Journal Freitag, 23. September 2022 – San Sebastián 8: Saint Jean de Luz, Regen in San Sebastián
Samstag, 24. September 2022Aufgewacht in einer wunderschönen, frisch renovierten und eingerichteten Ferienwohnung – ich freue mich immer ganz arg davon zu profitieren, dass andere Menschen Geschmack haben.
Ich hatte tapfer meinen Badeanzug eingesteckt (tapfer, weil ich ja eigentlich zwei Themen mit Schwimmen im Meer habe: 1. Salz, 2. Sand), doch der Himmel hatte zugezogen, es war sehr kühl, nicht mal die fast täglich schwimmende (ja, auch im Winter) Gastgeberin war in Wasserlaune.
Wir spazierten zur Markthalle, tranken in einem angrenzenden Café unsere verschiedenen Morgenkaffees.
Marktspaziergang, besonders interessierten mich die Stände der Gemüseanbauer und sonstigen Selbsterzeuger, die dienstags und freitags ihre Ware um die Markthalle anbieten. Zu meiner großen Freude bekam ich endlich heimische Feigen, klein und fast schwarz.
In der Chocolaterie Henriet (in der selbst die Luft Schokoladen-haltig ist) kaufte ich einen Gateau basque mit Kirschen, außerdem eine absolut abgefahrene Spezialität, die ich aber geheim halte, um Mitlesende damit überraschen zu können.
Abschied von Gastgeber und Gastgeberin, Herr Kaltmamsell besorgte Zugtickets für die Rückfahrt – mit ein wenig Komplikationen, die einen Besuch des Schalters erforderten (die supernette Bahn-Angestellte kam extra nochmal raus, um uns zu zeigen, wo genau der Zug zum letztendlich gekauften Ticket abfahren würde). Die Fahrt selbst verlief ereignislos, der Himmel blieb düster.
Auf dem Weg vom Bahnhof zur Ferienwohnung besorgte ich Brot: Eine winzige Biobäckerei bot auch dunkle Laibe Roggenbrot an.
Zurück in der Wohnung Bloggen über nochmal café con leche. Frühstück kurz vor drei war dann ein Apfel, Roggenbrotscheiben (dicht und sauer wie Selbstgebackenes, offensichtlich 100 Prozent Roggen, wahrscheinlich darin auch Vollkorn-Roggen) mit Queso fresco de Burgos und mit Nocilla.
Während daheim in Deutschland die Frage “Heizt ihr schon?” eine noch nie dagewesene Bedeutungsschwere hatte, war mir in der Ferienwohnung kalt. Bei Außentemperatur von 19 Grad am Apothekenthermometer unten an der Straße wahrscheinlich nicht so sehr wie daheim, aber ich entsann mich der bereitgestellten Flauschdecken.
Draußen setzte Regen ein, leicht, aber ausdauernd. Wir mümmelten uns also beide ein und lasen. Am späten Nachmittag turnte ich ein Runde Yoga, die besonders gut tat. Ich verließ das Haus noch für ein paar Lebensmitteleinkäufe in einem kleinen Bio-Supermarkt (auffallend viele deutsche Produkte), spazierte bei der Gelegenheit auch mal den Surferstrand Zurriola zu Ende, der Regen machte gerade Pause.
Ich genieße sehr, dass die Küche dieser Ferienwohnung überraschen viele Vorräte bereit hält, unter anderem offenen Roibush- und Früchtetee, die dem Geruch nach sogar frisch sind. Nach meinem Spaziergang konnte ich mir eine Tasse Tee kochen. (Außerdem gibt es Zucker, Essige, Olivenöl, Salz, ein paar Gewürze – wir können tatsächlich kochen.)
Zum Abendessen gab es restlichen Käse mit frischen Feigen, rote Paprika und Roggenbrot mit Butter, außerdem ein Glas Wein Habla del Silencio (eine gefällige Cuvée).
Nachtisch war der Gateau basque.
Ja, der Mürbteigkuchen mit Marmeladenfüllung hatte etwas von Crostata, doch enthielt der besonders köstliche Mürbteig Mandeln und bestand die Füllung aus den heimischen schwarzen Kirschen.
Dazu Bildungsprogramm: Spanisches Fernsehen, Schwerpunkt Nachrichten.
– Durchaus interessant, mal anderssprachige Korrespondentinnen aus der Ukraine zu sehen und zu hören.
– Thema Rechtsruck in Schweden: Es scheint nicht schwer zu sein, des Spanischen mächtige Politologen zu finden, die Schlaues in die Kamera sagen können. Einfacher wohl als in Italien (Wahlen mit voraussichtlich rechtsextremem Ausgang auch hier Thema).
– “Luz” (Licht) sagt also nicht nur meine alte spanische Tante für elektrische Energie: Wenn der aktuelle Preis für luz in kW/h eine eigene Meldung war, ist das wohl die offizielle Bezeichnung für Strom.
– Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen in Tarragona sind mittlerweile nur noch hintere Nachrichtenplätze.
– Kurz vor dem Bericht über die gestrigen Fridays-for-future-Aktionen, hier heißt die Bewegung Juventud Por El Clima.
(Nebenbei: Durchaus interessant, welche spanischen Ausdrücke ich mich so sagen höre, deren Kenntnis ich vorher bestritten hätte. Über den Brexit oder aktuelle Energiepolitik möchte ich mich mangels Sprachgewalt bitte auch weiterhin nicht auf Spanisch unterhalten müssen, aber beim Einkaufen laufe ich mich eindeutig warm.)