Archiv für Juli 2022

Journal Sonntag, 3. Juli 2022 – Frieren im Freibad

Montag, 4. Juli 2022

Wieder gut geschlafen. Draußen war es frisch, aber nicht zu frisch für Balkonkaffee.

Ausgiebiges Bloggen, Zubereitung von Tsatsiki fürs Abendessen, um zehn brach ich auf ins Freibad: Endlich mal wieder Schwumm und Sonnen im nächstgelegenen Schyrenbad.

Ziemssenstraße.

An der Kasse stand bereits eine lange Schlange, doch vor dem Drehkreuz für Leute mit Bäderkarte musste ich nur zwei Menschen vor mir abwarten.

Meine Decke breitete ich aus am Ort von immer (eher Wiesenrand), die beckennahen Plätze waren bereits dicht belegt.

Kalte Dusche, doch schon als ich mich ins (eigentlich ja angenehm) kühle Schwimmbecken gleiten ließ, ahnte ich: Heute wird gefroren. Es ging los nach 700 Metern, nach weiteren 700 Metern spürte ich meine Füße und Hände nicht mehr, biss aber die Zähne zusammen, schwamm so schnell wie möglich, wer sagt denn, dass Sport Spaß machen muss. Meine 3.000 Meter auf der angenehm licht beschwommenen Bahn schaffte ich vor lauter Frieren trotzdem nicht, nach 2.800 brach ich ab. Auf dem Weg zur Decke und dann mit trockenem Bikini und Handtuch zur Umkleide unterdrückte ich das Zittern, doch nackt und trocken in der Kabine ließ ich das Schlottern raus. Selbst beim Sonnencremen schüttelte es mich ein paar Mal. WAS IST DAS?! Angefangen hat das Frieren beim Schwimmen vor einem Jahr hier im Schyrenbad, ich habe immer noch keinen Erklärungsansatz gefunden. Und muss wohl doch beim Dantebad und seinem ein paar Grad wärmeren Wasser bleiben.

Als ich mich in die Sonne zum Aufwärmen legte, schlief ich sofort ein, wachte erst nach einer halben Stunde tiefem Schlaf auf. Bin bereit, das als Symptom zum Frieren zu packen.

Nicole Diekmann schrieb einen schönen Freibadtext:
“Im Freibad – eine Menschenbetrachtung”.

Gestern fiel mir auf, wie viele wunderschöne Bikinimodelle es gibt dieses Jahr, in allen Größen. Und ich profitierte wieder vom Reality Check echter Körperformen – wie wundervoll unterschiedlich die menschliche Art daherkommt.

Spaziergang nach Hause, es war heiß. Daheim erst mal Frühstück kurz vor drei: Eine Scheibe Polentabrot mit Butter, Flachpfirsiche mit Dickmilch.

Duschen mit ausgiebiger Körperpflege, mit beiderseitiger FFP2-Maske ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell den Rücken eincremen – wie schon morgens mit Sonnencreme. Er war mittlerweile symptomfrei, wartete aber die 48 Stunden Symptomfreiheit ab, bis er seine Isolation beendet.

Es hatte sich eine Stunde Bügeln angesammelt, die arbeitete ich ab (schön übersichtlich: ein isolierter Partner macht wenig Bügelwäsche).

Lesen auf dem Balkon, vor allem liegengebliebene Zeitungen.

Ich turnte nochmal die Runde Yoga vom Vortag, bei der ich im ersten Durchgang nicht alles mitbekommen hatte (ich glaube, ab der Hälfte werden die Adriene-Programme immer richtig interessant). Als Abendessen gab es neben Tsatsiki ein wenig Wurstsalat und den Rest Polentabrot, hoffentlich zum letzten Mal in getrennten Zimmern. Zum Nachtisch holte ich uns Eis von der Eisdiele, die Hitze war bereits verschwunden: In vorgekühlten Schälchen gab es Spaghettieis (Herr Kaltmamsell) und Amarenabecher (für mich). Ich wäre durchaus im Stande gewesen, danach noch die Süßigkeitenkiste zu holen – und mich zu überfressen. Doch ich trickste mich erfolgreich aus, indem ich das auf Montagabend verschob. (Zumindest noch ein bisschen Fruchtgummi? Morgen Abend, ist ja noch reichlich da. Oder ein bis zwei Schokonüsse? Morgen Abend.)

Wenn ich mir die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen ansehe und die Entwicklung der Maßnahmen daneben: Es läuft auf einen Umgang mit hoher Krankheitsquote samt Langzeitfolgen hinaus, schon lang nicht mehr auf Eindämmung/Verhinderung. Und ja: Die gesellschaftliche Isolation von Risikogruppen wird dabei in Kauf genommen.

