Journal Sonntag, 1. Mai 2022 – Brot-Fail, neue Kunst

Montag, 2. Mai 2022 um 6:08

Die Nacht war ok, nach dem Aufwachen um halb fünf konnte ich nochmal zwei Stunden schlafen.

Erstmal sah ich nach dem Teigling des San Francisco Sourdough Bread im Kühlschrank, kalte Gare über Nacht: War nicht wirklich aufgegangen. Ich ließ ihm nochmal zwei Stunden bei Zimmertemperatur und buk erst dann im Eisentopf – das Brot misslang trotzdem.

Wahrscheinlich hatte der Weizensauerteig nicht genug Power gehabt.

Das Wetter zum Maianfang: Kühl und düster. Ich hatte trotzdem Lust auf eine Laufrunde. Diesmal dachte ich endlich daran, Adrienes Yoga For Runners – Warm Up Sequence vorher durchzuturnen: Tat gut.

Dennoch machte die linke Wade schon nach 30 Minuten Zicken und ballte sich schmerzhaft. Nach einer weiteren halben Stunde gesellte sich die rechte dazu. Ich hatte eh keine große Runde vorgehabt, nach 75 Minuten marschierte ich den Rest – zackig, um nicht zu frieren.

Ich war bei allerleichtestem Regenhauch (Gischt) über den Alten Südfriedhof Richtung Isar losgelaufen, der Schirm meiner Mütze hielt die Tropfen von meiner Brille. Auf dem Weg nach Thalkirchen auf der westlichen Isarseite wurde der Tropfengehalt in der Luft immer geringer. Ich lief bis zur Brücke Maria Einsiedel, auf der östlichen Isarseite zurück.

Neue Street Art unter der Brudermühlbrücke:

Das zweite ist wirklich mal ein ganz anderer Stil.

Nachdem ich Samstagnacht um die Wittelsbacherbrücke Fledermäuse gesehen hatte, war die Brücke jetzt Schwalben-umflogen.

Zum Frühstück um eins gab es misslungenes Brot mit Butter (hier wird nichts Essbares weggeworfen), Orangen, ein Stück Orangenkuchen.

Halbes Stündchen Siesta, den weiterhin düsteren Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, Internetlesen, ein wenig Bügeln, Hosenbeine kürzen an der blauen Jeans (nach innen eingeschlagen festnähen). Es war so geruhsam, dass mir fast ein wenig langweilig wurde. (Dabei hätte es durchaus zu erledigendes gegeben, zum Beispiel zwei alte Sessel über ebay Kleinanzeigen zu verschenken, aber so weit ging es dann doch nicht.)

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell ein Pastagericht zu, das meinen Namen trägt. Es schmeckte ausgezeichnet, ich liebe Garnelen. Zum Nachtisch ein Stück Kuchen, Osterschokolade.

Im Fernsehen ließen wir Charade laufen – und ich musste mich aufregen, dass Drehbuchautor Peter Stone die Hauptfigur, obwohl Simultandolmetscherin bei den Vereinten Nationen, derart hilflos zeichnete, dass sie ohne männliche Hilfe nicht mal ein Hotelzimmer in Paris finden konnte.

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Interessante Hintergründe von Politikwissenschaftler Mykola Borovyk:
“‘Die Ukraine ist nicht einmal ein Staat’
Von der Geschichtsfälschung zum Angriffskrieg”.

Auch die öffentliche Debatte in Deutschland zeigt, dass hierzulande immer noch Illusionen und falsche Vorstellungen über die Ursachen des Krieges bestehen. Diese Ursachen sind nämlich nicht in den Beziehungen zwischen Staaten und zwischen militärisch-politischen Blöcken zu finden, sondern in Russland selbst. Dem Regime, das sich dort in den letzten zwanzig Jahren entwickelt hat, sind aufgrund seiner Natur Konflikte und Kriege immanent. Als die gesamte westliche Diplomatie versuchte, die russische Großinvasion mit Kompromissen zu verhindern, war der Krieg tatsächlich bereits unvermeidlich. Denn für die Menschen im Kreml, aber auch für viele Russen, sind die Liquidation der Ukraine als Nation und die Auflösung ihrer Staatlichkeit der einzig befriedigende Ausgang dieses Konflikts.

Warum ist dem so?

(…)

Das Konzept der „russischen Welt“ wurde zur ideologischen Grundlage einer revanchistischen Politik. Viele Russen sehen ihr Land als eine separate Zivilisation, das letzte Zentrum wahrer Religion, Kultur und traditioneller Werte. Sie glauben an eine besondere russische Mission – nämlich diese Werte und diesen Glauben zu bewahren und die Welt vor moralischem Verfall und Erniedrigung zu retten. Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kirill sagte kürzlich, dass Russland in der Ukraine diejenigen Menschen schützt, die keine Schwulenparaden in ihren Städten haben wollen. Diese „russische Welt“ umfasst dabei mehr als das heutige Russland. Zwar wird nirgendwo definiert, wo ihre Grenzen verlaufen – angesichts der heiligen Töne in diesem Konzept ist jedoch klar, dass die Ukraine und insbesondere Kiew, als das „Taufbecken Russlands“, unbedingt dieser Welt angehören müssen.

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Ein Multimedia-Artikel in der New York Times: Wie der Fund eines Stapels Musikkassetten zur Geschichte der Schwulen-Community auf Fire Island (vor Long Island) in Zeiten von AIDS führte.
“Hidden in a Fire Island House, the Soundtrack of Love and Loss”.

via @misscaro

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Ich wiederhole es gerne: Wer gut schreiben kann, kann über alles gut schreiben. So zum Beispiel novemberregen, so zum Beispiel über Atmen:
“30042022”.
(Sehen Sie, Adriene: Das Thema Schnaufen muss gar nicht so langweilig und nervig sein wie bei Ihnen.)

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 1. Mai 2022 – Brot-Fail, neue Kunst“

  1. Andrea meint:

    Ein wunderbarer Kommentar zum großartigen Blogeintrag von novemberregen. Und ein guter Einschlaftipp, der hoffentlich bei Kindern hilft, war auch noch dabei.

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