Journal Dienstag, 20. Dezember 2022 – Friseurkriterien und Rollwende beim #Lindwurmessen im Öeins
Mittwoch, 21. Dezember 2022Schon am Vorabend die Erschütterung: Moment – es ist erst MONTAG?! Der Tag war wohl sehr voll gewesen.
Gestern aufgewacht aus einem mittelinteressanten Wohnungstraum: Ich hatte mit Herrn Kaltmamsell einen Wohnungsbesichtigungstermin vereinbart, und zwar in einem kürzlich kernsanierten großen Brownstone-Haus in New York (Brooklyn?). Bis in die zu besichtigende Wohnung kam der Traum aber gar nicht, wir lernten erst mal die anderen Bewohner des Hauses kennen: Wir spazierten durch die Wohnung einer weißen Familie mit drei Kindern (alles sehr bunt eingerichtet, interessanter Gegensatz zu den blanken Betonwänden), aber es stellte sich heraus, dass das Treppenhaus in der Wohnung lag, alle in die oberen Etagen durchlaufen mussten; wir trafen auf ein älteres weißes Frauenpaar, auf ein weißes Männerpaar mittleren Alters, das sich, und das war das Interessanteste an dem Traum, mit nur einem Namen vorstellte (Happybubbly oder so ähnlich), denn “we are an item”. Wir scherzten, dass vermutlich bald andere die Teile des Namens dem einen und dem anderen zuordnen würden, und sie gaben zu, dass sie damit rechneten.
Der Arbeitsweg war nicht mehr klirrend kalt wie in den Tagen davor, aber ich lernte durch ein leichtes Ausrutschen, dass es auf den Straßen und vor allen Fußwegen sehr glatte Stellen gab.
Ordentlich viel Arbeit in der Arbeit, aber alles strukturierbar.
Mittagessen Ernteanteil-Äpfel, Pumpernickel mit Butter.
Die Wochentags-Verwirrung drehte weiter: Gestern war für mich innerlich Freitag (an dem ich diese Woche gar nicht arbeite). Und das so überzeugend, dass ich Team-Anwesenheiten durcheinanderbrachte und unnötigen Deadline-Druck machte.
Nach pünktlichem Feierabend ein besonders ersehnter Friseurtermin: Der Abstecher zu einem Friseursalon ums Büro-Eck vor acht Wochen war ein Fehler gewesen, kein schlimmer, aber doch. Ich bitte Sie: Rundbürste! In den Wochen nach dem Besuch dort fiel mir ein, wie ich seinerzeit beim endgültigen Abschied aus Augsburg von meinem sehr geschätzten Haarschneider dort Tipps bekam, woran ich einen vertrauenswürdigen Friseurladen (für meine Bedürfnisse) erkennen konnte: Keine Pokale, keine Uniformen, keine Rundbürsten.
Ich stellte allerdings fest, dass ich auch bei Beachten dieser Kriterien nicht so leicht einfach einen Haarschnitt bekam. Ohne Kundinnenverwöhnung mit Prosecco-Angebot und -bindung (zumindest weiß ich jetzt, dass ich wirklich keine “Kopfmassage” mag, bitte einfach kurz Haarewaschen) sowie freundlich gemeinte Aufmerksamkeiten. Im Gesamtpaket dauerte das nämlich so lange, dass ich vor meiner Abendessensverabredung weder zum Einkaufen noch nach Hause kam, sondern Herrn Kaltmamsell bat, mich für unser nächstes #Lindwurmessen gleich beim Lokal zu treffen:1 Wir waren an der Rollwende unseres Projekt angekommen, nahmen in Kauf, dass das Lokal nicht die Adresse Lindwurmstraße trug und aßen im Öeins Stemmerhof. Ich ging zu Fuß vom Westend die westliche Theresienwiese entlang hin (die Fußgänger-Abkürzung zum Harras über Lipowskystraße hatte ich mal beim Spazierengehen entdeckt).
Ich war etwas misstrauisch, denn die vielen Sonderaktionen auf der Website sowie die dicke Schnaps- und Cocktailkarte sahen nach Party-Location aus.
Mein Misstrauen war unbegründet: Von der Herbstkarte hatte ich den Wildschweinbraten (mürbe, mager und saftig) mit Blaukraut und Semmelknödel (beides sehr gut), dazu ein Glas Wien 2 vom Weingut Pfaffl. Herr Kaltmamsell bestellte Wiener Schnitzel vom Kalb mit Petersilienkartoffeln und war sehr zufrieden damit, trank ein Viertel Mischsatz von Holger Hagen. Die Bedienung war freundlich und aufmerksam, wir glaubten sogar einen kuk-passenden ungarischen Akzent zu hören (ein richtig ungarisches Restaurant hätte ich sogar noch spannender gefunden).
Sehr satt spazierten wir zur U-Bahn-Station Poccistraße und nahmen die U-Bahn nach Hause.
Dort passte noch Schokolade zum Nachtisch rein.
§
Mir fiel auf: Altwerden ist auch deshalb anstrengend, weil mir zu so vielen Themen immer mehr Vergangenheit einfällt, die aber größtenteils komplett irrelevant ist. @giardino hatte dazu den passenden Calvin-und-Hobbes-Cartoon.
§
Danica Salazar ist Lexikografin, im Guardian schreibt sie über die Vokabel-“Geschenke” von Nicht-Muttersprachlern ans Englische:
“English is picking up brilliant new words from around the world – and that’s a gift”.
§
Gogglen Sie mal Dinner for One und klicken dann auf den Tiger. Bitteschön.
- Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. [↩]