Journal Samstag, 17. September 2022 – San Sebastián 2: Suche nach guten Lebensmitteln, einmal ganz rund ums Ufer

Sonntag, 18. September 2022 um 9:17

Gut geschlafen – obwohl wir an einer mehrspurigen Straße wohnen und hinter dem Haus Züge vorbeifahren, war es nicht laut. Nach sieben merkte ich beim Dösen, dass meine Biochemie auf Sorgen- und Ängstesuche umstellte und stand lieber auf. Eine Maschine Wäsche angeschaltet.

Gemütliches und ausführliches Bloggen über Milchkaffee: Die neue Cafetera ermöglicht ein Getränk, wie ich es von daheim kenne. Wäsche auf der Sonnenseite der Terrasse aufgehängt, hier darf ich das laut Vermieterin ausdrücklich.

Ich versuchte eine Runde Yoga auf dem blanken Holzboden: Ging einigermaßen, ich werde mir für eine Wiederholung aber eine Decke für die Knie in bestimmten Haltungen bereitlegen (z.B. child pose). Tat auf jeden Fall sehr gut.

Nach elf machten wir uns zu Lebensmitteleinkäufen für den Abend auf: Ich wünschte mir eine große Schüssel Salat, gerne mit Fleisch aus der Pfanne dazu. Herr Kaltmamsell wies den Weg, damit er sich zu orientieren lernte, er mäanderte erst mal durch unser Wohnviertel Gros, wodurch wir an der Kirche San Ignazio ein paar improvisierte Marktstände sahen.

Am Strand Zurriola stapelten sich Surfer*innen. Sie können es vermutlich nicht erkennen, aber auf eine Welle da draußen kamen ein bis zwei Dutzend Surfwillige in Neopren, ein ganzer Streifen im Wasser war schwarz vor Menschen.

Nachvollziehbar, dass es für das Miteinander der Surfistas Regeln braucht.

Es war windig und sehr frisch, deshalb wunderte ich mich eher über die vereinzelten Bader*innen.

Über das Kongresszentrum Kursaal (das heißt wirklich so) gingen wir zum Mercado La Bretxa. Erst mal schauten wir in den benachbarten Lidl für Milchprodukte, dann guckten wir uns im überschaubaren Mercado im selben Untergeschoß um: Die Ware im einzigen Gemüse- und Obststand sah jämmerlich aus. Wir entsannen uns der vielen Läden und der Marktstände in unserem Wohnviertel und spazierten zurück. Ich kaufte auf dem Markt an einem Stand mit Selbstangebautem die Zutaten für Salat ein, auf meine Bitte nach zwei Tomaten für heute und zwei für die nächsten Tage wählte Señor Standler diese sorgfältig nach Reifegrad aus mehreren seiner Kisten aus. Außerdem am Kuchenstand von Mañeko baskischen Käsekuchen und eine Gemüse-Empanadilla für das Frühstück von Herrn Kaltmamsell.

In einem Laden fanden wir sogar Senf für die Vinaigrette, außerdem Obst, Herr Kaltmamsell kaufte Fleisch, ich dann wieder in einer der unzähligen Konditoreien eine Geburtstagstorte für Sonntag, Herr Kaltmamsell in einer der ebenso unzähligen Bäckereien Brot. Wir lernten ein Wort Baskisch, als man uns überall mit “Agur” verabschiedete.

Und wir kamen an vielen belebten Bars vorbei, deren Pintxos und Getränke wir in den nächsten Tagen mal testen werden.

Zurück in der Wohnung Ausruhen, um halb drei frühstückte ich den letzten Apfel von daheim, Tomate und ungewöhnliches Brot.

Es hatte eine fast Mürbteig-artige Kruste und schmeckte ausgezeichnet.

Am Nachmittag machten wir uns im herrlichen Sonnenschein auf die große Runde am Meeresufer entlang.

Der Baske kann durchaus immer noch Rebellion!

