Archiv für Dezember 2022

Journal Dienstag, 27. Dezember 2022 – Tierparkbesuch in Hellabrunn, Sigrid Nunez, Salvation City

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Gut geschlafen, hätte länger sein dürfen.

Das Christkind hatte mir 3-Kilo-Hanteln gebracht.

Gewichtzunahme wegen Weihnachten, kennt man ja. (Brüller.)

Gestern probierte ich eine meiner liebsten Folgen von Fitnessblender damit aus, Ganzkörper-Krafttraining, bei der ich mir immer auch schwerere Hanteln gewünscht hatte.

Ich schwitzte ordentlich, stellte aber fest: Fast alle Übungen gingen auch mit den schweren Hanteln. Bei der anschließenden Körperpflege erinnerte ich mich an mein einstiges Kriterium für ein wirklich zufriedenstellendes Langhanteltraining HotIron: Wenn ich danach beim Schminken nur mit Mühe den Arm zum Lidstrich heben konnte. Gestern war es nicht so schlimm, ich bin dennoch gespannt auf den Muskelkater.

Anschließend war ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem Ausflug in den Tierpark Hellabrunn verabredet. Das Draußen war hell und oft sonnig, allerdings auch recht kalt. Wir kleideten uns entsprechend, und da ich von meinen Isarläufen wusste, wie nah Thalkirchen im Grunde ist, gingen wir den Fluss entlang zu Fuß dorthin.

Ich fände ja charmant, wenn zum Onboarding-Prozess der Fraunhofer-Gesellschaft gehörte, dass neue Mitarbeitende am Grab von Fraunhofer auf dem Alten Südfriedhof eine Blume ablegen.

Blick von der Wittelsbacherbrücke Richtung Deutsches Museum.

Wir brauchten gemütlich nicht mal eine Stunde nach Hellabrunn. Im Tierpark kehrten wir erst mal ein, ich hatte Lust auf einen weiteren Cappuccino. (Ausgeschenkt, allerdings aus dem Vollautomaten, wurde Espresso von Emilo – und kurz vor Weihnachten hatte ich erfahren, dass die Rösterei schließt.)

Die nächsten Stunden verbrachten wir mit alten Tierbekanntschaften und schlossen neue. Wie erwartet gab es in vielen Gehegen Christbäume als Futter, unverkaufte werden gern dem Zoo gespendet. Fotos machte ich nur wenige: Tierfotos gelingen mir einfach nicht, ich erfreute mich einfach so an den Anblicken. (Neben mir klickte Herr Kaltmamsell mit seiner Superduper-Kamera.)

Der Hornrabe im Gorilla-Gehege posierte lang für Fotos.

Neu waren mir die Wölfe, sie sind erst dieses Jahr von Riga nach München gezogen.

Die beiden Tiger kannte ich schon; wir gingen gezielt zu ihrem Gehege (das Raubtierhaus wird gerade saniert), sie sind einfach wunderschön. Außerdem begutachteten wir das kürzlich renovierte Aquarium (nur zwei Röhrenaale!).

Das historische Elefantenhaus. Elefantenkind Otto ist jetzt auch schon zwei Jahre alt – und spielte zwischen zwei erwachsenen Elefantenkühen im Außengehege mit Astwerfen und Rückwärtsgehen.

Auch nach den Eisbärinnen sahen wir – die jüngste war ausgesprochen dreckig, aber nicht weniger niedlich.

Obwohl wir die Seelöwen-Show erwischt hätten, drängte ich auf Heimfahrt: Mir war immer kälter geworden, jetzt fror ich.

Daheim kochte ich mir heißen Tee – und aß dann doch mal was, obwohl ich seit der letzten Mahlzeit 24 Stunden davor keinen Appetit aufbrachte. Es gab Mandarinen und Orange mit Joghurt. Doch es brauchte die neuen Filzpuschen (danke, Christkind) plus dicke Socken und Wolljacke, damit mir warm wurde.

Wieder wirkte das Obst appetitanregend: Zum Abendessen gab es Reste der vorhergehenden Tage, also selbstgebeizten Lachs, Kartoffelsalat, Teewurst, Pumpernickel (das war dazugekauft), Christmas Pudding mit Brandy Butter, sogar noch spanisches Marzipan.

Jahresende heißt Jahresend-Blogposts: Ich werkelte an meinem Bücherrückblick.

Endlich einen Dauerauftrag für Beitrag zu netzpolitik.org eingerichtet – ich profitiere seit so vielen Jahren direkt und indirekt von deren Arbeit und Aktivismus.

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Schon vor zwei Wochen hatte ich Sigrid Nunez, Salvation City ausgelesen, ich empfehle die Lektüre. Nunez hat diesen post-apokalyptischen, post-pandemischen Roman 2010 veröffentlicht. Im Zentrum steht der jugendliche Cole Vining in den USA einer unbestimmten nahen Zukunft, der aus einer fiktiven und verheerenden Grippe-Pandemie als Waise hervorgeht und von einem evangelikalen Ehepaar in der titelgebenden Salvation City aufgenommen wird. Die Pandemie und Coles Hintergrund in einer liberalen Akademikerfamilie werden in Rückblenden, zum Teil Erinnerungen erzählt, der Gegensatz zu seiner jetzigen christlichistischen Umgebung eingebettet in die erwachende Selbstreflexion eines Teenagers.

