Journal Sonntag, 15. Januar 2023 – Frühstück mit einer Bloggersdorf-Legende
Montag, 16. Januar 2023 um 6:36Ausgeschlafen aufgewacht aus einem Wohnungstraum, doch dieser hatte in meinem tatsächlichen Wohnhaus gespielt. Ich hoffe, dass ich dafür nicht extra Miete berechnet bekomme. (Na gut, das Haus war erweitert um einen Innenhof mit Galerien, von denen die Wohnungstüren abgingen, manche Stockwerke waren statt in zwei in drei Wohnungen aufgeteilt.)
Herr Kaltmamsell hatte sich diesen Sonntag für die jährliche Herstellung von Orangenmarmelade vorgenommen, in doppelter Menge wie sonst, da der Bedarf die bisherige Produktion immer überstiegen hatte. Als ich mich also kurz vor zehn, nach dem Drappieren der gewaschenen Bettwäsche über die Türen der Wohnung, zur Frühstücksverabredung aufmachte, ließ ich einen bereits seit zwei Stunden Orangenschalen schnippelnden Ehemann zurück.
Im Café Glockenspiel traf ich mich mit einem Stück verloren geglaubtem Blog-Urgestein. Sie sah so wunderschön aus wie immer, tut weiterhin extrem spannende Dinge, Eltern und sehr alter Hund sind wohlauf (nach langer Pause traue ich mich ja immer nicht direkt fragen und hoffe, dass sich die Information aus dem Gespräch ergibt), und ich bin sehr glücklich, dass sie wieder in meinem Leben auftauchte.
Als Nicht-Frühstückerin entschied ich mich für das Frischkornmüsli mit Joghurt und Obst; das bekam ich tatsächlich über die nächsten Stunden weggelöffelt.
Nachdem ich sie zu ihrer S-Bahn zum Flughafen begleitet hatte, wäre ich sehr gerne noch lange spazieren gegangen, doch es regnete hässlich, ich hatte keinen Schirm dabei, und schon nach einer Stunde verging mir durchgefeuchtet wirklich der Spaß.
Zumindest hatte ich bis dahin entdeckt, dass es jetzt in der Briennerstraße einen Fortuny-Laden gibt.
Nirgendwo ein Preisschild zu sehen (würde vielleicht ablenken).
Sehenswürdigkeiten im Regen.
Daheim gab’s zwei Scheiben Weizenmischbrot vom Brantner. Auch am zweiten Tag war das Brot noch saftig, aber halt bis zum echten Backfehler sauer.
Dann hatte ich frei: Keine Wochenend-Süddeutsche, weil am Samstag keine geliefert worden war.
Statt dessen las ich Sayaka Murata, Ursula Gräfe (Übers.), Die Ladenhüterin in einem Haps (keine Leistung, hat lediglich Novellen-Länge, auch die Erzählstruktur einer solchen). Ein Plädoyer für Vielfalt und Toleranz mit unerwartetem Twist: Was, wenn die Andersartigkeit in dem dominierenden Bedürfnis besteht, im Dasein einer 24-Stunden-Supermarkt-Angestellten aufzugehen, mit den Regeln und der Identität dieses Markts zu verschmelzen?
Für die Montagsbrotzeit kochte ich mir Karottensalat mit Koriander, wiederholte dann die Yoga-Folge vom Freitag.
Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Rehgulasch mit Ernteanteil-Blaukraut.
Dazu ein Glas Spätburgunder, der auch ins Blaukraut und zum Hirsch gekommen war. Nachtisch Schokolade.
Kurz vorm Zu-Bett-Gehen der existenzielle Schreck: Unsere Internet-Verbindung war weg (WLAN stark und super).
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 15. Januar 2023 – Frühstück mit einer Bloggersdorf-Legende“
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16. Januar 2023 um 8:06
Ich denke, man freut sich allseits über die guten Nachrichten zum Frühstück. Danke für den Hinweis und weiter gute, mietfreie Träume!
16. Januar 2023 um 8:23
oh ich bin in venedig einmal zufällig in einen fortuny laden geraten – so wunderschöne sachen!
16. Januar 2023 um 15:49
“nach langer Pause traue ich mich ja immer nicht direkt fragen” – das “immer nicht” (statt “nie) hielt ich bislang für eine rheinländische Spezerei – da guck’! ;)
16. Januar 2023 um 21:47
Ich weiß gar nicht ob ich über Ihren blog oder über Petra Reski, der Autorin und Frau des “Fortuny” Gründers in Venedig auf diese Firma und die wunderbare Plisseerobe aufmerksam wurde.
Nun ging ich gleich auf die Seite von Fortuny, um in diesem wunderbaren Zeugs zu ” stöbern”. Lernte dabei, daß Tischläufer auf englisch table runner heißt : )
17. Januar 2023 um 8:44
Liebe Frau Kaltmamsell, hatten wir schon das Glück das Orangenmarmeladenrezept des werten Gatten mitgeteilt zu bekommen? Meine Suche im blog brachte da leider nichts verwertbares zu Tage, nur das aber nicht wie. Ich werde heuer nämlich größere Mengen Orangen als Direktimport bekommen und die sollten adäquat verwertet werden.
17. Januar 2023 um 10:54
Das ist sein Rezept, mhs:
https://www.herr-rau.de/wordpress/2004/06/orangenmarmelade.htm
17. Januar 2023 um 15:03
Vielen herzlichen Dank!