Archiv für Oktober 2022

Journal Montag, 24. Oktober 2022 – Erfolgreiches Offline-Einkaufen für den Winter

Dienstag, 25. Oktober 2022

Nach guter Nacht zu Regenrauschen aufgewacht, aber durchs weit offene Fenster kam weiterhin milde Luft.

Als ich zu meinem Fußweg in die Arbeit aufbrach, regnete es gerade nicht. Ich ließ den Schirm daheim – um nach zehn Minuten dann doch feucht zu werden. Trocknete ja wieder.

Morgens gab ich mir erst mal ordentlich eine auf die Nase: Ursache war ein schweres Paket im Lager, verkeilt zwischen anderen Paketen; weil ich nur kurz reingucken wollte, hob ich es am Papp-Deckel hoch, die Pappe riss – ich schlug mir die rechte Hand damit von unten auf die Nase. Zum Glück trug ich nur eine leicht blutige Schramme davon.

An den gestrigen Termin betriebliche Grippeschutzimpfung erinnerte mich erst der elektronische Bürokalender, meinen Impfpass hatte ich daheim liegenlassen. Ich schilderte dem Impf-Team meinen Kummer, weil ich so wieder bloß einen albernen Einleger für die Grippeimpfung bekam, das sei doch stillos. Woraufhin man mir zum Trost eine Sonne aufs Pflaster malte – alles gut. (Den Zettel zur Impfbestätigung verlor ich dann auch noch auf dem Weg zurück in mein Büro.)

Mittagessen: Eine Kürbissemmel vom Samstag (die gute Handsemmel vom Wimmer war in einer Tüte lediglich ein wenig gummig geworden), Granatapfelkerne mit Joghurt. Am Samstag war meine erste Lieferung dieses Jahr vom adoptierten Crowdfarming-Baum eingetroffen. Heuer habe ich zudem nur die Adoptionen meines Schafs (-> Käse), des Mandel- und des Orangenbaums verlängert – die Avocados waren mir dann doch zu viele gewesen.

Über den Nachmittag zog Muskelkater in Po und Oberschenkeln auf: Das vorsichtige und rückenschonende Ablegen von Saftäpfeln in Kisten auf dem Boden am Vortag hatte dann doch aus einer ganzen Reihe tiefer Squats bestanden, dazu die Hocke und das Aufstehen beim Pflücken der untersten Äpfel.

Gestern blieb es regnerisch – und im Büro mangels Sonnenwärme kühl genug für meine Büro-Strickjacke. Es traf sich ausgezeichnet, dass ich mir für den Feierabend Wintermantelkauf vorgenommen hatte.

Als ich in der Dämmerung losmarschierte, hörte der Regen gerade auf (wie der Regenradar prognostiziert hatte). In der wenig bevölkerten Theatinerstraße hatte ich dann eine Glückssträhne: Ich hatte anhand seines Online-Shops recherchiert, dass Massimo Dutti besonders viele Wintermäntel führte, die meinen Vorstellungen entsprachen (ich war in San Sebastián ein paar Mal an einer Filiale vorbeigekommen, gehört ja wie Zara zum spanischen Konzern Inditex). Ich sah mir alle Mantelmodelle an (in heutigen Shop-Konzepten hängen die ja nicht zusammen, sondern sind über den ganzen Laden verteilt), einer gefiel mir richtig gut – und er saß hervorragend. Der Preis des olivgrünen Wollmantels made in Romania lag noch dazu deutlich unter meinem geplanten Budget.

Dann suchte ich mir gegenüber beim Roeckl passende Haarschafleder-Handschuhe mit Seidenfutter aus (war nicht ganz einfach, weil das Wintersortiment mit Wolle oder gar Kaschmir gefüttert ist, für meine Bedürfnisse zu warm). Und schließlich ging ich noch in einen Schuhladen, in dessen Schaufenster ich bei einem Sonntagsspaziergang Stiefeletten gesehen hatte, die mir gefielen. Genau diese wurden es zwar nicht, doch ich probierte eine Alternative, die mir noch besser gefiel – und passte. Rundum erfolgreiches Offline-Einkaufserlebnis.

Das Nachtmahl bestand nochmal aus Resten vom Samstagabend: Entenpastete (SO gut!), ein Tellerchen Stockfisch-Eintopf, baskischer Käsekuchen. Und Lebkuchen aus dem riesigen Gubor-Fabrikverkaufpaket, wenn das Wetter schon mal Herbst spielte.

