Journal Sonntag, 11. Dezember 2022 – Schneelicht und zwei Stunden mit Paula Bosch

Montag, 12. Dezember 2022 um 6:31

Nachts hörte ich bei jedem leichten Aufwachen draußen den Lärm von Schneeräumen und Streufahrzeugen – vor allem ersteres unwahrscheinlich, denn es lag kein Schnee.

Das Kartoffelbrot war gut geworden, ich muss nur noch irgendwann das Einschneiden lernen. Diesmal traute ich mich mal wieder nicht mangels geeignetem Werkzeug, statt dessen riss das Brot seitlich auf (Stückgare mit Schluss nach oben, der also nach Kippen auf Backstein unten lag, auch hier keine Reißmöglichkeit).

Ich freute mich auf eine Laufrunde. Nach langem Überlegen entschied ich mich gegen den ursprünglichen Plan, mit der U-Bahn zum Odeonsplatz zu fahren, über Hofgarten und Chinesischen Turm zur Isar zu laufen, zur Emmeramsbrücke und zurück, vom Tivoli eine Tram nach Hause zu nehmen: Es sah draußen frostig aus, jedes Warten auf Rückfahrt hätte mich (schon wieder) zum Frieren gebracht.

Statt dessen lief ich direkt von der Haustür über Alten Südfriedhof, Wittelsbacherbrücke nach Thalkirchen und zurück. Über Nacht hatte es richtig gefroren, die Wege waren eisglatt. Ich lief mal besser mit kleineren Schritten und erhöhter Grundspannung (soforte Adriene im Ohr “from your core”). Fotografieren war umständlich, weil ich erst die Handschuhe ausziehen und das Smartphone aus der Jackentasche holen musste, doch ich dachte an die vielen, vielen Fotos, die ich schon von Isarläufen mit Schnee gemacht hatte – da brauchte es ja wirklich keine weiteren.
Wie schlecht ich mich kenne: Es gibt immer einen weiteren Blickwinkel, ein neues Licht, das ich unbedingt einfangen muss.

Alter Südfriedhof.

Besuch bei der Buchenkönigin.

Flaucher.

Unter der Brücke Maria Einsiedel wurde gepaddelt.

Immer wieder anders, immer wieder ein besonderer Blick: Unter der Braunauer Eisenbahnbrücke durch nach St. Max.

Das Laufen war ganz wunderbar. Innerlich warm wurde mir davon schnell, bis die Wärme auch in die Finger und die Fingerspitzen gelangte, brauchte es allerdings einige Zeit.

Die letzten Foto-Stopps (erste Stufe des Cooldowns) auf dem Alten Südfriedhof. Auf den letzten Metern im Nußbaumpark sah ich ein sehr kleines Vögelchen mit gelben Bauch und langem, wippenden Schwanz – eine Gebirgstelze?

Nach Duschen (mit anner Heizung!) gab’s zum Frühstück kurz vor zwei Apfel, dann zwei mächtige Scheiben selbst gebackenes Kartoffelbrot, eine mit Butter und letzter Blaubeermarmelade aus Oldenburg, eine mit Truthahnschmalz (von dem werden wir noch lange haben). Noch ein paar Ingwerröllchen aus schwiegermütterlicher Produktion.

Schöne Überraschung vor dem Wohnzimmerfenster: Ein (der?) Falke.

Im letzten Tageslicht erledigte ich am Fenster ein paar Flick-Arbeiten, schon da begann ich einen Podcast zu hören, auf den @ankegroener hingewiesen hatte: Ein zweistündiges Interview mit Paula Bosch bei Terroir & Adiletten. Es reichte auch für eine Runde Bügeln (davon wurde mir schön warm) sowie Bilderbearbeiten fürs Blog. Paula Bosch hatte ich seinerzeit durch ihre Weinkolumne im SZ-Magazin 1996 bis 2003 kennengelernt, dadurch Zugang zu einer für mich bis dahin unbekannten Weinwelt bekommen – und zu einer faszinierenden Persönlichkeit.

