Archiv für November 2022

Journal Mittwoch, 16. November 2022 – Bürgerversammlung mit überraschendem Konfliktthema

Donnerstag, 17. November 2022

Dienstagabend erinnerte mein Smartphone mich daran, dass Mittwochabend der Termin für die jährliche Bürgerversammlung des Bezirks 2 Ludwigsvorstadt und Isarvorstadt war.1 Ich hatte ihn Monate zuvor selbst recherchiert und in meinen Kalender eingetragen – zum Glück, den die Einladung dazu lag seit einer Woche ungeöffnet neben der Wohnungtür. Das warf allerdings die Planung der nächsten Abende durcheinander, für Mittwochabend war ich bis zu dieser Erinnerung mit Herrn Kaltmamsell zum #Lindwurmessen verabredet gewesen.

Gestern Morgen, als Herr Kaltmamsell nicht mehr ganz so siech, aber immer noch angeschlagen und genervt aus seinem Zimmer kam, vereinbarten wir also frühes Abendessen, nach dem ich zur Bürgerversammlung radeln würde.

Draußen regnete es aus nur zögerlich heller werdenden Wolken.

Erster Lacher beim Kreuzen des Heimeranplatzes:

Mann beißt Hund – Version 2022.

Mittags gab es eine dicke Scheibe selbstgebackenes Brot mit einem Restl Shakshuka-Sauce, außerdem Kerne eines Granatapfels.

Über den Nachmittag versiegte der Regen, ich kam trockenen Fußes nach Hause – über die Theresienwiese allerdings eher vorsichtig im Stockdunklen tastend, die großen Peitschenlampen waren nicht eingeschaltet (Stromsparen?). Als erbetenes frühes Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den vor einer Woche angesetzten Kimchi ein erstes Mal. Schmeckte aus der Pfanne mit Reis sehr gut, leicht scharf und aromatisch, allerdings noch nicht sauer. Ich bin sehr gespannt auf seine weitere Entwicklung über die nächsten Wochen. Außerdem gab es einen Rest Kichererbsen-Kürbis-Curry von Montagabend. Und dann hatte Herr Kaltmamsell am Vorabend Ensaimadas mit Cabello-de-angel-Füllung gemacht, gestern Morgen gebacken.

Schmeckte sehr gut, vor allem die stückige Füllung – aber den Teig hatte ich im mallorquiner Original anders in Erinnerung.

Nach dem letzten Bissen machte ich mich umgehend mit dem Radl auf den Weg nach Neuhausen zur Bürgerversammlung. Hier gleich das Caveat: Das Folgende ist keine journalistische Berichterstattung, sondern lediglich der Augenzeuginnenbericht einer Teilnehmerin: Ich bin nicht eingearbeitet in den behandelten Themen, niemand hat meine Aussagen unten geprüft, das sind alles subjektiv gefilterte Wahrnehmungen.

Die Adresse, Dreifachsporthalle Adolf-Weber-Gymnasium, Kapschstraße 4, stellte sich als große Baustelle heraus, zum Glück fand ich schnell die Ausschilderung zur Versammlung und irrte nicht lange herum. Die Stadträtin Anna Hanusch, die sie leitete, erklärte den Ort: Als die diesjährigen Bürgerversammlungen geplant worden waren (unsere, die des Bezirks 2, war ihr zufolge die letzte), mussten noch mögliche Corona-Beschränkungen einkalkuliert werden, deshalb hatte man nach möglichst großen Räumen gesucht. (Gestern waren wir Maskenträger*innen eine verschwindende Minderheit.) Nächstes Jahr werde die Bürgerversammlung wieder im Stadtbezirk selbst stattfinden.

Diesmal hatte ich den Eindruck, dass noch weniger rein interessierte Bürger*innen gekommen waren: Das Publikum bestand fast ausschließlich aus dem Bezirksausschuss, Antragsteller*innen und Fachleuten der Stadt für Stellungnahmen. Schade, ich finde es seit Jahren hochinteressant, mir eine Zusammenfassung über Stadt und Wohngegend abzuholen und dann mitzubekommen, an welchen – oft unvermuteten – Stellen es Verbesserungs-/Änderungswünsche gibt.

Der Ablauf war diesmal geändert: Über die Anträge wurde nicht erst am Ende aller abgestimmt, sondern gleich im Anschluss an das mündliche Vorbringen (Anträge und Anfragen konnten vor der Bürgerversammlung und während der Vorträge bis zum Ende der Erläuterungen zur Sicherheitslage schriftlich eingereicht werden). Eine echte Verbesserung, denn manche Teilnehmer*innen bleiben nicht bis zum Ende, und wenn es viele Anträge gibt, erinnert man sich beim Abstimmen nicht mehr so recht an den Inhalt.

Sehr gerafft und kurz sprach Stadträtin Hanusch zu den Entwicklungen in München (Wohnungsbau, Schulbauoffensive, Verkehrswende, Klimapaket), dann ebenso gerafft Bezirksausschussvorsitzender Benoît Blaser zu denen im Bezirk 2 (Verkehr und Nutzung des öffentlichen Raums – ich erfuhr unter anderem, dass die kürzliche Baustelle, die die Querung des Nußbaumparks erschwerte, das Errichten einer öffentlichen Toilette vorbereitet hatte -, Errichtung von Erinnerungszeichen, also Stelen als Alternativen zu Stolpersteinen, Gebietserhaltungssatzung, Klimaschutz) – das hätte ich gerne ausführlicher gehabt, doch beide verwiesen auf die vielen Anträge, für die Zeit sein sollte.

