesen), vergangene Sahara-Sand-Erlebnisse während eines Spanien-Urlaubs, darüber, wie gesund er sich mit 80 fühlt (so schön!) – aber auch über die Beerdigung der kürzlich verstorbenen Freundin aus der Clique am Vortag.

In der Arbeit große Klötze geschoben, gut weitergekommen. (Inkl. dem Klassiker: überraschend ungestörte intensive Produktivität wegen versehentlich auf AB umgeschaltetem Telefon.)

Mittags gab es eine rote Paprika, außerdem Quark mit Joghurt.

Feierabend schon um halb drei. Ich nahm die U-Bahn zum Hauptbahnhof und dann eine Regionalbahn (ganz frisch, mit Neuwagengeruch) nach Ingolstadt Nord.

Über dem Bahnhof Rohrbach (Ilm) sah ich einen Falken fliegen, auf einem Feld hinter Baar-Ebenhausen einen prachtvollen Fasan picken.

Die Überraschung gelang, mein Vater freute sich (und ich erst!). Er erinnerte daran, dass ich zu seinem 50. Geburtstag sogar überraschend von meinem Studienjahr aus Wales eingeflogen war.

Im elterlichen Wohnnzimmer saß die erweiterte Bruderfamilie an der Kaffeetafel, auch hier großes Hurra, zumal darunter auch ein erkranktes Familienmitglied saß. Ich bekam Käsesahne-Torte, stieß mit Sekt auf meinen Vater an, ein paar zusätzliche Waldviertler Mohnzelten hatte ich mitgebracht (auch hier hatte sich das Kneten des Teigs am Vortag als nicht ideal herausgestellt: die gekochten Kartoffeln darin verfärben den Teig über die Zeit gräulich – wirkte sich allerdings nicht auf den Geschmack aus).

In letzter Dämmerung machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, ereignislose Heimfahrt. Ich dachte sogar daran, am Münchner Hauptbahnhof die beiden Foto-Automaten im südlichen Untergeschoß für mein Atomatenfoto-Projekt zu testen: An einem war der Geldeinwurf-Meschanismus kaputt, am anderen ließ sich der Hocker nicht hochschrauben, an letzterem machte ich Fotos in Hocke – nicht überbelichtet!

Daheim noch ein wenig Käse und Süßes zum Abendbrot.

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Manchmal habe ich nämlich DOCH Einrichtungsideen:
Was wenn ich unseren wirklich geräumigen Flur so umbauen ließe?
(Dazu liefe dann den ganzen Tag dieser Sound – hey, wenn es Leute gibt, die ganzjährig Frühlingsvogelgesänge vom Band laufen lassen?)

Journal Dienstag, 15. März 2022 – Gelbes Draußenlicht durch Sahara-Sand

Mittwoch, 16. März 2022

Die Nacht verlief ordentlich.

Der Tag wurde hell zu bedecktem Himmel und trockenem Boden, im Briefkasten keine Zeitung.

Nachdem die beiden riesigen Kastanien vorm Haus ein paar Nächte als Schlafbaum für einen Krähenschwarm gedient hatten (siehe Vollverkackung des Bodens drunter), haben sie jetzt wohl ausgedient, und Herr Kaltmamsell wird morgens nicht mehr von Krähengeschrei geweckt.

Grauer Gang in die Arbeit, aber weiterhin kein Regen. Drei Schwäne über die Theresienwiese fliegen sehen.

Arbeit mit einigen menschlichen Begegnungen. Mittags gab es ein Stück Käse, den restlichen Rote-Bete-Salat und eine Orange.

Am Nachmittag wurde das Licht draußen immer seltsamer. Immer intensiver gelb und gleichzeitig düster dämmerte es durch die Wolken: Es war wieder Sahara-Sand unterwegs.

Büroblick, hier ein Blick auf den Münchner Marstallplatz.
(Dabei finde ich die Fotos gar nicht so beeindruckend – instagram-Filter haben mich verdorben.) Nachmittags regnete es dann auch noch ein bisschen.

Temperatur-Achterbahn gestern in 20-Minuten-Amplitude – die x Mal Jacke an, Jacke aus fallen eigentlich schon unter Sport.

