Journal Sonntag, 12. März 2023 – Sonntagsjoggen, -bügeln, -lesen
Montag, 13. März 2023 um 6:29Mit Genuss tief und lang geschlafen, beim endgültigen Aufwachen war es bereits dreiviertel acht.
Das Draußen sah grau und kalt aus, durch die Luft flogen vereinzelte Schneeflocken.
Meine Sportpläne hatten Schwimmen vorgesehen, denn ein Lauf durchs Grau fühlte sich nicht attraktiv an. Zum Glück dachte ich daran, vor dem Packen meines Sportrucksacks auf die Website der Olympiahalle zu sehen (was ich mir eigentlich für jedes Schwimmen dort vornehme, es gibt immer mal wieder Veranstaltungen): Gestern geschlossen wegen Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi.
Übrigens habe ich erst vor Kurzem durch einen Artikel in der Süddeutschen gelernt, dass das Streikrecht nicht im deutschen Grundgesetz festgelegt ist; Artikel 9 Absatz 3 gewährt dort lediglich das Recht zur Bildung von Vereinen und Gesellschaften. Das deutsche Streikrecht leitet sich aus richterlicher Auslegung dieses Artikels ab (ist also Richterrecht), hier Hintergründe zu Geschichte und Problemen.
So oder so, ich stellte mich um auf Lauf im Grau. Das bei meinem Start auch noch schneeregnete. Also Schirmmütze über die dünne Laufmütze und los. Die Runde war dann überraschend angenehm: Die meiste Zeit regnete es nicht, mir war schnell warm, die Beine fühlten sich leicht an, ich kam ins Denken und Lassen.
Ich bin schon sehr gespannt, was nach diesem Winterlauf die für Montag angekündigten 18 Grad mit meinem Kreislauf anstellen.
Abschließendes Semmelholen, Frühstück gab’s um zwei mit Semmeln und einem Croissant (aus der Produktion von Herrn Kaltmamsell) aus der Gefriere.
Lang genug hatte ich es aufgeschoben, jetzt war der Bügelberg zwei Stunden hoch. Dabei hörte ich erst mal ein Interview von Holger Klein zu den Zuständen bei der BBC mit Annette Dittert, ARD-Korrespondentin in London, von Anfang Februar:
“Was ist das für ein korrupter Sumpf bei der BBC?”
Jetzt verstehe ich endlich, was die BBC so beeinflussbar macht – aktueller Skandal ist die Absetzung eines berühmten Fußball-Moderators, weil er die Asylpolitik der Regierung kritisierte. Eine Doku der Legende David Attenborough wurde gar aus dem Programm genommen, weil seine Kritik an Umweltzerstörung der Regierungspartei nicht gefallen könnte.
Nachtrag: In einem Interview mit dem Tagesspiegel ordnet Dittert die aktuellen Fälle ein.
Romanlesen bis zum Abendessen: Claire North, Notes from the Burning Age – leider nicht eine Utopie mit gesellschaftlichem Entwurf, sondern lediglich eine eher beliebige Zukunft, in der eine konventionelle Spionage-/Heldenhandlung spielt. Von einem Mitgucken der Oscarverleihung in der Nacht auf Montag hatte ich mich schon länger verabschiedet (als das Datum veröffentlicht wurde, hatte ich noch den Montag freinehmen wollen): Zu wenige der Filme mit Nominierungen gesehen, zu wenig Wunsch.
Nachtmahl war dann nochmal Szegediner Gulasch, zum Nachtisch gab es Ananas mit Sahne, dann Schokolade. Den Münchner Tatort wegen Fadheit nicht zu Ende geschaut.
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Die Deutsche Rentenversicherung Bund meldet “deutlich mehr freiwillige Beiträge, um Abschläge bei vorzeitigem Rentenbeginn zu verringern”.
via @kid37
Dabei handle es sich vor allem um Beiträge zur Vermeidung von Abschlägen bei einem vorzeitigen Rentenbeginn, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Roßbach, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bei diesen Zahlungen habe man im vergangenen Jahr ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zu 2021 verzeichnet.