Deutlich ausführlicher war der Bericht zur Sicherheitslage der neuen Dienststellenleiterin unserer Polizeiinspektion, Daniela Hand. Laut ihren Erläuterungen war die Anzahl der Straftaten 2021 im Vergleich zu 2020 um fast 25 Prozent gesunken, geschuldet den Corona-Umständen. Sie ging auf verschiedene Vergehens- und Verbrechensarten ein, mahnte zu Rücksicht im Verkehr und Vorsicht vor Betrug am Telefon.

Die folgenden angekündigt 45 Anträge und Anfragen begannen bunt (+ für angenommen, – für abgelehnt, wobei angenommen heißt, dass sich der Stadtrat mit dem Thema befassen muss):
– Der Seniorenbeirat möchte sich in der nächsten Bürgerversammlung vorstellen. (+)
– Format vorgelesener launiger Leserbrief: Ein Theresienwiesenanwohner ist nicht einverstanden mit der Entwicklung des Oktoberfests und möchte als Kompensation das Eintrittsgeld der Oid’n Wiesn an Senioren drumrum ausgezahlt haben. (+)
– Leerstand in einem Haus in der Klenzestraße.
– Ein Denkmal für die im 19. Jahrhundert aus Südamerika nach München verschleppten Kinder Juri und Miranha, verbunden mit dem Wunsch, München möge sich mit seiner Kolonialgeschichte auseinandersetzen. (+)

Außerdem gab es unter anderem Anträge auf einen weiteren Bücherschrank (+), Aschenbecher (+), Durchgang durchs Viehhof-Betriebsgelände für Fußgänger (+), Lade- und Haltezonen in der Fraunhoferstraße (+), endlich Umsetzung von bereits beschlossenen Verbesserungskonzepten für das Südliche Bahnhofsviertel (+), mehrere Anträge zu einer misslichen Verkehrssituation am Gärtnerplatz beim Abbiegen in die Corneliusstraße (+), (meine erste Bürgerversammlung ohne Thematisierung des Partylärms am Gärtnerplatz – gelöst? oder haben die Anwohnenden aufgegeben?), Gärtnerplatzviertel als Superblock plus Glockenbachviertel (+), Fußgängerkreuzung von Bavariaring vorm Bad (+), Fußgängerquerung Klenzestraße an der Westermühlstraße (+), Lärmbelästigung durch Poser-Autos (+), Verbesserungen für Fahrräder in Form von Stellplätzen und Lademöglichkeiten (+), bessere Straßenreinigung im Glockenbachviertel (+), Begrünungskonzept mit Ideenwettbewerb (+), mehr E-Auto-Ladeleitungen Am Glockenbach (-).

Das eigentliche Unruhethema entfaltete sich in den folgenden Anträgen und überraschte mich: Die Neugestaltung des Platzes Am Glockenbach. Ich hatte das Projekt über die vergangenen Monate in der Lokalberichterstattung der Süddeutschen verfolgt, kenne den Platz durch regelmäßiges Kreuzen gut, fand die zahlreichen Schritte der Diskussion und die Kompromissfindung zwischen verschiedenen Interessen spannend. Doch gestern wurden zahlreiche Anträge von Anwohnenden dagegen gestellt: Bitte keine Bänke vor Wohnhäusern / keine Bäume / mehr Bäume / mehr Parkplätze / alles so lassen / die Anwohnenden entscheiden lassen. Inklusive der Unterstellung in einem Antrag, der Bezirksrat wolle sich mit dem Projekt profilieren. Nachdem Bezirksausschussvorsitzender Blaser den Weg zum jetzigen Konzept geschildert hatte, an dem die Anwohnenden zahlreiche Möglichkeiten zur Beteiligung gehabt hätten, klangen diese einander zum Teil auch widersprechenden Anträge für mich sehr nach einer Haltung, die nur eigene Wünsche als akzeptabel erachtet. Sie wurden allesamt abgelehnt.

Dann eine abschließende Runde Anträge: Aufhebung eines Baustellen-Halteverbots (+), Entsiegelung Richtung Isar (+), Fußgängerquerung an einer Stelle verbessern (+), Spielfläche Klenzeschule öffnen (+), Klenzesteg endlich bauen (+), Tempo 30 für den ganzen Bezirk 2 (+), Klimabäume oder Laubengänge im Dreimühlenviertel (+), Dreimühlenviertel als Modellviertel für die Klimaschutzkampagne der Stadt München (+), Überdenken des Kulturstrands, weil sehr laut außerhalb von Konzerten (+).

