Journal Montag, 30. Mai 2022 – #Lindwurmessen 2 und Geruchserinnerungen
Dienstag, 31. Mai 2022Mittelschlechte Nacht, am Morgen fühlte ich mich verkatert – gefühlt von einer alkoholisierten Siegesfeier irgendeines Extremsports.
Mit dem Rad in die Arbeit, weil ich doch diesen außerplanmäßigen Friseurtermin am Vormittag hatte.
Das Postfach in der Arbeit war nach dem langen Wochenende erstaunlich wenig voll (vielleicht hatten ja die 24/7-Menschen um mich herum endlich ein bisschen frei?), ließ sich alles gut wegarbeiten. Mochte aber mit der Veranstaltungs-bedingten Abwesenheit großer Teile der Abteilung zusammenhängen.
Vormittags stempelte ich aus und radelte zum Haareschneiden. Ich bat um Beratung, weil mir die Proportionen der bisherigen Schnitte nicht recht zu meinem jetzt schmaleren Gesicht passen wollten. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.
Zurück im Büro gab es Mittagessen: Sahnequark mit Joghurt, getrocknete Aprikosen (Restbestand aus der Kiste mit Backzutaten, müssen ja irgendwann weg).
Mittelemsiger Nachmittag, halbwegs pünktlicher Feierabend. Ich packte meinen Arbeits-Laptop ein, Dienstag würde ich von daheim aus arbeiten (Heizungsableser in da house). An unserer Einkaufslisten-App sah ich, dass Herr Kaltmamsell alles Nötige besorgt hatte, ich kaufte nur noch Obst am Standl.
Daheim lediglich eine Maschine Wäsche gefüllt und gestartet, dann verließ ich das Haus nochmal mit Herrn Kaltmamsell: Für’s Abendessen setzten wir unser Projekt #Lindwurmessen fort. Diesmal war ein italienisches Lokal an der Lindwurmstraße dran (wir arbeiten uns systematisch auf der einen Seite Richtung Sendling hoch, auf der anderen zurück).
Die hausgemachte Limonade war sehr reichhaltig und schmeckte hervorragend: Obstpüree, Orangensaft, Mineralwasser. Ich aß als Vorspeise einen gemischten Salat, das tat gut. Auf die Pinsa Romana hatte ich mich besonders gefreut, ich hatte diese Pizza-Alternative noch nie probiert – wie ich jetzt auf Tafeln las, ist der Teig zubereitet aus Reis- und Sojamehl (und eine sehr erfolgreiche Marketing-Idee).
(Das Lokal scheint spezialisiert auf glutenfreie Speisen, auch Pizzen.) Den Teig mochte ich tatsächlich gern, doch der Belag war mir persönlich mit den massiven und eher geschmacksneutralen Mozzarella-Blobs zu wenig aufregend. Ich schaffte auch nur gut die Hälfte, den Rest nahm ich als Frühstück für Herrn Kaltmamsell mit. Dieser hatte hausgemachte Ravioli gegessen und war sehr angetan davon. Daheim gab’s als Nachtisch reichlich Schokolade.
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In der Nacht waren auf Twitter Geruchserinnerungen ausgetauscht worden:
Als ich morgens darauf stieß, war der Fluss längst versiegt, deshalb steht mein Beitrag hier (Bloginhalt, bei dem mir sehr klar ist, dass er niemanden interessiert, am ehesten noch mein späteres Ich).
– Rauch billiger Zigarren (spanisch puros), in unseren Breiten sehr selten, denn wenn jemand Zigarren raucht, dann gute: tío Ignacio, der Schwager meiner spanischen Yaya, an den ich sonst nie denke, hier die Erinnerung dazu.
– Benzin: Tankstellenhalt bei der elend frühen Abfahrt in den Familien-Sommerurlaub nach Spanien.
– Chlorbleiche, z.B. beim Vorbeilaufen an den sonntäglich geschlossenen türkischen Süpermarkets: das Spanien meiner Kindheit, in dem mit lejía geputzt wurde.
– Ölheizung (nahezu verschwunden, letztes Mal Jahre her): Das Wohnzimmer und die Wohngegend meiner polnischen Oma; für den Ölofen (“te Ähluffe”) musste sie das Heizöl mit einer Kanne aus dem Keller holen.
– Frisch gemähtes Gras: Frisch gemähter Rasen vor dem Wohnblock, in dem ich meine ersten sieben Lebensjahre verbrachte.
– Ein bestimmter Abflussgeruch nach Sickergrube: Stiefelkeller des Walberghauses am Tegernsee während der Skikurse mit der Schule (einmal 8., einmal 9. Klasse).
– Eukalyptusbonbons: Meine Oma, wie sie mich vom Kindergarten abholte (bei ihrem Tod 40 Jahre später fanden wir große Tüten davon in einem ihrer Schränke).
Mir fällt sogar ein ehemaliger Erinnerungsgeruch ein: Wenn’s nach Brauerei roch (heute weiß ich: nach Mälzen), wurde ich zurück zu meinem ersten Kinderarzt Dr. Spörl transportiert. Dessen Praxis lag in Ingolstadt in Riechweite des (längst geschlossenen) Ingobräu. Mag es die zeitliche Entfernung sein oder der Umstand, dass ich sehr oft das Mälzen der Münchner Augustinerbrauerei rieche: Der Duft hat seine Zauberkraft verloren.
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Sie glauben doch hoffentlich nicht, dass Bio-Anbau die Landwirtschaft automatisch in ein Idyll verwandelt? Nachhaltiger und verantwortungsvoller Umgang mit Boden und Ressourcen sind sehr komplex. Einen guten Einblick gibt dieser Artikel von 2019:
“Biobauer wider Willen”.
via @TexasJim, der Hof und Landwirt kennt.
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Herr Rau war auf einem Lehrertwittertreffen und erzählt:
“#twlz Twitterlehrkräftezimmertreffen 2022”.
Am Ende kam die Frage auf, wie wir uns wohl als Kollegium vertragen würden. Nach erstem skeptischen Lachen: Doch, das würde schon funktionieren. Man müsste halt Ruhephasen für die Schülerinnen und Schüler schaffen.