Journal Sonntag, 25. Dezember 2022 – Weihnachtsessen bei Schwiegers, Schottosauce
Montag, 26. Dezember 2022 um 7:38Ausgeschlafen, guter Stimmung aufgewacht.
Wir gingen in angenehmer Luft zum Hauptbahnhof, um einen vormittäglichen Zug nach Augsburg zu nehmen, Weihnachtsessen bei Schwiegers mit Schwager und Schwägerin. Zu meiner Überraschung hielt am Gleis nicht der gewohnte rote Regionalzug, sondern eine knallblaue Bahn mit der Beschriftung “Go ahead”. Doch Abfahrtszeit, angeschriebenes Ziel und Zugnummern stimmten. Auf der Fahrt recherchierte ich, dass es sich bei Go ahead um ein internationales Bus- und Bahn-Unternehmen handelt, das “in Großbritannien, Singapur, Irland, Schweden, Norwegen und Deutschland” tätig ist – seit Dezember 2022 auch um Augsburg. Also ein weiterer Subunternehmer der Deutschen Bahn? Ich ließe mir wirklich gern vom aktuellen Panchev erklären – dass er Lutz heißt, musste ich erst nachschlagen, so wenig präsent ist der Herr -, wie die Deutsche Bahn derzeit als Unternehmen aufgestellt ist und wie die langfristige Strategie aussieht.
Das Personal trat ausgesprochen herzlich auf, war aber nicht mit Lesegeräten für den QR-Code unseres Handy-Tickets ausgestattet, sondern musste scrollen und lesen.
Herzlichkeit auch beim Wiedersehen mit den Schwiegers. Ich hatte Blaukraut zum Festmahl beisteuern dürfen, Herr Kaltmamsell durfte sogar in der Küche helfen. Anstoßen auf Weihnachten mit Sekt, bald trafen auch Herrn Kaltmamsells Bruder und seine Frau ein. Nach einer Salat-Vorspeise gab es Schäuferl, dazu ein Glas Württemberger Spätburgunder.
Ausgesprochen köstlich.
Nachtisch Bratapfel mit Marzipan und Walnusseis.
Als Frau Schwieger zum Dessert eine weitere Flasche Wein öffnete (diesmal einen Württemberger Muskateller) erinnerte sie an die Familienfeste ihrer Eltern. Wenn dort kurz vor oder beim eigentlichen Aufbruch noch eine Flasche Wein geholt wurde, sei die Sorge, die Flasche könne nicht mehr ausgetrunken werden, immer mit dem Hinweis beruhigt worden: “Vom Rest machma halt Schottosauce.” (Gesprochen bayerisch-schwäbisch “Schoddososs”.) Doch es habe nie Schottosauce gegeben. Weswegen sie viel später recherchiert habe, was das überhaupt sei: Schottosauce, so stellte sich heraus, hieß nach einem verballhornten chaude eau (heißes Wasser, weil Wasserbad) und war eine Weinschaumcreme.
Herr Kaltmamsell hatte vor Wochen einen englischen Christmas Cake gebacken, immer wieder getränkt, dann mit einer Marzipandecke umhüllt, abschließend mit Zuckerguss gepanzert – und verziert.
Auch der schmeckte ganz ausgezeichnet. (Auf der Bahnfahrt hatten einige Mitreisende den Kuchen vor Herrn Kaltmamsell bewundert; das Lob dafür bekam automatisch ich.)
Zurück zum Zug ließen wir uns von Schwägerin und Schwager fahren, eine weitere knallblaue “Go ahead”-Bahn (ich bitte sie!) brachte uns nach München.
Der sonnige Tag endete in beeindruckendem Abend-Pink. Den ganzen Tag über hatte es über WhatsApp Meldungen der US-amerikanischen Verwandtschaft von Herrn Kaltmamsells Familie gegeben, unter anderem aus Buffalo: Viel Schnee, Temperaturen deutlich unter minus 10 Grad, offizielle Anweisung, das Haus nicht zu verlassen. Abends in der Tagesschau sahen wir Bilder dazu.