Herr Kaltmamsell wird über das lange Allerheiligenwochenende wieder aushäusig Monster töten (Rollenspiel bei seinen Rollenspiel-Freunden von schon immer), ich freue mich auf ein paar Tage Alleinsein mit Wohnungwurschteln. Unter anderem mache ich um diese Zeit immer den Balkon winterfertig und bügle die Winterkleidung auf, die ich in den Wochen zuvor aus dem Keller geholt habe. Die Situation dieses Jahr allerdings: Es sind weiterhin um die 20 Grad angekündigt mit Sonne. Nicht nur werde ich also die Sommerbettwäsche nochmal waschen und verwenden, nicht nur lasse ich die Winterkleidung im Keller – ich werde auch den Balkon weiter nutzen wollen und deshalb lediglich durchsaugen. Wir werden möglicherweise mal nostalgisch auf diese wenigen Jahre zurückblicken, in denen der Klimawandel noch schöne Seiten hatte.

§

Dr. Julia Riede ist promovierte Physikerin und seit ein paar Monaten auch approbierte Ärztin, die in einer Klinik arbeitet. Auf Twitter notiert sie in einem langen Thread:

Ist ein bisschen wie Emergency Room-Gucken auf Englisch: Ich verstehe fast nix, finde es aber TOTAL spannend.

Right now 2022

Montag, 24. Oktober 2022

Kleine Serie, hier begonnen, vom Erfinder ganz anders gemeint, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 fortgesetzt. 2015 musste ich offline nehmen, 2016 hatte ich keine Lust. 2017 zum ersten Mal abends erfasst, 2018 wieder. Schaun wir mal, wie die Liste heute Abend aussieht, nach vier Jahren Pause.

Ich lese… am meisten im Web (Twitter praktisch alles, dort verlinkte Artikel und Blogposts, Blogs), nahezu täglich die Süddeutsche, fast nur noch abends im Bett Romane. Oder im Urlaub. Aber praktisch nie mehr ganze Wochenenden durch wie früher.

Ich trage… frische Schlumpfklamotten – eher leichte, denn die Nicky-Anzüge, die ich sonst um diese Jahreszeit trage, sind zu warm. Auch die aktuellen sind alt und zu groß, doch die Hose hat ein praktisches Bändel im Bund, mit dem ich sie oben halten kann.

Ich habe… über die vergangenen Wochen immer stärkere stechende LWS-Schmerzen, vor allem in die Hüften und ins rechte Bein, kaum im Kreuz selbst. Es wäre mir sehr recht, wenn das wieder besser würde.

Ich höre… den Fernseher, der wie fast immer abends nebenher läuft. Heute blieben wir beim Durchschalten bei “die Frau” (Bones) hängen – im Gegensatz zu “die zwei Frauen” (Rizzoli & Isles), die ebenfalls nebenher laufen können, ohne dass ich mich beleidigt fühle. Ich kann nicht sagen, warum ausgerechnet diese beiden Serien.

Ich trinke… wie immer abends Leitungswasser.

Ich esse… Lebkuchen von Gubor aus dem riesigen Fabrikverkauf-Gastgeschenk von Samstag. Wenn das Wetter schon mal zwar nicht kalt, aber zumindest nass, düster und tendenziell herbstlich ist.

Ich stehe… wochentags derzeit um 5:40 Uhr auf.

Ich gehe… vermutlich wieder gegen halb zehn ins Bett, um dort noch eine halbe Stunde zu lesen.

Ich lache… in letzter Zeit selten laut und herzhaft, wie mir durch dieses Stichwort bewusst wird. Aber finde oft Anlässe zu lächeln.

Ich sehe… fast immer zu viel und kann nicht immer ausreichend filtern.

Ich mag…, wenn auch mit schlechtem Gewissen, dass es draußen immer noch nicht richtig kalt geworden ist.

Ich schreibe… weiterhin täglich ins Blog. Und das gerne.

Ich weiß…, wo ich nächsten Montag wandern werde und mit wem. Das ist sehr schön.

Ich möchte… meine Ruhe. Bitte.

Journal Sonntag, 23. Oktober 2022 – Äpfelpflücken

Montag, 24. Oktober 2022

Früher Wecker nach kurzer, aber guter Nacht: Ich hatte Herrn Kaltmamsell und mich gestern zum Apfelernten angemeldet. Der Apfelgarten unseres Kartoffelkombinats trägt eine Rekordmenge an Früchten (gestern gelernt: es werden um die 70 Tonnen werden), seit sieben Wochen sind Genossenschaftler*innen aufgefordert, sich samstags und sonntags zum Ernten zu melden, denn die Gärtnereimannschaft schafft das unmöglich.

