Journal Karfreitag, 15. April 2022 – Sonnenschwumm und Häusliches, Frühlingsbewunderung

Samstag, 16. April 2022 um 8:10

Eigentlich gute Nacht, aber halt mit einer einstündigen Schlaflücke. (Wie freue ich mich auf Zeiten, in denen mein Nachtschlaf kein Thema mehr ist.) Beim Aufwachen war das Draußen grau und regnerisch, aber weiterhin mild.

Sauerteige aufgefrischt, weil jemand mit deutlich hochgezogenen Augebrauen darauf hingewiesen hatte, dass es in diesem Haus ja nie mehr Brot gebe. (Obwohl sie seit Monaten ungefüttert im Kühlschrank standen, legten Roggen- und Weizensauerteig umgehend wieder los und warfen Blasen.)

Der Regen hatte aufgehört, zu meiner Schwimmrunde im Dantebad nahm ich das Rad. Da gestern ohnehin Tag der roten Ampel war und ich in feiertäglich ruhigem Verkehr auf Paul-Heyse-Straße, Seidlstraße, Dachauer Straße von Ampel zu Ampel stop-an-go-te, hatte ich Gelegenheit, das Gebäude der Mayer’schen Hofkunstanstalt zu fotografieren (die Aufschrift ist dann doch eine andere als die erinnerte).

Im Dantebad stellte sich heraus: Tatsächlich, Betrieb als gäbe es kein Corona mehr. Lediglich die magische antivirale Plastikwand an der Kasse stand noch – vielleicht reichte deren Magie ja für sämtliche Räume. Ich behielt die FFP2-Maske in der Sammelumkleide auf, nahm sie aber nicht, wie bisher vorgeschrieben, hinaus für den Gang zu Dusche und Becken.

Ich bilde mir ein, nie so wenig alte Frauen und Behinderte in der Umkleide gesehen zu haben – ohne Schutz sind Risikogruppen wirkungsvoll ausgeschlossen (Inzidenz in München derzeit bei 994 – also sinkend, aber immer noch in einer Höhe, die wir uns vor einem Jahr nicht vorstellen konnten).

Kaum war ich im Becken, riss der Himmel auf, es schien auf meinen 3100 Metern Schwimmen fast durchgehend die Sonne. Ich hatte mit geschlossener Wolkendecke gerechnet und mich nicht sonnengecremt, hoffte jetzt auf die Milde der Aprilsonne. Schwimmen lief gut und ungestört; ich hätte Lust auf noch ein paar Bahnen gehabt, doch auf der 31. Runde krampfte die rechte Wade plötzlich und böse. Dann halt nicht. (Zefix.)

Auf dem Heimweg besorgte ich in Schwabing Semmeln. Zu Hause ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell erst mal Rücken eincremen (wohl nichts verbrannt), spülte dann die Nase gegen Chlorschnupfen mit Salzwasser, denn diesmal hatte sie noch während des Schwimmens verdächtig gebitzelt. Dann gab’s zum Frühstück um zwei eine weitere Runde Milchkaffe, Semmeln, Orangen. Das verschaffte mir die nötige Bettschwere, mit einer Siesta die fehlende Stunde Schlaf nachzuholen.

Draußen strahlte die Sonne vor immer wieder dramatischem Wolkenhimmel.

Den restlichen Nachmittag nutzte ich für Tüchtigkeiten: Bügeln bei offener Balkontür, Staubwischen an Putzmann-blinden Stellen, Winterschuhe gegen die Sommerschuhe im Keller tauschen, Ostermenü-Recherche, eine Runde Yoga. Dabei genoss ich immer wieder den Blick durch unsere großen Fenster nach draußen, sah Herrn Specht beim Trinken auf unserem Balkon, sah Eichhörnchen.

Fürs Nachtmahl verarbeiteten wir möglichst viel Ernteanteil: Herr Kaltmamsell machte Karottensuppe (mit Polenta-Schnittchen und Sauerrahm), ich servierte den ersten Salatkopf der Saison mit Tahini-Dressing, Kresse und Eiern.

Zum Nachtisch gingen wir erstmals raus zur freundlichen Nachbarschafts-Eisdiele in der Landwehrstraße und holten in mitgebrachten Schüsselchen (vorgekühlt, wie man es uns dort beigebracht hat) je drei Kugeln (wir sind bei 1,60 €) mit Sahne.

§

Marina Weisband (Einwanderin aus der Ukraine, studierte Psychologin, Politik-erfahren, seit Jahren Beobachterin russischer Medien) erklärt sieben Minuten lang:
“Warum glauben Menschen Desinformation?” (Also unter anderem: Warum glaubt man in Russland dem Fernseher mehr als den eigenen Verwandten? Weshalb sind viele Lügen so lächerlich durchschaubar? Was können wir gegen Desinformation tun? Warum reicht Medienkompetenz nicht?)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/gyu6gAp40dU

§

Scottish tour guide for Roman Wall doesn’t give a fuck. (Wir lieben Eleanor Morton als Craig.)

die Kaltmamsell

Comments are closed.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.