Zu Hause stellte ich erst mal das Dessert für den zweiten Weihnachtsfeiertag her, meine traditionelle Mousse au chocolat, in doppelter Menge. Wie schon bei den vorherigen Malen geriet das Endprodukt grieslig: Die Schoko-Butter-Mischung wurde beim Mischen so fest, dass sie sich nicht ganz in Sahne und Eischnee auflöste. Früher war das doch nie so. Kennt jemand das Problem? Weiß gar eine Lösung?
Den dringenden Bedarf an Bewegung und Strecken deckte ich mit einer Runde Yoga (die Rundum-Mobilisierungs-Folge vom Donnerstag). Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aß eher wegen Muss-weg Mandarinen und eine Orange. Doch die verursachten echten Appetit, es gab noch ein Schüsselchen Kartoffelsalat hinterher.
§
Nicht nur tragen Schusters Kinder die schlechtesten Schuhe, manchmal merken Schusters Kinder auch nicht, dass sie sehr gute tragen. (Nee, funktioniert nicht, aber der Versuch war’s wert.)
Wie auch immer: Was das Mobilitätsreferat in München in puncto Verkehrswende bewegt, hat das Mosern und Granteln von uns Münchner Radler*innen noch lange nicht verstummen lassen (man kann Jahrzehnte Auto-zentrierte Verkehrspolitik halt nicht innerhalb weniger Jahre umdrehen), aber die Zeit findet den Fortschritt bemerkenswert (€).
“Das Wunder von München”.
15 Kommentare zu „Journal Sonntag, 25. Dezember 2022 – Weihnachtsessen bei Schwiegers, Schottosauce“
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26. Dezember 2022 um 8:52
Go-Ahead gehört nicht zum Bahn-Konzern, ist vielmehr ein Konkurrent von DB Regio und hat mehrere Ausschreibungen von regionalen Bahnstrecken gewonnen.
26. Dezember 2022 um 8:58
Ich kenne das Problem mit der grieseligen Schokolade in der Mousse au Chocolat auch. Das trat bei mir mehrfach auf, wenn ich es besonders gut meinte und Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil (70%) nutzte. Seit ich wieder „normale“ Zartbitterschokolade verwende, gelingt die Mousse au Chocolat wie von mir gewünscht.
Frohe Weihnachten
Ursula
26. Dezember 2022 um 9:17
Jetzt erst ist mir aufgegangen, dass das “sodó”, das ich aus Ungarn kenne, meist in der Form von “vaníliasodó” seinen Namen dem Französischen “chaud d’eau” verdankt!
Ich mache Schokomousse ohne Butter. Dazu vermische ich die geschmolzene Schokolade mit den Eigelben. Es ergibt eine relativ feste Masse. Darunter kommen die steifgeschlagenen Eiweiße, in kleinen Portionen und schließlich steifgeschlagene Schlagsahne.
Schöne Restweihnachten!
26. Dezember 2022 um 9:53
Der “Panchev” Lutz hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Es klingt sehr geheimnisvoll, irgendwie indisch und gleichzeitig so, als wäre etwas an mir vorbeigegangen, was ich eigentlich wissen müsste. Irgendwann ging mir dann ein Licht auf :-)
26. Dezember 2022 um 10:04
Der Go-Ahead-Start rund um Augsburg war sehr holperig, der Eisregen führte zu einem Ausfall von fast 50% der neuen Züge, Personalmangel gibt es wohl außerdem. Pendeln nach München war im Dezember wohl kein Spaß.
26. Dezember 2022 um 10:07
Hier auch Eigelb anstatt Butter.
Weiße Mousse kann man ohne Ei machen.