Das Set-up steht ganz in der Tradition literarischer Annahmen für solch ein Szenario; wir wissen durch Corona, wie eine Pandemie tatsächlich verläuft und welche der Topoi falsch sind – das macht den Roman abseits seiner literarischen Qualitäten spannend.

“Dachte immer, Apokalypse geht schneller”, twitterte @Hoellenaufsicht vor einem Jahr.
Das war vor Corona zum Beispiel eine verbreitete Fehlannahme, die sich auch in Salvation City zeigt. In den Rückblicken auf die fiktive Pandemie überschlagen sich die Ereignisse, Chaos und Tod zerstören innerhalb weniger Wochen den zivilisatorischen Zusammenhalt. Und an einem Punkt, über den sich alle einig sind, ist die Seuche vorbei. Wir haben über all das gelernt: Nö.

Die Grippewelle entvölkert in Salvation City ganze Landstriche – und löscht nicht etwa bestimmte Risikogruppen aus. Entvölkerte und verlassene Gegenden gab es nicht mal in Bergamo oder in Spanien, auch nicht in New York, wo tatsächlich vor lauter Toten Kühl-Container an den Krankenhäusern nötig waren. Es ging eben nicht sehr schnell, es gab keine Scharen von Waisenkindern, die notdürftig und menschenunwürdig versorgt werden mussten. Statt dessen gab es im Gegensatz zum Roman tatsächliche totale Lock-downs, nicht nur in Diktaturen, sondern mit Einverständnis der Bevölkerung auch in Demokratien wie Spanien oder Chile.

Was in diesem und allen gewohnten apokalyptischen fiktionalen Szenarien fehlt: Der Humor. In Salvation City sind alle so betroffen und besorgt, dass niemand blöde Witze macht. Was tatsächlich gleichzeitig mit echter Betroffenheit und Sorge eintrat: Die Menschen scherzten über die Situation, es gab sofort zahllose Memes.

Ebenfalls außerhalb der fiktiven Vorstellungswelt: Dass es unterschiedliche wissenschaftliche Analysen gab, die aus denselben Fakten durch verschiedene Gewichtung verschiedene Schlüsse zogen. Womit vor allem wissenschaftsferne Menschen massive Probleme hatten. In Salvation City ist implizit klar, dass die Wissenschaft sich über die Einordnung und die daraus abgeleiteten Maßnahmen einig ist.

Wie ich waren viele schon bei Beginn der SARS-Cov-2-Pandemie gespannt, welche Auswirkung diese Realität auf das Genre in Literatur und Film haben würden (auch etwas, was nicht in dem Roman vorkommt). Meine Prognose (und ich bin mindestens so schlecht darin wie jede*r sonst): Die gewohnten Stereotypen, Topoi und Tropen in künftigen fiktiven post-apokalyptischen Szenarien sind stärker als unsere tatsächlichen Erlebnisse. In ein paar Jahren werden entsprechende Filme und Romane aussehen wie zuvor. Denn wir haben ja bereits erlebt, dass unsere Gewohnheiten und unsere Faulheit stärker sind als das Lernen: Es werden weiterhin Hände zur Begrüßung geschüttelt, wir tragen bei Atemwegs-Infektionen keine Masken – und die jüngste wissenschaftliche Einschätzung, dass die pandemische Covid-Phase vorbei ist, führt zum Ruf nach Abschaffung aller Schutzmaßnahmen.

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Herr Kaltmamsell recherchiert und schreibt seit Wochen an einem Artikel über seine Mutter und wie diese in den 1960ern bis frühen 70ern als Programmiererin/Installiererin (Begrifflichkeit schwierig) an NCR-Buchungsmaschinen arbeitete. MIT historischen Fotos und Faksimiles!
Ich bin ausgesprochen begeistert und werden diese Kurzserie nach Strich und Faden pushen, machen Sie sich schon mal gefasst.

Journal Montag, 26. Dezember 2022 – Theresienwiesenrunde, Weihnachtsessen bei Eltern

Dienstag, 27. Dezember 2022

Früh aufgewacht, nicht wirklich ausgeschlafen.

Dadurch war ich aber so zeitig durch mit Bloggen, Morgenkaffee sowie Twitter- und Mastodonlesen, dass ich vor der Fahrt zu meinen Eltern noch Zeit für eine Mini-Laufrunde hatte.

Dafür lief ich mal wirklich von der Haustür weg, steuerte die Runde an, die Herr Kaltmamsell zweimal die Woche macht, nämlich um die Theresienwiese (sonst keine Option für mich, weil nur asphaltierte Wege, zu kurze Strecke, zu wenig grün).

Ich nahm die ungewohnte Richtung in Uhrzeigersinn, bog dann aber oben noch in den Bavariapark ab für ein paar zusätzliche Meter plus Eichhörnchengucken, lief von der Bavaria dieselbe Strecke gegen den Uhrzeigersinn zurück. Die sonnige Luft war herrlich, ich genoss die Bewegung, begegnete zahlreichen anderen Läufer*innen, es wurde gegrüßt.

So kam ich auf gut 40 Laufminuten, für mich wirklich wenig.

Zurück daheim war immer noch gemütlich Zeit für Duschen und Körperpflege, bevor wir packten und uns auf den Weg zum Bahnhof machten.

Fürs neue Jahr: Klare Ziele.

Der Zug nach Nürnberg war rege genutzt. Unterwegs wurde der Himmel immer düsterer, in Ingolstadt Nord stiegen wir in ernsthaften Regen aus.

