Journal Sonntag, 2. Oktober 2022 – San Sebastián 18: Laufrunde, letzter Berg Monte Ulia
Montag, 3. Oktober 2022 um 9:12Gut und lang geschlafen.
Vielversprechende Aussicht; die Wolken, die den Berg hochkrochen, sollten allerdings Boten sein. Überm Morgenkaffee gemütlich gebloggt, dann raus zu einer Laufrunde. Ich traute mich in ein ärmelloses Oberteil – und lag damit richtig, die Sonne wärmte genügend.
Das Meer brach in heftigen Wellen am Ufer.
Viel spazierendes Volk, aber wenig andere Läuferi*innen: Die waren wohl alle beim hiesigen Halbmarathon. Wir hatten am Vortag Zielanlagen mit riesiger Sponsorenbeschriftung gesehen – aber ohne Hinweis, um welche Art Wettbewerb es sich beim gesponserten überhaupt handelte. Jetzt kreuzte ich mehrfach die Wettlaufroute.
Weil der Seegang so hoch war, hoffte ich darauf, die Bodendüsen an der Chillida-Skulptur peine del viento in Aktion zu sehen. Tatsächlich lauerten zahlreiche Besucher*innen drumrum, Smartphones und Fotoapparate gezückt. Da ich nicht warten wollte (Puls war oben, außerdem hatte ich noch Pläne), umkreiste ich die Düsen nur zweimal – und wurde zumindest mit ein wenig sichtbarem Gesprüh belohnt.
In der Ferienwohnung geduscht und gekleidet, dann brach ich nochmal mit Herrn Kaltmamsell auf: Plan war, am dritten Sonntag in San Sebastián auf den dritten und östlichsten der drei San Sebastiáner Berge zu spazieren, auf den Monte Ulia.
Herr Kaltmamsell hatte aus den zahlreichen Fußwegen des Hügels einen Weg herausgesucht, aber erst mal gab es im Bar von sonst auch einen café con leche. Währenddessen war der Himmel wider alle Vorhersagen voller Wolken gezogen.
Nächste Überraschung: Der Monte Ulia ist ein Naturpark und richtiges Wandergebiet. Außerdem am Sonntag offensichtlich sehr beliebt, uns kamen viele Familien und Gruppen in ernsthafter Wanderausrüstung entgegen. Wir hätten uns also auf eine ca. 5-Stunden-Tour bergauf, bergab nach Pasaia und zurück machen können, ich sogar in den Turnschuhen, die ich für den geplanten Spaziergang trug – doch am Montag hatten wir eine letzte, ausgiebige Küstenwanderung vor, zudem war ich bereits eine gute Stunde Laufen gewesen: Mir erschien es vernünftig, mich gestern nicht zu verausgaben.
Es wurden dann nur drei, aber wirklich schöne Spaziergangsstunden.
Blick auf den Strand Zurriola mit Kursaal.
Den plötzlichen Nebel, jetzt erinnerte ich mich, kannte ich bereits von der galicischen Atlantikküste.
Ganz oben: Picknickplatz in den Wolken.
Doch ebenso schnell kam auch wieder die Sonne durch. Für meine Brotzeit kurz nach drei setzte ich mich in ihren Schein, es gab einen Apfel vom Markt (SO! GUT!) und ein Stück Weißbrot.
Auch zurück an der Bucht Zurriola schien die Sonne; wir setzten uns auf eine Bank, sahen den promenierenden Menschen zu und den surfistas.
In der Ferienwohnung las ich Zeitung. Es zwickte mich seit einer Verdrehung beim Bergspaziergang böse im Kreuz, ich legte eine Spezialrunde Yoga ein aus meiner Sammlung gegen Kreuzweh. Half ein bisschen.
Fürs Abendessen steuerten wir ein Restaurant an, das uns beim Vorbeigehen sympathisch erschienen war. Doch als wir ein paar Minuten am “Please wait to be seated”-Punkt gestanden hatten, niemand uns im leeren Lokal beachtete, die Angestellte in Sichtweite auch nicht auf unseren Gruß reagierte – gingen wir halt weiter.
Brücke Santa Catalina.
Kursaal-Brücke.
Pintxos im Mesón Martín, einer Empfehlung.
Sie schmeckten gut zu einem und noch einem Glas Txakoli, machten uns angenehm satt – aber genau darin liegt der Haken: Meine Erinnerung an Gepflogenheiten in Spanien und Beobachtungen von Einheimischen besagen, dass Tapas/Pintxos keine Mahlzeit sind. Vor dem Essen geht man etwas trinken, isst einen Pintxo dazu, wenn die eigentliche Mahlzeit noch weit ist, auch mal eine Ración. Aber das Essen gibt es danach. Unter Einheimischen scheint sich das nicht geändert zu haben.
Auf dem Rückweg stellten wir anhand der Plakate am Kursaal fest: Es findet gerade die internationale und hochrangige Fresskonferenz San Sebastián Gastronómika statt, allerdings offensichtlich für Profis.
In der Ferienwohnung Dessert: tarta de queso und Schokolade.
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Stefan Leonhardsberger ist ein oberösterreichischer Commedian. Und er kann sehr, sehr gut den Gang von Staatschefs nachmachen.
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 2. Oktober 2022 – San Sebastián 18: Laufrunde, letzter Berg Monte Ulia“
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5. Oktober 2022 um 7:54
Stefan Leonhardsberger kann auch sehr gut Running animals nachmachen. https://www.instagram.com/reel/CeGkm_2ji6t/?igshid=YmMyMTA2M2Y=