Der Feierabend wurde eher später, weil spät noch etwas zu erledigen war. Ich ging ohne Umwege heim (vorbei an Sahara-Sand-schmutzigen Autos), denn es gab etwas zu backen. Zwischen den Backschritten nahm ich mir die Zeit für eine Runde Yoga – ziemlich verwackelt.

Als Abendessen erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Shakshuka. Nachtisch Schokolade.

In Bayern werden die Corona-Maßnahmen erst mal nicht aufgehoben – das erleichtert mich. Ich wäre sonst weder zum Schwimmen noch in Restaurants gegangen, das hätte mich geschmerzt. Zwar halte ich es für unwahrscheinlich, dass wir am Ende der Übergangsfrist am 2.4. ein Wellental im Infektions-Hoch erreicht haben, doch bis dahin kann ja noch ein Umdenken stattfinden.

Journal Montag, 14. März 2022 – Gesammelte Schnippsel, weiter mild

Dienstag, 15. März 2022

Nachtschlaf ok, Quälfreiheit ist immer gut.

Sonniger Start in den Tag, auch wenn bereits für den Morgen schlechtes Wetter angekündigt war. Auf dem Weg in die Arbeit waren Mütze und Handschuhe weiterhin nützlich, aber die leichte Sorte.

Unhektischer Tagesstart, am Wochenende war es ruhig geblieben. Mittags gab’s Rote-Bete-Salat, Apfel und Orange.

Das schlechte Wetter stellte sich weiterhin nicht ein, fand ich in Ordnung (obwohl ich ein paar Tage milden Landregen wirklich gut fände). Auf dem Heimweg ließ ich Mütze und Handschuhe stecken. Ich erledigte ausführliche Lebensmitteleinkäufe, außerdem besorgte ich Drogeriewaren.

Zu Hause startete ich nach Auspacken und ein paar Back-Handgriffen ein neues Yoga-Programm von Adriene, auf Empfehlung 31 Tage Revolution von 2016. Ich konnte mich gut auf den langsamen Anfang einlassen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Spaghetti Carbonara, Nachtisch Süßigkeiten

Der Sonntagsspaziergang hatte uns in Schwabing zur Kirche St. Sylvester geführt. Die barockisierende Hauptkirche neben der alten aus dem 14. Jahrhundert stammt aus den 1920ern – was erst auf den zweiten Blick an den Wand- und Deckenmalereien offensichtlich ist: Ich war fasziniert von der stilistischen Mischung Neue Sachlichkeit (wie praktisch, dass ich von einer Kunsthistorikerin begleitet wurde, die sie korrekt einordnen konnte) und Hollywood-Sandalenfilm – laut Wikipedia Kasein-Malereien von Ernst Kozicz, 1939/40. 2020 erschien ein ausführliches Buch über die Geschichte der Kirche von Sibylle Appuhn-Radtke, hier die Besprechung in der Süddeutschen.

Eine reiche Gemeinde war das wohl schon länger; heute zeugen Bronze-Reliefs samt Gedenktafeln für verstorbene Chorleiter und Pfarrer davon, dass Geld ganz sicher nicht knapp ist.

Diesen Bereich zwischen Leopoldstraße und Englischem Garten will ich seit Jahren genauer erkunden; immer wenn ich zufällig durchkomme, fällt mir die ganz besondere Mischung aus Villen, leicht angegammelten Einfamilienhäusern, Kirchlein, Wohnblöcken aus den 1950ern und Grünflächen mitten in München auf.

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Szenisches Fragment:
Wie auf dem Schwieger-Familientreffen das launige Gespräch auf Superhelden kam und Superhelden-Fanboy Herr Kaltmamsell ausgerechnet da nicht im Zimmer, sondern auf dem Klo war. Woraufhin ich natürlich anfeuern musste: “Ihr habt vermutlich noch genau eine Minute für dieses Thema, ohne euch längere Vorträge zu jedem einzelnen Detail einzufangen, also redet SCHNELL!”

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texas-jim arbeitet außerhalb seines studierten Berufs weiterhin in der Landwirtschaft seiner Vorfahren. Diesmal hat er Hafer gesät und berichtet Details – inklusive Bedeutung für ihn ganz persönlich.
“Heller als tausend Sonnen”.

