Archiv für Januar 2023

Journal Dienstag, 17. Januar 2023 – Mehr Lindy Hop

Mittwoch, 18. Januar 2023

Zu früh aufgewacht, dann konnte ich nicht mehr einschlafen, weil mein Hirn unbezahlt Arbeitsorga-Probleme wälzte (durchaus mit umsetzbaren Ergebnissen). Also stand ich auf, ich konnte die zusätzliche Zeit am Morgen ja für die nächste Yoga-Folge nutzen.

In der Vorschau hatte ich bereits am Kuschel-Outfit der Vorturnerin Adriene gesehen, dass das eine Folge mit Thema Entspannung war. Ich schummelte, indem ich die ersten sechs Minuten Sitzen mit Geplapper für meinen täglichen Bankstütz/Seitstütz verwendete (“find what feels good”? eben das). Die restlichen 20 Minuten dehnte, saß, beugte, lag und schnaufte auch ich.

Wieder ein wolkenloser Arbeitsweg, nur gestört von einem rechten Schnürschuh, der nach Jahren der Nutzung zum Sockenfressschuh wurde.

Im Büro machte ich mich umgehend an die Umsetzung meiner schlafstörenden Orga-Ideen – über den Vormittag immer müder, ich hätte lieber den Schlaf statt dessen gehabt.

Dazwischen Beseitigung der Sauerei, die ein wahrscheinlich schon längeres Umkippen und teilweises Auslaufen meines Glases schwarzer Tinte in einer Schublade verursacht hatte. Inklusive anschließendem Scheuern meiner Hände: Ich wollte sie zum abendlichen Tanzkurs bitteschön vorzeigbar haben.

Mittagessen: Apfel, Avocado, Pumpernickel.

Es war kälter geworden, der Himmel hatte zugezogen. Auf dem Heimweg erledigte ich Einkäufe beim Vollcorner und im Supermarkt. Daheim checkte ich nur kurz die Orangen aus der eben angekommenen Crowdfarming-Lieferung, dann war es schon Zeit für den Aufbruch zum Lindy-Hop-Kurs. Ich hatte mir mittlerweile online die superbilligen Stoffschnürschuhe mit Gummisohle besorgt, die ich an Tanzlehrerin und bei Lindy-Hop-Wettbewerben sehe, die verwende ich künftig ausschließlich für diesen Tanzboden (vergangene Woche trug ich wegen des Straßenschuhverbots meine Aerobic-Hallenturnschuhe, die doch etwas klobig waren).

Diesmal war der Saal nicht ganz so voll, ich kam viel zum Tanzen mit wechselnden Partnern und Partnerinnen. Von diesen lernte ich viel, über die beigebrachten Tanzschritte, aber auch über sie (ohne dass wir uns unterhalten hätten). Durch den häufigen Wechsel, so mein Eindruck, sank die Befremdung und Überwindung, einen fremden Menschen anzufassen, insgesamt waren es ja doch etwa ein Dutzend. Dennoch entschuldigten sich manche für ihr Schwitzen. Hätte ich das auch tun sollen? Auch mein T-Shirt fühlte sich gegen Ende sicher feucht an. Der Wehlaut “Und wie komm ich jetzt da wieder raus?!” eines Leaders in der ersten Hälfte der Stunde erheiterte mich, es ging aber um eine Tanzfigur.

Mich überraschte, wie viel der dazu gespielten Musik ich erkannte: Die ausgiebige Bigband-Phase meiner Jugend, angestoßen durch den James-Stewart-Film The Glenn Miller Story im Fernsehen, hatte ich bereits vergessen.

Zurück daheim wartete das Abendessen auf uns: Herr Kaltmamsell hatte aus einem kleinen Blaukraut aus Ernteanteil einen Salat mit Orangen, Apfel, Feta gemacht. Danach Schokolade.

Im Bett neue Lektüre: Gabrielle Zevin, Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow.