Ich selbst stimmte nur bei etwa zwei Dritteln mit: Sehr oft verstand ich die Anträge zu wenig, manche enthielten zudem einen ganzen Strauß an Forderungen, von denen ich nur einen Teil akzeptierte. Was ich einer Erläuterung des Vertreters des Mobilitätsreferats entnahm und worüber ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte: Man kann in unserem Viertel nicht einfach Bäume pflanzen. Unter der Oberfläche ist nämlich nicht Erdboden, sondern Infrastruktur: U-Bahn, Leitungen, Kanäle.

Kurz nach zehn waren wir durch, ich radelte durch nicht zu kalte Luft nach Hause.

  1. Rechtlicher Hintergrund: In Bayern ist die jährliche Bürgerversammlung, die in anderen Bundesländern Einwohnerversammung heißt, in der Verfassung festgelegt – ja, wir haben hier in Bayern als Freistaat Bayern eine eigene. []

Journal Dienstag, 15. November 2022 – Schöner Gürtelkauf

Mittwoch, 16. November 2022

Und so ging ich zum ersten Mal seit (checkt ihr Blog) 20. Juni wieder quer über die Theresienwiese in die Arbeit.

Blauer Himmel, jahreszeitlich angemessen kalte Luft, schönes Licht.

In der Arbeit gute Nachrichten. (Und dann auch noch aus dem Freundinnenkreis.)

Mittags gab es Sahnequark mit Zwetschgenröster.

Nach Feierabend wollte ich mir endlich Gürtel kaufen, die ich eigentlich seit vergangenem Winter brauche. Croco hatte dafür den Leder Baumann empfohlen: Bei einem München-Besuch hatte sie das Geschäft ganz in der Nähe meiner Wohnung entdeckt, weil meine Wege mich nie in diese Richtung führen, kannte ich es nicht. Doch da hatte ich wirklich etwas verpasst, der Einkauf war hocherfreulich.

Ich bat den Chef (allein im Laden) um einen braunen Jeansgürtel und durfte einen schönen Riemen aussuchen, zudem eine Schnalle. Einen roten Gürtel wünschte ich mir auch, der im Schaufenster hatte mir gut gefallen. Der Jeansgürtel bekam seine Schnalle, dann wurde er meinem Baumumfang Bauchumfang (Danke für die Korrektur auf Mastodon – auch wenn ich mich fühlte wie eine junge Fichte) angepasst. Diese Maße verwendete Herr Chef dann auch für den roten, etwas eleganteren Gürtel.

Dass das Traditionsgeschäft (gegründet 1862) ursprünglich Zulieferer für Sattler, Polsterer, Täschner und Schuhmacher war, sieht man bis heute: Immer noch wird Sattler-Werkzeug verkauft, Sattlerfaden, Zwirn, sonstiges Handwerksmaterial. Während ich am Klopfen aus dem Hinterzimmer hörte, wie meine Gürtel fertiggestellt wurden, sah ich mich fasziniert um. Und entdeckte, dass es hier auch eine große Auswahl an Schuhpflegemitteln und -werkzeug gibt. Das Gürtelsortiment ist ebenfalls interessant, es gibt auch sehr modische Modelle. Ich verriet dem Chef, dass ich seit über 20 Jahren 500 Meter entfernt wohne, sein Geschäft dennoch nicht kannte. Er lachte, wir plauderten über Umstände und die Zeiten.

Meine beiden Gürtel bekam ich in Stoffsäckchen und freute mich sehr darüber.

Ich sah auch gleich in die neue Papeterie an der Ecke Sendlinger/Herzog-Wilhelm-Straße: Schönes Sortiment an Karten, außerdem bekam ich hier ein dringend nötiges neues Notizbuch, das alte zerfällt bereits in Einzelteile (Tipp: Notizbücher besser nicht baden).

Daheim turnte ich eine Runde Yoga mit ordentlich Bewegung, zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch und servierte Shakshuka (ohne Feta, dafür mit selbstgebackenem Brot aus der Gefriere). Danach viel Schokolade.

§

Clint Smith befasst sich mit dem Umgang der USA mit und Erinnerung an die Sklaverei, vergleicht dabei, wie andere Kulturen und Nationen mit den schlimmsten Kapiteln ihrer Geschichte umgehen, blickt immer wieder nach Deutschland. Auf Twitter erklärt er:

When I was writing my book, How the Word Is Passed, I was thinking a lot about what public memory looked like in the US, specifically in the context of slavery. After the book came out I began thinking more about what public memory to past crimes looked like in other countries.
I was especially interested in thinking about Germany, a place that is often lifted up as an exemplar of remembrance for their willingness to acknowledge, confront, and build memorials to the Holocaust and the role that country played in perpetuating that horrific crime.
I’d often invoke Germany myself, talking about their impressive commitment to memorialization. But then I had a moment where I realized that while I kept talking about how impressive Germany’s memorials were, I had never actually seen them for myself. I needed to change that.

In The Atlantic veröffentlichte er seine Erfahrungen bei der Reise zu verschiedenen Gedenkstätten an den Holocaust in Deutschland.