26. Dezember 2022 um 10:10
schoddosooss war das allerbeste Dessert meiner Kindheit, gab es nur, wenn Oma lange genug gequält wurde und dann nicht mehr zu einem Widerspruch fähig war.
26. Dezember 2022 um 10:26
Das ist ein nützlicher Hinweis, Ursula Gießmann, vielen Dank: Zwar ist schon lange die 70-prozentige Schokolade mein Standard, aber in meinen Mousse-Anfängen enthielt die verwendete Schokolade deutlich weniger.
26. Dezember 2022 um 10:30
… seit meinem gallenblasenkollaps gibt hier nur noch schokosahne – für ca. 2 pers. 1 bechter sahne mit 1 tafel schoko – bevorzugt herbe vollmilch, aber jede andere geht auch, sogar, wers mag, nougat – aufkochen und auflösen, kalt stellen und den nächstentag aufschlagen – gibt wirklich auch eine abstechbare, aber viel leichtere und definitiv gelingsichere mousse!
schöne restweihnacht noch!
26. Dezember 2022 um 10:53
Liebe Kaltmamsell, grisselige Mousse kann verschiedene Ursachen habe. Häufige Fehlerquelle ist etwas Wasser, das in den Topf gespritzt ist – dann bekommt man die Masse einfach nicht mehr glatt. Ist mir auch schon passiert und es hat eine Weile gedauert, bis ich drauf gekommen bin.
Zweiter Fehler kann zu steif geschlagene Sahne sein, auch die führt zu eher “sandiger” Mousse. Grundsätzlich wird die Mousse mit höherem Kakaogehalt (also 75 % und mehr) kompakter und kippt ebenfalls ins leicht sandige, als mit bis zu 70 %. Aber das Gerinnen, das Du beschreibst, klingt tatsächlich nach Wasser – wie auch immer es darin gelandet sein kann. Ein winziger Spritzer, ein kleiner Tropfen kann bereits genügen.
26. Dezember 2022 um 11:19
Mein Sohn lebt Nähe Buffalo, nicht direkt in der Stadt. Er rief gestern bei uns (wir feiern in den nördlichen Catskills) an, bestätigte dass sie 122 cm Schnee haben, und dass die Straße an der sie wohnen, noch nicht geräumt sei. Keine Angst, Futter ist immer genug im Haus, und da für sie weiter nichts ausgefallen sei, ist alles okay. Im Falle Stromausfall wären auch zwei Kamine und ein Bullerofen vorhanden. Man (auch wir) lebt halt oft am Rand einer Katastrophe.
26. Dezember 2022 um 12:02
Ach, den Spruch mit der Schoddososse, die kenne ich hier im Schwäbischen auch von den Älteren. Danke für diese Erinnerung!
Und Danke für den Mousse-Tipp, ich hatte das vor kurzem auch und tatsächlich habe ich früher auch keine 70prozentige Schoko verwendet.
26. Dezember 2022 um 14:14
Ich hatte zur Mousse dieses Jahr (auf Wunsch der Gäste) normale Milchschokolade verwendet, die überm Wasserbad mit Butter zusammen auch einen seltsamen grieseligen Klumpen ergeben hatte.
Überraschenderweise wurde das Ganze im weiteren Verlauf der Zubereitung dann doch wieder normal cremig. Leider aber nicht wieder fest. Endergebnis war dann sehr dicker, zähflüssiger Schaum. Lecker aber leider nicht ansehnlich…
Meine Vermutung ist, dass es auf die Zusammensetzung der Schokoladen ankommt. Vielleicht müsste man Mal eine Versuchsreihe machen ;-)
26. Dezember 2022 um 18:39
Vielleicht hilft das http://www.thomas-wilhelm.net/arbeiten/Mousse_au_Chocolat.pdf bei der Suche nach dem Problem mit der Mousse?
27. Dezember 2022 um 7:53
Auch ich hätte die Schokolade in Verdacht: Vielleicht ist dort ja irgendein seltsamer Emulgator enthalten?