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Eben bloggte ich zu Gina Lollobrigida noch, dass sie 94 Jahre alt und lebendig sei – da stirbt sie mir mit 95 weg.
Hier ein wunderschöner Rückblick im Guardian in Fotos.
“Gina Lollobrigida: a life in pictures”.

(Auf dem Foto vom Berliner Filmball 1954 gleich mal geguckt, ob ich im Hintergrund die legendäre Tante Rita von Herrn Kaltmamsell entdecke – die frequentierte solche Veranstaltungen damals.)

Der Verfasser des eigentlichen Guardian-Nachrufs auf sie, John Francis Lane, verstarb bereits vor 2018 (an einem 15. Januar). Denn selbstverständlich haben Medien Nachrufe von bedeutenden Menschen im Stehsatz, damit sie bei Bedarf auch gründlich recherchiert sind.

Journal Montag, 16. Januar 2023 – Ich werde ein Mensch mit Wohnungsdekomeinung

Dienstag, 17. Januar 2023

Am Morgen war immer noch kein Internetzugang da. Herr Kaltmamsell telefonierte mit unserem Provider (keine größere Störung, Technik-Support ab 9 Uhr verfügbar), ich schaffte es nach mehreren Anläufen, über iPhone-Hotspot online zu kommen – noch ein Glück, denn auf Reisen hatte ich das mehrfach vergeblich versucht: Auch nach Freischaltung am Smartphone tauchte es einfach nicht als verfügbares WLAN auf; diesmal dann dann doch nach Aus- und Einschalten aller möglichen Einstellungen.

Fußweg in die Arbeit unter sattblauem und wolkenlosen Himmel kurz vor Sonnenaufgang, das war sehr schön.

In der Arbeit Arbeit. Mittags ging ich kurz raus, um in einem Paketshop ein Päckchen aufzugeben. Der Sonnenschein wärmte meine strumpfbehosten Waden.

Mittagessen: Karottensalat mit Koriander (das Crispy Chilli rülpserte noch angenehm nach), Banane.

Herr Kaltmamsell konnte keine Wiederherstellung des heimischen Internets vermelden – der Ärmste, war er doch schon am Vorabend in eine schlimme Identitätskrise gestürzt, weil er seiner Frau NICHT! MAL! INTERNET! bieten konnte.

Nach Feierabend direkter Heimweg, es war nichts einzukaufen. Und dann begrüßte mich zuhause Herr Kaltmamsell mit der Information, seit 17:22 Uhr hätten wir wieder Internet, unbekannte Gründe. Sehr schön, also konnte ich meine geplante Folge Yoga streamen. Sie war angenehm.

Im Alter scheine ich ja ein Mensch mit Ansprüchen an Einrichtungsästhetik zu werden. Niemand ist davon überraschter als ich (na gut, vielleicht Herr Kaltmamsell). Und so hatte ich im Vorbeigehen an einer arabischen Metzgerei in der Landwehrstraße diese tiefe Servierplatte im Fenster nicht nur wahrgenommen: Ich empfand großes Gefallen. Ein paar Tage später nutzte ich ein weiteres Vorbeigehen zu Geschäftszeiten für einen Kauf. Auf dem Esstisch stand sie eigentlich nur nach dem Reinigen, damit ich sie bei Gelegenheit in den Geschirrschrank räumen konnte.

Doch jetzt gefällt mir ihr Anblick so gut (die Proportionen, die Farben, die Plastizität des Farbauftrags in der Mitte), dass ich sie dort stehen lasse. Und mich immer wieder daran freue. (13,99 Euro, wohl typisch tunesisch/marokkanisch? Ich nenne den Stil einfach mal Landwehrstraßen-folkloristisch.)

Herr Kaltmamsell hatte aus den ersten nachgereiften Crowdfarming-Avocados seine famose Guacamole zubereitet (die mich für alle in der Gastro verdorben hat). Die gab es ohne nix als Vorspeise. Dann das restliche Rehragout vom Sonntagabend mit Papardelle, eine wunderbare Kombi. Nachtisch Schokolade.

