Journal Montag, 4. April 2022 – Noch ein Wochenstart
Dienstag, 5. April 2022 um 6:37Nochmal eine Nacht mit viel Schlaf, ich genoss es.
Auf dem Weg in die Arbeit klirrte der Frost und biss mich ins Gesicht, knirschte der Raureif unter den Stiefeln.
Auf der Theresienwiese hatte der Aufbau des Frühlingsfests begonnen – die erste Bierzelt- und Fahrgeschäfte-Bespielung der Fläche seit Ausbruch der Seuche.
Vormittags Besprechungen und große Runden online, die länger dauerten als angesetzt. Schnell raus in die Apotheke gewitscht, das Nasenspray aus der Hausapotheke war über dem Verfallsdatum und musste ersetzt werden – neben Pflaster und Herpescreme wichtigster Bestandteil (ich werde wahnsinnig, wenn ich nicht schnaufen kann – egal ob wegen Chlor- oder Infektionsschnupfen, geht bei mir auch sofort auf die Bronchien). Es war sonnig geblieben, wärmer geworden.
Spätes Mittagessen: Sahnequark mit Joghurt, Birne.
Nachmittags Schreibtischarbeit, Jour fixes und Gespräche.
Nach Feierabend machte ich in kräftigem Wind einen Abstecher in den Vollcorner (Schilder baten um Maskentragen, von allen erfüllt), arbeitete die Einkaufsliste ab.
Daheim kochte ich erst mal Brotzeit für Dienstag: Buchweizen mit Karotten und Zwiebeln. Eine Runde Yoga, während der Himmel zuzog – eine Folge mit vielen anstrengenden Halte-Übungen.
Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell ein Bangladeshi Kurkuma-Tomaten-Kitchari – ein Reis-Linsen-Gericht, das wir so ähnlich als nah-östliches Mejadra von Ottolenghi bereits kannten. Nachtisch: Ein Rest (weniger guter) Zwetschgenkompott vom Sonntag mit Schmand, Schokolade.
§
Ein wichtiger Blogtext über “don´t give up on me”, wie jemand immer wieder Energie in ihr Leben mit psychischen Lasten investiert.
“Never”.
via Joël
ich kämpfe seit jahren mit meinen themen. ich vermeide den begriff dämonen aber eigentlich geht es genau darum – sie sind da, sie sind nicht reparabel. ich kann sie mit honig füttern, wie der buddhismus es mir vorschlägt, ich kann sie verstehen, fühlen, umarmen, ignorieren, sie mit arbeit und ablenkung überdecken. sie bleiben. manchmal gehen sie schlafen, dann hab ich ruhe – einen moment des gefühls von frieden und angekommen sein. dann dreht sich meine lebensspirale weiter und dasselbe thema kommt im neuen gewand zu mir „oh hej! so sehen die dämonen jetzt aus, cool“. aber leider sind sie halt wieder da. es dreht sich alles um bindung und beziehung und wie ich es drehe und wende, ich kriege es nicht so gelöst, dass sie für immer gehen.
(…)
neulich dachte ich mal, dass ich froh bin so abartig viel psychoanalyse und psychotherapie (ja, tatsächlich habe ich alles zusammen ca. 600 stunden therapie auf kosten der krankenkasse gemacht – was mir eigentlich als beweis dienen sollte, dass selbst die kapiert hatten, dass ichs nötig hatte) gemacht zu haben, immerhin kann ich mir eine menge kosten sparen dadurch, dass ich selbst eine wirklich großartige therapeutin bin – zumindest für mich. und es hat nichts mit zusammenreissen zu tun – auch so eine idee im umgang mit psychischer erkrankung, die ich jahrezehntelang selber gemacht habe und gerne auch von meinem umfeld verlangt habe. ich habe das versucht, es hilft nichts. genauso wenig wie ignorieren.
Ganz große Bewunderung, ganz großer Respekt.
(Auch weil ich das nicht schaffe, selbst bei meinen viel, viel kleineren Päckchen. Ich würde mal sagen, ich habe ca. 2012 aufgegeben, spätestens 2016 – u.a. weil ich einfach nicht genug Interesse für mich aufbringe, weil es mich derart anödet, mich mit mir zu beschäftigen, so unglaubwürdig sich das auch von so einer Ego-Bloggerin lesen mag. Statt dessen halte ich irgendwie durch, sind ja nur noch ca. 30, 40 Jahre. Meistens ist das ja ganz gut aushaltbar.)