“Monuments to the Unthinkable
America still can’t figure out how to memorialize the sins of our history. What can we learn from Germany?”

via @ankegroener

Smith findet heraus, in welchen Aspekten die Verbrechen der Deutschen im Dritten Reich und die Erinnerung daran vergleichbar sind mit den Verbrechen der Sklaverei in den USA und in welchen Aspekten sie nicht vergleichbar sind. Aus seinen Schilderungen wird klar, wie wichtig die verschiedenen Formen von Erinnerungsstätten sind. Denn: Nein, diese Untaten, diese Verbrechen dürfen niemals vergessen werden.

Auch der Artikel selbst erinnert an die Verbrechen, an die Folter und Morde, die Deutsche im Dritten Reich begingen. Keine einfache Lektüre, wappnen Sie sich vorher. (In München gibt es keine Stolpersteine auf öffentlichem Grund: Die Stadt folgt damit dem Wunsch von Charlotte Knobloch, seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Der Artikel geht auch darauf ein.)

§

Für die Zeit schreibt Antje Schrupp über:
“Digitale Trauer:
‘Du kanntest diese Person doch gar nicht'”.

Das Digitale ist aber nicht bloß ein neues Medium, in dem alte soziale Fragestellungen verhandelt werden, sondern ein Raum, der völlig neue soziale Fragestellungen aufwirft. Auch Internetbeziehungen sind ja “richtige” Beziehungen und nicht “bloß virtuell”. Ein unerwarteter Todesfall im eigenen Netzwerk wird deutlich persönlicher empfunden als zum Beispiel der Tod eines Prominenten, den man nur aus den Medien kennt. Mit Social-Media-Kontakten hat man persönlich interagiert, hat Postings der anderen kommentiert, sich in kleine Gespräche verwickelt, womöglich hat man sich sogar mal im “Real Life” kurz getroffen: Selbstverständlich ist es ein Verlust, ein “Trauerfall”, wenn ein langjähriger “Kontakt” stirbt. Gleichzeitig fühlt es sich aber anders an als der Tod einer Angehörigen, eines Arbeitskollegen, einer Nachbarin.

(…)

Diejenigen, die als Erstes verstanden, dass Trauer in demselben Medium stattfinden muss, in der auch die Beziehungen gelebt wurden, waren Gaming-Communitys, die schon vor Jahren angefangen haben, Rituale zum Abschied von verstorbenen Spieler:innen in ihre virtuellen Settings zu integrieren. Sie waren eine Zeit lang Anlass für erstaunte Medienberichte über ein als kurios empfundenes Phänomen. Dabei ist das Nachbauen eines Trauerrituals in einer Spieleumgebung vergleichsweise naheliegend: Man trifft sich an einem Grab, es werden Reden gehalten, und für Avatare, die sich durch eine visuelle Umgebung bewegen, lässt sich einfach ein Verschnitt aus den bekannten Trauerritualen nachbauen.

Journal Montag, 14. November 2022 – Büro-Outfit-Idee, Dessert-Philosophie

Dienstag, 15. November 2022

Beim nächtlichen Klogang hatte ich draußen noch dicken Nebel gesehen, als mich morgens das Handy unterm Kopfkissen neben meinem weckte, blinkten Sterne am Himmel.

Was ich gerne vergesse: Dass der spanische Espresso torrefacto, wie ich ihn gerade verwende, sehr viel Koffein enthält. Und dann muss ich damit leben, dass ich danach stundenlang innerlich flirre.

Während ich meinen Morgenkaffee trank und den gestrigen Blogpost finalisierte, bellte aus Herrn Kaltmamsells Zimmer Waffenschein-pflichtiger Husten: Der arme Kerl konnte nicht viel Schlaf bekommen haben. Zumindest tauchte er so rechtzeitig auf (mit hängenden Flügeln), dass ich ihm noch Milchkaffee servieren konnte.

Einerseits ist es schade, wenn man bereits am Sonntagabend die eindeutig und mit Abstand beste Idee der Woche hat. Andererseits: Wenn sie Montagmorgen in diesem Büro-Outfit besteht, war’s das wert.

Strumpfhose, das zentrale Element: Emilio Cavallini. Schuhe: Camper. Rock: Alba Moda. Bluse: Reserved. Jacket: Go in. Brille: NatureEyes. Ohrringe: Diese winzige Goldschmiede im Augsburger Spenglergässchen vor 18 Jahren. Nichts davon wurde von irgendwem zur Verfügung gestellt – halt doch: Den Rock hat meine Mutter mir geschenkt.

Für den Arbeitsweg brauchte ich fast so lange wie eine ablenkbare Erstklässlerin für die Strecke zur Schule: SO VIELE SPANNENDE DINGE!

Zum Beispiel der Filmdreh an der Theresienwiese: Gestern Morgen war am Drehort bereits Betrieb, es wurde herumgestanden, ein Catering-Wagen war beleuchtet und reichte Dinge über die Theke, es wurde Kaffee getrunken. Auf den Garderobenschildern diesmal auch “Methadon Lise” sowie “Spaziergänger Kurt”.

Oder die Theresienwiese selbst:

Oktoberfest ist weg, ich kann wie prognostiziert ab sofort wieder quer über die Theresienwiese in die Arbeit gehen, derzeit vorbei an den Zelten des Tollwood.

