Journal Donnerstag, 10. März 2022 – Yoga-Tempi
Freitag, 11. März 2022Diesmal wieder eine zerhackte Nacht, wir sind ja hier nicht im Paradies.
Der Tag startete strahlend und sonnig. Ich genoss den Marsch in die Arbeit, auch wenn es weiterhin knackig frostig war.
Straffer Arbeitsrhythmus am Vormittag, ich gewann ein paar kleinere Kämpfe mit dem neuen IT-System.
Mittags gab es restliche Falaffel vom Vorabendessen, außerdem einen Kopf Radiccio frisch geschnippelt mit Balsamico-Dressing.
Die sonnige Wolkenlosigkeit hielt den ganzen Tag an. Bei aller Kälte und aller Frühlingssehnsucht ist mir sehr bewusst, wie lange es schon nicht mehr geregnet hat. Auch während der Stürme gabe es ja lediglich ein paar Duscher, der Boden braucht aber viele Tage sanften Landregen (meine landwirtschaftlichen Vorfahren – wie sie jede statistisch hat, mal näher, mal ferner – schlagen brutal durch).
Amüsement des Tages: Wie schon am Vortag eine Anruferin auf meinem Privat-Handy, die sich auf Englisch als “Europol” meldete. Meine “German ID” sei gestohlen worden und ich müsse jetzt Dinge tun (auf Tasten drücken). Gestern von einer anderen Telefonnummer als am Vortag – mir fällt auf die Schnelle nicht ein, welcher Scam das sein könnte.
Recht pünktlicher Feierabend, denn ich hatte einen Friseurtermin, wieder absichtlich vor die Phase “Oh Gott ich brauche dringend einen Friseur” gelegt. Ich spazierte in sinkender Sonne durchs Westend und über die Hackerbrücke an den Stiglmaierplatz, ließ mir die Haare ratzekurz schneiden. (Vielleicht fällt mir auch mal wieder etwas anderes ein, aber jetzt halt erst mal nicht.)
Dennoch war ich früh genug für eine Runde Yoga daheim. Ich hatte mir eine Rundum-Folge des 30-Tage-Programms Breath von Anfang 2021 ausgesucht – und war überrascht, wie viel ruhiger und langsamer Adriene hier turnt. Während ich bei Move immer wieder vermisst hatte, auch mal eine Bewegung oder Haltung auskosten zu können, weil es gar so sportlich zuging, war mir dieses Tempo jetzt viel zu langsam, ich ließ die letzten Minuten sogar aus Ungeduld weg.
Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell: Das Glas Ratatouille aus dem vorwochentlichen Ernteanteil erhitzt und serviert mit Spiegeleiern, dazu machte ich den Postelein-Salat aus gestern geholtem Ernteanteil an. Nachtisch Süßigkeiten, Abendunterhaltung die nächste Folge Beforeigners, dann gucke ich die Staffel halt durch.
Der Krieg in der Ukraine taucht hier praktisch nicht auf. Nicht, weil er mich nicht beschäftigen würde (ich informiere mich zum Beispiel deutlich aktiver als Herr Kaltmamsell). Sondern weil ich a) keine Ahnung davon habe, weder vom Krieg dort noch vom Fliehen, und b) komplett hilflos und gelähmt bin. Aktueller Status: Die russischen Streitkräfte attackieren die Städte weiter, Zerstörung und Opferzahlen sind hoch, allein nach Polen sind bereits anderthalb Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.