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herzbruch hat die unfundierten Alleswisser in Talkshows satt, die jetzt auch noch alles über die Zukunft des Ukraine-Kriegs wissen.
“13.03.2022”. (Überschriften sind ab sofort aus.)

Mit den Mitteln der Logik kommt selbst jemand mit Doktor in Logik ja nicht so weit in der aktuellen Weltfriedensthematik. War bislang irgendetwas logisch an dem, was Putin gemacht hat? Ich möchte das gar nicht beantworten, ich kann nur für mich feststellen: Für mich, also Doktor in Logik im Ringelpulli im Sessel sitzend, ist zwischen dem 24.2. und heute kein einziger Zug von Putins Seite irgendwie logisch nachvollziehbar gewesen, und dann ist es ja Verschwendung von Rechenkapazität, jetzt über einen nach Wahrscheinlichkeiten und Logik vorhersagbaren weiteren Verlauf nachzudenken. Also lasse ich das sein.

Nun habe ich keinen Doktor in Logik, nicht mal irgendeinen Doktor (Gedenksekunde für meinen alternativen und abgebrochenen Lebensweg als berufliche Literaturwissenschaftlerin, der mich sicher auch unglücklich gemacht hätte, aber auf eine ganz andere Art und Weise). Aber gerade bei solch einem komplett durchgemenscheltem Thema wie Tagespolitik höre ich mir Prognosen von überhaupt niemandem ernsthaft an. (Unernst vielleicht gradmal die von Uroppa Krawuttke, der SELBST JA NOCH VOR STALINGRAD LAG!)

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Kluge Worte von Grünen-Parteivorsitzender Ricarda Lange (ebenfalls in einer Talk-Runde, aber es gibt ja auch welche mit echten Gesprächen), warum Sie nicht mehr auf Angriffe auf ihr Äußeres reagiert – und ich wünsche von ganzem Herzen, dass diese Angriffe auch nicht an sie rankommen (illusorisch, ich weiß, dennoch Wunsch).

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Lassen Sie sich von einer richtig guten Tanzszene aus dem japanischen Musical DANCE WITH ME von 2019 überraschen.

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All die Details in der Bibel, zu denen man nicht nachhaken sollte, weil sie natürlich nicht wörtlich gemeint waren. Und ich begann mich schon zu gläubigen Zeiten zu fragen, was die Kriterien für die anscheinend doch wörtlich gemeinten waren.

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https://youtu.be/H8Ac6d05a7A

Journal Sonntag, 13. März 2022 – Frühlingslauf, Frühlingsspaziergang, Eisbecher draußen

Montag, 14. März 2022

Gut geschlafen! Vor allem nach Mitternacht, nur noch zweimal aufgewacht. Um halb sieben wäre ich sogar aufgestanden, doch eh ich mich versah, war ich nochmal eingeschlafen bis kurz vor acht.

Draußen weiter brachialer Frühlingsausbruch. Auf meinen Isarlauf wagte ich mich ohne Mütze und Handschuhe, setzte aber die Sonnenbrille auf. Stellte sich als genau richtig heraus.

Als Strecke an der Isar hatte ich mich für eine entschieden, die ich schon seit Jahren nicht mehr gelaufen war: Von der Wittelsbacherbrücke Richtung Innenstadt. Hier hatte ich vor 16 Jahren meine Lauferei begonnen, doch später waren mir diese Wege immer zu voller Menschen gewesen.

Erst mal Blumenbewunderung auf dem Alten Südfriedhof.

Blick von der Wittelsbacherbrücke Richtung Deutsches Museum.

Müller’sches Volksbad, davor die Ludwigsbrücke weiterhin mit Bauarbeiten, Abschluss ist Ende dieses Jahres geplant.

Mauersteg und Maximiliansbrücke.

Blick zum Föhringer Wehr.

Blick vom Föhringer Wehr nach Norden, Wasserstand sehr niedrig.