Zum Eisen gegen eingerissene Mundwinkel: Schon nach zwei Dosen glaubte ich eine Verbesserung zu spüren; nach weiteren drei bin ich sicher, dass die Mundwinkel geheilt sind. Ich nehme die Eisentabletten jetzt mal zwei Wochen weiter (immer beim Aufwachen zum nächtlichen Klogang, weil ich nur dann den mehrstündigen Abstand zu Aufnahme-hemmenden Nahrungsmitteln garantieren kann; das optimierende Vitamin C ist in diesem Präparat bereits enthalten). Gravierender Eisenmangel wurde bei mir trotz Ernährung mit Fleisch, Nüssen, Hülsenfrüchten immer wieder diagnostiziert, deshalb hatte der Verdacht nahegelegen.

Journal Sonntag, 15. Januar 2023 – Frühstück mit einer Bloggersdorf-Legende

Montag, 16. Januar 2023

Ausgeschlafen aufgewacht aus einem Wohnungstraum, doch dieser hatte in meinem tatsächlichen Wohnhaus gespielt. Ich hoffe, dass ich dafür nicht extra Miete berechnet bekomme. (Na gut, das Haus war erweitert um einen Innenhof mit Galerien, von denen die Wohnungstüren abgingen, manche Stockwerke waren statt in zwei in drei Wohnungen aufgeteilt.)

Herr Kaltmamsell hatte sich diesen Sonntag für die jährliche Herstellung von Orangenmarmelade vorgenommen, in doppelter Menge wie sonst, da der Bedarf die bisherige Produktion immer überstiegen hatte. Als ich mich also kurz vor zehn, nach dem Drappieren der gewaschenen Bettwäsche über die Türen der Wohnung, zur Frühstücksverabredung aufmachte, ließ ich einen bereits seit zwei Stunden Orangenschalen schnippelnden Ehemann zurück.

Im Café Glockenspiel traf ich mich mit einem Stück verloren geglaubtem Blog-Urgestein. Sie sah so wunderschön aus wie immer, tut weiterhin extrem spannende Dinge, Eltern und sehr alter Hund sind wohlauf (nach langer Pause traue ich mich ja immer nicht direkt fragen und hoffe, dass sich die Information aus dem Gespräch ergibt), und ich bin sehr glücklich, dass sie wieder in meinem Leben auftauchte.

Als Nicht-Frühstückerin entschied ich mich für das Frischkornmüsli mit Joghurt und Obst; das bekam ich tatsächlich über die nächsten Stunden weggelöffelt.

Nachdem ich sie zu ihrer S-Bahn zum Flughafen begleitet hatte, wäre ich sehr gerne noch lange spazieren gegangen, doch es regnete hässlich, ich hatte keinen Schirm dabei, und schon nach einer Stunde verging mir durchgefeuchtet wirklich der Spaß.

Zumindest hatte ich bis dahin entdeckt, dass es jetzt in der Briennerstraße einen Fortuny-Laden gibt.

Nirgendwo ein Preisschild zu sehen (würde vielleicht ablenken).

Sehenswürdigkeiten im Regen.

Daheim gab’s zwei Scheiben Weizenmischbrot vom Brantner. Auch am zweiten Tag war das Brot noch saftig, aber halt bis zum echten Backfehler sauer.

Dann hatte ich frei: Keine Wochenend-Süddeutsche, weil am Samstag keine geliefert worden war.

Statt dessen las ich Sayaka Murata, Ursula Gräfe (Übers.), Die Ladenhüterin in einem Haps (keine Leistung, hat lediglich Novellen-Länge, auch die Erzählstruktur einer solchen). Ein Plädoyer für Vielfalt und Toleranz mit unerwartetem Twist: Was, wenn die Andersartigkeit in dem dominierenden Bedürfnis besteht, im Dasein einer 24-Stunden-Supermarkt-Angestellten aufzugehen, mit den Regeln und der Identität dieses Markts zu verschmelzen?