Der große Strand La Concha, ausgedehnter Sandstrand mit angeschlossener Stadt, wurde reichlich zum Baden, Sonnen und Spielen im Sand genutzt. Das konnte ich deutlich besser nachvollziehen als am Zurriola-Strand: Kaum waren wir um den Felsen zu dieser Bucht gebogen, versiegte der Wind – hier ist es geschützt. An einer Eisdiele holten wir uns Eis, eher enttäuschend.

Wir spazierten die ganze Bucht entlang, auch die benachbarte und deutlich kleinere Ondarreta. Deren Ende mit der Skulptur Peine del viento (Windkamm) vom örtlichen Künstler Eduardo Chillida ist wohl ein eingetragenes instagram-Motiv: Die Leute standen allen Ernstes Schlange für Selfies.

Es gab aber auch faszinierende Gesteinsformationen:

Zurück gingen wir nicht den gesamten Weg, sondern kürzten durch die Altstadt auf die Urumea-Brücke nach Gros ab. Im Fluss sahen wir wieder viele, viele Fische, darunter beachtlich große.

San Ingazio in Viertel Gros.

Vor der Heimkehr gab es ums Eck als Apertif noch ein Glas Txakoli und Pinxtos (Tortilla, Brot mit Thunfischcreme) – gut!

Nachtmahl war spanischer Salat, wie ich ihn aus Kindheitsurlauben kenne: Grüne Romana-Blätter, supermilde Zwiebel, Tomate. Allerdings schummelte ich beim Dressing: Statt des lieblosen Billigessig-Salz-Öl-Gemisches bereitete ich eine Vinagrette mit Zitronensaft und etwas Zucker zu.

So gut! Vor allem die Zwiebel, die auch als “Metzgerzwiebel” in München verkauft einfach nie so schmeckt. Herr Kaltmamsell briet uns Entrecôte, das ganz anders schmeckte als daheim, aber sehr gut. Zum Nachtisch teilten wir uns das Viertel tarta de queso, die sich als bodenlos und sehr köstlich herausstellte.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 17. September 2022 – San Sebastián 2: Suche nach guten Lebensmitteln, einmal ganz rund ums Ufer“

  1. Lena meint:

    Danke für‘s Mitnehmen! Vor fast 20 Jahren habe ich ein Semester in Bilbao studiert und mehrfach San Sebastian besucht. Da kommen Erinnerungen hoch und auch Sehnsucht nach dem vermeintlich so einfachen Leben damals… Wünsche noch eine wunderschöne Reise!

  2. Croco meint:

    Der Käsekuchenstand! Ein Traum.
    Und er verwirrt mich etwas ob der Proportionen der beiden Menschen.
    Das Baskische ist so sperrig, dass es mir sehr gefällt. Er hört sich so urig an, dass man schnell glaubt, dass die Höhlenbewohner früher ähnlich gesprochen haben.
    Und Herrn Kaltmamsell die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag.
    Zorionak!

  3. Thea meint:

    Soeben habe ich eine Mail an Sie geschickt: kaltmamsell@vorspeisenplatte.de abgeschickt. Ich hoffe, sie kommt an und erfreut Sie.
    Viele Grüße aus Berlin

  4. Thea meint:

    Nochmal “Post” von Anja aus San Sebastiàn:
    Und auf jeden Fall den berühmten Baskischen Käsekuchen in La Viña (Calle 31 de Agosto) probieren!!! Da sind auch Txipirones en su tinta köstlich, also squids in eigener Tinte. – Und frischen Fisch am kleinen Hafen (Altstadt)

  5. Bleistifterin meint:

    Große Lust meine Bruderfamilie zu besuchen, die leben mit Blick auf den Kursaal seit knapp 20 Jahren in SanSeb…

  6. Sybille meint:

    Bei mir unterwegs dabei: Eine faltbare Reise-Yogamatte. Ein Handtuch zwischen Boden und Matte finde ich dabei oft hilfreich, weil aus Gewichtsgründen die Polsterung fehlt, aber damit steht dann man stabil und muss sich nicht direkt auf dem Boden bewegen.

  7. Nadja meint:

    Kann eine Reise-Yogamatte auch nur empfehlen! In Baierbrunn steht übrigens auch ein Chillida :-) Schöne Reise noch!

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