Emsiger, aber durchwegs heiterer Arbeitstag, jeder Blick auf meine Beine hob die Heiterkeit nochmal. Ich gab davon auch gerne ab, wies Kolleg*innen auf meine Punktebeine hin, gestisch und mimisch absolut klarstellend, dass nichts unter Begeisterung als Reaktion akzeptiert würde. Für eine Kollegin, mit der ich über Teams telefonierte, schaltete ich eigens die Kamera an und hob das Bein bis zur Sichtbarkeit (nein, das hätte ich nicht für jede gemacht, das ist schon eine besondere Kollegin). Es sollte diese Strumpfhosen auf Kassenrezept geben.

Mittags gab es Pumpernickel mit Butter sowie Granatapfelkerne (diese Crowdfarming-Lieferung besteht aus besonders schwer zu entkernenden Exemplaren, ich muss praktisch jeden Kern einzeln aus seiner Verankerung bitten, der Genuss ist hart erkämpft).

Nachmittags leider Schwindel deluxe (ob der auch mit dem Koffein zu tun hatte?), ich musste mich beim Arbeiten im Stehen ein paar Mal am Schreibtisch festhalten.

Auf dem Heimweg Einkäufe im Forum Schwanthalerhöhe. Zu Hause Yoga, eine Folge Adriene, die “Meditate” hieß, aber mich mit den Schmerzen beschäftigte, die die scheinbar schlichten Haltungen in Hüfte und Knie verursachten.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell ein Kürbis-Menü. Erst gab es ein Kürbis-Kichererbsen-Curry.

Schmeckte ausgezeichnet, Kichererbsen, Spinat, Kürbis, Kokosmilch sind lauter Lieblingszutaten.

Als Dessert hatte Herr Kaltmamsell Kürbis-Tiramisu gemacht, das sehr hübsch aussah.

Es schmeckte – gesund. Ein Dessert sollte nicht in erster Linie gesund schmecken. Nach meinem ebenfalls enttäuschenden Versuch eines Limoncello-Tiramisus erkannte ich dann doch, dass das Original meine liebste Version ist.

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Ein Tröt (fühlte sich “Tweet” anfangs auch so albern an?) von @sinnundverstand brachte mich auf das Gemälde “Traute im grünen Pullover” (um 1931) von Lotte Laserstein, das mich sofort faszinierte. Ich wollte mehr über die Künstlerin wissen und stieß auf Interessantes, zum Beispiel.
“Tunnelblick: Zur Rezeption von Lotte Laserstein”.

§

Jamie Lee Curtis ist auf instagram sehr und auf interessante Weise aktiv. Zum Beispiel stellt sie ihre Stunt Woman der letzten frei Halloween-Gruselfilme vor.

§

Woher kommt eigentlich die verheerende Erscheinung fast fashion, also ausbeuterisch billig hergestellte Kleidung minderer Qualität in wöchentlich neuer Form, die für nur kurzes Tragen und dann Wegwerfen gedacht ist? Kostümspezialistin Bernadette Banner interviewt dazu Dr. Serena Dyer, eine Mode- und Einkaufshistorikerin.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/zYSAHXuwg1M

via Joël

(Ich mag unter anderem sehr, wie off camera-Momente eingebaut werden.)

Journal Sonntag, 13. November 2022 – Spaziergang am Egglburger See

Montag, 14. November 2022

Nach zwei seligen Jahren ohne Migräne bin ich nach Wiedereinsetzen im Sommer jetzt anscheinend in einer Phase, in der jeder Alkoholgenuss mit migränoiden Beschwerden bezahlt werden muss. Die Nacht auf gestern war eigentlich gut, ich wachte aber mit Kopfschmerzen auf – zu denen sich bald das verräterische Gähnen, Darmentleerung und leichte Übelkeit gesellten. Ich wollte nicht schon wieder den Triptan-Hammer einsetzen und beschloss, diese wirklich leichte Attacke auszusitzen. Und tatsächlich: Nach ein paar Stunden ohne allzu großes Leid und mit einer Ibu war sie vorbei.

Zum Glück, denn für gestern hatte sich Herr Kaltmamsell einen ausführlichen Spaziergang erbeten, also eine Wanderung, die wegen Leichtigkeit und Kürze keinen Rucksack erforderte. Wir entschieden uns für die oft gegangene Strecke Kirchseeon – Egglburger See – Ebersberg, aber zur Abwechslung in die Gegenrichtung von Ebersberg aus. Anfahrt mit U- und S-Bahn (Tagesticket Gruppe) problemlos mit Umsteigen in Trudering.

In diese Gegenrichtung gingen wir den Großteil der Strecke in die Sonne. Das hätte im Sommer unangenehm geblendet, doch an dem gestrigen herrlichen Herbsttag sorgte das für vielfarbiges Leuchten durchs letzte Laub.

Außerdem entdeckten wir gleich am Anfang von Ebersberg aus den Aussichtsturm oben auf der Ludwigshöhe. Nur weil Herr Kaltmamsell erkältet war und sich nicht fit fühlte, verschoben wir eine Besteigung auf den nächsten Besuch.

Kurz vor drei machte ich auf einem Bankerl an einem Spielplatz Brotzeit: Apfel und Kürbiskernsemmel.