Im Haus meiner Eltern waren wir die letzten Ankommenden, Bruderfamilie mit allen erwachsenen Kindern, einer weiteren Schwiegermutter, einer zugehörigen Partnerin sowie die Schwiegers saßen bereits gemütlich, wie stießen mit Sekt auch auf diesen Weihnachtstag an.

Es gab Spargelcremesuppe und dann die klassische Weihnachtsgans, diesmal mit Kartoffelknödeln, Wirsinggemüse, Rote-Bete-Gemüse. Für die fleischlosen Gäste hatte Herr Kaltmamsell einen nut roast in Wirsinghülle mitgebracht, als Beilagen für sie speckfreies Wirsinggemüse und Rote Beete.

Vielfältige Unterhaltungen, es wurde Spaß gehabt, Lebenssituation aktualisiert, dabei nicht nur freudige Status-Berichte.

Den Haupt-Nachtisch durfte ich mit Mousse au chocolat beisteuern, die Veganer*innen freuten sich an Mandarinen. Schnäpse und Espressi, wenig später auch Kaffee zu Plätzchen und Weihnachtsstollen. Ich aß so viel wie schon sehr lang nicht mehr.

Erst deutlich im Dunklen verabschiedeten Herr Kaltmamsell und ich uns, nahmen einen ereignislosen Zug zurück nach München. Dort tröpfelte es lediglich.

Ich erklärte Weihnachten bei Heimkehr vorzeitig für beendet und konnte mir weitere Nahrungsaufnahme auf die nächsten Tage hin nicht vorstellen. Überraschung beim Auspacken: Vorsatz war gewesen, durch Mitbringen von Waren und Speisen zur Familie an den Weihnachtstagen möglichst viele Stofftaschen loszuwerden. Tatsächlich zählte ich jetzt zwei zusätzliche – da beherrschte jemand dieses Spiel besser als wir.

Journal Sonntag, 25. Dezember 2022 – Weihnachtsessen bei Schwiegers, Schottosauce

Montag, 26. Dezember 2022

Ausgeschlafen, guter Stimmung aufgewacht.

Wir gingen in angenehmer Luft zum Hauptbahnhof, um einen vormittäglichen Zug nach Augsburg zu nehmen, Weihnachtsessen bei Schwiegers mit Schwager und Schwägerin. Zu meiner Überraschung hielt am Gleis nicht der gewohnte rote Regionalzug, sondern eine knallblaue Bahn mit der Beschriftung “Go ahead”. Doch Abfahrtszeit, angeschriebenes Ziel und Zugnummern stimmten. Auf der Fahrt recherchierte ich, dass es sich bei Go ahead um ein internationales Bus- und Bahn-Unternehmen handelt, das “in Großbritannien, Singapur, Irland, Schweden, Norwegen und Deutschland” tätig ist – seit Dezember 2022 auch um Augsburg. Also ein weiterer Subunternehmer der Deutschen Bahn? Ich ließe mir wirklich gern vom aktuellen Panchev erklären – dass er Lutz heißt, musste ich erst nachschlagen, so wenig präsent ist der Herr -, wie die Deutsche Bahn derzeit als Unternehmen aufgestellt ist und wie die langfristige Strategie aussieht.

Das Personal trat ausgesprochen herzlich auf, war aber nicht mit Lesegeräten für den QR-Code unseres Handy-Tickets ausgestattet, sondern musste scrollen und lesen.

Herzlichkeit auch beim Wiedersehen mit den Schwiegers. Ich hatte Blaukraut zum Festmahl beisteuern dürfen, Herr Kaltmamsell durfte sogar in der Küche helfen. Anstoßen auf Weihnachten mit Sekt, bald trafen auch Herrn Kaltmamsells Bruder und seine Frau ein. Nach einer Salat-Vorspeise gab es Schäuferl, dazu ein Glas Württemberger Spätburgunder.

Ausgesprochen köstlich.

Nachtisch Bratapfel mit Marzipan und Walnusseis.

Als Frau Schwieger zum Dessert eine weitere Flasche Wein öffnete (diesmal einen Württemberger Muskateller) erinnerte sie an die Familienfeste ihrer Eltern. Wenn dort kurz vor oder beim eigentlichen Aufbruch noch eine Flasche Wein geholt wurde, sei die Sorge, die Flasche könne nicht mehr ausgetrunken werden, immer mit dem Hinweis beruhigt worden: “Vom Rest machma halt Schottosauce.” (Gesprochen bayerisch-schwäbisch “Schoddososs”.) Doch es habe nie Schottosauce gegeben. Weswegen sie viel später recherchiert habe, was das überhaupt sei: Schottosauce, so stellte sich heraus, hieß nach einem verballhornten chaude eau (heißes Wasser, weil Wasserbad) und war eine Weinschaumcreme.

Herr Kaltmamsell hatte vor Wochen einen englischen Christmas Cake gebacken, immer wieder getränkt, dann mit einer Marzipandecke umhüllt, abschließend mit Zuckerguss gepanzert – und verziert.

Auch der schmeckte ganz ausgezeichnet. (Auf der Bahnfahrt hatten einige Mitreisende den Kuchen vor Herrn Kaltmamsell bewundert; das Lob dafür bekam automatisch ich.)

Zurück zum Zug ließen wir uns von Schwägerin und Schwager fahren, eine weitere knallblaue “Go ahead”-Bahn (ich bitte sie!) brachte uns nach München.

