Journal Montag, 17. Oktober 2022 – Mein Lieblingskuli, Sport im Verein

Dienstag, 18. Oktober 2022 um 6:33

Bei sperrangelweit offenem Fenster in die laue Nacht richtig gut geschlafen, ich kann es noch. Da ein weiterer warmer Tag angekündigt war, ging ich mit nackten Beinen unterm Etuikleidchen in die Arbeit – das war vor Sonnenaufgang doch sehr frisch, aber nicht unangenehm.

Irgendwann ließ ich dann doch die großen Jalousien herunter, weil die Sonne mein Büro sonst zu stark aufheizte.

Der Vormittag voller Besprechung.

Mittags gab es Äpfel, Breze, Mango (nackig schmeckte sie nicht so gut wie mit Joghurt, merken).

Nach einer Woche Zwangspause ist mein Lieblingskuli wieder einsetzbar. Vor Jahren hatte ich ihn auf einer Konferenz als Werbegeschenk der Leibniz-Gemeinschaft bekommen, er besteht hauptsächlich aus Holz und erwies sich als der für mich perfekte Kuli (es ist ganz erstaunlich, wie weit Vorlieben der Menschen bei Kulis auseinanderliegen). Im Jahr drauf bat ich auf der Folgekonferenz um einen weiteren, jetzt habe ich zwei. Während ich sonst recht freigiebig mit meinen Kulis bin (es ist halt alles im Fluss), passe ich auf diese beiden auf wie ein Haftlmacher und fordere sie bei möglichst seltenem Ausleihen hartnäckig zurück.

Als die Tinte des ersten Kulis versiegte, ließ ich mir beim Kaut Bullinger, dem mittlerweile geschlossenen Schreibwaren-Fachhandel am Marienplatz, die No-name-Mine bestimmen (es ist ganz erstaunlich, wie viele Arten Kugelschreiberminen es gibt und wie wenige davon in einen beliebigen Kugelschreiber passen – zunächst hatte ich nämlich einfach versucht, die Minen anderer Werbekulis in meinem Bestand zu verwenden, keine hatte gepasst) und zahlte einen überraschend hohen Preis für diesen Ersatz.

2021 versiegte die Mine des zweiten Leibniz-Holzkulis, vergangene Woche die Nachfüllmine des ersten. Das Ladengeschäft Kaut Bullinger gibt es nicht mehr, doch zum Glück weiß ich dank deren Fachpersonal, nach welcher Mine ich online suchen muss. Meine Bestellung traf am Wochenende ein, der Preis ist pro Mine mit 5,40 Euro immer noch überraschend, aber gestern konnte ich beide Lieblinge wieder startklar machen.

Ich hatte Sportzeug dabei, um den Crosstrainer-Sport von Samstag nachzuholen. Also spazierte ich nach Feierabend in kurzen Ärmeln durch herrlichen Sonnenschein zum Sportverein.

Es hatte sich seit meinem letzten Besuch vor Monaten nichts Grundlegendes geändert, ich fand fast direkt zur Umkleide und von dort mit nur einem Fehlversuch zur Galerie über der Sporthalle mit ihren Sportgeräten.

Unten in der Halle wurde in der Gruppe und auf kleinen Matten eine Art Gymnastik geturnt, wie ich sie nicht kannte (ohne Musik, aber es gab am Anfang Technikprobleme, könnte also unbeabsichtigt gewesen sein); sah für mich nach einer Kombination von Yoga und Pilates aus: keine Wiederholungen, eher Flow und Halten, wirkte ziemlich anstrengend. Daheim sah ich im Trainingsplan: Das war also bodyART. Ich wiederum strampelte zu Musik auf Kopfhörern und hatte eine Stunde lang meinen eigenen Spaß.

Während ich daheim duschte, bekam ich Abendessen gekocht: Herr Kaltmamsell servierte auf meinen Wunsch Spaghetti mit Linsen-Bolognese (sehr gut – aber Bolo ist was Anderes), zum Nachtisch testete er ein Rezept für Quitten-Streusel-Pie (ein Genuss, aber vielleicht nicht das beste Gebäck mit Quitten) und Schokolade.

Im Bett Elizabeth Wetmore, Valentine weitergelesen. Die Gewaltpassagen sind wirklich gerade nichts für mich, aber der Roman ist sehr gut geschrieben und ich möchte wissen, wie die Handlung weitergeht. Also lese ich die schlimmen, bedrohlichen Stücke ganz schnell und mit nur einem Auge.

§

Einen Langstreckenflug nicht als selbsterständlich heutzutage nehmen, sondern als ein Wunder, als ein Ereignis, von dem man Geschichten erzählt. Wie bezeichnend, dass uns das nahezu verloren gegangen ist. Nahezu, denn dann gibt es diese aktuelle Geschichte auf Camp Catatonia:
“Langstreckenflug mit Karibubullen”.

“Stories only happen to those who are able to tell them, someone once said.” laut Paul Auster? Man muss das aber auch wollen und sie erkennen.
Beeindruckbar beiben.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Montag, 17. Oktober 2022 – Mein Lieblingskuli, Sport im Verein“

  1. Arthurs Tochter meint:

    Vor einigen Monaten habe ich eine Reportage über die Schließung von Kaut Bullinger gesehen. Die Geschichten der Menschen dort haben mich sehr bewegt, und mich tagelang nicht losgelassen. Jetzt hat’s sofort wieder geklingelt, als ich den Namen bei Dir las. Ich habe nachgeschaut, es gibt die Reportage auf YouTube:
    https://www.youtube.com/watch?v=natktvjIv3g

  2. Hans-Georg meint:

    Szenen in Büchern, die mir sehr nahe gehen, überfliege ich auch sehr schnell.

  3. ellebil meint:

    Wenn mich nicht alles täuscht, nutzt mein Arbeitgeber den gleichen Kugelschreiber zu Marketingzwecken, sollte also ein Ausweichkuli benötigt werden…

  4. die Kaltmamsell meint:

    Das ist eine große Erleichterung, ellebill, vielen Dank.

  5. Sebastian meint:

    “Stories only happen to those who are able to tell them, someone once said.” Der Spruch ist too good to be true, es sei denn, er darf schillern, dann könnte er genau das heißen – das aus Geschehen eine Story werden kann, wenn ich beim Lauf durchs Leben erkennen und mich beeindrucken lassen will.

    Paul Auster trau ich zu, dass er es wörtlich und damit nur sich meint. (Weiß auch nicht was er mir getan hat.)

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