Künftig und bis auf Weiteres müssen wir also einkalkulieren, dass die medizinische Versorgung (hier der Status einer kinderärztlichen Praxis), schulischer Unterricht oder das Reisen deutlich unwägbarer als vor der Pandemie funktionieren, weil jederzeit das ohnehin knappe Personal durch Krankheit dezimiert wird. Künftig und bis auf Weiteres wird jede Menschenansammlung ein Infektionsrisiko darstellen, das abgewogen sein will. Das bleibt jetzt erst mal so.

Journal Samstag, 2. Juli 2022 – Isarlauf mit Farbensammeln

Sonntag, 3. Juli 2022

Richtig gut geschlafen, ich zog den Rollladen meines Schlafzimmers hoch zu strahlender Julisonne.

Morgens verspürte ich keinerlei Krankheitssymptome, weiterhin ergab der Selbsttest nur einen Strich – vielleicht war Herr Kaltmamsell in der Nacht auf Montag, in der wir einander herzten und küssten, noch nicht infektiös (Montagmorgen war sein Selbsttest ja auch noch negativ gewesen). Ich teste mal täglich weiter, bis die sechs (!) Risikobegegnungen in der Corona-Warn-App verschwunden sind.

Brotteig fürs Polentakrüstchen gekneten, zu Stückgare ruhig gestellt (20 Minuten länger, weil der Teig direkt aus dem Kühlschrank kam), Backen im Topf, Deckel bis zuletzt drauf.

Einer Fremden einen Gefallen getan (im Hauseingang lag ein Brief an lang verstorbene Nachbarn, ich schickte ihn der Absenderin mit erklärendem Schreiben zurück), mich darob so toll gefühlt, dass es mich ekelte.

Noch vor zehn war ich fertig für eine Laufrunde in den Sommermorgen.

Diesmal radelte ich nach Monaten mal wieder zum Friedensengel. Die Luft war ziemlich frisch, doch die Temperatur stieg so schnell wie angekündigt. Tatsächlich herrschte gestern bei leichtem Wind bis nachmittags genau der ideale Sommertag, wie ich ihn in meinem Sommer in Südwales kennengelernt hatte: Strahlend sonnig, durchgehend windig, nur so warm, dass der Sonnenschein sich angenehm anfühlte.

Bevor ich mein Rad im wachenden Blick des Friedensengels abstellte, kam ich an einem Bücherflohmarkt vorbei. Nachrecherche ergab: Das war “zweimal jährlich LISAR – Lesen an der Isar auf dem ‘Isar-Boulevard’ zwischen Maximilians- und Luitpoldbrücke“, eine ganz bezaubernde Idee.

Ich dehnte ein wenig vor und lief los. Das Flussbett war gut gefüllt. Und diese Farben! Ich fotografierte ganz viel, um wie Frederick die Maus Farben für den Winter zu sammeln (keine Geschichte meiner eigenen Kindheit, sondern eine, die ich meinem kleinen Bruder vorlas).

Bücherflohmarkt LISAR.

Immer wieder kreuzte ich Wolken von Lindenblütenduft, immer wieder hörte ich eines meiner Lieblingsgeräusche: Pappelrauschen.

Daheim trinken, duschen, kleine Einkaufsrunde im Edeka am Stachus. Ich schloss die Erdbeersaison mit einer letzten Schale ab, abends würde es nochmal Erdbeer-Gintonics geben. Die besten Erdbeeren dieser Saison waren die bei der Freundin in Berlin, gefolgt von den allerersten, die ich beim Käfer in Bogenhausen gekauft hatte.

Frühstück auf dem Balkon war eine mächtige Scheibe Polentabrot und zwei große Stücke Käse. Davon wurde ich sehr müde, entschied mich aber gegen Siesta und für die Fortsetzung meines Programms: Ich wollte endlich passende Laufkleidung für den Sommer, zumindest eine kurze Hose, deren Bund ich gegen Rutschen nicht zweimal umschlagen musste, und einen Lauf-BH.

Das Münchner Rathaus mit Pride-Beflaggung.

Resultat: Ich habe wahrscheinlich einen Ersatz für das Modell Juno von Brooks Moving Comfort gefunden (der in den vergangenen Jahren bis zur Unbrauchbarkeit “weiterentwickelt” wurde), nämlich von Lululemon den Energy Bra High Support. Meine Online-Recherchen hatten darauf hingewiesen, jetzt ging ich in den Laden an der Theatinerstraße zum Anprobieren. Allein schon der schwierige Ein- und Ausstieg erweckte Vertrauen, und heftiges Rumhopsen in der (zum Glück geräumigen) Umkleide ergab: Hebt. Dass die Lauf-Shorts genauso viel kosteten, verstand ich zwar nicht, hatte aber keine Lust auf weitere Suche.