Der sonnige Tag endete in beeindruckendem Abend-Pink. Den ganzen Tag über hatte es über WhatsApp Meldungen der US-amerikanischen Verwandtschaft von Herrn Kaltmamsells Familie gegeben, unter anderem aus Buffalo: Viel Schnee, Temperaturen deutlich unter minus 10 Grad, offizielle Anweisung, das Haus nicht zu verlassen. Abends in der Tagesschau sahen wir Bilder dazu.

Zu Hause stellte ich erst mal das Dessert für den zweiten Weihnachtsfeiertag her, meine traditionelle Mousse au chocolat, in doppelter Menge. Wie schon bei den vorherigen Malen geriet das Endprodukt grieslig: Die Schoko-Butter-Mischung wurde beim Mischen so fest, dass sie sich nicht ganz in Sahne und Eischnee auflöste. Früher war das doch nie so. Kennt jemand das Problem? Weiß gar eine Lösung?

Den dringenden Bedarf an Bewegung und Strecken deckte ich mit einer Runde Yoga (die Rundum-Mobilisierungs-Folge vom Donnerstag). Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aß eher wegen Muss-weg Mandarinen und eine Orange. Doch die verursachten echten Appetit, es gab noch ein Schüsselchen Kartoffelsalat hinterher.

§

Nicht nur tragen Schusters Kinder die schlechtesten Schuhe, manchmal merken Schusters Kinder auch nicht, dass sie sehr gute tragen. (Nee, funktioniert nicht, aber der Versuch war’s wert.)

Wie auch immer: Was das Mobilitätsreferat in München in puncto Verkehrswende bewegt, hat das Mosern und Granteln von uns Münchner Radler*innen noch lange nicht verstummen lassen (man kann Jahrzehnte Auto-zentrierte Verkehrspolitik halt nicht innerhalb weniger Jahre umdrehen), aber die Zeit findet den Fortschritt bemerkenswert (€).
“Das Wunder von München”.

Journal Samstag, 24. Dezember 2022 – Sonniger Heilig Abend

Sonntag, 25. Dezember 2022

Mild und schneefrei: So mag ich mein Weihnachten.

Nach erstem Aufwachen kurz nach fünf schlief ich nochmal ein und genoss es sehr. Das Draußen zeigte sich bewölkt und mild, es sah nicht nach Regen aus.

Vor meiner Laufrunde stellte ich den Kartoffelsalat für abends fertig: “Norddeutscher Kartoffelsalat” nach diesem Rezept von Stevan Paul.

Mit der auffallend leeren U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort über Hofgarten Richtung Isar.

Beim Passieren des Milchhäusls hörte ich aus der tiermedizinischen Fakultät energisches Hähnekrähen.

Ich weiß, es ist Weihnachten, aber ich möchte bitte einen Fluch aussprechen: Verflucht sei der Reißverschluss meiner rechten Laufwestentasche, der gestern klemmte, als ich sofort an mein dahinterliegendes Handy ranwollte, um von unten zu fotografieren, wie gerade zwei Polizeipferde oben um den Monopteros geritten wurden, eines braun, eines schwarz. Es wäre mein Münchenfoto des Jahres geworden. Zefix.
(Der beste Fotoapparat ist immer der, den man im richtigen Moment zur Hand hat.)

Hier sieht man das schwarze, wenn man’s weiß, gerade noch rechts hinterm Monopteros verschwinden.

Blick über München vom Monopteros aus.

Der Chinesische Turm mit neuem Dach.

Ich genoss das Laufen, und so wenigen Menschen war ich an einem unverregeneten Tag schon sehr lange nicht mehr an der Isar begegnet. Der Himmel riss sogar auf, auf dem allerletzten Stück schien mir die Sonne ins Gesicht. Auf die Tram nach Hause musste ich ein wenig warten, ich nutzte die Zeit für gründliches Durchdehnen.

Vor der benachbarten Matthäus-Kirche stand schon seit Freitag ein Großaufgebot an Wagen und Lastern des Bayerischen Rundfunks. Ich wage einen Tipp abzugeben, welche evangelische Christmette dieses Jahr übertragen wurde.

Nach dem Duschen kochte ich uns zum Frühstück Porridge, wegen Verfügbarkeit zum ersten Mal mit kernigen Großblatt-Haferflocken statt mit den kleinen, zarten.

Mit Tarocco-Orangen, Joghurt, Ahornsirup, Quittengelee. Es stellte sich heraus, dass ich das Porridge so sogar lieber mochte.

Herr Kaltmamsell bereitete den veganen nut roast für das Festmahl am zweiten Weihnachtsfeiertag bei meinen Eltern in Ingolstadt vor, ich kochte das Blaukraut für den ersten Weihnachtsfeiertag bei Schwiegers in Augsburg.

Gegen vier brachen wir zu unserem Wir-suchen-das-Christkind-Spaziergang auf. Diesmal freute ich mich besonders auf den Start am Alten Südfriedhof: Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause spielten wieder Blechbläser vor dem Stephanskirchlein Weihnachtslieder. Ich hörte sie schon von Ferne, *zack* – warm ums Herz.

Es waren wieder reichlich Anwohnende da, mit Kind und Kegel. Wir sangen mit, wo’s ging (Einmerker für 2023: Liedtexte mitbringen).

