Journal Samstag, 5. November 2022 – #WMDEDGT mit aufziehendem Infekt

Sonntag, 6. November 2022 um 8:23

An jedem 5. des Monats fragt Frau Brüllen: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”, #WMDEDGT.

Das doofe nächtliche Kopfweh war halt dann doch Migräne. So weit konnte ich sogar denken, als ich bei einem wiederholten Aufwachen wegen Kopfschmerzen auf die Idee kam, dagegen könnte vielleicht eine doppelte Dosis Ibu helfen. Also griff ich zum Triptan. Davor hatte mich bereits ein brutaler Wadenkrampf links zu Aufschrei und Aus-dem-Bett-Springen gebracht – Entspannung der LWS-Muskulatur half auch diesmal.

Aufgestanden zu einem düsteren, kalten, regnerischen Morgen. Dennoch freute ich mich auf eine Schwimmrunde und aufs Radeln dorthin, ich hoffte auf passende Regenlöcher.

Als ich nach zehn losfuhr (Ledermantel, Mütze, Handschuhe), war es tatsächlich gerade trocken. Ich nahm die Rotlichtstrecke Schleißheimerstraße, war verdutzt, als überraschend mal zwei Ampeln hintereinander auf Grün standen. Ich wurde dann nur einmal kurz angeregnet und konnte mich darauf konzentrieren, nicht von plötzlich abbiegenden Autos und plötzlich aufgehenden Autotüren vom Fahrrad gefegt zu werden.

Das Schwimmbecken war überraschend voll, diesmal hatte ich vorher nicht auf die Live-Besucherzahlanzeige gesehen. Ich musste mich mit Schwimmanfängern ebenso arrangieren wie mit von der Nebenbahn ausschlagenden Fersen. Meine 3.000 Meter gingen gut, erst ganz am Schluss zickten die Waden, dann aber auch erst bei Erschrecken über plötzlich auftauchende Hindernisse.

Meine SWM-Bäderkarte, die mir eine Eintrittsermäßigung von 10 Prozent verschafft, war leergeschwommen, ich ließ sie an der Kasse für die nächsten Monate aufladen.

Beim Heimradeln wurde ich dann richtig nassgeregnet. Trotzdem hielt ich zum Semmelkaufen am Bäcker Wünsche beim Stiglmaierplatz, ab “nass” ist es eh egal. Schlimm fand ich, auf wie vielen Straßen und Wegen das Wasser stand – als hätte es brutalen Sturzregen gegeben. Selbst die Tram fuhr in gefluteten Gleisen. Hat die lange Trockenheit vergessen lassen, wie man Infrastrukur instand hält?

Frühstück: Eine Semmel mit Prager Schinken, eine mit Marmelade. Das machte mich müde genug für eine Runde Siesta.

Draußen war es weiter kalt und regnerisch, ich hatte keinerlei Lust auf Frischluft. Statt dessen las ich die Wochenend-Süddeutsche – und bestellte uns das beschlossene Sofa. Als Lieferzeit sind vier bis fünf Wochen angegeben, nachdem wir im Vorjahr bis zu acht Monate auf Möbellieferungen warteten, nehme ich das nicht wörtlich.

Über den Nachmittag bemerkte ich immer stärkere Erkältungssymptome: Halsweh, Atemwegsschmerzen und kalte Füße, die einfach nicht warm zu kriegen waren. Ich verschob den geplanten Spaziergang, in weiterhin regnerischer Kälte eh nicht sehr attraktiv, zog noch eine Schicht an, trank heißen Tee. (Vorgriff: Auch nach einer durchrotzten Nacht war der Corona-Test am Sonntagmorgen negativ.)

Dafür startete ich ein weiteres 30-Tage-Yogaprogramm mit Adriene, und zwar “Dedicate” von 2019. Hier wurde in der ersten Folge Grundsätzliches erklärt, ich weiß jetzt endlich, was mit “all four corners of the feet” gemeint ist: Großzehenballen, Kleinzehenballen, die beiden äußeren Ecken der Ferse.