Die Wettervorhersage hatte einen herrlichen Tag angekündigt, durch meine Verschlafenheit hindurch freute ich mich auf den Einsatz. Ich hatte gerade mal Zeit für Morgenkaffee und Bloggen, das schmutzige Geschirr von der Vorabendeinladung (das Porzellan nicht spülmaschinenfest) ließen wir in der Küche stehen. Fast hätte ich mein Schlafzimmer zum ersten Mal seit Jahrzehnten mit ungemachtem Bett verlassen, dann war aber doch noch Zeit.

Herr Kaltmamsell hatte geschafft, uns Zugtickets und Fahrradtickets zu kaufen (ging erst, als er die neue MVV-App auf seinem Handy installierte). Wir radelten zum Haupbahnhof und nahmen den 9-Uhr-Zug Richtung Donauwörth bis Mammendorf. Bereits im Zug stießen wir auf andere Kartoffelkombinat-Erntehelfer*innen mit Radl.

Kurzer Check am Mammendorfer Bahnhof auf Google Maps, wie wir die letzten drei Kilometer zur Gärtnerei radeln mussten, ein bisschen erinnerte ich mich auch. Als wir uns der Gärtnerei in der Morgenfrische näherten, begrüßte uns künftiger Ernteanteil:

Hallo Schwarzkohl! Hallo Grünkohl!

Vorstand Daniel Überall begrüßte uns, er organisiert mit einem weiteren Kartoffelkombinatler die Apfelernte und verbringt seit Wochen nicht nur die Arbeitswoche mit dem Kartoffelkombinat, sondern auch die Wochenenden draußen in Spielberg. Bis die gestrigen Erntehelfenden beisammen waren, sah ich mich nach Jahren Corona-bedingtem Fernbleiben mal wieder in der Gärtnerei um.

Die Türen der Gewächshäuser standen offen, ich fotografierte rein. Links Feldsalat, rechts Pakchoi.

Links Petersilie, rechts Ruccola.

Viel Liebe für unsere Kartoffelkombinats-Schrift, die bis ins Klo verwendet wird.

Einführung von Daniel zum Apfelgarten und der Rekordernte (und offizielle Eintragung in Liste mit Unterschrift wegen Berufsgenossenschaft – in deren System freiwillige, unentgeltliche Arbeit bei gewerblichen Betrieben nicht vorgesehen ist, es ist kompliziert). Er erklärte auch, warum so viel wie möglich davon in die Ernteanteile kommt: Unser neu zu bauendes Lager, ein schlichter Schuppen, ist erst noch in der Phase des Fundamentaushubs – erst brauchte die zuständige Stelle acht Monate für die Baugenehmigung, dann sind Baufirmen ausgebucht oder können ihre Aufträge wegen reihenweise Ausfällen durch Corona-Erkrankungen nicht ausführen. Zwar hat der Kartoffelkombinat-Vorstand bei einem Spargelbauern ein saisonal leeres Lager zu mieten gefunden, doch Daniel rechnete vor, wie hoch der Zeitaufwand mit unserer personellen und maschinellen Ausstattung ist, die Äpfel zum Einlagern zu bringen – und später zur Verteilung in die Ernteanteile wieder zu holen. Also wird so viel wie möglich (2 Kilo pro Kiste) erntefrisch in die Gemüsekisten verteilt. Und Daniel empfahl uns, beim Pflücken so viele Äpfel wie möglich zu probieren, um die unterschiedlichen Geschmäcker je nach Sorte und selbst nach Lage im Baum kennenzulernen.

Ab in den Apfelgarten. Er gibt dort nur wenige Einzelbäume (Streuobst), schließlich war das schon immer ein kommerzieller Bio-Apfelgarten, der auf einfacheren Anbau und einfachere Ernte ausgelegt wurde (hier die Erklärung in einem YouTube-Film von Obstgärtner Fussi). Am lebenden Beispiel erklärte uns Daniel das Abernten der Bäume: Immer von unten nach oben und von außen nach innen, um möglichst wenige Äpfel zum Fallen zu bringen. Die Sortierung: Äpfel mit Stellen, die sie nicht lagerbar machten, oder Falläpfel kamen als Saftobst in grüne Kisten (dass es keinen vegetarischen Bio-Apfelsaft gibt, wussten Sie aber schon, oder?). Äpfel mit offenen oder faulen Stellen: Liegenlassen für die Schnecken. Die anderen, also Tafeläpfel, legten wir nach dem Pflücken (Stiel knicken oder bei etwas Widerstand drehen und knicken) in spezielle Ernteschürzen, die wir uns umbanden. Wenn diese voll waren: Vorsichtig unten öffnen und in eine der drei großen Holzkisten am Traktor rollen/legen.