Nach ein paar Stücken spazierten wir zur Isar und das Ufer auf der Rodenstock-Seite hoch zur Brudermühlbrücke, auf der anderen Seite zurück. Ich fand es genau richtig kalt: Deutlich über Null, aber es brauchte Mütze und Handschuhe. Im letzten Tageslicht sahen wir riesige Krähenschwärme, die ihre Schlafbäume an der Isar anflogen, aus den Bäumen war viel Krahens.

Das Foto täuscht und verbessert die Ansicht: Kirchen und Gebäude wie das Deutsche Museum sind derzeit zum Stromsparen nicht angestrahlt, in Wirklichkeit war die Museumsinsel ganz duster.

Daheim Umziehen und Tischdecken. Zum Glück hatte die Post auf den letzten Drücker geschafft, uns gestern ein paar liebe Weihnachtsgrüße zu bringen: Ich hatte schon befürchtet, die Wohnung müsse zu Heilig Abend komplett ohne festliche Deko auskommen.

Das Heilig-Abend-Menü: Eggnogg, selbst gebeizter Lachs mit norddeutschen Kartoffelsalat, dazu Luxemburger Crémant Alice Hartmann, zum Nachtisch Christmas Pudding mit Brandy-Butter.

Ich aß von allem zu viel, weil es so gut schmeckte.

Ein Geschenkpaket gab es auch auszupackeln, die Bruderfamilie hatte uns sportlich auf den neues Stand gebracht (erstaunlich, wie schwer ein Paket ist, das zwei Drei-Kilo-Hanteln enthält). Telefonat mit meinem Bruder, dort Fröhlichkeit im Hintergrund, dann kippten wir zu nahezu üblicher Zeit in unsere Betten.

§

In der Wochenend-Süddeutsche ein lesenswerter Artikel über ein Pflegeheim, das beweist, wie Alter und Pflege menschenfreundlich sein können. Das nicht die letzte Station vor Sterben ist, sondern immer wieder alte Menschen wieder fit fürs Leben in der eigenen Wohnung macht. Und das zeigt, dass sich dieses Konzept sogar rechnet (nur gegen €, aber hier lohnt sich mal wieder ein Tagespass – dass man ohne bereits eingeloggt zu sein allerdings nur auf eine Fehlerseite trifft, der Artikel ohne bezahlten Login nicht mal zu finden ist, das nehme ich der Süddeutschen wirklich übel):
“Raus aus den Betten”.

Unter anderem erinnerte mich der Artikel daran, dass früher Menschen oft aus eigener Überlegung und durchaus gelassen ins Altenheim wechselten:

Menschen, die heute ins Pflegeheim kommen, seien oft 80, 90 Jahre alt, sagt Christoph Happe, der seit 25 Jahren in der Evangelischen Altenhilfe arbeitet. Bei ihm melden sich Angehörige, wenn sie einen Platz für ihre betagten Verwandten suchen. Vor zwei Jahrzehnten, sagt er, seien viele Menschen eher schon mit 70 Jahren ins Heim gekommen – und zwar nicht, weil sie pflegebedürftig gewesen seien, sondern weil sie sich nicht mehr um alles im Leben kümmern wollten.

Das tun heute nur noch Menschen, die sich ein Zimmer oder eine Wohnung in einer “Residenz” leisten können.

Journal Freitag, 23. Dezember 2022 – Das neue Sofa

Samstag, 24. Dezember 2022

Wecker gestellt, weil zwischen sieben und elf das Sofa geliefert werden sollte. Doch ich wachte eh früh auf, ausgeschlafen und frisch.

Der Vormittagsablauf war also eng verzahnt mit dem von Herrn Kaltmamsell, damit immer jemand daheim war. Erst ging er Laufen, schon vor acht, dann Einkaufen. Noch bevor er zurück kam, wurde die Sofa-Lieferung für in einer halben Stunde angekündigt und fast auf die Minute gebracht. Ich freute mich, dass ich daran gedacht hatte, reichlich Trinkgeld für die beiden Herren parat zu haben.

Die weiteren geplanten Erledigungen mussten also nicht mehr abgestimmt werden. So holte ich zum ersten Mal Semmeln im kürzlich eröffneten zweiten Laden beim Sendlinger Tor des derzeit am lautesten gefeierten Bäckers Münchens, Julius Brantner. Zuvor war in diesem Räumen an der Ecke Kreuz- und Brunnstraße viele Jahre ein Blumenladen betrieben worden, jetzt sah ich durch die Fenster eine Backstube mit Bäckerinnen und Bäckern, vielen Gärkörbchen voll Teiglingen, jemand zählte Backwaren in Tüten.

Dass die Auswahl im Laden selbst klein sein würde, wusste ich: Es wird wirklich nur in den beiden Backstuben und von Grund auf gebacken.

Ich brachte mit: Handsemmeln, Krusti, Brezen. Und zwar schon so früh gekauft, weil ich später nicht mehr von Verfügbarkeit ausgehen konnte.

Durch die sehr milde Luft, aber unter dunklen Wolken radelte ich zum Olympiabad. Schönes Schwimmen; da ich erst nach 2.000 Metern fröstelte, konnte ich bis zu meinen gewünschten 3.000 durchkraulen. Ein Mitschwimmer auf der Bahn erheiterte mich: Er schien an sich zu testen, wie viel Schwimmspielzeug an eine Person passen – gleichzeitig Fußflossen, Handpaddel, Kissen zwischen den Beinen, Zählwerkzeug am Handgelenk (das er regelmäßig überprüfte). Vielleicht liegt unterm Weihnachtsbaum ein zwei-schlauchiger Schwimmschnorchel, mit dem man nicht mal mehr den Kopf zum Luftholen drehen muss? (Nutzte gestern ein anderer Schwimmer auf der Bahn.)

