Journal Donnerstag, 30. Juni 2022 – Zweisamkeit weiter wegisoliert

Freitag, 1. Juli 2022 um 6:34

(Für die Corona-Chronik: Ich trage FFP2-Maske weiterhin in der Arbeit – außer im eigenen Einzelbüro – und beim Einkaufen sowie in gemeinsam genutzten Verkehrsmitteln. Gehöre damit zu einer immer kleiner werdenden Minderheit – für Öffis kann ich das nach Wegfall der Maskenpflicht vor wenigen Tagen nicht beurteilen. Maskentragen fühlt sich für mich als “das Mindeste” an.)

Nochmal eine ganz normale Nacht: Schlafen, dazwischen zweimal aufs Klo.

Ein herrlicher Sommermorgen, guter Milchkaffee an wieder negativem Corona-Test. Mein Blutdruck war nach vier Tagen ohne Blutdrucksenker nur noch leicht zu niedrig.

Herrn Kaltmamsell sah ich erst kurz vor meinem Aufbruch in die Arbeit – von Ferne mit Maske, herzzerreißend.

Morgens im Büro gehetzte Arbeit, ich druckte und sortierte stapelweise: um jemandem das Arbeiten zu ermöglichen, bevor ich in einen Vormittag mit Online-Veranstaltung abtauchte. Ich lernte aus den Vorträgen dabei eine Menge – und möchte alle Menschen, die beruflich Reden schreiben, animieren, das Wort “Partizipation” reichlich zu verwenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Publikum dann Spaß hat (oder zumindest die Teile davon, die meinen Humor teilen), ist hoch. Gleichzeitig gab es technische Kapriolen, die bis zum Abend anhielten.

Mittags lief ich raus für schnelle Besorgung von Lebensmitteln – hatte aber das Angebot von unverarbeiteten solchen beim Lidl überschätzt (Tsatsiki hätte ich bekommen, nicht aber griechischen Joghurt, um selbst eines zuzubereiten). Am dringendsten war Hefe, die bekam ich.

Zu Essen gab es in der Pause zwei Scheiben Bohnen…brot vom Vorabend, Zwetschgenkompott mit Joghurt, einen wunderbaren Flachpfirsich.

Ich musste zeitig Feierabend machen, um für den isolierten Herrn Kaltmamsell beim Abholen des Ernteanteils einzuspringen. Es war meine große Hoffnung gewesen, dass meine eigene Infektion so lange die Luft anhalten würde – ich hätte nicht gewusst, wen ich zum Abholen hätte schicken können, und so kurzfristig lässt sich der Ernteanteil nicht abbestellen.

Er war dann bereits sommerlich reichhaltig, ich schleppte schwer an der Kiste in der immer schwüleren Wärme. Daheim packte ich aus: Mangold, Spitzkohl, Zucchini, Gurken, Knoblauch, Bundkarotten mit viel Grün, einen Kopf Salat. Dann knetete ich Teig für samstägliches Brotbacken und bis dahin kalte Gare im Kühlschrank: Polentakrüstchen (die Polenta nachmittags von Herrn Kaltmamsell vorbereitet).

Eine kurze Runde Yoga (das Kreuz zwickt derzeit wieder arg bis in die neue Hüfte), dann bereitete ich das Abendessen zu: Karottenstifte und Zucchinischeiben aus dem Ofen, die gab es zu Blattsalat, Gurke, Ei, ein wenig Feta und ein Joghurt-Dressing. So sah sein Teller aus, ich nahm die Salatschüssel. Nachtisch Zitronenkuchen und Schokonüsschen. Zu viel.

Wieder ein seltsamer Abend ohne Herrn Kaltmamsell. Ohne ihm schnell Erlebnisse oder Erkenntnisse des Tages zuwerfen zu können. Zusätzlicher Ärger: Weil’s ihn erwischt hat, waren wir diese Woche nicht #Lindwurmessen im eritreisch-äthiopischen Lokal, dem nächsten auf unserer Liste. Und jetzt hat die Süddeutsche vor uns da gegessen! (Was bei neuen Lokalen oft bedeutet: 1. Überranntwerden, 2. Überforderung, 3. Sinken von Qualität und Atmosphäre. Jetzt warte ich lieber ein paar Monate.)

§

Siegfried & Joy habe ich auf der re:publica auf Bühe 1 gesehen – und sie geliebt: Das sind die besten schlechten Zauberer, die ich je erlebt habe. Wie souverän ist es bitte, so zu tun, als sei man richtig scheiße, und sich darauf zu verlassen, dass das Publikum (und sicher nicht jede*r darin) irgendwann stutzt: Moment, wie haben die das jetzt gemacht?
Jetzt waren Siegfried & Joy bei America’s got talent (mit was ganz anderem).

https://youtu.be/yS11x9Ob3Bk

Der Brite checkt’s natürlich nicht. (“I thought it was all a bit stupid.” That was the point, darling.)

Wenn Sie SEHR viel Zeit übrig haben: Siegfried & Joy betreiben einen komplett bescheuerten instagram. In München haben sie auch schon Sachen weggezaubert, in Fürstenfeldbruck hingegen hergezaubert.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 30. Juni 2022 – Zweisamkeit weiter wegisoliert“

  1. Gaga Nielsen meint:

    “there are moments, when you’re really proud to be a german” :-)

  2. TomInMuc meint:

    Die Maskenpflicht beim MVV ist noch nicht gefallen. Auch wenn ich gestern bemerkte, dass einige das denken.
    Der MVV schreibt auf seiner Website:

    Liebe Fahrgäste,

    der Ministerrat hat in seiner Sitzung am 28. Juni 2022 beschlossen:

    Die 16. Bayer. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (16. BayIfSMV) wird um weitere vier Wochen bis einschließlich 30. Juli 2022 verlängert.

    Ab Sonntag, 3. Juli 2022, wird der Maskenstandard für den ÖPNV von FFP2-Masken auf medizinische Gesichtsmasken heruntergestuft. Damit ist zur Erfüllung der Maskenpflicht in allen von der Verordnung erfassten Bereichen nur noch mindestens eine medizinische Gesichtsmaske zu tragen.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, TomInMuc, ich fürchtete schon, mein 9-Euro-Ticket für Juli würde ich ungenutzt lassen müssen.

  4. Croco meint:

    Es muss nicht alle treffen. Der Kollege von der Klassenfahrt hat das Virus eingefangen und ein paar Schüler. Ich bin weiterhin vorsichtig und negativ.
    Mal sehen, wie lange noch.
    Die Zauberer sind allerliebst.
    Gute Besserung an Herrn Kaltmamsell.

  5. Sarah meint:

    Ich stoße ins selbe Horn wie Croco! Toitoitoi fürs gesund bleiben! Hier waren Mann und Kleinkind positiv – übrigens jeweils nach 2-3 Tagen Inkubationszeit – , mich hat es verschont. Beim Mann habe ich konsequent Abstand gehalten, das erkrankte Kleinkind allerdings sehr oft geküsst. Also alles ist möglich.
    Ich schiebe es auf meine Blutgruppe 0, das ergibt ja anscheinend sogar wissenschaftlich belegt eine Schutzwirkung, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass das so wissenschaftlich ist wie “bei Vollmond unter eine blühenden Espe gepflückt”.

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