Ich hörte Paula Bosch sehr gern zu – und erfuhr viel über ihre Laufbahn. Unter anderem, dass sie heute an der VHS in Starnberg Wein-Kurse gibt. Oder über die finanziellen Hintergründe des Weinkaufs und -verkaufs in der Spitzengastronomie. Der Schmerz nach dem Hören: Das Interview hatte mich auf so viele Wein-Ideen gebracht, aber wenn schon diese hauptberuflichen Weintrinker*innen beklagen, dass sie nicht hinterherkommen mit Probieren und Trinken, muss ich mit den wenigen Abenden, an denen ich überhaupt Alkohol trinken mag, und bei den geringen Mengen, die ich vertrage, komplett verzweifeln.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell den Butternuss-Kürbis aus Ernteanteil zu Curry aus Katharina Seisers Immer schon vegan.

Da wir das Roti aus dem Rezept nicht recht mögen, gab es statt dessen Aloo Paratha, kartoffelgefülltes Pfannenbrot. Hervorragendes Abendessen. Nachtisch Plätzchen.

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Jetzt auch hier: Weihnachtlich Biblisches. Und zwar über die anderen Gäste der Herberge.

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https://youtube.com/shorts/lB1CPPuQTlI?feature=share

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Sonntag, 11. Dezember 2022 – Schneelicht und zwei Stunden mit Paula Bosch“

  1. Stedtenhopp meint:

    Das ist lustig, ich hatte von Paula Bosch noch nie gehört – und erfahre jetzt binnen weniger Tage gleich von zwei verschiedenen Podcasts mit ihr.
    Der zweite ist die erste Folge eines ganz neuen Podcasts namens “Die letzte Flasche”, gehostet vom Gastgeber jener Weinproben, die gelegentlich auf meinem Instagram auftauchen. Ich habe ihn noch nicht gehört, lasse aber dennoch mal den Link hier, falls Interesse.

    https://podcasts.apple.com/de/podcast/die-letzte-flasche/id1658737120
    (Wahlweise auch bei Spotify oder überall, wo es Podcasts gibt.)

  2. die Kaltmamsell meint:

    Sie ist zwar eine Legende, Stedtenhopp, und hat Sprechen über Wein auf Deutsch im Grunde erst ermöglicht – aber, wie sie selbst berichtet, kann sie sich selbst überhaupt nicht vermarkten. Aus dem Interview erfuhr ich zum Beispiel, dass sie nach Verlassen des Tantris eine ganze Zeit von Ersparnissen leben musste – dabei war sie schon damals eine Legende.

  3. lihabiboun meint:

    Man hat NIE NIE NIE zu viele Winterbilder!! Ich mag zwar die Kälte jetzt nicht ganz so sehr, aber diese Graphik! Umwerfend. Danke.

  4. lovegoodbooks meint:

    Ich finde die Fotos auch ganz toll! So viel Schnee noch auf den Bäumen…, der Paddler mitten in diesem Schneepanorama…., die Rosen mit Schneehäubchen…., der feine Schneekragen des schnauzbärtigen Herrn aus Stein… gern angesehen!

  5. Hiwwelhubber meint:

    … Sie brauchen kein spezielle Werkzeug zum Einschmeodem: ein Kartoffelschälmesser mit dünner Klinge – die aus rostendem Eisen sind super – und frisch geschärft tut es wirklich auch!
    Ansonsten: einfach Mut und ran und schlitzen!

  6. die Kaltmamsell meint:

    Kartoffelschälmesser
    Ich fürchte, Hiwwelhuber, ich brauche eine Videoanleitung, wie ich mit einem Kartoffelschälmesser einen Schnitt in einen Brotlaib bekomme.

  7. Alexandra meint:

    Gemeint ist wohl nicht die regelrechte Schälklinge, sondern das “Zöppken” oder die “Hippe” – das kleine Allzweckmesser, mit dem AUCH Kartoffeln geschält werden.

    Anschaulich zum Beispiel hier https://laden.balkhauser-kotten.de/collections/zoppken – aber auch in der Haushaltswarenecke vom gut sortierten Supermarkt.

    So kenn’ ich’s zumindest …

  8. Buchfink meint:

    das Roti zum Kürbiscurry mag ich auch nicht, dafür das Curry umso mehr!

  9. Hiwwelhubber meint:

    … ja, genau, Alexandra: ein Kneifchen :)
    Das andere nennt man hier im Hiwwelhubberland: Kartoffelschäler. ird aber in unserem Haushalt nicht verwendet. Ist aber überall halt anders!

    Viele Grüße vom HH

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