Duschen in der schönsten Schwimmbaddusche überhaupt. Und dann sah ich beim Aufsteigen auf mein Radl zwischen den vielen grasenden Gänsen an der kleinen Olympiahalle auch noch ein Kaninchen!

Auf dem Heimweg tröpfelte es, ich wurde aber nur leicht feucht. Glück gehabt, im weiteren Verlauf des Nachmittags regnete es energisch.

Beim Heimkommen kümmerte ich mich erst mal mit Herrn Kaltmamsell ums Sofa.

Skandinavisches Design ist einfach unverkennbar.

Allerdings mussten halt unten noch die Füße angeschraubt werden. Und das erwies sich erst als schwierig, in einem Fall sogar als unmöglich: Die zwei Füße für vorne und die zwei für hinten (deutlich unterschiedlich) wurden mit einer langen Schraube von innen und zwei kurzen von unten durch den Sofaboden befestigt; in diesem einen Fall waren die jeweils anderen Löcher mit Gewinde um mehrere Zentimeter unerreichbar, wenn die einen angeschraubt waren. Wir fanden keine abschließende Lösung und werden Hilfe benötigen.

Selbst die drei anderen Füße kosteten uns anderthalb Stunden (in der Montageanleitung waren 20 Minuten für zwei Personen angekündigt gewesen). Zum Glück ist Herr Kaltmamsell nicht nur die personifizierte Geduld (sonst hätte er vermutlich längst den Lehrerberuf hingeworfen – und würde nicht einen einzigen Tag Leben mit mir aushalten), sondern sagte immer wieder im richtigen Moment: “Erst mal Pause.”

In der ersten dieser Pausen aß ich zum Frühstück zwei Brantner-Semmeln (gut!) und eine -Breze: Diese zwar ehrlich als “schwäbisch” deklariert, aber halt für meinen bayrischen Geschmack einfach zu trocken. Zudem hatte ich für 1,50 Euro das Stück erwartet, dass diese Breze zumindest ein einfaches Weihnachtslied spielte.

Ich las Zeitung, machte die ersten Handgriffe fürs Heilig-Abend-Essen (Kartoffeln gekocht) und fürs Weihnachtsmahl am Sonntag (Blaukraut schneiden und marinieren, wieder nach diesem Rezept).

Nachtmahl wurde klassisch freitäglich Kuh auf Wiese: Wir teilten uns ein Entrecôte, ich machte den Ernteanteil-Feldsalat mit Walnüssen, Mandarinen und Kürbiskernöl an.

Davor hatte es als Aperó einen Calvados Tonic gegeben, mit ein paar spanischen Pfahlmuscheln aus der Dose. Zum Essen gab es den baskischen (na ja, Navarra) Emilio Valerio, von dem ich ein Gläschen fürs Blaukraut abgezweigt hatte. Nachtisch Schokolade.

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In meinem Internet häufen sich die schlimmen Geschichten über alte, kranke Angehörige in Krankenhäusern, die derzeit und in den vergangenen Corona-Jahren vernachlässigt wurden – und denen die Familien wegen strenger lokaler Hygiene-Vorschriften nicht helfen durften. Croco erzählt ihre:
“Unter Corona”.

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Auf Netzpolitik berichten Redakteur*innen und Aktivist*innen von ihrem langjährigen Kampf für Grundrechte im Internet. Hier zum Beispiel (Legende) Constanze Kurz über das Thema anlasslose Massenüberwachung:
“‘Wenn sie das durchkriegen, ist der Damm gebrochen.'”

Der Kampf gegen Massenüberwachung darf nicht als Gegnerschaft von Kriminalitätsbekämpfung oder von individuellen Überwachungsmaßnahmen umdefiniert werden. Tatsächlich ist es ein Kampf gegen anlassloses milliardenfaches Wegspeichern von Daten über Menschen.

Manche Leute scheinen zu denken: Ja, was habt ihr denn gegen Verbrechensbekämpfung? Die Antwort ist einfach: nichts, im Gegenteil. Denn oft ist die Idee, sich technisch von einer Massenüberwachung zu verabschieden, damit verbunden, qualitativ bessere Verfahren einzuleiten, die individualisiert überwachen und wirklich was nutzen. Alternativvorschläge, gerade auch bei der Vorratsdatenspeicherung, gehen genau in diese Richtung: nicht alle und jeden überwachen, sondern sich darauf konzentrieren, wie man mit technischen Mitteln Verbrechensbekämpfung sinnvoll betreiben kann.

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Das Flussbett der Themse in London birgt Zeugnisse vieler Jahrhunderte menschlicher Anwohnerschaft. “Mudlarker” sind Menschen, die danach suchen, hier eine wunderschöne Reportage mit Filmchen über eine davon.
“Mudlarking on the Thames: A Treasure Trove of History Washes Ashore Every Low Tide”.

via @kid37

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Zu meinem Lieblingskanälen auf instagram gehört womeninstreet, wo immer wieder andere Fotografinnen ihre oder thematisch gesammelte Bilder vorstellen. Die Kuratorin der vergangenen Woche, @luxtasia, präsentierte ihre Fotos aus Nizza – zum Beispiel eine bezaubernde Reihe Aufnahmen der Metallstühle an der Promenade.

