Journal Montag, 20. Juni 2022 – Vor-Urlaubs-Endspurt im Büro
Dienstag, 21. Juni 2022 um 6:08Bereits um halb acht war es auf dem Weg in die Arbeit zu warm für schnelles Gehen. Kurz zuvor hatte ich noch bedauert, so früh schon die Wohnung verdunkeln und verschließen zu müssen (Herr Kaltmamsell hatte das Haus wie jeden Montag in diesem Schuljahr um 6.45 Uhr verlassen) – doch es wäre eh nicht viel Morgenkühle hereinzuholen gewesen.
Die Sperrung der Theresienwiese zeichnet sich schon jetzt ab, noch früher als früher, buhuhuhu.
Im Büro gesellte sich zur üblichen Montagspanik die Vor-Urlaubs-Panik, als links und rechts Jobs einschlugen, die mich von dem abhielten, was ich unbedingt noch vor Mittwoch wegarbeiten muss. Zudem hatte ich viel Meckerns und Maulens.
Zu meinen beruflichen Aufgaben gehörte gestern das Lesen von ganz viel Wissenschaftsjournalismus (yay!). Lassen Sie mich zusammenfassen, ohne Vertraulichkeit zu brechen:
1. Es gibt sensationell tolle Recherchen und und ausgezeichnete Vermittlung der Ergebnisse da draußen. (Ich lernte zum Beispiel, dass derzeit erfreulich viel zu alternativen Baustoffen geforscht wird, die die Klimaschädlinge Beton und Zement ersetzen sollen.)
2. Könnten sich seriöse Medien darauf einigen, dass “Erfahrungsberichte” nichts im Wissenschaftsteil zu suchen haben? Persönliche Erfahrung (siehe “Aber bei MIR hat’s geholfen!”) ist genau das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit.
Mittagessen: Joghurt mit Quark (die ungeliebte Magerstufe, aber die Sahne-Variante war gerade aus gewesen), eine große Birne, die auch eine Woche nach Kauf nicht nachgereift, sondern geschmacksfrei war.
Auf meinem nachmittäglichen Hofgang stellte ich fest, dass es draußen gar nicht so heiß war, wie es die Bürotemperatur befürchten ließ (die Sonne brannte bis 14 Uhr auf meine Fenster, die Automatik verhinderte gestern das Herablassen der sonnenschützenden Jalousien -> *brutzel*). Mein Kreislauf war not amused. Das führte nachmittags zu komplettem Leistungseinbruch, ich musste mit großer Anstrengung Energie zusammenkratzen, um das Nötigste zu erledigen – ich hatte ja nur noch den eh vollen Dienstag vor Urlaub.
Über ein paar Einkäufe beim Vollcorner heimgewackelt, die Temperaturen draußen waren angenehm. Nach einer Runde Reisevorbereitungen ging ich mit Herrn Kaltmamsell auf ein Draußen-Nachtmahl in den Schnitzelgarten – auch wenn sich immer wieder schwarze Wolkenwände am Horizont aufbauten, hielt das Wetter.
Zu meiner Überraschung schaffte ich zu meinem alkoholfreien Weißbier mit Genuss das Riesen-Cordonbleu Gorgonzola fast ganz – die mitgebrachte Plastikdose musste nur ein übersichtliches Stück für Herrn Kaltmamsells Frühstück einstecken.
Daheim systematisches Räumen und Packen, aus Gründen schon gestern für Mittwoch. Schokolade als Nachtisch passte dann doch gar nicht mehr so viel in mich.
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Am Mittwochabend beginnen in Klagenfurt die Tage der Deutschsprachigen Literatur, vulgo der Bachmannpreis. Jurymitglied Klaus Kastberger (das einzige, das ich schon mal erlebt habe, die weitere Jurymitglieder sind mir neu) äußerte sich im August 2021 zum Stand der deutschsprachigen Literaturkritik:
“Das Schlimmste ist, sich beim Lesen wohlzufühlen – Interview mit Klaus Kastberger”.
Das Akademische und das Journalistische haben sich in extremer Weise auseinander entwickelt. Mein Professor, Wendelin Schmidt-Dengler, war in den 70er-Jahren einer der ersten in Österreich, der Gegenwartsliteratur an der Universität gelehrt hat und auch diesen Spagat zwischen literaturkritischer Tätigkeit im Fernsehen, im Radio und in Zeitungen hinbekommen hat, indem er die Kritik mit einem sehr energiegeladenen, emotionsfrohen literaturwissenschaftlichen Zugang verbunden hat. Und auch er hätte fast keine Professur bekommen, weil er damit institutionell gleichsam auf der roten Liste gestanden ist. Jemand, der mit dem Radio reden kann, kann keiner von uns sein. Diese akademischen Standesdünkel sind nach wie vor vorhanden.
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“How Animals Would Cross the Road if They Were People.”
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Sie haben nichts für Hiphop übrig? Ich glaube, diese Tanzeinlage wollen Sie trotzdem sehen.
https://youtu.be/Saj65ySCOSo
3 Kommentare zu „Journal Montag, 20. Juni 2022 – Vor-Urlaubs-Endspurt im Büro“
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21. Juni 2022 um 11:22
Vielen Dank für den Link zum Interview mit Klaus Kastberger und überhaupt den Link zur Seite!
21. Juni 2022 um 16:56
Ich habe ja durchaus etwas für HipHop übrig aber hätte mir diese Tanzeinlage ohne den freundlichen Hinweis wohl nicht angesehen – von daher: Danke!
22. Juni 2022 um 10:16
Das Tanzvideo ist super, vielen Dank! Wie schön es ist, Menschen zuzusehen, die sich schön bewegen können.