Nach gut zweieinhalb Stunden waren wir am Ziel. In Kirchseeon mussten wir nicht lange auf die S-Bahn nach Hause warten.

Daheim bügelte ich ein Stündchen mit Musik auf den Ohren. Dann war ich zum Telefonieren mit meinem Bruder verabredet und ließ mich ein wenig auf neuesten Stand bringen.

Nach einer kleinen Runde Yoga gab es zum Abendessen die Reste vom Vortag: Lasagne und Apple Crumble. Es passte noch reichlich Schokolade hinterher.

§

Wirklich nur für Technik-affine Web-Veteran*innen interessant:
“Von Twitter zu Mastodon – Gedanken über Medienaneignungen”.

Daran, was Leute auf Mastodon vermissen und dort in Tröts bemängeln, wird mir klar, wie sehr speziell ich Twitter im Grunde nutze. Nämlich eigentlich eh wie Mastodon:

  • Meine Twitter-Timeline ist chronologisch statt von einem Algorithmus vorgegeben.
    Alle Empfehlungen, alle Werbung habe ich weggeschaltet (ich hatte kurz nach Umstellung auf kuratierte Timeline eine Liste von Mute-Begriffen wie “suggest_grouped_tweet_hashtag” gefunden, mit denen man das bewerkstelligen konnte, reiche ich auf Anfrage gerne weiter).
  • Ich folge nur 200 Accounts (aktiv sind davon etwa 150, von den anderen will ich aber auf keinen Fall verpassen, wenn sie mal was posten).
  • Mein eigener Kanal ist auf “privat” gestellt, also nicht öffentlich sichtbar.

Das ist eine ziemlich exotische Verwendung: Sicher nicht so vorgesehen, aber halt technisch möglich. Und so lange das möglich bleibt, bleibe auch ich.

§

Ein langes und ausführliches Feature über meine Hausgöttin Emma Thompson im New Yorker, über ihre gesamte Karriere und ihren familiären Hintergrund, mit vielen für mich neuen Details aus Leben und Arbeit. Sie ist wirklich einer der begabtesten und brillantesten Menschen im Showbusiness überhaupt. (Wenn Ihr Englisch nicht flott genug für den Artikel ist, empfehle ich Google Translate.)
“Emma Thompson’s Third Act”.

Unter anderem erzählt sie, wie ihre Mutter sich verhielt, als sie erfuhr, dass ihre Tochter mit 15 gerade zum ersten Mal Sex gehabt hatte:

Thompson said. “And then you took me to the most extraordinary gynecologist, who was in her nineties, and who sat in front of me in this office and said, ‘What do you think the birth-control pill was invented for?’ And I said, ‘To stop people from having babies.’ ‘No, that’s not the answer I’m looking for. Try again.’ I said, ‘I don’t know. Does it do something else?’ And she said, ‘Yes, it allows people to have sex for joy and pleasure.’ That is a ninety-year-old woman speaking to a fifteen-year-old girl. That’s incredible.”

Journal Samstag, 12. November 2022 – Nebelfilter und Black Panther: Wakanda Forever

Sonntag, 13. November 2022

Gut und ausgeschlafen, früh munter gewesen. Als ich die Augen aufschlug, sah ich draußen Nebel – und freute mich auf eine durch Nebel malerisch gezeichtene Laufstrecke.

#ungestellt – Herr Kaltmamsell besuchte vormittags Familie, nachmittags waren wir im Kino verabredet, also bereitete er das Nachtmahl morgens gleich ofenfertig vor: Lasagne.

Fortsetzung meiner Tüchtigkeit: Weitere Gardinen gewaschen. Das Aufhängen wurde ein Kampf: Die Maler haben vor unserem Einzug die Vorhangschienen so zugepinselt, dass die Vorhanggleiter unmöglich gleiten können. Bis abends hatte ich so lange verzweifelt daran herumgezerrt, dass zahlreiche Stoffschlaufen gerissen waren und ich komplett von vorne anfangen muss. (Erst mal schief hängen gelassen, weil frustriert.)

Als ich nach zehn zum Laufen aufbrach, war der Nebel in der Innnstadt fast weg. Die Herbstkälte blieb aber, deshalb erster Lauf in Winterhose und mit Mütze.

Ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz und lief über Hofgarten, Monopteros und Chinesischen Turm zur Isar.

Der Chinesische Turm bekommt ein neues Dach.

Ab dem Föhringer Wehr bekam ich dann aber doch noch meinen Nebelfilter.

90 Minuten problemloses Traben. Vom Tivoli nahm ich eine Tram zurück. Ich stieg eine Station früher aus, um beim Bäcker Wimmer Semmeln zu holen.

Daheim gab es sie zum Frühstück um halb zwei, dazu eine große Portion Granatapfelkerne. Ich beobachtete auf unserem Balkon eine Blaumeise beim energischen Bad in der Vogeltränke (die Schale war danach fast leer), so ein Anblick macht praktisch alles gut.