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Croco erfreute mich jüngst nicht nur mit dieser nachvollziehbaren Beschreibung:

Zum einen mag ich die etwas schäbigen Dörfer. Sie sehen immer aus, als ob man irgendwo etwas zusammengefegt hätte und das zu einem Dorf verklebt. Jedes Teil wehrt sich ein bißchen.

Sondern sie verlinkte auch dieses wundervolle Tiktok:
Weihnachtswecken wie bei den Kardashians

Unbedingt bis zum Ende gucken.

Journal Donnerstag, 22. Dezember 2022 – Letzter Arbeitstag des Jahres

Freitag, 23. Dezember 2022

Schon um fünf aufgewacht, nicht mehr eingeschlafen. Aber es war ja das letzte Mal Schlafen vor Weihnachtsferien.

Draußen Milde, für den Weg in die Arbeit reichten leichte Mütze, wollene Fingerhandschuhe.

Selbst gebackene Bethmännchen aus Chefkollegenhand bekommen.

Vormittags ein Anruf der Spedition: Freitagmorgen wird unser neues Sofa geliefert, also tatsächlich innerhalb der angekündigten 6-8 Wochen Lieferzeit. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, freute mich aber.

Erleichterndes Telefonat mit meinen Eltern: Ernsthafte Genesung zeichnet sich ab.

Zu Mittag gab es Sahnequark mit Joghurt und Maracuja.

Im Büro Jahresendablage digital und auf Papier, ich finde großartig, wie wenig Letzteres geworden ist. Die Lösung von sich neu eröffnenden Problemen verschob ich aufs nächste Jahr.

Ich machte in der Abenddämmerung Feierabend, packte meinen Laptop für alle Fälle ein, ich wusste ja nicht, wie die Welt am 3. Januar aussehen würden. Die Bürogänge waren bereits still geworden, gestern war dort der letzte offizielle Arbeitstag des Jahres. Auf dem Heimweg ging ich für Einkäufe beim Vollcorner vorbei. Straßen und Wege waren jetzt so gut wie schneefrei, große Teile sogar schon trocken, so mochte ich das.

Daheim eine weitere Runde Yoga mit Jessica Richburg, diese 25 Minuten “Yoga Flow For Mobility” so interessant, dass ich sie wiederholen werde.

Herr Kaltmamsell hatte den Ernteanteil abgeholt. Da er Sauerkraut und Kartoffeln enthielt, hatten wir als Nachtmahl Himmel & Äd vereinbart, die erforderlichen Äpfel hielt die Gefriere in Form von eingekochten Ernteanteil-Äpfeln bereit.

Herr Kaltmamsell hatte in den vergangenen Jahren Blut- und Leberwurst bei den verschiedensten Metzgereien gekauft, die meisten waren nicht nach unserem (meinem) Geschmack gewesen, zum Beispiel weisen die wenigsten zeitgenössischen Blutwürste die notwendigen Speckwürfel auf, und die Würzung der Würste ist mir oft zu fad. Da wir aber immer wieder vergaßen, welche von welchem Metzger stammte, hatte er jetzt Buch geführt: Diese Exemplare vom Eisenreich am Viktualienmarkt mögen wir.

Früh müde ins Bett zum Lesen; ich begann als neue Lektüre Alena Schröder, Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid, von Menschen in meinem Internet rauf und runter empfohlen, und war von der ersten Seite an interessiert.

§

Die BBC hat eine Guideline für die Inklusion von Behinderten, die sich wirklich vorbildlich liest.
“The 5 As: our standards for disability inclusion”.

via @christiane

We avoid assuming anything, of anybody. So, sensitively, and as standard, we will regularly approach every team member – whether they have a condition or impairment that is immediately apparent or not – to invite them to discuss any adjustment needs or access requirements they have in order to fulfil their role.

(Unvergesslich die abwehrende Reaktion des nicht-behinderten Verantwortlichen, als ich meinen damaligen Arbeitgeber auf die fehlende Barrierefreiheit einer Ausstellung hinwies: “Ich komm auch nicht überall hin.”)

§

Sie erinnern sich an die hessischen Steinkäuze? Athenes Haustiere? Hier die Reportage nochmal vom Hessischen Rundfunk als kleine Fernseh-Geschichte.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/nXJQJQuFGLM

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Diesmal zum Abschluss eine erschütternd schlechte Nachricht: Thomy schafft das Senf-Trinkglas ab.

Journal Mittwoch, 21. Dezember 2022 – Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Das Wetter war regnerisch mild, aber noch blieb auf den Wegen genug festgetretener Schnee, der beim Schmelzen höllisch rutschig war. Ich ging also wieder besonders vorsichtig ins Büro.

Nachricht von einem Corona-Fall, mit dem ich am Montag näher zu tun hatte (“bloß ein bisschen erkältet”). Zefix!
Also wieder täglich testen – und bei auch nur geringsten Symptomen gibt’s zum dritten Mal in Folge kein Familienweihnachten.

Die stade Zeit macht sich in der Arbeit nur langsam breit, es gab viel zu tun.

Mittagessen Apfel sowie Birchermuesli mit Joghurt.

Wirklich pünktlicher Feierabend, es war noch nicht dunkel.