Der allergrößte Teil des Apfelgartens war bereits abgeerntet.

Herr Kaltmamsell mit Ernteschürze, vor ihm ein sogenannter Pflückschlitten, auf den man für obere Äpfel steigen konnte. Und so legten wir los.

Einer der ungezählt vielen Äpfel, die ich unterwegs direkt vom Baum aß. Sie schmeckten tatsächlich sehr unterschiedlich, auch von derselben Sorte (gestern vor allem Rewena).

Intensive Assoziationen mit John Irvings Roman The Cider House Rules, in dem Apfelernte in den 1940ern und 50ern im US-Bundesstaat Maine eine große Rolle spielt. Vielleicht auch, weil auch zu diesem Apfelgarten (englisch orchard) Wohnhäuser und ein Maschinenschuppen gehören. Mir fiel unter anderem ein, dass die Pflückerinnen und Pflücker darin nach bushels bezahlt werden, wie das vorsichtige Pflücken mit Drehen und Stielabbrechen geschildert wird.

Es wurde angenehm warm, bald stand ich jacken- und ärmellos in der Plantage. Wir pflückten bis zwei, dann Mittagspause. Organisator Florian hatte Lasagne gemacht, dazu gab es Salat. Ich hatte als Brotzeit Hüttenkäse dabei, nach den vielen Äpfeln reichte mir der. Wir halfen noch ein wenig Räumen, dann verabschiedeten wir uns. Züge zurück nach München gab es um 15.30 Uhr und um 17.30 Uhr, so erwischten wir den früheren und mussten nicht mit unseren Rädern in den Wochenend-Rückreiseverkehr. (S-Bahnen gestern nur bis Pasing, Stammstreckenausbau.)

Abschied von weiterem künftigen Ernteanteil.

Sellerie.

Lauch.

Schon jetzt war der Zug unangenehm voll. Die Fahrradtransportplätze waren alle mit Passagieren besetzt, wir mussten im Türbereich balancieren.

Daheim legte ich mich ein Runde hin und holte Schlaf nach. Eine Runde Yoga, jetzt war ich mit Adrienes “Move” durch.

Zum Nachtmahl gab es Reste: Ensaladilla, Stockfischeintopf, baskischer Käsekuchen.

Das Rezept für Letzteren habe ich hier aufgeschrieben. Darin ein Hinweis, da ich fast zum falschen Produkt gegriffen hätte: Im Regal mit Frischkäse steht mittlerweile oft Frischkäsezubereitung (Mischung z.B. mit Sahnejoghurt), auf der das nur im Kleingedruckten steht – aufpassen!

Journal Samstag, 22. Oktober 2022 – Baskischer Abend

Sonntag, 23. Oktober 2022

Sehr unruhige Nacht, gestört von Herrn Kaltmamsells Schnarchen neben mir und von Kopfweh – doch erst um halb sieben gestand ich mir ein, dass das halt doch Migräne war, und griff zum Triptan. Das ließ mich bis acht schlafen, danach war ich wie immer nach Migräne ein wenig belämmert, aber vor allem ohne Migräne.

Bloggen über Morgenkaffee, dann machte ich mich an den ersten Gang des baskischen Abendessens, zu dem wir Freunde eingeladen hatten: Ensaladilla rusa. Diesmal wieder aus der Lameng wie ich ihn halt am liebsten esse, also mit Karotten, Erbsen, roten gegrillten Spitzpaprika, gekochten Eiern, Dosenspargel, Dosenthunfisch und Kartoffeln. (Wenn die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, können Sie sich den Ernteanteil unseres stark akademisch dominierten Kartoffelkombinats vorstellen. Ich entschied mich für Pellkartoffeln, damit von den Mirabellen-großen Dingern nach Schälen überhaupt etwas übrig blieb.) Und mit selbstgemachter Majonese nach Nicky Stich. Da ihr Blog seit vier Jahren brach liegt, fürchte ich Abschaltung – ich habe das Rezept sicherheitshalber in meiner Rezepteseite festgehalten. Ja, bei jedem Hinweis darauf gibt es Kommentare von Menschen, bei denen diese idiotensichere Methode nicht geklappt hat. Aber es gibt ja auch Menschen, denen noch nie ein Hefeteig geglückt ist, in meinen Augen ebenfalls ein idiotensicherer Teig.