Soso. Das wäre doch ein schöner Anlass, das Lästern über dIE JUnGen leUtE (TM) einzustellen, die mit ihren Ansprüchen an Teilzeit und ihrer Überstundenverweigerung angeblich leistungsfeindlich und arbeitsscheu sind, die nicht einsehen, ihre Lebensplanung von Erwerbsarbeit dominieren zu lassen. Wir rentennahen (genau gesehen knapp nicht mehr) Babyboomer sind offensichtlich ganz ähnlich gestrickt.
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Der australisch-schweizerische Star-Regisseur und Autor Simon Stone schreibt über den Rassismus alter linker Männer – und präzisiert mein eigenes regelmäßiges Unbehagen (z.B. über so manche aktuelle Äußerung des eigentlich geschätzten Gerhard Polt).
“Bring mich doch gleich um.
Ein Essay von Simon Stone”.
Außer wenn jemand im hohen Alter oder wegen einer Geisteskrankheit den Verstand verliert, hören wir oft nicht, was die Linken wirklich denken. Wir nehmen, da es viele Beispiele für unverhältnismäßige Repräsentation gibt, an, dass das liberale Patriarchat rassistisch und sexistisch sei. Aber wir haben keinen Beweis dafür, weil die meisten Männer in Machtpositionen (und es sind fast immer Männer) schlau genug sind, sich nicht zu outen.
(…)
Anders als die Generation, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte, die der Radikalismus ihrer Kinder in den 1960er- und 1970er-Jahren empört hatte, will die jetzige Generation der „weisen Alten“ nicht zugeben, dass sie in der Vergangenheit lebt. Sie geht davon aus, dass sie das Rad neu erfunden habe und dass die Revolution in ihrem Namen erfolgreich über die Bühne gegangen war. Jede weitere Innovation ist für sie nicht nur unergiebig, sondern beleidigend.
§
Apropos BBC: Ich bin eine große Freundin des britischen Fernsehens, gucke bei jedem Aufenthalt in UK ein Mehrfaches im Vergleich zu daheim und frage mich jedesmal, warum es diese und jene intelligente und gut gemachte Sendung nicht auch in Deutschland gibt (dass es sie wirklich nicht gibt, erfahre ich von Fernseher Herrn Kaltmamsell, selbst könnte ich das nicht beurteilen).
Aber selbstverständlich bestehen auch in Großbritannien bestimmte Genres vor allem aus Stereotypen und den immer ähnlichen Inhalten. Michael Spicer fasst zusammen:
“Half of British television always starts like this.”
4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 12. März 2023 – Sonntagsjoggen, -bügeln, -lesen“
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13. März 2023 um 11:39
“. Wir rentennahen (genau gesehen knapp nicht mehr) Babyboomer sind offensichtlich ganz ähnlich gestrickt.”
Ich sehe da eigentlich nur, dass es einige Boomer gibt, die dank erfolgreicher Berufskarriere und/oder Erbschaft einige tausend Euro in Rentenpunkte investieren können – und die vorzeitige Altersrente geniessen. Mein Anlage Tipp: Investitionen rund um das Thema Wohnsitz im Süden Europas.
15. März 2023 um 16:27
„Wohnsitz im Süden Europas“ – genau, die äquatorialen Regionen sind ja ein ganz heißer Tipp für die nächsten Jahrzehnte.
Äh ja. Was ich eigentlich sagen wollte: Danke für den Linktipp „Bringt mich doch gleich um“ Ich liebe es immer sehr, wenn jemand konfuse Gedanken, die ich schon lange im Kopf wabern habe in einen wohlformulierten Zusammenhang bringt.
16. März 2023 um 8:45
Ich bin mir sicher, von der angesprochenen finanziell privilegierten Zielgruppe um die 60 Jahre machen sich nur wenige Gedanken um den Klimawandel. Stattdessen um das eigene Klima und wie sie die ersten 10 Jahre im Ruhestand in klimatisch angenehmeren Regionen als Nord und Mitteleuropa verbringen können. Bevor sie wieder in die Heimatländern ziehen, wegen der besseren Gesundheitsversorgung.
16. März 2023 um 20:39
Ja, das ist vermutlich sehr richtig.