Jetzt wurde es immer heißer, zurück daheim ließ es sich auf dem Balkon bereits nur noch mit herabgelassener Markise aushalten. Ich fotografierte die Etiketten von Sport-BH und Laufhose, um meine Größe in deren proprietären System zu archivieren (großer Vorteil des Online-Kaufs: ich kann beim nächsten Kauf noch Jahre später die gekaufte Größe herausfinden).

Nachmittag auf dem Balkon. Ich las die Wochenend-Süddeutsche, nach einer Runde Yoga drinnen noch The underground railroad von Colson Whitehead zu Ende.

Als Abendessen produzierte ich ein überraschend wohlschmeckendes Pasta-Gericht aus gebratenen Karotten und Zucchini (warum nur vergesse ich immer wieder, wie gerne ich Zucchini mag?) mit dem Pesto, das Herr Kaltmamsell auf dem frischen Karottengrün gemacht hatte, und ein wenig Ricotta salata. Für mehr Umpf hatte ich eine rote Chili mitgebraten.

Nachtisch Erdbeeren, Kirschen – und zu viele Süßigkeiten. Ich fürchte, in Kombination mit Alkohol neige ich noch mehr zum Überfressen als ohnehin schon. Bauchweh und Ärger.

Noch ein einsamer Abend. Ich roch immer wieder hinaus in die Sommerdüfte, die schnell angenehm abkühlten, und vermisste Herrn Kaltmamsell.

Im Bett nächstes Buch angefangen: Mely Kyiak, Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an.

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Als ein Gespräch mit Neffe 1 mal auf die VG Wort kam und er nach Hintergründen fragte, musste ich sehr vage werden. Deshalb für mich zum Merken und für alle anderen, die es interessiert, ganz aktuell in Übermedien:
“Follow the Money: Wie kommt das VG-Wort-Geld zu mir?”

Journal Freitag, 1. Juli 2022 – Getrennter Freitagabend, Beifang aus dem Internetz

Samstag, 2. Juli 2022

Luxuskummer: Herr Kaltmamsell hatte vor zwei Monaten für gestern Abend einen Tisch im Dantler reserviert – den er am Montag nach Positiv-Testung absagen musste. Und auch wenn wir durch die geschlossene Tür seines Zimmers am Morgen die freitägliche Kuh auf Wiese zum Nachtmahl absprachen, konnte ich mich nicht so recht auf das getrennte Essen freuen.

Ich war ein gutes Stück vor Weckerklingeln aufgewacht, weil wirklich munter aber gleich aufgestanden. Kühles, düsteres Wetter, aber nicht unangenehm.

Im Büro emsiges Werkeln, was gelernt, was beigebracht.

Vormittags gab’s ein bisschen Regen, bei Aussicht auf ein heißes Wochenende besonders begrüßt.

Mittags Rest des Bohnenbratenbrots, Banane, Flachpfirsich.

Nachmittags mal wieder die Illusion von Hals- und Luftröhrenschmerzen, Druck in den Nebenhöhlen sowie ein wenig Schwäche – wie ich sie in diesen Corona-Jahren schon mehrfach gehabt hatte, und nie war was gewesen. Damit ich mir glaube, dass ich krank bin, muss es mich schon ins Bett werfen. Oder es muss mich ununterdrückbar hinken lassen. Oder zwei Striche anzeigen.

Blick aus dem Bürofenster ergab: Der Kran beim Neubau am Heimeranplatz war weg.

Im Nieselregen (in einer Regenwoche in Brighton einst als “Gischt” definiert) ging ich fröstelnd unter Schirm nach Hause, unterwegs Einkäufe in Drogerie (große Mengen Schnelltests) und Lebensmittel für die nächsten Tage beim Vollcorner.

Daheim eine Runde Yoga mit viel Hüftöffnung, ging gut.

Ich hatte schönes Entrecôte gekauft, Herr Kaltmamsell schloss sich in der Küche ein, um es mit Ernteanteil-Mangold zu braten. Im kühlen Wetter hatten wir beide Lust auf ein Glas Rotwein dazu.

Ich ließ Iron Man 3 im Fernsehen laufen. Die abfälligen Bemerkungen musste ich in Abwesenheit von Hern Kaltmamsell selbst machen – mangels Fachkenntnis schnaubte ich halt hin und wieder missbilligend. (Dabei war der gar nicht so schlecht.)