Verzierung wie bei spanischer Familie in den 1970ern und -80ern, das muss so.

Draußen war es weiterhin mild, für meine Laufrunde schlüpfte ich in Caprihose und kurze Ärmel. Für möglichst kurze Bruttozeit nahm ich wieder die Strecke über Alten Südfriedhof an die Wittelsbacherbrücke nach Thalkirchen und zurück. Ich startete mit ein paar Regentropfen, doch dann wurde der Himmel blau. Ich lief leicht und mit Genuss, erst gegen Ende zickten die Waden.

Vogel-Slapstick an der Brudermühlbrücke: Ich sah aus dem Augenwinkel, wie eine Krähe hinter einen alten Baumstamm auf der Wiese fiel. Nach der perfekt getimeten komischen Pause tauchte ihr Kopf wieder auf. Ich blieb stehen um herauszufinden, was sie da eigentlich machte: Sie hatte einen plattgetretenen Pappbecher, den sie auf den Stamm legte, und darauf versuchte sie zu balancieren.

Beim Bäcker holte ich Brot für abends und Semmeln zum Frühstück. Duschen, dann Semmeln mit Butter und Marmelade.

Ich ging nochmal raus in die herrliche Sonne für einen kurzen Einkauf im Eataly. Die Fußgängerzone war samstäglich voll, Menschen mit Jacken und Mänteln überm Arm.

Für die abendliche Hauptspeise hatte ich zehn Tage zuvor bei MitteMeer Bacalao gekauft, daraus sollte Purrusalda werden, ein baskischer Stockfisch-Eintopf mit Lauch und Kartoffeln. Nach vorherigen Erfahrungen hatte ich den gesalzenen Fisch nicht nur 24 Stunden mit zweimal Wasserwechseln eingelegt wie im Rezept angegeben (das Ergebnis war viel zu salzig gewesen), sondern 48 Stunden mit viermal Wasserwechsel.

Nach dem letzten Wasserwechsel.

Ich bereitete den Eintopf soweit vor, dass ich abends nur noch den letzten Schritt kochen musste.

Tischwäsche gebügelt, Tisch gedeckt, Wohnung besuchsfein finalisiert. Mit Herrn Kaltmamsell recherchiert, wie wir zum sonntäglichen Apfelernteeinsatz im Kartoffelkombinat in Spielberg bei Mammendorf kommen – die Organisatoren hatten eine Menge Tipps und Infos zusammengestellt.

Trotz festen Vorsatzes vergaß ich wieder, jeden Gang zu fotografieren. Großes Hallo als unsere Gäste kamen, zwei Herren mit Hund. Als Gastgeschenk wurde uns unter anderem eine enorme Tüte Schokolade aus dem Gubor-Fabrikverkauf überreicht, in dem ich vor ein paar Jahren persönlich ausrasten durfte. Nachtisch auf Wochen gesichert.

Zum Aperitif gab es Eltern-gemachten Patxaran (Anis-Schlehenlikör) auf Eis.

Ensaladilla, eingelegte Muscheln, Salzmandeln. Im Glas der eine Txakoli, den ich auch in Deutschland ordern konnte (wird eigentlich nicht exportiert): Txakoli Astobiza. Noch dachte ich ans Foto.

Als ersten Gang servierte Herr Kaltmamsell eine Entenpastete, die er über die vorherigen drei Tage erstellt hatte, mit ein wenig Endiviensalat – köstlich. Für dieses Foto musste er mich anstupsen, als ich bereits am Essen war.

Der Eintopf Purrusalda wurde ganz hervorragend (ein wenig zu meiner Überraschung, das Ergebnis hätte auch langweilig sein können), den mache ich definitiv wieder.

Vor dem Dessert machten wir eine Pause. Dann gab es die tarta de queso – ja, dieses Rezept behalten wir, werde ich noch auf der Rezeptseite hinterlegen. Dazu den Knaller, den wir aus Sant Jean de Luz mitgebracht hatten: Baba au rum eingelegt.

Dazu lustige und schöne Gespräche über unseren Baskenland-Urlaub, über Baskenland-Erinnerungen, über die Lage in der Hotelerie. Es wurde spät.