Mit Herrn Kaltmamsell war ich nachmittags am Cinema verabredet, ich marschierte zu Fuß hin. Wir entdeckten, dass das Kino neu bestuhlt war – schön und bequem. Ich rechnete nach: Meine Güte, in dieses Kino gehe ich seit über 30 Jahren, die ersten Male bereits zu Studienzeiten, angefahren aus Augsburg. Es ist bis heute mein liebstes Kino in München – und sei es, weil sie vor der Vorstellung bis heute mit ihrer Soundtechnik angeben (hieß mal THX, ich habe den Anschluss verloren, welche Bezeichnung die aktuelle hat).

Wir sahen Black Panther: Wakanda Forever. Vergnügliche zweieinhalb Stunden, doch das world building des ersten Black Panther ist halt nicht zu wiederholen, die Beschreibung dieses wundervollen geheimen Reichs Wakanda mit all seiner Technik, seiner Kultur, seiner Ästhetik. Das Drehbuch war bei dieser Fortsetzung sogar ausgesprochen unterdurchschnittlich: Ja, man stand vor dem Problem, nach dem Tod des Hauptdarstellers Chadwick Boseman erst mal ohne die Figur des Black Panther weitermachen zu müssen. Doch das Ergebnis enthielt so viel Überflüssiges respektive Vergeudetes: Aus the scientist und mit Agent Ross (Morgan Freeman) hätte man entweder wirklich etwas machen müssen oder sie besser gleich weglassen. Ich hatte auch keine rechte Freude an noch einem Fantasievolk, hätte viel lieber mehr über Wakanda erfahren. Alles Geschmackssache, der Film wird sehr positiv besprochen.

Kommentaren auf Twitter/Mastodon entnehme ich, dass die deutsche Übersetzung zu so grusligen Ausdrücken wie “Wakanda über alles” greift – das ist durch die deutsche Geschichte eigentlich so schwer belastet, dass ich mich wundere.

Nach Hause nahmen wir die U-Bahn, um schnell den Ofen anschalten zu können.

Zur Lasagne (klassisch mit Hackfleisch und gut) gab es einen weiteren Rotwein aus Navarra: Einen Tempranillo Viña Zorzal 2020, der ok schmeckte.

Zum Nachtisch hatte ich beim Heimkommen Apple Crumble aus Ernteanteil-Äpfeln fertiggestellt und nach der Lasagne in den Ofen geschoben, servierte ihn mit flüssiger Sahne.

Im Fernsehen ließen wir E.T. laufen. Den habe ich wahrscheinlich nur das eine Mal 1982 im Kino gesehen – was habe ich geheult, als E.T. starb!

Journal Freitag, 11. November 2022 – Filmdreh an der Theresienwiese

Samstag, 12. November 2022

Das Weckerklingeln kam mir gestern zu früh, löste Vorfreude aufs wochenendliche Ausschlafen aus.

Nochmal ein herrlich klarer Morgen, doch ich hätte eine Mütze vertragen.

An der Theresienwiese wird seit einigen Tagen gedreht, ich war ein paar Morgen an einer lange Reihe blauer Kleinlaster mit der Aufschrift “Filmbau” vorbeigekommen. Gestern sah ich sie näher an und entdeckte, dass laut Schildern nicht nur “Zoe”, “Franz” und “Vater Renald” eine Garderobe haben, sondern auch “Toter”.

“Tote brauchen keine Umkleide” wird hiermit von der Liste der Titel für den Roman, den ich niemals schreiben werde, gestrichen. Auch bei uns am Nußbaumpark hatte ich diese Woche immer wieder die markanten blauen Kleinlaster “Filmbau” gesehen – kann jemand von Ihnen mit den Namen an der Garderobe etwas anfangen?

Die Oktoberfestreste auf der Theresienwiese verschwinden nach und nach, nur noch zwei Festzelt-Gerippe stehen. (Dafür sind die Zelte fürs Tollwood längst aufgebaut.) Vielleicht kann ich schon nächste Woche meinen Arbeitsweg wieder auf Luftlinie ausrichten.

Ruhige und geordnete Arbeit in der Arbeit. Mittags spazierte ich zu einem Cappuccino. Weil ich eh wieder Espresso für daheim brauchte, ging ich zur Rösterei Emilio am Anfang der Gollierstraße.

Doch, das ist derzeit mein Lieblingscappuccino in München.

Zurück im Büro gab es als Mittagessen Apfel, Pumpernickel mit Butter, Granatapfelkerne mit Joghurt.

Freitäglich pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg erledigte ich kurze Besorgungen, für daheim hatte ich mir Tüchtigkeit vorgenommen (Herr Kaltmamsell war aushäusig verabredet), fühlte mich auch bei Ankunft danach: Gardinen waschen und aufhängen, Streusel für Apple Crumble vorbereiten, Granatäpfel entkernen, Wasserfilter tauschen. Dazwischen baute ich eine Runde Yoga ein, wie immer konzentrierte sich Tag 6 des 30-Tage-Programms von Adriene auf die Bauchmuskeln (mit durchaus spannenden Übungen).

Zum Nachtmahl machte ich mir den Ernteanteil-Salat mit Tahini-Dressing an, dann gab es noch reichlich Käse, ein paar Nüsschen und Schokolade. Ich hörte vor Bauchdrücken oder Übelkeit auf, der Erfolg des Tages.

