Journal Sonntag, 3. Juli 2022 – Frieren im Freibad

Montag, 4. Juli 2022 um 6:31

Wieder gut geschlafen. Draußen war es frisch, aber nicht zu frisch für Balkonkaffee.

Ausgiebiges Bloggen, Zubereitung von Tsatsiki fürs Abendessen, um zehn brach ich auf ins Freibad: Endlich mal wieder Schwumm und Sonnen im nächstgelegenen Schyrenbad.

Ziemssenstraße.

An der Kasse stand bereits eine lange Schlange, doch vor dem Drehkreuz für Leute mit Bäderkarte musste ich nur zwei Menschen vor mir abwarten.

Meine Decke breitete ich aus am Ort von immer (eher Wiesenrand), die beckennahen Plätze waren bereits dicht belegt.

Kalte Dusche, doch schon als ich mich ins (eigentlich ja angenehm) kühle Schwimmbecken gleiten ließ, ahnte ich: Heute wird gefroren. Es ging los nach 700 Metern, nach weiteren 700 Metern spürte ich meine Füße und Hände nicht mehr, biss aber die Zähne zusammen, schwamm so schnell wie möglich, wer sagt denn, dass Sport Spaß machen muss. Meine 3.000 Meter auf der angenehm licht beschwommenen Bahn schaffte ich vor lauter Frieren trotzdem nicht, nach 2.800 brach ich ab. Auf dem Weg zur Decke und dann mit trockenem Bikini und Handtuch zur Umkleide unterdrückte ich das Zittern, doch nackt und trocken in der Kabine ließ ich das Schlottern raus. Selbst beim Sonnencremen schüttelte es mich ein paar Mal. WAS IST DAS?! Angefangen hat das Frieren beim Schwimmen vor einem Jahr hier im Schyrenbad, ich habe immer noch keinen Erklärungsansatz gefunden. Und muss wohl doch beim Dantebad und seinem ein paar Grad wärmeren Wasser bleiben.

Als ich mich in die Sonne zum Aufwärmen legte, schlief ich sofort ein, wachte erst nach einer halben Stunde tiefem Schlaf auf. Bin bereit, das als Symptom zum Frieren zu packen.

Nicole Diekmann schrieb einen schönen Freibadtext:
“Im Freibad – eine Menschenbetrachtung”.

Gestern fiel mir auf, wie viele wunderschöne Bikinimodelle es gibt dieses Jahr, in allen Größen. Und ich profitierte wieder vom Reality Check echter Körperformen – wie wundervoll unterschiedlich die menschliche Art daherkommt.

Spaziergang nach Hause, es war heiß. Daheim erst mal Frühstück kurz vor drei: Eine Scheibe Polentabrot mit Butter, Flachpfirsiche mit Dickmilch.

Duschen mit ausgiebiger Körperpflege, mit beiderseitiger FFP2-Maske ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell den Rücken eincremen – wie schon morgens mit Sonnencreme. Er war mittlerweile symptomfrei, wartete aber die 48 Stunden Symptomfreiheit ab, bis er seine Isolation beendet.

Es hatte sich eine Stunde Bügeln angesammelt, die arbeitete ich ab (schön übersichtlich: ein isolierter Partner macht wenig Bügelwäsche).

Lesen auf dem Balkon, vor allem liegengebliebene Zeitungen.

Ich turnte nochmal die Runde Yoga vom Vortag, bei der ich im ersten Durchgang nicht alles mitbekommen hatte (ich glaube, ab der Hälfte werden die Adriene-Programme immer richtig interessant). Als Abendessen gab es neben Tsatsiki ein wenig Wurstsalat und den Rest Polentabrot, hoffentlich zum letzten Mal in getrennten Zimmern. Zum Nachtisch holte ich uns Eis von der Eisdiele, die Hitze war bereits verschwunden: In vorgekühlten Schälchen gab es Spaghettieis (Herr Kaltmamsell) und Amarenabecher (für mich). Ich wäre durchaus im Stande gewesen, danach noch die Süßigkeitenkiste zu holen – und mich zu überfressen. Doch ich trickste mich erfolgreich aus, indem ich das auf Montagabend verschob. (Zumindest noch ein bisschen Fruchtgummi? Morgen Abend, ist ja noch reichlich da. Oder ein bis zwei Schokonüsse? Morgen Abend.)

Wenn ich mir die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen ansehe und die Entwicklung der Maßnahmen daneben: Es läuft auf einen Umgang mit hoher Krankheitsquote samt Langzeitfolgen hinaus, schon lang nicht mehr auf Eindämmung/Verhinderung. Und ja: Die gesellschaftliche Isolation von Risikogruppen wird dabei in Kauf genommen.

