Journal Freitag, 18. November 2022 – Französischer Abend im Rue des Halles

Samstag, 19. November 2022 um 8:31

Ich gönnte mir ein wenig mehr Schlaf: Als ich um fünf kurz aufwachte, stellte ich den Wecker um 20 Minuten vor. Dennoch kam ich fast wie gewohnt los: Der gestrige Blogpost war nahezu fertiggeschrieben, die frisch gewaschene Wäsche bereits am Vorabend aufgehängt, Brotzeit für gestern war fertig im Kühlschrank, es stand keine komplizierte Körperpflege an – dann geht so ein Morgen auch mal flott.

Der graue Himmel machte gerade Regenpause, ich kam ohne Schirm trocken im Büro an. Dort werkelte ich einen emsigen Vormittag lang, unterbrochen durch überraschend viele externe Anrufe (durchaus mit Komik, Marketing-Bullshit wird nie aufhören, mich zu amüsieren).

Mittags aß ich Birchermuesli mit Joghurt, außerdem die letzten Granatapfelkerne.

Nachmittags wurde mir frierend klar, dass ich mich ab sofort für die Arbeit dicker anziehen muss. Ich wusste, dass das dieses Jahr so sein würde (ist auch völlig in Ordnung, ich fand es eher seltsam, dass ich im Büro ganzjährig im Blüschen arbeiten konnte), und es beginnt jetzt.

Pünktlicher Feierabend. Jetzt dann doch mit Schirm marschierte ich zum Kräuterparadies an der Blumenstraße (perfekte Adresse or what) für Nachschub an Bürotee.

Zu Hause legte ich nur kurz die Rosinen für den Weihnachtsstollen in Rum ein, dann zog ich mit Herrn Kaltmamsell los: Ich hatte uns einen Tisch im Haidhauser Rue des Halles reserviert. Auf einem meiner Spaziergänge war ich daran vorbeigekommen, die Speisekarte erweckt Vertrauen (klein, mit saisonalen Noten), und ich wollte ein wenig den Frankreich-Teil unseres Urlaubs nachklingen lassen.

Wir fuhren mit der U-Bahn zum Max-Weber-Platz, wurden im Gastraum herzlich aufgenommen. Erst mal ein Gläschen Cremant rosé, der hervorragend schmeckte, genau das richtige zum Einläuten des Wochenendes. Die Weinkarte war nach Geschmacksrichtungen kategorisiert, von weiß “Leicht und mineralisch” über Abstufungen bis zum schwersten Roten – eine gute Idee, das ist für Laien deutlich leichter nachzuvollziehen als die traditionelle Sortierung nach Anbaugebieten. Ich entschied mich für eine Flasche Muscadet Clisson Famille Lieubeau, sehr schön blumig.

Als Vorspeise wählte Herr Kaltmamsell die Waldpilzsuppe mit Petersilienöl, ich hatte Lust auf den Salat mit Ziegenkäse in Filoteig. Sehr gut.

Herr Kaltmamsell ließ sich dann ein “Trou” servieren, das normannische Loch: Trou Normand-Granny Smith Sorbet-Calvados.

Als Hauptgericht aß ich Lammcarré in einer schön scharfen Senf-Kräuterkruste, Herr Kaltmamsell bekam Bouillabaisse – wir waren beide sehr zufrieden (und ich nutzte das gute Brot, um die köstliche Rotweinsauce mit ihren Weihnachtsaromen bis zum letzten Tropfen zu bekommen).

Mein Tages-Nachtisch, Tarte tatin, wurde am Tisch mit Calvados flambiert und schmeckte hervorragend, Herr Kaltmamsell rühmte seine Crème Brulée als “comme il faut”.

Um uns herrschte den Abend über entspannte Gemütlichkeit, ich mochte sehr, dass die Tische nicht Frankreich-typisch eng standen, sondern mit reichlich Platz im schönen Raum.

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Die Süddeutsche berichtet über die Bürgerversammlung Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vom Mittwochabend und ordnet einige Anträge kundiger ein als ich:
“Experimentierfeld der Verkehrswende”.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Freitag, 18. November 2022 – Französischer Abend im Rue des Halles“

  1. Joël meint:

    Oh, Bouillabaisse hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Wenn es nicht so ein gewaltiger Aufwand wäre und man das nicht für eine Person allein kochen kann…
    Ich glaube ich weiß jetzt was es beim nächsten mal bei mir zu essen gibt wenn ich Gäste habe.

  2. Kuchenschwarte meint:

    Oh, alles ein Traum – speziell Muscadet habe ich diesen Herbst lieben gelernt :)

  3. Julia meint:

    Der Aufwand ist immens. Aber die Brühe kannst Du super einfrieren und dann immer frisch mit Einlage zubereiten. Das ist dann nur noch wenig Aufwand. Lohnt sich wirklich! (Aber natürlich ist es auch schön, sie einfach mal serviert zu bekommen!)

  4. Croco meint:

    Die Kälte in den Arbeitsräumen führt seit zwei Jahren zu intensivem Gebrauch der Fellstiefel und der Rabattaktionen bei J.C.Boden für Cashmerepullover.
    Seidenblüschen gibt es leider keine mehr im Winter.
    Das Essen sieht so gut aus! Das mache ich gleich zu Mittag, Filoteig mit Ziegenkäse, habe alles da. Danke für die Anregung.

  5. adelhaid meint:

    Ins Rue des Halles wollte ich auch schon immer mal. Als ich noch in München lebte, fand viel dieses Lebens um die Steinstraße herum statt. Leider war ich meist arm wie die proverbial Kirchenmaus, und so gab es immer nur sehnsüchtige Blicke aufs Restaurant.

    Sehr gerne gelesen.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Einmerker für den nächsten München-Besuch, adelhaid?

  7. dyke meint:

    Stollen! Höchste Zeit… danke sehr für die Erinnerung. Die Rosinen liegen hier jetzt auch in der Schüssel mit Rum.

  8. die Kaltmamsell meint:

    Genau dafür wurde das Web erfunden, dyke.

  9. Gabriele meint:

    Max-Weber-Platz. Jetzt habe ich einen Ohrwurm für den Rest des Tages…..Ein Wagen von der Linie acht….

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