Journal Dienstag, 14. Februar 2023 – Ich und die Rente
Mittwoch, 15. Februar 2023 um 6:28Auch mal an die Rente denken, für eine 55-jährige ist das eine Lebensphase in Sichtweite.
Bedeutende Faktoren der Altersvorsorge in meinem Fall:
- Erwerbsleben musste ich als mich (!) nicht erfüllend erkennen: Ich bin gerne und vielfältig produktiv, doch das, was mir am meisten Freude bereitet, mag ich nicht für Geld verkaufen. (Diese Befindlichkeit musste ich irgendwann akzeptieren.) Also wäre es mir recht, wenn ich dieses Kapitel möglichst früh abschließen könnte.
- Ich liebe das gute Leben, wohne gern besonders schön, esse gern besonders gut, leide darunter, wenn ich sehr sparen muss.
- Für Geldanlage oder -vermehrung kann ich mich einfach nicht interessieren, zumal mir fast alle Modelle dafür anrüchig erscheinen: Wo kommt dieses zusätzliche Geld her? Wo fehlt es, wenn es bei mir ist? Was wurde dafür kaputt gemacht, wer ausgebeutet?
- Immobilienbesitz (im Sinne von Eigentum der eigenen Behausung) akzeptiere ich als Geldanlage und Altersvorsorge in allen Aspekten – theoretisch: Praktisch belastet mich der Besitz von Dingen, zudem wäre ebenso praktisch Wohneigentum in München für mich nur auf Kosten schönen Wohnens erreichbar gewesen.
- Ich habe keine Nachkommen, die es einzukalkulieren gilt, weder als finanziell Abhängige oder Erben noch als mich Betreuungsverpflichtete.
Schon hier zeichnen sich Unvereinbarkeiten ab, vor allem 2. beißt sich mit den meisten anderen Punkten.
Wegen 1. war mir ein Artikel über Rente im Wirtschaftsteil der Süddeutschen aufgefallen, zu dessen Lektüre ich mich sogar aufraffen konnte (3.): Es gibt demnach für meine Altersklasse die Möglichkeit, vor dem gesetzlichen Termin mit 67 in Rente zu gehen, ohne weniger Rente zu bekommen – wenn man die in den ungearbeiteten Jahren anfallenden Beiträge auf einen Schwung einzahlt. Dazu hatte ich mich im September 2022 von der Deutschen Rentenversicherung in einem Video-Termin beraten lassen. Zum einen stellte sich heraus, dass ich bereits mit 63 in Rente gehen könnte (ich hatte nicht auf dem Schirm gehabt, dass Ausbildungszeiten wie z.B. Studium angerechnet werden). Zum anderen konnte ich bereits damals mündlich den Antrag stellen, die Höhe der Geldsumme berechnen zu lassen, die mir einen früheren Renteneintritt ohne Abschläge ermöglichen würde.
Es dauerte allerdings bis 3. Februar 2023, dass das Infopaket der Deutschen Rentenversicherung eintraf:
Um zum frühest möglichen Zeitpunkt in Rente gehen zu können, also im September 2030, ohne dass ich weniger Rente als beim Eintritt 2034 bekomme, musste ich demnach 69.194 Euro zahlen.
Dann würde ich brutto 1.752,77 Euro monatlich erhalten. Man gab mir drei Monate ab Bescheid, dieses Angebot anzunehmen.
Daraufhin wurde 2. oben relevant: 1.752,77 Euro vor Steuern und Abgaben sind für mich (!) schon arg wenig Geld, selbst wenn noch ein wenig Betriebsrente und die Auszahlung einer privaten Rentenversicherung dazukommen. Umzug ins entfernte Umland unausweichlich.
Genau, Rick. Lass mir bitte was übrig.
Zum Glück (siehe 3.) hatte Herr Kaltmamsell Energie und Muße, sich die Unterlagen und Informationen genau anzusehen, zusätzliche Hintergründe zu recherchieren und mich zu beraten. Unter anderem: Billiger wird’s nicht, in jedem späteren Jahr wäre die Summe höher.