§
Mist, das war mir nicht klar: Journalistin Melina Borčak versucht in einem Twitter-Thread – offensichtlich zum wiederholten Mal -, ständig wiederholte Falschdarstellungen des Bosnienkriegs zu korrigieren.
Krieg in Bosnien war kein Bürgerkrieg, sondern Angriffskrieg Serbiens +Kroatiens gg Bosnien. Der internationale Charakter des Krieges ist mehrfach vom UNO-Tribunal belegt. “Bürgerkrieg” sagen nur Leute, die milošević +tuđman reinwaschen wollen – ob aus Ignoranz oder Rassismus.
Da sehen Sie mal: Dieser Krieg, diese Kriege fanden zu meinen erwachsenen Lebzeiten statt, und jetzt erkenne ich, dass ich doch mal gründlich nachlesen sollte, was da eigentlich passiert ist. (Habe bis gestern auch immer fälschlich von “jugoslawischem Bürgerkrieg” gesprochen.) Lesetipps dazu von Borčak unter dem eigentlichen Twitter-Thread.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Montag, 4. April 2022 – Noch ein Wochenstart“
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5. April 2022 um 7:30
Danke für den Tipp, dass im Vollcorner weiterhin Masken getragen werden.
5. April 2022 um 8:29
Der Ausdruck “jugoslawischer Bürgerkrieg” ist aus der Sicht des Auslandes entstanden, dass hier ein Vielvölkerstaat zerfällt und dessen Bürger aus unterschiedlichen Ethnien nun gegeneinander kämpfen. Den Ausdruck zu verwenden, hatte zu Beginn schon eine gewisse Logik.
Aber aus Sicht der Beteiligten, die sich ganz anders positionierten, nämlich NICHT in erster Linie als Bürger in einem gemeinsamen Staat, stellte sich das schon von Beginn anders da und später war er sowieso falsch, auch, wenn er wieder und wieder übernommen und verwendet wurde.
Gut, dass da nun klarer formuliert wird.
5. April 2022 um 8:59
Richtig, Susann, das wird mir jetzt schlagartig klar – ich muss ja nur den groben Ablauf mit einem echten Bürgerkrieg vergleichen, den ich relativ gut kenne: dem spanischen.
5. April 2022 um 9:46
Ich verweise auf den hervorragenden Kommentar von Erich Rathfelder in der heutigen taz: https://taz.de/Archiv-Suche/!5843289&s=hilflos%2Bund%2Bunklar&SuchRahmen=Print/
Damals habe ich übrigens regelmäßig Geld für Waffen gespendet, damit die Bosniaken sich verteidigen konnten. Und auf arte kamen täglich kurze Filme aus Sarajewo.
5. April 2022 um 12:53
Und es ist bis heute nicht vorbei. Die Föderation in Bosnien wird nur mühsam zusammengehalten. Im Grunde ein failed state. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass der europäische Beitrittsprozess hier etwas ausrichten könnte.
LG
Poupou
6. April 2022 um 8:25
Ja, ich hatte damals hier gestaunt, als Du nach dem Angriff auf die Ukraine geschrieben hast über “die Friedenszeit, die sich in den vergangenen 35 Jahren meines Lebens entwickelt” hat, weil, jaaa, Jugoslawien, um nur das nächste zu nennen?
Andersrum passt’s für mich aber auch: Wenn das in Jugoslawien ein Bürgerkrieg genannt wird, warum der aktuelle dann nicht – bei den vielen Bindungen, die zwischen der Ukraine und Russland herrschen?
Wobei: Für mich wirken die Diskussionen und Definitionen welche Art von Krieg das grad ist abhängig vom gerade geltenden Status (noch Jugoslawien, nicht mehr UdSSR) wie wenn man sich die Gebrauchsanweisung für einen Panzer durchliest und bespricht, der gerade beim Nachbarn in den Garten rollt. Und es kommt mir so vor, als wenn wir das in letzter Zeit öfter machen.
6. April 2022 um 10:12
Ex-Jugoslawien hatte ich als Abschluss der Kriegszeiten berechnet, Sebastian – beim Zählen aber vergessen, dass sie de facto erst 2001 beendet waren.