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Männer haben bei Depressionen oft andere Symptome als Frauen.
(Möglicherweise ist meine ja gar keine agitierte Depression, sondern einfach eine männliche?)

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Sonst kippt Kurt Kister in seinem SZ-Newsletter “Deutscher Alltag” ja manchmal in die Sorte Veränderungs-Gemäkel, die an fehlenden Respekt gegenüber Andersartigkeit grenzt, aber der aktuelle war ein Glanzlicht. Kister hatte sich den G7-Gipfel in Elmau aus historisch-bayerischer Sicht vorgenommen.

Söder trug bei dem Flughafenempfang jene Art des Lodenfrey-Spitzensteuersatz-Trachtenoutfits, das bei Traditionsbewussten als Raiffeisenanzug belächelt, von Unkundigen aber für bayerische Tracht gehalten wird. Dagegen ist prinzipiell wenig zu sagen, außer vielleicht, dass ein Funktionsträger in oder aus Bayern fast keine Möglichkeit hat, kein solches Raiffeisensakko zu besitzen. Für Funktionsträgerinnen trifft das ebenso zu, da ist es dann das Dirndl. Wie das Raiffeisensakko hat sich das Business-Dirndl längst kommerziell von ernst zu nehmender Tracht erfolgreich emanzipiert. Es gibt immer irgendeinen Termin, und sei es die Kundenbetreuung auf dem Plärrer oder dem Oktoberfest, bei dem selbst Schwaben, Franken, Sachsen und sogar Preußen aller Art Hirschhorngeknöpftes anlegen.

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Ich mag Friedhöfe, weil sie so viele interessante Informationen bieten, ich mag Rezepte. Dieser Artikel in der New York Times (via @ankegroener) passt perfekt:
“Family Recipes Etched in Stone. Gravestone, That Is.”

Unter anderem lernte ich, dass man heute problemlos QR-Codes auf Grabsteine ätzen kann: Sollte ich in absehbarer Zeit einen benötigen, möchte ich auf meinem bitte einen QR-Code zu diesem Blog.

In diesem Zusammenhang eine Bitte der Nebenfach-Historikerin in mir: Auch wenn ich die vielen Vorteile anonymer Bestattungen kenne und verstehe – möchten Sie sich nicht vielleicht doch mit einem schönen Grabstein beerdigen lassen? Auf dem nicht nur Geburts- und Sterbedatum zu lesen sind, sondern auch Geburts- und Sterbeort? Beruf? Ein Satz zur Person (“bewunderte Ukulele-Virtuosin”)? Auch hier mal an die Nachwelt denken, nicht nur beim Umwelt- und Klimaschutz.

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@engl ist auf Reisen, zu meiner Freude setzt das ihre Schreibenergie frei. Inklusive Verarbeitung von Armutserfahrungen. Ich weiß ja nicht, ob es dazu Analysen gibt (methodisch schwierig), wage aber zu behaupten: Für jede “Erschleichung” von Sozialhilfe gibt es 10 bis 20 Menschen, die aus Scham nicht in Anspruch nehmen, was ihnen rechtlich an finanzieller Hilfe zustünde. (Nicht gerechnet die Menschen, die sich dafür zu wenig im System auskennen.)
“schlecht reisen”.

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Dass Ehemänner sich von ihren Frauen mit Kleidung versorgen lassen und selbst die alltägliche Entscheidung “was ziehe ich an?” nicht selbst treffen, höre ich ja immer wieder. Nach Gucken dieses Filmchens frage ich mich, warum die Frauen das nicht viel häufiger für Schabernack nutzen.
(Kann mir jemand mit Türkisch-Kenntnissen die Unterhaltung übersetzen?)

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Aurel Mertz ist hübsch, Schwabe, aber auch sehr lustig. So war er auf der re:publica lustig:
“Wie Aurel Mertz der mächtigste Pferdeinfluencer der Welt wurde”. (Ich saß rechts vorne.)

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https://youtu.be/0f4az2nOvDQ

Journal Donnerstag, 30. Juni 2022 – Zweisamkeit weiter wegisoliert

Freitag, 1. Juli 2022

(Für die Corona-Chronik: Ich trage FFP2-Maske weiterhin in der Arbeit – außer im eigenen Einzelbüro – und beim Einkaufen sowie in gemeinsam genutzten Verkehrsmitteln. Gehöre damit zu einer immer kleiner werdenden Minderheit – für Öffis kann ich das nach Wegfall der Maskenpflicht vor wenigen Tagen nicht beurteilen. Maskentragen fühlt sich für mich als “das Mindeste” an.)