Vor allem aber: Wenn ich nicht so früh wie möglich in Rente gehe, kann ich durch die Zahlung meine monatliche Rente erhöhen. Altersvorsorge durch Zusatzzahlung in die staatliche Rentenversicherung fühlt (!) sich für mich (!) wie die anständigste und direkteste Altersvorsorge überhaupt an. Herr Kaltmamsell als der Steuerverantwortliche unserer Ehe hatte außerdem herausgefunden, welche Ratenzahlungssummen (das geht) vom Staat steuerlich am meisten begünstigt werden.
Ich musste nur noch ein Rückfrage-Telefonat mit der Deutschen Rentenversicherung zu zwei Details führen (anberlinertes Hochdeutsch, entzückend), dann wusste ich,
– dass diese Zahlung im Grunde Rentenpunkte kauft und durchaus auch für den Zweck der Erhöhung der Rente gedacht ist,
– dass der Beginn der drei Monate Frist das Datum auf dem Bescheid ist: 7.12., also acht Wochen, bevor er mir zugegangen war (!) (!!),
– dass ich das Angebot schlicht durch Überweisung an das angeführte Konto annehme, auch ein Teilbetrag gilt.
Und so überwies ich Montagabend die 40.000 Euro, die Herr Kaltmamsell als steuerlich ideal berechnet hatte, 2024 überweise ich den Rest (der dann allerdings, so erklärte die Berliner Dame am Telefon, nicht mehr ganz so viele Rentenpunkte wert ist). Wann ich tatsächlich in Rente gehen möchte, ob mir frühes Ende Erwerbstätigkeit oder höhere Rente wichtiger ist, finde ich in den kommenden Jahren heraus.
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Der gewohnte Zauber von Wick Medinait wollte in der Nacht auf Dienstag nicht recht wirken. Ich wachte immer wieder mit Verrotzungsgefühl auf, musste Nasenspray nachlegen. Ein Weilchen vor Weckerlingeln erwachte ich ganz – und hatte die Idee, mit Nasendusche meine geplagten Schleimhäute zu unterstützen. Eine Ladung pro Nasenloch, das fühlte sich wirklich gut an – und ich atmete danach viele Stunden auch ohne Nasenspray frei. Bis auf die Verrotzung fühlte ich mich fit, also ab in die Arbeit.
Draußen noch dickerer Nebel, beim Kreuzen der Theresienwiese sah ich zu keinem Zeitpunkt die Bavaria.
Den Zahnärztin-Termin am Mittwochmorgen verschob ich um eine Woche, dort habe ich erkältet wirklich nichts zu suchen.
Mittagessen Pumpernickel mit Butter, Blutorangen mit (gar nicht schafig schmeckendem) Schafjoghurt. Jetzt war der ungewohnte Nebel verschwunden, Sonnenschein wärmte mein Büro (diesmal war ich zu warm angezogen).
Nicht zu später Feierabend, dienstags habe ich ja Programm. So turnte ich daheim die nächste Folge Yoga aus Adrienes “Center”, sehr, sehr, sehr meditativ. Dann machte ich mich fertig für Lindy Hop. Die Tanzstunde bereitete mir wieder Freude, ich lernte von wechselnden Leadern, sowohl von den sehr geübten, die mir Tipps gaben, als auch von den rumprobierenden, denen ich das von anderen Gelernte weitergeben konnte (und wurde dreimal gefragt: “Du machst das aber schon länger?” – dabei waren die neuen Schritte für Follower doch recht einfach).
Daheim hatte Herr Kaltmamsell schon alles fürs Nachtmahl vorbereitet, musste nur noch fertigstellen:
Chinesische Eiersuppe mit schwarzen Bohnen (und ohne Graupen – die waren noch nicht im Ernteanteil, und extra welche zu kaufen, fühlt sich seltsam an). Schmeckte sehr gut, dazu gab es selbst gemachtes Kimchi aus Zuckerhut. Nachtisch Schokolade.
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Die Bewerbungs-Site für Münchner Schöff*innen ist online, hier können Sie das Formular ausfüllen.
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“Nervige Kritik an Klimaaktivisten:
Die Nichtstuer hatten ihre Chance”.