Für die Montagsbrotzeit kochte ich mir Karottensalat mit Koriander, wiederholte dann die Yoga-Folge vom Freitag.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Rehgulasch mit Ernteanteil-Blaukraut.

Dazu ein Glas Spätburgunder, der auch ins Blaukraut und zum Hirsch gekommen war. Nachtisch Schokolade.

Kurz vorm Zu-Bett-Gehen der existenzielle Schreck: Unsere Internet-Verbindung war weg (WLAN stark und super).

Journal Samstag, 14. Januar 2023 – Nachmittag mit ausgewandertem Freund an der Isar

Sonntag, 15. Januar 2023

Gut und lang geschlafen.

Überm Morgenkaffee erst mal am namibischen Wasserloch Strauße beim Schlammbaden beobachtet.

Bereits fertiggemacht zum Schwimmen holte ich beim Bäcker Julius Brantner Brot, sein “Bio Brothandwerk 25” (auch wenn ich es als Zumutung empfinde, bei anderen Bäckern “Weltmeisterbrot” oder “Knorzi” sagen zu müssen: ist ein Wort wie aus dem Werkzeugkatalog wirklich die einzige Alternative?).

In deutlichen Plusgraden und freundlichem Licht radelte ich zum Olympiabad. Die Bahnen waren ziemlich voll, fast alles Geräteschwimmer. Doch möglicherweise trieben sie ohnehin einen ganz anderen Sport als ich. Als ich eine Schwimmerin, die mich gerade flott überholt hatte und die jetzt am Rand anhielt, durch eine Geste zum Voranschwimmen einlud (damit sie mich nicht gleich wieder überholen musste), lehnte sie ab: “Ich hab noch Pause.”

Die Wassertemperatur ließ mich 3.000 Meter schwimmen, die letzten 1.000 mit nur gelegentlichem Frösteln.

Daheim gab es kurz vor zwei Frühstück: drei dicke Scheiben Brothandwerk-25-Brot, darauf Nocilla oder Butter.

Die karamellbraune Farbe der Krume (deutlich karamelliger als auf dem Foto) machte mich misstrauisch: Entsteht die wirklich nur durch 40 Prozent Roggenmehl? Der Geschmack war überraschend sauer für ein Weizenmischbrot, die angegebenen 48 Stunden wurde der Teig offensichtlich ziemlich kalt geführt. Eigentlich selbst für ein Roggenbrot zu sauer. Textur schön elastisch, jetzt wird noch spannend, wie es sich am nächsten Tag entwickelt hat.

Herr Kaltmamsell und ich waren mit dem nach Goslar ausgewanderten Freund, Herrn Mittagesser Sebastian, verabredet, er machte nach einer sehr anstrengenden Arbeitsphase gerade Urlaub in München. Wir trafen uns am belebten Marienplatz, nahmen dann eine U-Bahn nach Thalkirchen, um meine Joggingstrecke hinauf nach Pullach zu spazieren.

Es waren sehr schöne Stunden: Mich freuten Neuigkeiten, Rückblicke, Plaudern, auch dass ich ihm neue Anblicke und Ausblicke zeigen konnte. Ich erfuhr viel über Goslar und den Harz, ein Besuch dort wird immer konkreter.

Isarwerk 1

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Isartal bei Pullach.

Für mich neu war dieses Licht: Ich kenne die Strecke ja nur vom Morgen bis Mittag.

In einem Pullacher Café kehrten wir auf Kaffeunkuchen (die Herren) und ein Getränk (ich) ein. Zurück nahmen wir eine S-Bahn, Abschied am Stachus auf ein baldiges Wiedersehen.

Kurz vor Heimkehr kämpfte ich wieder mit Kreislauf-Turbulenzen (oder vielleicht doch irgendwas mit Blutzucker nach dem zuckrigen Getränk auf fast leeren Magen?). Ich legte mich ins Bett, nach der Phase Schweißausbruch mit Frieren schlief ich kurz erschöpft ein, wachte erschöpft auf.