Das Laufen war mir superleicht gefallen, als liefe ich die ganze Zeit etwas abwärts. Nur die letzten 15 Minuten der insgesamt 100 zogen sich. Interessant fand ich, wie andere Läufer*innen die Temperatur eingeschätzt hatten: Ich sah ein breites Spektrum von Wollmütze, Schal, Handschuhen bis nackte Beine und Trägershirt. Vom Tivoli nahm ich eine Tram nach Hause, die Wartezeit darauf nutzte ich für Dehnen.

Abschließende Blumenbewunderung im Nußbaumpark.

Kurzes Frühstück nach dem Duschen: Die letzte Avocado aus Crowdfarming und Mohnzelten.

Dann holte ich das Fahrrad heraus: Ich war an der Universität zu Spaziergang mit anschließendem Einkehren verabredet und möchte Öffis jetzt lieber gründlicher meiden – so erpicht bin ich dann wieder nicht darauf, meine Omega-Infektion hinter mich zu bringen (derzeit drei Risiko-Begegnungen auf der Corona-Warn-App, die jüngste vom Samstag, ich habe die volle U-Bahn im Verdacht).

Spaziergang durch den Frühling im Englischen Garten, den Mantel immer wieder geöffnet. Wie erwartet war sehr viel los, doch das störte uns nicht beim Plaudern und beim Austausch über hochkomplizierte Forschungsförderung auf EU-Ebene, über Tagesaktuelles, Umzüge, Familie.

Für KaffeeundKuchen steuerten wir die Münchner Freiheit an. Das gleichnamige Café hat jetzt einen ausgedehnten Außenbereich (vier Kellner groß), wir standen ein paar Minuten Schlange für einen Tisch – und saßen dann tatsächlich (!) draußen (!), die unbelaubten Bäume ließen genug Sonne durch. So fiel meine Wahl dann auch nicht auf Kuchen oder Torte, sondern den ersten Eisbecher der Saison.

Aber es war halt erst Frühlingsanfang, bis ich mich um fünf von der Verabredung verabschiedete, war mir kalt geworden. Umso beherzter marschierte ich zu meinem Fahrrad am Geschwister-Scholl-Platz, Slalom laufend durch die vielen Spaziergänger*innen an der Leopoldstraße.

Daheim setzte ich Rote Bete aus Ernteanteil auf für Brotzeit, bereitete dann Sauerkraut zu fürs Abendessen, ebenfalls aus Ernteanteil, damit es genug Zeit fürs Weichkochen hatte. Bis Fertigstellung Rote-Bete-Salat und Abendessen (es gab Bauernwürscht zum Kraut, Herr Kaltmamsell verarbeitete die Ernteanteil-Kartoffeln zu Püree) las ich die Wochenend-Süddeutsche. Nachtisch wieder Süßigkeiten, zum Tagesabschluss Räumen für die Arbeitswoche und Putzmannmontag.

Journal Samstag, 12. März 2022 – Der erste echte Frühlingstag

Sonntag, 13. März 2022

Ich wachte in Herrn Kaltmamsells Zimmer auf: Nachdem die Nacht bereits durch Glutattacken und Krämpfe zerstückelt worden war, hatte mich auch noch sein Schnarchen neben mir vom Einschlafen abgehalten – ich nahm mein Kindle (als Lesestoff für den Fall, dass ich komplett nicht mehr schlafen können würde) sowie mein Kopfkissen und zog um. Tatsächlich schlief ich dann drei Stunden am Stück bis kurz vor sieben.

Sonniger Morgen mit Bettwäschewaschen (bisher funktioniert das ohne Trockner eigentlich ganz gut, das zusätzliche Zimmer in der neuen Wohnung zahlt sich aus), Bloggen und Milchkaffee.

Ich machte mich fertig für eine Schwimmrunde, vorher brachte ich noch Schuhe zur Schusterin in der Müllerstraße.

Radeln durch die Sonne zum Dantebad: Es war warm genug geworden, dass ich meine dicken Skifäustlinge gegen Fingerhandschuhe tauschte.

Vor und im Dantebad überraschend viele Leute, auch in Umkleide und Dusche (eine sechsköpfige Frauengruppe kann beim derzeitigen Bedarf nach Abstand alles blockieren). Im Becken ging es aber trotz vieler Schwimmer*innen friedlich zu. Dass ich mich mitten auf der Bahn einmal fürchterlich verschluckte, lag am Wind, der Wellen aufwühlte. Ich beließ es dennoch bei meinen 3.000 Metern im Sonnenschein, weil sich meine Zehen schon nach 2.000 Metern immer wieder zu lustigen, aber schmerzhaften Krämpfen krallten.

