Journal Montag, 24. Oktober 2022 – Erfolgreiches Offline-Einkaufen für den Winter
Dienstag, 25. Oktober 2022Nach guter Nacht zu Regenrauschen aufgewacht, aber durchs weit offene Fenster kam weiterhin milde Luft.
Als ich zu meinem Fußweg in die Arbeit aufbrach, regnete es gerade nicht. Ich ließ den Schirm daheim – um nach zehn Minuten dann doch feucht zu werden. Trocknete ja wieder.
Morgens gab ich mir erst mal ordentlich eine auf die Nase: Ursache war ein schweres Paket im Lager, verkeilt zwischen anderen Paketen; weil ich nur kurz reingucken wollte, hob ich es am Papp-Deckel hoch, die Pappe riss – ich schlug mir die rechte Hand damit von unten auf die Nase. Zum Glück trug ich nur eine leicht blutige Schramme davon.
An den gestrigen Termin betriebliche Grippeschutzimpfung erinnerte mich erst der elektronische Bürokalender, meinen Impfpass hatte ich daheim liegenlassen. Ich schilderte dem Impf-Team meinen Kummer, weil ich so wieder bloß einen albernen Einleger für die Grippeimpfung bekam, das sei doch stillos. Woraufhin man mir zum Trost eine Sonne aufs Pflaster malte – alles gut. (Den Zettel zur Impfbestätigung verlor ich dann auch noch auf dem Weg zurück in mein Büro.)
Mittagessen: Eine Kürbissemmel vom Samstag (die gute Handsemmel vom Wimmer war in einer Tüte lediglich ein wenig gummig geworden), Granatapfelkerne mit Joghurt. Am Samstag war meine erste Lieferung dieses Jahr vom adoptierten Crowdfarming-Baum eingetroffen. Heuer habe ich zudem nur die Adoptionen meines Schafs (-> Käse), des Mandel- und des Orangenbaums verlängert – die Avocados waren mir dann doch zu viele gewesen.
Über den Nachmittag zog Muskelkater in Po und Oberschenkeln auf: Das vorsichtige und rückenschonende Ablegen von Saftäpfeln in Kisten auf dem Boden am Vortag hatte dann doch aus einer ganzen Reihe tiefer Squats bestanden, dazu die Hocke und das Aufstehen beim Pflücken der untersten Äpfel.
Gestern blieb es regnerisch – und im Büro mangels Sonnenwärme kühl genug für meine Büro-Strickjacke. Es traf sich ausgezeichnet, dass ich mir für den Feierabend Wintermantelkauf vorgenommen hatte.
Als ich in der Dämmerung losmarschierte, hörte der Regen gerade auf (wie der Regenradar prognostiziert hatte). In der wenig bevölkerten Theatinerstraße hatte ich dann eine Glückssträhne: Ich hatte anhand seines Online-Shops recherchiert, dass Massimo Dutti besonders viele Wintermäntel führte, die meinen Vorstellungen entsprachen (ich war in San Sebastián ein paar Mal an einer Filiale vorbeigekommen, gehört ja wie Zara zum spanischen Konzern Inditex). Ich sah mir alle Mantelmodelle an (in heutigen Shop-Konzepten hängen die ja nicht zusammen, sondern sind über den ganzen Laden verteilt), einer gefiel mir richtig gut – und er saß hervorragend. Der Preis des olivgrünen Wollmantels made in Romania lag noch dazu deutlich unter meinem geplanten Budget.
Dann suchte ich mir gegenüber beim Roeckl passende Haarschafleder-Handschuhe mit Seidenfutter aus (war nicht ganz einfach, weil das Wintersortiment mit Wolle oder gar Kaschmir gefüttert ist, für meine Bedürfnisse zu warm). Und schließlich ging ich noch in einen Schuhladen, in dessen Schaufenster ich bei einem Sonntagsspaziergang Stiefeletten gesehen hatte, die mir gefielen. Genau diese wurden es zwar nicht, doch ich probierte eine Alternative, die mir noch besser gefiel – und passte. Rundum erfolgreiches Offline-Einkaufserlebnis.
Das Nachtmahl bestand nochmal aus Resten vom Samstagabend: Entenpastete (SO gut!), ein Tellerchen Stockfisch-Eintopf, baskischer Käsekuchen. Und Lebkuchen aus dem riesigen Gubor-Fabrikverkaufpaket, wenn das Wetter schon mal Herbst spielte.
Herr Kaltmamsell wird über das lange Allerheiligenwochenende wieder aushäusig Monster töten (Rollenspiel bei seinen Rollenspiel-Freunden von schon immer), ich freue mich auf ein paar Tage Alleinsein mit Wohnungwurschteln. Unter anderem mache ich um diese Zeit immer den Balkon winterfertig und bügle die Winterkleidung auf, die ich in den Wochen zuvor aus dem Keller geholt habe. Die Situation dieses Jahr allerdings: Es sind weiterhin um die 20 Grad angekündigt mit Sonne. Nicht nur werde ich also die Sommerbettwäsche nochmal waschen und verwenden, nicht nur lasse ich die Winterkleidung im Keller – ich werde auch den Balkon weiter nutzen wollen und deshalb lediglich durchsaugen. Wir werden möglicherweise mal nostalgisch auf diese wenigen Jahre zurückblicken, in denen der Klimawandel noch schöne Seiten hatte.
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Dr. Julia Riede ist promovierte Physikerin und seit ein paar Monaten auch approbierte Ärztin, die in einer Klinik arbeitet. Auf Twitter notiert sie in einem langen Thread:
Ist ein bisschen wie Emergency Room-Gucken auf Englisch: Ich verstehe fast nix, finde es aber TOTAL spannend.