Journal Sonntag, 19. Juni 2022 – Hitzebekämpfung und andere Häuslichkeiten

Montag, 20. Juni 2022 um 6:24

Ich hatte mir den Wecker gestellt, um Zeit zum Bloggen zu haben; nach recht guter Nacht (wir hatten das Zimmer – Westfenster ohne Rollläden oder sonstige Hitzesicherung – nachmittags mit einer Stunde Klimaanlage vorgekühlt) wachte ich vorher auf.

Wieder holte ich mir nach dem Duschen aus der Hotel-Lobby einen Kaffee, diesmal mit systematischen Experimenten am Kaffeevollautomaten, um den Cappuccino weniger wässrig schmecken zu lassen: Ich zog die Tasse weg, wenn der Espressostrahl durchsichtig wurde. Fast richtig gut wurde das Ergebnis nach zwei Versuchen, wenn ich einen Cappuccino auf dieses Weise zubereitete und dann noch einen Espresso nachgoss. Bis dahin hatte ich allerdings deutlich mehr Koffein zu mir genommen, als gut für mich war.

Der Morgen wurde bereits wieder sehr heiß. Bei Schwiegers verabschiedeten wir uns mit herzlichem Dank für das wundervolle Augsburg-Wochenende, dann ließen sich Herr Kaltmamsell und ich von meinen Eltern zum Bahnhof fahren. Die pünktliche, übersichtlich besetzte und gut temperierte Regionalbahn brachte uns kurz nach elf aus der Augsburger Hitze in die Münchner Hitze.

Daheim wässerte ich erst mal Pflanzen und packte aus, dann ging ich nochmal ins Heiße, um Semmeln zu holen.

Vor das Frühstück hatte der Tagesplan aber noch einen Liebesdienst gesetzt: Ich buk aus dem Ernteanteil-Rhabarber einen Kuchen mit Baiserhaube für Herrn Kaltmamsell, der Rhabarber liebt. Selbst mag ich Rhabarber ja gar nicht, Baiser respektiere ich nicht besonders (hätte er sich ein bisschen angestrengt, wären köstliche Makronen – bevorzugt Schoko- oder Nuss- – oder Amaretti draus geworden).

Frühstück um zwei: Semmeln. Eine gute Stunde später, nachdem ich den Kuchen aus dem Ofen zog, gab es den zweiten Eiskaffee der Saison.

Urteil des Essers: Sehr gut, aber beim nächsten Mal bitte weniger Zucker in den Rhabarber (Baiser sei ja schon süß) und den Baiser bitte als Gitter aufgespritzt. Mit solchem Feedback kann ich arbeiten.

Der Nachmittag verging (in der verdunkelten und gut gekühlten Wohnung) mit Bügeln, Zeitunglesen und einer Runde Yoga. Zum Nachtmahl gab es Einkäufe vom Augsburger Stadtmarkt: Saibling geräuchert, Saibling kalt geräuchert (letzterer fast so hart und salzig wie geräucherter Schinken), eingelegte Oliven, Kräuterfrischkäse, zum Fisch Meerrettichsahne (geschlagene Sahne hatte ich Füchsin vor dem Süßen von der Eiskaffeesahne abgezweigt), außerdem noch vorhandenen Käse und die erste Ernteanteilgurke der Saison. Nachtisch reichlich Schokolade.

Einiges an Organisieren und Räumen, denn die Klagenfurtreise wollte vorbereitet sein. Unter anderem richtete ich mir ein Nextbike-Konto ein, das scheint in Klagenfurt inzwischen der einzige Zugriff auf Leihradln zu sein. Und für mindestens zwei Gelegenheiten brauche ich während der Bachmannpreis-Lesetage ein Fahrrad.

Bei noch leicht hellem Himmel ins Bett. Da es draußen noch deutlich wärmer war als in der Wohnung, blieben die Fenster erst mal zu.

§

Wenn Sie Zugriff aufs SZ-Magazin haben, empfehle ich sehr die Geschichte über Katharina Grosse (€): Thomas Bärnthaler und Stephanie Füssenich haben die Entstehung eines ihrer riesigen, über-raumgreifenden Wandgemälde begleitet. Nach der Lektüre hat sich meine Auffassung von Kunst mal wieder etwas verschoben (was ich liebe).
“Systemsprengerin”.

Anruf bei Bazon Brock, emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung in Wuppertal. »Grosse ist eine denkende Künstlerin in der Tradition von Duchamp, keine Malerei-Pathetikerin«, sagt Brock. »Sie gehört nicht zur Tradition der Malschweine wie Van Gogh oder Jackson Pollock.« Grosse betreibe Malerei, die den Zusammenhang zwischen Bild und Nichtbild zum Gegenstand mache, indem sie die Grenzen dazwischen aufhebe, das habe vor ihr noch niemand gemacht.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 19. Juni 2022 – Hitzebekämpfung und andere Häuslichkeiten“

  1. Hildegard meint:

    Der Artikel über Große ist Augenöffnend- in der 3-Sat Mediathek gibt es ein tolles Portrait, sehr sehenswert

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