Künftig und bis auf Weiteres müssen wir also einkalkulieren, dass die medizinische Versorgung (hier der Status einer kinderärztlichen Praxis), schulischer Unterricht oder das Reisen deutlich unwägbarer als vor der Pandemie funktionieren, weil jederzeit das ohnehin knappe Personal durch Krankheit dezimiert wird. Künftig und bis auf Weiteres wird jede Menschenansammlung ein Infektionsrisiko darstellen, das abgewogen sein will. Das bleibt jetzt erst mal so.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Sonntag, 3. Juli 2022 – Frieren im Freibad“

  1. Sigrid Göthel meint:

    Hinsichtlich Corona bin ich ganz bei Ihnen.
    Das eigene Freiheitsbedürfnis muss gut gegen due Risiken (eigene – andere) abgewogen werden).

  2. Joël meint:

    Ich muss das jetzt nachfragen:
    Bei euch ist die Regel dass ihr 48 Stunden symptomfrei sein müsst bevor ihr wieder unter Mensch dürft? Habe ich das so richtig verstanden? Muss das nicht mit einem Schnelltest belegt werden?

    Hier muss man zwei Tage hintereinander einen negativen Schnelltest haben,den man selbst machen kann, unabhängig von den Symptomen.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ja Joël: Die Isolation endet sogar einfach so fünf Tage nach erstem positiven Testergebnis. Es wird lediglich “empfohlen, sich auch nach Tag 5 mit einem Schnelltest zu testen und die Selbstisolation auch nach Tag 5 weiterzuführen bis ein negatives Testergebnis vorliegt.” Und selbst die 48 Stunden Symptomfreiheit gelten eigentlich auch nur für medizinisches Personal. Quelle:
    https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/wann-muss-ich-in-quarantaene-und-wann-nicht/

  4. Herr Kaltmamsell meint:

    Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Es gibt wohl allgemeine Mindestvorgaben (5 Tage, basta), aber in Bayern gilt: mindestens 5 Tage, ab da wenn man 48 h symptomfrei war, spätestens aber nach 10 Tagen. Test nur notwendig für medizinische oder pflegerische Einrichtungen. Hat mir mein Gesundheitsamt so geschrieben. Letzte Änderung 29.06., mein Brief mag älter sein.

  5. Tine meint:

    Hier in Baden-Württemberg sind es auch 5 Tage, und es wird wohl auch kein Test mehr benötigt. vor kurzem konnte man sich noch mit offiziellem Test nach 5 Tagen “freitesten” und bei mir im Umkreis waren die allerwenigsten schon negativ nach 5 Tagen. Meist hat es 7 bis 9 Tage gebraucht. Wobei man vermutlich auch nicht mehr so ansteckend ist wie zu Beginn der Erkrankung.

    Ich erlebe gerade auch immer häufiger, dass Bekannte vor wichtigen Ereignissen (Reise, Hochzeit der Kinder, Familienfeiern) vorher in mehr oder weniger große Isolation gehen, um ja nicht das Ereignis zu verpassen. Ich denke auch, dass das zukünftig bleiben wird.

  6. Lempel meint:

    Kann es sein, dass die Temperatur im Freibad abgesenkt worden ist, um Energie zu sparen?

  7. Susann meint:

    Schön langsam teilt sich die Bevölkerung wirklich in

    Variante A) testet sich vor Events und isoliert sich inbrünstig und

    Variante B) testet sich nicht mehr vor Events, um ja keinen positiven Test zu haben. Jemand, den ich kenne, bat seine Hochzeitsgäste inständig, sich vor der Feier nicht zu testen, damit auch wirklich alle dabei sein konnten. Das wurde dann auch so gehandhabt.

    Völlig unterschiedliche Risikoeinschätzung und Prioritätensetzung.

  8. Eva meint:

    Tatsächlich habe ich auch erst richtig Freude am Schwimmen, seitdem ich nicht mehr spargeldünn bin (ein nicht gewünschter Zustand sondern einfach ein Körper mit hohem Energieumsatz – von vielen nicht nachvollziehbar nicht erstrebenswert). Damals bin ich schnell im Wasser ausgekühlt, ich hab einfach Wassertemperatur angenommen. Fünf Kilo mehr (das Alter?) sind eine perfekte Grundisolierung, jetzt gehe ich länger ins Wasser und kann es rundum geniessen!

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