Journal Freitag, 21. Oktober 2022 – Strumpfhosenkauf, baskischer Wein

Samstag, 22. Oktober 2022

Dann wieder gut geschlafen, geht also.

Auf dem Weg in die Arbeit genoss ich, dass es immer noch nicht wirklich kalt geworden ist.

In der Mittagspause schickte ich eine Reservierungsanfrage für die Großfamilienreise ins Spanien unserer Vorfahren Ostern 2023 ab. AUF SPANISCH! Ich fürchte ja immer, in der Kombination urspanischer Name / fehlerhaftes Spanisch dumm zu wirken.

Zu Essen gab es Äpfel und Birchermuesli mit Joghurt.

Ruhiger und strukturierter Arbeitstag, das wird nächste Woche anders. Nach Feierabend besorgte ich auf dem Heimweg (leichter Regen) Oliven zum Aperitif. Zu Hause aber erst mal Dessert-Zubereitung für Samstagabend: Ich machte baskische tarta de queso angelehnt an das Rezept mit den Zutaten, wie sie unser Favorit vom mercadillo in San Sebastián enthalten hatte, ich schraubte aber an den Mengen. Wenn uns das Ergebnis zufrieden stellt, stelle ich es online.

Nochmal die vorletzte Einheit Yoga aus dem 30-Tage-Programm “Move” von Adriene, ich merkte meine Schwachpunkte HWS und LWS – so viel Muskulatur kann ich gar nicht aufbauen, dass die völlig ausgeglichen werden.

Dann ging ich einem Outfit nach: Auf Twitter war dieses Modefoto von Harry Styles aufgetaucht. Am liebsten hätte ich einmal alles, doch das Oberteil ist für den Alltagseinsatz eh viel zu warm. Wenigstens die Strumpfhose wollte ich, zumal sie in dieser Kombi ebenfalls wunderschön wirkt. @formschub tat die Quelle auf, abends bestellte ich bei Emilio Cavallini.

Ich freute mich auf Alkohol, war aber vorsichtig und blieb bei einem Glas Wein, leider ist ja die Migräne zurück: Ich hatte ein Paket baskischer Weine bestellt (ungefähr, im eigentlichen Baskenland als Denominación de orígen gibt es wenig, deshalb wich auf die angrenzenden Gebiete der DO Navarra und La Rioja aus). Gestern probierten wir eine Cuvée Syrah-Merlot-Tempranillo – na ja, die fruchtig-süßliche Note mag ich in Rotweinen halt nicht.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Entrecôte mit gebratenen Panisse aus Kichererbsenmehl, ich machte Endiviensalat mit Zitronensaft-Knoblauch-Vinaigrette. Schmeckte sehr gut, vor allem die mürbe-knusprigen Panisse-Stäbchen aus der Pfanne (hier Rezept). Nachtisch Süßigkeiten – zu viel davon. Im Fernsehen ließen wir erst French Kiss laufen, hatte ich noch nie gesehen, wollte ich nachholen. Doch ich ertrug sehr schnell die bodenlos bescheuerten Dialoge und die Handlung nicht mehr. Umgeschaltet in einen Film aus dem Star Wars-Universum, aus der Epoche mit Ewan McGregor – das empfand ich als noch bescheuerter, da kann ich mich ja gleich mit Herr der Ringe-Kitsch strafen. (Zur Sicherheit: Nichts gegen Sie, wenn Sie aus etwas davon oder all dem Vergnügen ziehen, mir gelingt das halt nicht.) Ich ging ins Bett zum Lesen.

Anfang Oktober wurde mein Hüft-Implantat zwei Jahre alt. Ich bin sehr dankbar, wie glatt bei mir alles lief, dass ich in jedem Schritt einfach nur dem Stand der Medizin zu folgen brauchte und dass ich meinen Bewegungsdrang jetzt ausleben kann wie zuvor. Doch als ich die Journal-Blogposts von damals nochmal las, wurde mir schwummrig: Irgendeinen Teil von mir hat das ganz schön mitgenommen.

Journal Donnerstag, 20. Oktober 2022 – Kurze Haare, Start der Meyer-Lemons-Saison

Freitag, 21. Oktober 2022

Also mal wieder eine Nacht mit Schlafpause, nach einem Klogang um zwei schlief ich erst mal lang nicht wieder ein; mein Hirn sorgte sich selbsttätig um Einkaufslisten für die Einladung am Samstag. (Das liegt übrigens am Melatonin, hier ein Hintergrundartikel von 2017: “Warum erscheinen uns Sorgen nachts schlimmer?”)