Nicht immer nur Verschlechterungen berichten: Meinem zwickenden Kreuz geht es erheblich besser. Weil die Besserung deutlich merkbar nach der Schwimmrunde vor zwei Wochen einsetzte, beschließe ich mal kurz Kausalität: Kraulschwimmen tut meiner LWS gut.

§

Nein, ich glaube nicht, dass der neue Alleineingentümer “Twitter nicht verstanden” hat. Es ist ihm einfach egal, was Twitter bislang war; er macht es jetzt zu dem, was er will. In einer Mitarbeiterversammlung hat er gestern Fragen des Teams beantwortet, aus denen zumindest ungefähr hervorgeht, was das ist (eine Content-Verkaufsplattform mit angeschlossener Bank – halt nicht mehr “social”, also für zwischenmenschlichen Austausch).
The Verge veröffentlicht den Wortlaut der Mitarbeiterversammlung (eine Kommunikationsabteilung, die Inhalte professionell und im Sinn des Unternehmens vermittelt, gibt es ja nicht mehr bei Twitter).
“Inside Elon Musk’s first meeting with Twitter employees”.

§

Frau… Mutti hat sich vor anderthalb Jahren mit Corona infiziert und ist nicht mehr gesund geworden. Hier fasst sie zusammen, wie es ihr gerade geht:
“Long COVID”.

§

Ein weiteres Portrait von Jamie Lee Curtis – immer lesenswert, dieses in der New York Times.
“Under the Skin of Jamie Lee Curtis”.

Es freut mich sehr dem Artikel zu entnehmen, dass Everything Everywhere All at Once als Award-Favorit gehandelt wird – und verstehe immer noch nicht, warum das deutschsprachige Feuilleton so lauwarm darauf reagiert hat.

Curtis had a lot of input into Deirdre’s distinctive look, which includes red rectangular eyeglasses, a mustard turtleneck and a potbelly that many assumed to be a prosthetic but is actually the actress’s own. Showcasing that figure onscreen was the natural result of her let-it-all-hang-out mantra. “I said I would like to not be sucking my stomach in for the entire movie, because I’m a 64-year-old woman,” Curtis told me, slapping her belly with panache.

HAHAHAHAHA!

§

Der John Lewis-Werbespot 2022 ist da – die Weihnachtszeit hat offiziell begonnen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/1z0jfP2gCIs

Journal Donnerstag, 10. November 2022 – Zeugen, die nicht kommen

Freitag, 11. November 2022

Wieder eine gute Nacht, auch ohne Erkältungslikör.

In die Arbeit nahm ich wieder das Rad, mir stand ein weiterer Verhandlungstag als Schöffin am Amtsgericht bevor. Um halb acht war die Luft geradezu lau.

Als ich um neun nach Erledigung des Dringlichsten wieder zum Rad ging, war es deutlich kälter geworden, erst jetzt brauchte ich Mütze und Handschuhe wirklich.

Die Verhandlung selbst verlief dann nur mäßig ergiebig: Keiner der drei geladenen Zeugen war erschienen. Zwei konnten telefonisch an ihre Ladung erinnert werden (Ja, schon bekommen. Halt vergessen.) und kamen verspätet. Erst wurde gewartet, dann ein anderer Punkt vorgezogen, jetzt waren die beiden eingetroffen und wurden befragt (sowie durchaus ermahnt, dass eine Ladung zur Zeugenaussage ernst gemeint ist). Den dritten Zeugen verschob die Richterin nach Hin und Her aus Gründen auf den nächsten Verhandlungstag. So waren wir schon vor zwölf für diesen Tag durch, der nächste Verhandlungstermin in zwei Wochen wird allerdings dadurch voraussichtlich sehr lang.

Ich radelte durch den Sonnenschein ins Büro, hielt kurz am Bäcker, um mir ein Laugenzöpferl zu kaufen. Das gab es als Mittagessen, dann vorbereitete Grapefruit mit Granatapfelkernen.

Ruhiger Nachmittag. Nach Feierabend radelte ich über Supermarkteinkäufe nach Hause. Dort eine Runde Yoga; wenn mir Adriene zu viel bewegungslos plapperte (oder nach einem angesagten tiefen Einatmen mehrere Sätze lang nicht zu Ausatmen anleitete, macht mich ein bisschen wahnsinnig), dachte ich mir halt selbst Bewegung aus – inzwischen kenne ich ein paar Möglichkeiten.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Bratkartoffeln (Ernteanteil) mit Spiegelei, den gestern mitgebrachten Salat habe ich mir für Freitagabend erbeten, wenn er aushäusig sein wird. Dann gab es noch Nüsse, wir teilten uns einen kleinen Christmas Pudding aus der Produktion vergangenen Sonntag, und Schokolade war ja auch noch da.

Derzeit versuche ich mal wieder (wie alle paar Jahre), das Nagelhautfieseln zu lassen, nachdem ich meine Hände derart zugerichtet hatte, dass sie Halloween-tauglich waren (saisonal kann ich). Diesmal versuche ich mir das Lassen dadurch attraktiv zu machen, dass ich so rausfinden kann, wie sich bestimmte Stellen um meine Nägel entwickeln, wie sie ungefieselt überhaupt aussehen.