Als Faustformel: Wer jahrzehntelang selbst nichts gegen den Klimawandel unternommen hat, weder auf seinen eigenen ökologischen Fußabdruck achtete noch sich klimapolitisch engagierte, der sollte sich jetzt vielleicht besser zurückhalten, bevor er junge Menschen verhöhnt, die sich aus Verzweiflung auf Wege kleben. Die Nichtstuer hatten ihre Chancen.
Und nein, dies ist keine Pauschalkritik an älteren Menschen oder Generationen. Ganz im Gegenteil. Millionen Menschen haben sich in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg für Klima- und Umweltschutz eingesetzt. Wären sie in der Mehrheit gewesen, wären sie nicht überhört, angefeindet und diffamiert worden, müsste sich jetzt auch niemand festkleben.
die Kaltmamsell
9 Kommentare zu „Journal Dienstag, 14. Februar 2023 – Ich und die Rente“
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15. Februar 2023 um 7:21
Ach interessant, über diese Möglichkeit hatte ich bereits Artikel gelesen, jetzt “kenne” ich sogar jemanden, die es so macht.
Ich gehöre zu den Menschen, die gerne arbeiten und auch nach dem Renteneintritt weiter machen würde. Nicht nur für den schmalen Rentenbescheid, auch fürs Gemüt. So 20 Stunden vielleicht. Wenn ich dann noch kann, in 25 Jahren. Und mich jemand will. Wird spannend und ist schwer planbar.
15. Februar 2023 um 10:14
Vielen Dank für diesen Renten-Beitrag ;) das ist hochinteressant!
15. Februar 2023 um 11:25
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Gerne gelesen
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15. Februar 2023 um 13:00
Herzlichen Dank für das Schöffenformular – Sie haben mich sowieso schon motiviert und jetzt habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen.
15. Februar 2023 um 19:14
Freut mich, dass ich inspirieren durfte und die Suppe gefallen hat :)
Und ich bin (ein Mal mehr) beeindruckt über Ihre Offenheit. Thema Geld gehört für mich in D zu den letzten echten Tabu-Themen – für Sie anscheinend kein Hemmnis!
15. Februar 2023 um 19:39
Vielleicht wäre ich ja g’schamiger, Micha, wenn ich ganz viel Geld hätte? Aber es ist genau der Punkt: Weil das Thema in Deutschland eines der letzten echten Tabus ist, fällt es allen schwer, die eigene finanzielle Situation einzuschätzen. Was ist viel? Was ist wenig? Von wie viel lebt der Nachbar eigentlich? Ich biete meine Information mal als eine an.
15. Februar 2023 um 20:33
Ich habe nicht viel Rente, aber es reicht ohne teuer Essen gehen, ohne teure Urlaube. 10 Jahre Vollzeit, 30 Jahre lang Teilzeit gearbeitet. Die Teilzeit bringt anteilmäßig nur die Hälfte der Punkte als Vollzeit; dann ein Jahr früher in Rente gegangen. Zum Glück fiel uns ein Eigenheim mit großem Garten in München in den Schoß, so dass wir nach allen Seiten spenden und unterstützen können.
16. Februar 2023 um 9:53
Noch ein paar Infos zu den Renteneinzahlungen und Rentenbeginn. Altersvorsorgeaufwendungen sind steuerlich absetzbar bis zu 26.527,80 Euro für Alleinstehende, bis zum doppelten für Verheiratete. Dazu gehören natürlich die “normalen” Rentenbeiträge, also bei Sondereinzahlungen nur der Teil, der die Rentenbeiträge bis zur Abzugsgrenze übersteigt. Daher kann sich es überhaupt erst lohnen, z.B. in meinem Bescheid, 60.000 Euro einzuzahlen, um 3500 mehr Rente im Jahr zu bekommen.
Noch was: Vorgezogene Altersrente ab 63. Seit 2023 kann der Rentner ohne Grenzen hinzuverdienen. Was bis zur Regelrente ab 67 auch die Rentenpunkte verbessert, wenn es eine beitragspflichtige Tätigkeit ist.
25. Februar 2023 um 10:34
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Gerne gelesen
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