Mittags verschwand der Hochnebel und ließ Sonne durch. Ich nutzte die Mittagspause für einen Haarschnitt ums Eck, er ist seit Wochen dringend nötig. Eigentlich hatte ich das Abenteuer “Haareschneiden im Urlaub” geplant, konnte mich in San Sebastián letztlich doch nicht aufraffen.

Alles ging gut und flößte mir Vertrauen ein, bis sich die junge Handwerkerin mit einer Rundbürste an meinem Hinterkopf zu schaffen machte. Ich erklärte ihr lachend, dass meine Haare sowas seit mindestens 20 Jahren nicht mehr erlebt hätten, sie möge sich nicht über ein gewisses Sträuben wundern. Abschließend wurde mir “der Studententarif” berechnet, weil das Föhnen ja praktisch weggefallen sei. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mal sehen, wie es sich über die Wochen entwickelt.

Mittagessen am Schreibtisch: Laugenzöpferl, Banane, Dickmilch.

Sehr freudiges und unerwartetes berufliches Wiedersehen mit der Frau, deren Erzählungen in der Teeküche vor Jahren mein Vietnam-Bild mehr geprägt haben als jeder Artikel oder Podcast. (Größte bisherige Motivation, je einen Roman zu schreiben: Um ihr ein Denkmal zu setzen, Stichwort “Singe, esse Keks”. Die Geschichte gibt’s nur mündlich und direkt von mir.)

Ich ließ mich breitschlagen, als Kontakt unter einem Online-Bestellformular zu stehen, inkl. Telefonnummer. Zur Not kann ich meinen Namen (“Und woher kommen Sie?”) immer noch für die Ausländerinnenkarte ausspielen und in gebrochenem Deutsch nahezu unverständlich rangehen. (Scherz.) (Oder doch nicht?)

Auf dem Heimweg in milder Luft Einkaufsabstecher im Vollcorner. Schöne Entdeckung:

Die diesjährigen Meyer Lemons sind da.

Zuhause Yoga, dann in Gemeinschaftsarbeit mit Herrn Kaltmamsell den Ernteanteilsalat (Endivie) mit Tahini-Dressing und zugekauften Tomaten zu Abendbrot verarbereitet. Dann gab’s noch ein wenig Käse und viel Schokolade.

24 Stunden folgte ich auf Twitter Annette Dittert, der bewunderten und ausgesprochen fachkundigen Büroleiterin ARD London. Zum Erhalt von zumindest Fragmenten meiner geistiger Gesundheit hörte ich wieder damit auf. (Liz Truss ist gestern nach sechs Wochen als Premierministerin zurückgetreten, ich guck erst wieder hin, wenn der Trümmerhaufen nicht mehr so stark raucht.)

§

Kim de l’Horizon hat den Deutschen Buchpreis erhalten. De l’Horizont sieht sich als nicht-binär männlich oder weiblich (und bewies bei der Preisverleihung sensationellen Styling-Geschmack, meine Verbeugung). Doch das überfordert sehr viele Menschen so sehr, dass de’Horizont kontinuierlich bedroht und angegriffen wird – wegen dieser Nicht-Binärität, die, möchte man meinen, doch überhaupt niemanden bedroht oder einschränkt.

In der Neuen Züricher Zeitung (ausgerechnet) schreibt d’Horizont ruhig und klug über dieses Phänomen:
“Kim de l’Horizon: ‘Lieber John Unbekannt, lieber Ueli Maurer, ihr habt mich geschlagen. Aber ich vergebe euch'”.

Was euch eint, ist das Feindbild. Was euch eint, ist der Hass auf Körper wie den meinen. Was, frage ich euch, ist so schlimm an meinem Körper, dass ihr ihn schlagen und aktiv von politischer Führung ausschliessen möchtet? Was habe ich euch getan? Was, ihr um euch schlagenden Männer, seht ihr in mir, das euch dermassen bedroht?

(…)

Wieso also wird dermassen viel über «uns» gesprochen? Wieso gibt es mehr Artikel über trans* Menschen als trans* Menschen? Wieso spricht auch diese Zeitung hier mehr über als mit trans* Menschen? Und wenn, dann lässt sie nur trans* Menschen zu Wort kommen, die ihre Transition bereuen – was nur drei Prozent tun, wie neue Studien belegen, und das meistens, weil sie stark an der Diskriminierung leiden, und nicht, weil der neue Körper «nicht passt». Wieso bin ich die erste nonbinäre Person, die hier über ihre Erfahrungen schreiben darf? Let’s cut the crap. Ihr fühlt euch nicht von so was Munzelimäusligem wie einem * bedroht. Es geht um Macht. Um Macht und um die Wunden, die wir alle tragen.