Herr Kaltmamsell hatte das Abendessen bereits vorbereitet, musste es nur noch erhitzen.

Der Ernteanteil hatte mit Grünkohl und Karotten die Basis für einen herzhaften Eintopf geliefert, genau das Richtige. Nachtisch Schokolade.

Ich hatte Candice Carty-Williams, Queenie ausgelesen, die Geschichte einer jungen Londonerin aus karibischer Familie, die gerade eine dunkle Phase durchmacht: Die mehrjährige Beziehung zu einem weißen Londoner aus guter Familie zerbricht, ihr erster Job in einer Magazin-Redaktion wackelt, sie kommt mit sich und ihrer Community nicht zurecht, das alles personal aus der Perspektive dieser Queenie erzählt. In der ersten Hälfte ermüdete mich der reichliche wahllose und sehr detailliert beschriebene Sex, auch wenn ich mit der Zeit erkannte, dass die Details für die Charakterzeichnung der Protagonistin wichtig waren. Die Perspektive der jungen Frau of colour in England und ihr Kampf gegen Stereotypen hätten mich mehr gekriegt, wenn nicht verschiedene Aspekte fast lehrbuchartig anhand von Begegnungen mit stereotypen Weißen dargelegt worden wären. Interessanter fand ich da schon die Zwänge der eigenen Commmunitiy von Familien aus Afrika und aus der Karibik, die unter anderem die Existenz psychischer Probleme oder Erkrankungen negiert.

Im Bett begann ich meine neue Lektüre: Sayaka Murata, Ursula Gräfe (Übers.), Die Ladenhüterin.

Journal Freitag, 13. Januar 2023 – Wochenausklang in der Brasserie Colette

Samstag, 14. Januar 2023

Ganz besonders gut geschlafen. Dass ich morgens verträumt und unfokussiert war (bayrisch “tramhappert”), konnte daran schon mal nicht liegen. Allerdings fühlte ich mich auch ruhig und ausgeglichen dabei. (Erst jetzt beim Aufschreiben wird mir klar, dass ich klassische post-migränale Befindlichkeit beschreibe. Heimliche schmerzfreie Migräne nachts?)

Herr Kaltmamsell kam ebenfalls recht verschlafen aus seinem Zimmer: Er hatte nachts lang das namibische Wasserloch beobachtet, unter anderem Stachelschweine und Fledermäuse gesehen.

Gemütlicher Arbeitsweg in viel zu milder Luft. Laut Expert*innen ist die derzeitige winterliche Mildewelle noch viel alarmierender als die Hitzewellen in den Sommern der vergangenen Jahre.

Für den Abend war ein Restauranttisch reserviert. Auf diesen Termin freute ich mich seit zwei Wochen, inklusive regelmäßigem Check der Speise- und der Weinkarte auf der Website – ich war emotional bereits völlig erschöpft.

Mittagessen gab es in drei Gängen: Sojaquark (hat nichts mit Quark zu tun), Dinkelbrot, Blutorangen.

Nachmittags erhielt ich ein völlig überraschendes Lebenszeichen von jemandem, um die ich mir bereits große Sorgen machte. Und jetzt sieht es so aus, als würde ich sie nach Jahren Pause am Sonntag auch noch in Echt treffen!

Draußen war es stürmisch, nachmittags mit Regenschauern (gut für den Boden), doch nach pünktlichem Feierabend kam ich trocken heim (Schirm in der Hand als Talisman). Vor dem Abendtermin war noch Zeit für eine Einheit Yoga, dann spazierte ich feingemacht mit Herrn Kaltmamsell zur Brasserie Colette.

Wir gehörten zu den ersten Gästen, im Verlauf unseres Abends dort füllten sich aber alle Plätze. Zum Start wieder ein Gläschen Rosé-Cremant Bouvet Ladubay. Nachdem ich die Speisekarte im Web nahezu auswendig gelernt hatte, konnten wir schnell bestellen.