Ich hatte nämlich eine Aperó-Verabredung: Ein Berufskontakt von vor über zehn Jahren war in der Stadt. Es war ein schönes Wiedersehen – allerdings mit Ingolstadt-Geschichten, die zu dem Bild passten, das ich dieses Jahr wiederbeleben musste.

Zu Hause hatte Herr Kaltmamsell fürs Abendessen eine Pastasauce aus restlichem Ernteanteil-Gemüse mit Sojahack vorbereitet.

Seien Sie gefälligst beeindruckt von dem Deko-Basilikumblattl. Schmeckte alles sehr gut. Nachtisch Plätzchen und Schokolade.

Stand der Verlagerung von Microblogging zu Mastodon: Ich schalte immer mehr Accounts, die parallel posten, auf Twitter stumm. Sonst komme ich beim Gesamtlesen durcheinander, wo ich schon war.
(Andere haben sehr viel größere Probleme mit der Situation: “Desinformation: Wie die Fanboys von Elon Musk versuchen, Mastodon zu diskreditieren”.)

Ein Werbeblock:

Unser Kartoffelkombinat hat wieder Platz für neue Genossenschaftler*innen, die nächste Testphase beginnt Anfang Januar. Hier sind die wichtigsten Infos gesammelt. Der Ernteanteil des Kartoffelkombinats wird zu Verteilpunkten geliefert, von denen man ihn selbst abholt, deshalb ist sicher auch interessant, wo es Verteilpunkte gibt. Ich bin ja seit vielen Jahren und immer noch begeisterte Genossenschaftlerin. Es ist unglaublich, was ich über Gemüseanbau gelernt habe, ich freue mich jede Woche über jahreszeitliches Gemüse, das gerade mal 35 Kilometer von meiner Küche entfernt gewachsen ist, wo ich es sogar besuchen kann, an vielen Wochenenden mitgärntern. Und bin ich weiterhin überzeugt, dass diese Form der Lebensmittelerzeugung zwar nicht das Allheilmittel ist, aber die Welt ein bisschen besser macht.

§

Mich treiben die Todesfälle im Freundeskreis meiner Eltern um, diese Woche berichtete meine Mutter von der Trauerfeier für einen Freund, dessen Abschied sich seit einem halben Jahr abzeichnete (mein Vater war zu krank dafür, selbst meine Mutter noch so Infektions-geschwächt, dass ihr der Leichenschmaus zu viel war); ebenfalls dieses Jahr war sehr unerwartet ausgerechnet die Jüngste in der “Clique” gestorben, wie sich dieser Freundeskreis seit vielen Jahren nannte. Diese Freunde und Freundinnen sind ja Teil auch meiner Vergangenheit; gemeinsame Ausflüge in meiner späten Kindheit (aus denen ich mich aber schon mit 16, 17 zurückzog), vor allem aber wirklich fröhliche Feiern der Geburtstage meiner Eltern.

Auch ein Verlust eines lieben Menschen:
“Heute vor neunundzwanzig Jahren war das Wetter schlecht.”

§

Einerseits bin ich immer noch nicht über meine Wut hinweg, dass ich über die Wechseljahre so wenig wusste, weil halt nicht über sie geredet wird. Andererseits sollte nicht ausgerechnet Geldscheffeln die beste Motivation sein.
“Welcome to the Menopause Gold Rush”.

via @hotelmama

Women have been going through menopause (named by a French physician in 1821) and its assorted difficulties since forever. Only recently, however, did this fact of life become a lucrative consumer category.

We’re in the middle of a menopause gold rush. The market is flooding with high-profile, well-funded menopause-related beauty products and telemedicine start-ups, as well as a growing roster of celebrities willing to admit it’s happening to them. There’s the potential not only for a big cultural shift to happen, but for some number of people to profit off it.

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When Ms. Jackson first started looking into the menopause landscape, she said, she was shocked at how little information and support was available for this huge category of human beings. “I live in Silicon Valley,” she said, “and there are all these male billionaires figuring out how to live forever. It’s like, are you kidding me? Every woman who goes through menopause says it’s like she’s the first person on earth who has ever done it because no one knows how to help. If men went through menopause. …” Her voice trailed off.

Ms. Jackson said her first call after having the idea for a telemedicine company focused exclusively on treating menopause was to a friend at a Silicon Valley venture capital fund, to ask whether he thought it was worth pursuing. He listened for an hour or so, she said, and then wrote her a check for $1 million dollars on the spot.

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Nein, auch ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Gina Lollobrigida eine hervorragende Fotografin ist. Da ihr Werk wohl fast ausschließlich in Buchform vorliegt, lohnt sich diese acht-minütige Video-Doku über die Lollobrigida als Fotografin, darin sind viele ihrer Fotos aus den Fotobänden abgefilmt. (Es wird in der Vergangenheitsform von ihr gesprochen, aber Gina Lollobrigda lebt noch mit ihren 94 Jahren.)

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https://youtu.be/baEugddLaFc

Selbst habe ich sie unvergesslicherweise als Kind kennengelernt: Als hinreißende blauhaarige Fee in der Pinocchio-Verfilmung als TV-Serie von 1972.

via @goncourt

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Mehr gute Nachrichten, diese von Mozilla, selbst eine Non-profit-Organisation:
“Twitter-Alternative: Mozilla will frei zugängliche Mastodon-Instanz einrichten”.