Journal Mittwoch, 19. Oktober 2022 – Mittagsausflug, RSS-Feeds

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Den ganzen Tag fast halbstündlich wieder die erschütternde Erkenntnis: Es ist erst Mittwoch!

Nach ein wenig nächtlichem Regen brach der Tag neblig trüb an, die Temperaturen aber weiterhin mild.

Der Morgen im Büro startete mit körperlicher Arbeit, also erst mal ordentlich geschwitzt. Es folgte Nerviges.

Mittags ging ich mal wieder auf einen Cappuccino-Ausflug ins Westend, in dieser Jahreszeit machen die bunten Bäume ja locker jeden Hochnebel wett. Es war deutlich kühler geworden. Das eigentlich angesteuerte Café hat jetzt “Di/Mi Ruhetag” – ich nehme Personalmangel als Grund an. Doch etwas weiter bekam ich sehr starken, aber durchaus guten Cappucino.

Später zurück im Büro gab es Äpfel und Pumpernickel mit Butter.

Am Nachmittag war geordnetes Arbeiten möglich. Dieses Jahr werde ich noch mehr mit beruflichen Weihnachtsdingen beschäftigt sein als sonst.

Auf dem Heimweg, weiterhin kühl, Abstecher zum Edeka und Drogeriemarkt.

Zu Hause erst mal Yoga; wie erwartet war die Folge nach der richtig anstrengenden fad – mache ich nicht nochmal.

Maniküre, während Herr Kaltmamsell das Abendessen kochte: Er hatte “eine Art indische Tortilla” angekündigt.

Das war Masala frittata aus dem Guardian. Schmeckte gut mit indischen Aromen und schöner Schärfe.

Nachtisch viel Schokolade. Endlich die Stadtwerke-Abschlagszahlung ordentlich hochgesetzt (dazu braucht ich die Kooperation von Herrn Kaltmamsell, denn Konto und Rechnungen laufen zwar auf mich, aber er hat sich irgendwann den Online-Zugang eingerichtet). Nachzahlen werde ich wegen der steil gestiegenen Energiepreise ja eh müssen.

Mit Bestürzung festgestellt, dass es Blogs ohne RSS-Feed gibt, sogar alte Blogs (und ich deshalb seit Jahren nichts von ihnen mitbekomme).
LEUTE! Ich bin noch nicht bereit, mich auf ein anderes System als Feedreader umzustellen, um neue Posts in den ca. hundert aktiven Blogs mitzubekommen, denen ich folge (und die ca. 150 schlafenden Blogs, teils seit Jahren, im Auge zu behalten, sollten sie doch nochmal aufwachen). Aber gut, versuche ich einen sanften Übergang: Wie lesen Sie Blogs? Wie erfahren Sie von neuen Posts?

§

Ich gestehe, dass ich die politischen Entwicklungen in Großbritannien in den vergangenen Wochen nur sehr oberflächlich verfolgt habe – es ging und geht offensichtlich drunter und drüber, zum Erhalt meiner geistigen Gesundheit wartete ich auf die Zusammenfassung.

Jetzt habe ich sie bekommen, und zwar von Constantin Seibt in republik.ch:
“Die Queen ist tot. Der Wahnsinn regiert”.

Es ist alles noch viel schlimmer als befürchtet. Meine Fresse.

§

Nicole Diekmann erklärt fürs ZDF “Strategische Inkompetenz” am Beispiel eines Familienmitglieds und was das mit der Abrechnungstechnik in Arztpraxen zu tun hat.
“Kein Update unter dieser Nummer?”

§

Wie sehr muss man in Friedenszeiten eine Zivilisation verbocken, dass das Verhalten bei Überfall mit Schusswaffen zu den regelmäßigen Übungen an Schulen gehört (“safety drill”). Ein Illustrator des New Yorker erzählt den Hintergrund des aktuellen Titelbilds:
“Chris Ware’s ‘Lockdown'”.

In his latest, for the October 17, 2022, issue, Ware turns his gaze to the ongoing tragedy of gun violence in schools, which has forced students, teachers, and parents to accept active-shooter drills as a routine part of the school year.