Als Vorspeise nahmen wir beide die uns schon bekannte Artischocke mit Crème fraîche, Petersilienvinaigrette und leicht scharfer Safranmayo. Gut – mich begeisterte wieder vor allem die Vinaigrette mit Zitrusnote. Dazu ein Glas Sauvignon Blanc Domaine Bonnigal-Bodet, ideale Begleitung. (In der Tischmitte sehr gutes Weißbrot mit Butter, ein Glas Cornichons, das hier immer zu Beginn serviert wird, den Rest darf man mitnehmen.)

Nachher.

Als Hauptgericht bekam Herr Kaltmamsell das Räucherfischcassoulet mit einem Glas Chardonnay, ich aß zum zweiten Mal im Leben Taubenbrüste, hier mit Bete-Tarte-tatin, dazu ein Glas Côtes du Rhône Saint Cosme, auf den ich mich schon gefreut hatte. Die Taubenbrust ganz hervorragend: Superzart, leichter Wildgeschmack.

Abschluss war für Herrn Kaltmamsell Crème brûlée mit Pflaume und Kaffeebitter, ich hatte die Käseauswahl mit sensationeller getoasteter Brioche und Feigenmarmelade, beide tranken wir ein weiteres Gläschen Côtes du Rhône. Wir spazierten sehr zufrieden heim – und trafen bereits um halb zehn auf junge Leute (TM) vor Clubs. Daheim noch ein Schnäpsle: Badischen Zibärtle.

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Das Öffentlich-Rechtliche ließ seine eigene Berichterstattung zum Thema Klima evaluieren – unabhängig und wissenschaftlich, im Zentrum Das Erste, ZDF und WDR. Das verheerende Ergebnis: Klimawandel war und ist trotz kleiner Zugewinne ein Randthema im ÖRR. Hier der Link zu Zusammenfassung und ausführlichen Ergebnissen:
“Der Klimawandel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen”.

via @marthadear

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Ich wusste bislang NICHTS über kanadische Lesben. Gestern machte ich Bekanntschaft mit dem tiktok-Star Nicole Maple Coenen. Jetzt weiß ich: Kanadische Lesben sind supermuskulös, tragen Holzfällerhemdem, hacken Holz – und haben einen herzerfrischenden Humor. Zum Einstieg empfehle ich diese Folge mit der Renovierung einer alten Axt. Und dann die Muskelbewunderung.

Journal Donnerstag, 12. Januar 2023 – Ereignisloser Arbeitstag

Freitag, 13. Januar 2023

Die Woche fühlte sich sehr lang an, beim Weckerklingeln musste ich mich motivieren mit “Vorletztes Mal vor Wochenende!”.

Wetter weiterhin grau, kühl, aber für Januar weiterhin viel zu mild. Gegen die Bürokälte trug ich einen Wollpulli unterm oversized Cord-Kleid.

Die Theresienwiese leert sich, beim Queren sah ich nur noch wenige Reste vom Tollwood.

Mittags ging ich auf einen Cappuccino raus zum Emilo, letzte Male vor Schließung Ende Januar. Den Marsch durchs Draußen genoss ich fast noch mehr.

Mittagessen waren dann Apfel, eingeweichte Haferflocken mit Trockenfeigen, Trockenpflaumen und Sojaquark (erstmals probiert: schmeckt ähnlich wie Sojajoghurt).

Der Tag wurde nochmal hell, ich freute mich über die Ahnung von blauem Himmel vorm Bürofenster. Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe. Und ich besorgte Eisentabletten, vielleicht kommen sie gegen meine seit Wochen einreißenden Mundwinkel an.