Nochmal eine ganz normale Nacht: Schlafen, dazwischen zweimal aufs Klo.

Ein herrlicher Sommermorgen, guter Milchkaffee an wieder negativem Corona-Test. Mein Blutdruck war nach vier Tagen ohne Blutdrucksenker nur noch leicht zu niedrig.

Herrn Kaltmamsell sah ich erst kurz vor meinem Aufbruch in die Arbeit – von Ferne mit Maske, herzzerreißend.

Morgens im Büro gehetzte Arbeit, ich druckte und sortierte stapelweise: um jemandem das Arbeiten zu ermöglichen, bevor ich in einen Vormittag mit Online-Veranstaltung abtauchte. Ich lernte aus den Vorträgen dabei eine Menge – und möchte alle Menschen, die beruflich Reden schreiben, animieren, das Wort “Partizipation” reichlich zu verwenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Publikum dann Spaß hat (oder zumindest die Teile davon, die meinen Humor teilen), ist hoch. Gleichzeitig gab es technische Kapriolen, die bis zum Abend anhielten.

Mittags lief ich raus für schnelle Besorgung von Lebensmitteln – hatte aber das Angebot von unverarbeiteten solchen beim Lidl überschätzt (Tsatsiki hätte ich bekommen, nicht aber griechischen Joghurt, um selbst eines zuzubereiten). Am dringendsten war Hefe, die bekam ich.

Zu Essen gab es in der Pause zwei Scheiben Bohnen…brot vom Vorabend, Zwetschgenkompott mit Joghurt, einen wunderbaren Flachpfirsich.

Ich musste zeitig Feierabend machen, um für den isolierten Herrn Kaltmamsell beim Abholen des Ernteanteils einzuspringen. Es war meine große Hoffnung gewesen, dass meine eigene Infektion so lange die Luft anhalten würde – ich hätte nicht gewusst, wen ich zum Abholen hätte schicken können, und so kurzfristig lässt sich der Ernteanteil nicht abbestellen.

Er war dann bereits sommerlich reichhaltig, ich schleppte schwer an der Kiste in der immer schwüleren Wärme. Daheim packte ich aus: Mangold, Spitzkohl, Zucchini, Gurken, Knoblauch, Bundkarotten mit viel Grün, einen Kopf Salat. Dann knetete ich Teig für samstägliches Brotbacken und bis dahin kalte Gare im Kühlschrank: Polentakrüstchen (die Polenta nachmittags von Herrn Kaltmamsell vorbereitet).

Eine kurze Runde Yoga (das Kreuz zwickt derzeit wieder arg bis in die neue Hüfte), dann bereitete ich das Abendessen zu: Karottenstifte und Zucchinischeiben aus dem Ofen, die gab es zu Blattsalat, Gurke, Ei, ein wenig Feta und ein Joghurt-Dressing. So sah sein Teller aus, ich nahm die Salatschüssel. Nachtisch Zitronenkuchen und Schokonüsschen. Zu viel.

Wieder ein seltsamer Abend ohne Herrn Kaltmamsell. Ohne ihm schnell Erlebnisse oder Erkenntnisse des Tages zuwerfen zu können. Zusätzlicher Ärger: Weil’s ihn erwischt hat, waren wir diese Woche nicht #Lindwurmessen im eritreisch-äthiopischen Lokal, dem nächsten auf unserer Liste. Und jetzt hat die Süddeutsche vor uns da gegessen! (Was bei neuen Lokalen oft bedeutet: 1. Überranntwerden, 2. Überforderung, 3. Sinken von Qualität und Atmosphäre. Jetzt warte ich lieber ein paar Monate.)

§

Siegfried & Joy habe ich auf der re:publica auf Bühe 1 gesehen – und sie geliebt: Das sind die besten schlechten Zauberer, die ich je erlebt habe. Wie souverän ist es bitte, so zu tun, als sei man richtig scheiße, und sich darauf zu verlassen, dass das Publikum (und sicher nicht jede*r darin) irgendwann stutzt: Moment, wie haben die das jetzt gemacht?
Jetzt waren Siegfried & Joy bei America’s got talent (mit was ganz anderem).

https://youtu.be/yS11x9Ob3Bk

Der Brite checkt’s natürlich nicht. (“I thought it was all a bit stupid.” That was the point, darling.)

Wenn Sie SEHR viel Zeit übrig haben: Siegfried & Joy betreiben einen komplett bescheuerten instagram. In München haben sie auch schon Sachen weggezaubert, in Fürstenfeldbruck hingegen hergezaubert.