Auf dem Rückweg hielt ich an für ausführliche Einkäufe im Supermarkt fürs Abendessen. Und weil ich eh schon mal da war, Käse und Obst (hungrig einkaufen ist super – nie bringe ich mehr wunderbare Leckereien mit, über die ich mich später sehr freue). Es war richtig mild geworden und roch ganz eindeutig nach Frühling – endlich, hurra! Vor unserem Haus hatte ich schon vor ein paar Tagen Veilchen entdeckt.

Daheim versorgte ich den Strauß Tulpen, an dem ich nicht vorbeigekommen war, verräumte Einkäufe, hängte nasses Zeug auf. Mit Herrn Kaltmamsell nahm ich eine U-Bahn bis zur Endhaltestelle Moosach: Unser griechisches Olivenöl aus Solidarscher Landwirtschaft (vermittelt von unserem Kartoffelkombinat) war eingetroffen, in einem Innenhof konnten wir es abholen. Ich hatte zwei zusätzliche Hände mitgenommen, da ich vier Kanistern bestellt hatte statt der zwei im Vorjahr – dachte ich. Meine Angabe “vier Kanister” löste Verwirrung aus, da ich auf der Bestellliste mit nur zwei eingetragen war: Die supergeduldigen Organisator*innen sahen nach und konnten belegen, dass ich tatsächlich statt zweimal einen ganzen tatsächlich zweimal einen halben Ernteanteil bestellt hatte. Doch ich wurde beruhigt, es seien noch zwei Kanister übrig, die ich mitnehmen und nachträglich begleichen könne. Es war mir ausgesprochen peinlich, dieses Durcheinander ausgelöst zu haben – offensichtlich hatte ich beim Bestellen mal wieder um eine Ecke zu viel gedacht.

Die U-Bahn war sehr ungenehmen voll, aber meine Corona-Warn-App zeigt ohnehin in leuchtendem Rot immer weitere Risikobegegnungen an (zudem meldet Deutschland täglich 200 bis 250 Corona-Tote, die vor gar nicht allzu vielen Monaten noch große und breite Sorge begründet hätten), es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis auch mich eine Infektion erwischt. Das kalkuliere ich inzwischen bei allen Plänen für die nächsten Wochen ein: Dass ich sie wegen Quarantäne oder Erkrankung nicht umsetzen kann. Aber offiziell ist Corona in Deutschland ja am 20. März vorbei – bis dahin werden wir uns alle ganz schön mit Krankwerden und Genesen beeilen müssen.

Um halb vier setzte ich mich endlich zum Frühstücken: Semmeln, spontan gekaufter Käse (!), eine Mohnzelte. Das machte mich angenehm bettschwer: Ich legte mich hin zu einem Schläfchen – für das ich mir das Bettzeug von Herrn Kaltmamsell lieh, meine Überzüge waren noch nicht trocken. Eine Stunde Tiefschlaf.

Nach Internet- und Zeitunglesen hatte ich genug verdaut für eine Runde Yoga.

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https://youtu.be/kJ_bm5NCWTs

Mal eine andere Vorturnerin mit anderem Yoga, danke für den Hinweis an Micha. Mir war beim Titel “Intermediate to Advanced” klar gewesen, dass ich vieles nicht können würde, aber ich wollte halt mal bei den Großen mitmachen und war neugierig. (Außerdem hatte ich mit schnellem Durchklicken des Videos sichergestellt, dass der für mich machbare Anteil groß genug war.) Das war dann sehr anstrengend, ich kam so sehr ins Schwitzen wie noch nie zuvor bei Yoga. Mal sehen, ob ich Kopfstand oder Balancieren nur auf zwei abgewinkelten Armen jemals machen werde – muss ja nicht.