Zu Hause eine Runde Yoga, angenehm. Als Abendbrot diente nach zwei Wochen Pause wieder Ernteanteil: Herr Kaltmamsell hatte Rote Bete gekocht und gehackt, daraus eine georgische Vorspeise mit Walnüssen gemacht, außerdem gab es Feldsalat, Käse, Brot. Und dann zum Nachtisch Schokolade.

Telefonat mit meinem Bruder, wir sprechen weiter den Großfamilienurlaub in Madrid ab.

Auf Mastodon hatte sich eine Unterhaltung über Panko ergeben, die japanischen Semmelbrösel, die beim Panieren alles so viel knuspriger machen als unsere Semmelbrösel. Und @cupidissimo verlinkte ein Filmchen, das Herstellung und Eigenschaften erklärt: Das Geheimnis liegt im Backen des Brots für die Brösel, es wird nämlich mit Elektrizität von innen gebacken:
“What is panko, and why is it so much better than other breadcrumbs?”

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/n-hKc2QhJzc

Jetzt plane ich, meine nächsten Fleischpflanzerl zum Test mit Panko herzustellen.

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Twitter spezial. @shengfui lud ein:

Das Ergebnis war großartig.

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Musik, die mir gefiel (der Rest von Ibeyi ist mir zu Enya).

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https://youtu.be/lHRAPIwsS5I

Journal Mittwoch, 11. Januar 2023 – #Lindwurmessen im Sushiya-Bento

Donnerstag, 12. Januar 2023

Besonders tiefer und erholsamer Nachtschlaf, hätte gerne mehr als nur bis Weckerklingeln sein dürfen.

Im Trockenen und Düsteren in die Arbeit gegangen. Die Vögel singen bereits vielstimmig zur Balz, ich möchte ihnen mit Verweis aufs Datum den Schnabel zuhalten. (Dabei können Amsleriche auch mit geschlossenem Schnabel flöten, habe ich mehrfach beobachtet.)

In der Arbeit ein paar Termine, dann versuchte ich eine physische Work-around-Idee umzusetzen, um eine gravierende Not zu lösen, die das neue IT-System erzeugt. Vergeblich. Aber ich war dadurch ein wenig an die frische Luft gekommen. Und hatte zum ersten Mal bewusst das Stundenhotel 300 Meter von meiner Arbeitsstelle entfernt wahrgenommen (es steht groß dran). Hatte ich vorher überhaupt jemals ein Stundenhotel gesehen?

Es ist übrigens ganz erstaunlich, wie viel Interessantes man durch falsch durchgestellte Anrufe erfahren kann.

Zu Mittag gab es Apfel, Clementinen, Pumpernickel mit Butter.

Am Nachmittag regnete es immer ernsthafter, ich ging unterm Schirm nach Hause. Mit Herrn Kaltmamsell war ich zum nächsten #Lindwurmessen verabredet,1 vorher übten wir noch ein bisschen Lindy Hop.

Diesmal nahmen wir wieder die U-Bahn, wir hatten im einzigen japanischen Restaurant an der Lindwurmstraße reserviert: Im Sushiya-Bento.

Ein sehr kleines Restaurant mit nur sechs Tischen, es wurde viel abgeholt. Die Speisekarte bot zwar auch Anderes, doch wenn wir schon in einem ausgesprochenen Sushi-Lokal saßen, bestellten wir auch welche (davor Gyoza für ihn, Edamame für mich).

Wir waren beide sehr zufrieden.

Zu Hause war noch Platz für reichlich Süßigkeiten.

Weitere Schritte zum Großfamilienurlaub in Madrid. Die Schwägerin bekam auf booking.com dieselbe Unterkunft für 400 Euro weniger angezeigt als ich (ich hatte auf den von ihr geschickten Link geklickt). Gelesen hatte ich ja von sowas (u.a. dass Apple-Endgeräte automatisch höhere Preise bekommen), war dennoch verdutzt. Dann bucht halt Frau Schwägerin.

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Unglaublich, was die erste Einwanderungs-Generation in Deutschland geleistet hat. ZACK! Tränen in den Augen.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []