Journal Samstag, 19. November 2022 – Saisonale Häuslichkeit
Sonntag, 20. November 2022 um 8:37Guter Schlaf, schöner Morgen.
Küche in Erwartung des Stollenbackens.
Ich füllte meine Bettwäsche in die Waschmaschine, gestern stellte ich endlich um auf winterliches Federbett und warme Winterbettwäsche.
Zu einer zusätzlichen Tasse Tee las ich ausführlich Internet, bevor ich mich auf den Weg zur geplanten und befreuten Schwimmrunde machte (vorheriger Innencheck, find what feels good, ob ein sportfreier Tag mit mehr Zeit mir mehr Freude bereiten würde: nein).
Windige Radlfahrt hinaus ins Olympiabad unter gemischtem Himmel.
Sinkendes Herz beim Gleiten ins Wasser: Es war kälter als die beiden Male zuvor. Kurz vor Ende der ersten 2000 Meter fröstelte mich leicht. Ich beließ es bei einer Strecke von 2500 Metern, auch weil meine Schultern schmerzten, Waden und Zehen immer wieder mit Krampf drohten. Außerdem waren die Bahnen zu rege beschwommen, als dass ich entspannt hätte durchziehen können.
Verräterisch für die Wassertemperatur: Ich genoss die heiße Dusche und wärmte mich darin auf. Von den letzten beiden Schwimmrunden und von früher kenne ich, dass ich Hallenbadduschen eher kühler stelle.
Das Heimradeln war ein Wettrennen mit den Regenwolken – unter unfairen Bedingungen, denn auf der Schleißheimer Straße juckelt man sich als Radlerin von einer roten Ampel zur nächsten, die Regenwolken hingegen hatten freie Fahrt. Einmal wurde ich kurz angeregnet. Licht und Wolkenfarbe sahen nach Schnee aus, doch die Luft fühlte sich dafür nicht kalt genug an – wir hatten hier ja noch nicht mal Nachtfrost.
Kurzer Stopp zum Semmelholen, kurz vor zwei gab es Frühstück mit Apfel aus Ernteanteil (einfach reinbeißen, so schön!) und Semmeln – darauf Blaubeermarmelade aus norddeutscher Freundinnenhand, köstlich.
Buchen sind solche Herbst-Poserinnen!
Während Herr Kaltmamsell den Balkon einwinterte (obwohl immer noch kein Nachtfrost angekündigt ist), machte ich mich ans Backen der ersten beiden Thüringer Weihnachtsstollen.
Auch mich kriegt man mit Rabatt-Code: Nochmal zwei Stühle bestellt, da geht das VG-Wort-Geld hin. Dann haben wir sechs davon, unsere letzten Esstisch-Stühle jemals.
Ich gönnte mir noch eine schöne Runde Yoga, passend zum Schwimmen mit Schulterdehnung.
Zum Nachtmahl gab es aus Ernteanteil Rote Bete mit Kreuzkümmeljoghurt und Koriander (als der sich der angekündigte Kerbel herausstellte, man ist ja flexibel), Belugalinsen mit Lauch und Karotte, von mir den nochmal letzten kleinen Salatkopf mit Knoblauch-Vinagrette.
Dazu schmeckte mir der nordspanische Albariño Marisa – mag ich auch immer größere Probleme mit spanischen Rotweinen haben, spanische Weiße mag ich immer lieber.
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Die deutsche Vogue hat Ministerin Aminata Touré auf dem Cover und zieht mit immer stärkerem Gewicht auf Politik der seit Jahren immer politischeren Teenage Vogue nach. Ich sehe ein Szenario, in dem sich Frauen hinter dem Deckmantel von Gesprächen über Kosmetik und neuester Mode – auf die niemand achtet und die alle als oberflächlich abtun – zur Revolution verabreden.
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Mehr zu Twitter: Heavy Userin Nicole Diekmann legt ihren Ansatz dar.
“Twitter – was machen wir denn jetzt?!”
Ein Gedanke allerdings: Wenn die meisten Twitter-Angestellten, die sich echt auskennen, rausgeflogen sind, könnten sie mit ihrem Wissen doch Twitter neu wieder aufmachen, nur halt unter anderem Namen.
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Morgens sah ich mir ein halbstündiges Interview mit Greta Thunberg in der britischen Sendung The Russell Howard Hour an.
https://youtu.be/62ECkYYbPlA
Anlass ist die Veröffentlichung eines Buchs mit Fakten und Erklärungen zum Klimawandel, das Thunberg herausgegeben hat: Das Klima-Buch. Mir ist klar, wie gefährlich die Personalisierung des zentralen Zukunftsthemas Klima auf Greta Thunberg ist (was auch sie betont), doch wenn sich schon mal die Aufmerksamkeit auf sie konzentriert, nutzt sie diese fürs Bekanntmachen des wissenschaftlichen Hintergrunds. Und das Interview ist durchaus auch sehenswert, weil Russel Howard sie sehr zum Lachen bringt.
Letzthin sah ich wieder ein altes Auto mit dem Aufkleber “Fuck Greta Thunberg”: Um wie viele Ecken muss man denken um anzunehmen, ohne Greta Thunberg hätten wir keine Probleme mit dem Klimawandel?
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Samstag, 19. November 2022 – Saisonale Häuslichkeit“
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20. November 2022 um 8:58
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Gerne gelesen
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20. November 2022 um 9:04
Jack Dorsey, einer der “Erfinder” von Twitter, plant anscheinend etwas Neues.
https://bsky.app
20. November 2022 um 11:24
Treffsicher richtig, der letzte Satz über Greta. Hinter so einem Auto stand ich neulich auch nach langer Zeit mal wieder.
Ich weiß nicht, ob ich erwähnt hatte, von 80 kg (und ich bin groß!) dreißig unfreiwillig verloren zu haben – aber die Schwimmerfahrung teile ich eins zu eins. Und zwar schon vor de Temperaturabsenkung: Ich! Friere! Überproportional mehr!
21. November 2022 um 5:46
Mein Vater gehört tatsächlich zu denen mit den ganz kindischen Trotzreaktionen. Hat nie reisen können (erst DDR, dann kleine Kinder und nicht so viel Geld, dann kranke Frau) und unterstellt allen Klimaaktivisten Neubauer-Klone zu sein. Soll heißen, aus reichen Familien, mit 20 schon überall gewesen und jetzt ihm verbieten wollen zum Tauchen ans rote Meer zu fliegen.
Dafür hat er Biostrom und arbeitet mit an einem Projekt zur wirklich sauberen Energiegewinnung.