Fürs Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Rezept gefunden, das sowohl den Blumenkohl als auch die erste Sellerieknolle unseres Ernteanteils verwertete: Selleriepüree mit gewürzten Blumenkohlbröckerln und Spiegelei.

Schmeckte wirklich gut (bei uns mit Hühner- statt Wachtelei), ich mochte die Texturkombination knackiger Blumenkohl, weiche Zwiebelstreifen, knusprige Mandelstücke auf Selleriebrei. Aber Herr Kaltmamsell, der dafür sehr lange in der Küche gestanden hatte, meinte: Den Aufwand nicht wert. Zum Nachtisch gab es die Tahini-Schoko-Tarte.

Im Fernseher stießen wir auf eine arte-Doku zu neuen Erkenntnissen über das Grab des Tutanchamun – seit meiner Faszination damit in Kindheits- und Jugendalter hat sich einiges getan. (Ach.)

§

Der entlassene Engineering Manager for the Accessibility Experience Team bei Twitter schwärmt in einem Thread von seinen (alle ebenfalls entlassenen) Leuten und warum man sie dringend anstellen sollte. Gebrochenes-Herz-Emoji.

(Der Laden verwandelt sich tatsächlich stündlich mehr in einen rauchenden Trümmerhaufen, ich hatte es eigentlich nicht glauben wollen. Bin jetzt gespannt, wie schnell diese Übernahme einer zentralen Internet-Plattform durch einen einzelnen Milliardär als abschreckendes Beispiel in Schulbüchern auftaucht. Muss sehr an die US-Repräsentantenhaus-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez denken und ihren Slogan: “Every Billionaire is a Policy Failure”, jeder Milliardär steht für ein Versagen der Politik.)

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Samstag, 5. November 2022 – #WMDEDGT mit aufziehendem Infekt“

  1. Croco meint:

    Hihiii, das haben wir anschließend auch geguckt. Faszinierend, wie man auf die zusätzliche Pharaonin kam. Die Entdeckung der Hüftfehlstellung von Tutanchamun anhand der vielen Stöcke und der Unterhose ist großes Kino.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Allerdings fehlte mir, Croco, die wissenschaftliche Einordnung: Gilt das als gesichert? Oder ist dieser Forscher der einzige mit dieser These? Gibt es auf diesem Forschungsgebiet alternative Deutungen?

  3. Croco meint:

    Ich glaube, Archäologie ist auch eine Deutungswissenschaft.
    Es ist wohl laut verschiedener Quellen bekannt, dass eine Fehlstellungen im Skelett besteht, bei der nahen Verwandtschaft aller Beteiligten kein Wunder. Eine Einordnung der neuen Pharaonin wäre wünschenswert gewesen.
    Interessant fand ich auch die kleinen Tierchen, die wohl unter der Hand ins Ausland gewandert waren. Der bewegliche Hund und das Pferdchen sind so hübsch.
    Ich war mal im ägyptischen Museum in Kairo in der Kammer mit all den Gegenständen. Es war wirklich so ein erhebender Moment, dass ich mich heute nach zwanzig Jahren noch genau erinnere.

  4. Joe meint:

    Die Twitter Story ist schon extrem, aber als uns vor 2 Jahren ein US private equity Fond übernommen hat, wurde auch schnell gesaebelt. Incl. Sofortige Kündigung des mittleren Managements und Freistellung. Das ist US Business. Abfindung und Ende

  5. Susann meint:

    Kenne ich von deutschen Freunden, die zu Microsoft in die USA gewechselt sind – das gesamte Leben hier aufgegeben, und innerhalb kürzester Zeit wurden alle wieder ohne Umstände entlassen, weil ihr Projekt eingestampft wurde.
    Das war schon übel.

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