Herr Kaltmamsell hatte mein Wunsch-Abendessen gekocht:

Garnelen-Curry mit dem bayerischen Reis, den wir in Eching gekauft hatte. Der Reis schmeckte gut, er war im Reiskocher eher kernig geworden, eignet sich wahrscheinlich besser für Risotto. Nachtisch Süßigkeiten.

Abendunterhaltung: Die beiden letzten Folgen der zweiten Staffel Beforeigners, waren in Ordnung (das ist von mir ja schon ein riesiges Lob, dass ich eine Fernsehserie überhaupt gucke).

Journal Freitag, 11. März 2022 – Restebacken: Mohn

Samstag, 12. März 2022

Nachts nicht auffallend häufig aufgewacht, bei Weckerklingeln dennoch Gefühl der Erschlagenheit.

Nochmal strahlendster Sonnenmorgen, nochmal knackiger Frost auf dem Weg in die Arbeit.

Am Bavariapark sah ich die Magnolienknospen wachsen, die Kastanienknospen aber sind noch ganz klein (wie es sich um diese Zeit im Jahr gehört).

Gut strukturierter und machbarer Arbeitstag. Mittags gab es Hüttenkäse, Banane, Orange mit Joghurt. (Wird Frugalismus bereits als Ernährungsideologie vermarktet? Definiert als ungemischte Speise? Nicht zu verwechseln mit Trennkost?)

Nach Freitags-frühem Feierabend ging ich direkt nach Hause, trotz Sonne und ohne Wolken biss mich der Wind auf der Theresienwiese böse. Ich hatte Pläne: Waldviertler Mohnzelten. Eine angebrochene Packung Mohn musste weg, so kam eins zum anderen, Sie kennen das. Obwohl der Rest Mohn nur aus 140 Gramm bestand und ich auch die anderen Zutaten für die Füllung runterrechnete, reichte Sie für die Gesamtmenge Teig (den ich mir auch als Basis für Quarktaschen sehr gut vorstellen kann).

Als ich das erste von zwei Blechen in den Ofen schob, gab es Alkohol, erst mal in Form von Gin Tonic. Alkohol ist toll: Die Anspannung und die schlechte Laune des Tages waren in wenigen Minuten weg.

Herr Kaltmamsell kochte das Nachtmahl. Er hatte sich vom Metzger zu ungewöhnlichen Schnitten Rindfleisch zum Braten beraten lassen und herausgefunden, dass es auch in der Metzgerkunst Entwicklungen gibt: Das Flat Iron Steak aus der Rinderschulter wurde erst vor Kurzem als Teil zum Braten entdeckt, davor galt es nur schmorbar, vor allem als Sauerbraten. Es wurde tatsächlich sehr zart und schmeckte hervorragend intensiv (links auf meinem Teller).

Zudem hatte er sich einen Tafelspitz mit Fettrand (rechts auf meinem Teller) als unkonventionelles Pfannenfleisch empfehlen lassen, in Südamerika sei der Schnitt unter dem Namen Picanha typisches Grillfleisch. Auch das schmeckte gut, fiel nur im Vergleich mit dem Flat Iron Steak ab. Dazu gab es cremige Polenta mit gebratenen Pilzen und roter Paprika, im Glas ein spanischer Rotwein Prometus aus Castilla León. Nachtisch Süßigkeiten.

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Jetzt kann ich endlich erklären, warum ich trotz neuer Rekordzahlen zu den (noch) nicht Covid-19-Infizierten gehöre: Ich bin einfach zu hübsch für Corona.
“Coronavirus-News: Neue Studie! Sind schöne Menschen besser vor einer Corona-Infektion geschützt?”
(Wunderbares Beispiel, an dem man Datengewinnung und -interpretation von Studien analysieren kann.)

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@Buddenbohm hat mich auf einen Twitter-Account gebracht, den ich umgehend abonniert habe: @DancerOnFilm mit täglichen Tanzschnipseln aus Filmen – Balsam für die bittere Timeline.

Gestern zum Beispiel mit Sara Montiel und ihrem “Los Piconeros” aus dem Film CARMEN LA DE RONDA von 1959. Olé.

(Und die Kleider/Röcke aus den 20er- bis 40er-Musicals will ich eigentlich alle haben.) (Welche Farben würden Sie zum Beispiel für dieses von Ruby Keeler vorschlagen?)