Journal Mittwoch, 12. April 2023 – Großfamilienurlaub 11: Wanderung um Sepúlveda, erste Abschiede
Donnerstag, 13. April 2023 um 8:09Im Mittelteil der Nacht einige Stunden tiefer Schlaf, drumrum Geräuschstörungen.
Kastilischer Sonnenaufgang.
Am Frühstückstisch die große Überraschung: Zum ersten Mal seit über drei Jahren hatte ich morgens Appetit, und zwar so richtig. Ich griff zum Rosinenkuchen, aß eine Tostada mit Jamón, eine mit Butter und Käse. Da sich in der Großfamilie das Kränkeln verbreitet hatte, war ich bereit, meine plötzliche Esslust nur zwei Stunden nach Aufstehen als schlimmes Symptom zu interpretieren. Zum Glück brach über den Tag keinerlei Krankheit aus.
Der Wetterumschwung kündigte sich mit ausgesprochen frischen Temperaturen an, Regen war aber erst für den frühen Nachmittag vorhergesagt. Zu dritt gingen wir also auf die Wanderung, die mich am Vorabend im Schnelldurchlauf bereits begeistert hatte: Senda de los dos ríos, hier die bebilderte Wanderbeschreibung unserer Unterkunft Posada San Millán.
Wir ließen uns zweieinhalb Stunden Zeit, gingen auch mal erkundend in Nebenwege, lernten viel – unter anderem, dass Sepúlveda (heute ca. 1.000 Einwohner*innen) im Mittelalter viel größer war, als die Stadt noch 15 Kirchen umfasste und in ihr die drei Religionen Christentum, Islam und Judentum koexistierten: Die alten Stadtmauern, die wir sahen, begrenzen ein Gebiet, das geschätzt doppelt so groß ist wie die verbliebene Altstadt.
Von innen und von außen: Eines der einstigen Stadttore mit Stadtmauer.
Besser spät als nie: Das Pflicht-Pärchenselfie zur Verlängerung der Touristenlizenz.
Durch Abzweigen in einen Nebenweg entdeckten wir ein weiteres Tal mit Gemüsegarten. Am Himmel ganz viele Schwalben, vorschriftsmäßig auch Geier, dazwischen Milane, bodennäher unter anderem Rotkehlchen.
Verfallendes ehemaliges (bis 1975) Elektrizitätswerk (fabrica de la luz), daneben Baustelle mit verwitternder Bautafel “Coto de pesca” – wir konnten nicht herausfinden, was sich dahinter verbirgt.
Ein weiteres ehemaliges Stadttor.
Erst auf den letzten Metern des Wegs begann es zu tröpfeln. Nach Einkäufen bei dem Panadero kehrten wir an der Plaza Mayor auf Café und Limo ein.
Schnelle Einkäufe, ich holte mir ein wenig Trinkjoghurt für gleich.
Im Hotelzimmer war von selbst die Heizung angesprungen, ein weiterer Beleg für die umwerfende Fürsorge des Wirts: Als wir angekündigt hatten, am Donnerstag würden nur drei von uns neunen frühstücken, weil alle anderen da schon abgereist sein würden, bot er erst Vorverlegung des Frühstücks auf sieben an (!<3!), nach Abwinken, weil niemand um diese Zeit frühstücksfähig sein würde, dann Zusammenstellung von Frühstückspaketen. Die Bruderfamilie lässt sich mit Obst versorgen. Für diese Unterkunft allein schon lohnt sich eine Reise nach Sepúlveda.
Herr Kaltmamsell hatte bereits gepackt: Ein deutlich früherer Rückflug als unserer machte es notwendig, dass er schon gestern zum Flughafen reiste und in der Nähe übernachtete. Wir brachten ihn gemeinsam zum Überland-Bus nach Boceguillas, tätigten dort im Supermarkt gleich unsere Lebensmitteleinkäufe für den Abend und zum Heimnehmen (einen Flug wird so eine süße Zwiebel ja wohl überstehen?).
Mit meinen Eltern fuhr ich noch nach El Olmo, woher meine großmütterliche Familie kommt und wo ich als Kind und Jugendliche im Ferienhaus meiner Yaya immer wieder Teile meiner Sommerferien verbrachte. Schön war dieses kleine Zeilendorf eh noch nie, jetzt klafften an einigen Stelle der Zeile Löcher, an anderen war gebaut worden.
Ausruhen und Aufwärmen im Hotelzimmer.
Posada von hinten (links).
Sepulvedaner Stillleben.
Da niemand gleichzeitig mit mir Abendessenshunger hatte, aß ich allein mein Töpfchen Hummus mit einer riesigen roten Paprika, sauer eingelegtes Gemüse und einen großen Teil der torta de anís aus der Panadería (Hefefladen mit Anis).
Nächtliches Verabschieden: Das Auto voll Familie würde Donnerstagmorgen sehr früh losfahren.
Im Bett Viet Thangh Ngyen, The Sympathizer ausgelesen – erleichtert, dass ich es hinter mich gebracht hatte: Nicht nur die detaillierten brutalen Szenen waren anstrengend und belastend, sondern auch so manche Erzähltechniken. Gleich das nächste Buch runtergeladen, eine Vormerkung war ideal getimet eingetroffen.
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Die Corona-Pandemie ist ein Booster für viele wissenschaftliche Forschungsfelder und ermöglichte zahlreiche neue Einsichten. Lars Fischer gibt in Spektrum einen Überblick:
“Impfstoffe, Maßnahmen, Varianten:
Die Lehren aus der Pandemie”.
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Bisschen lustig. Und keinerlei Parallelen zu irgendwelcher Verwandtschaft POR FAVOR!
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 12. April 2023 – Großfamilienurlaub 11: Wanderung um Sepúlveda, erste Abschiede“
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13. April 2023 um 8:37
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13. April 2023 um 9:22
Danke für die immer lesenswerten Berichte – ahora especialmente los de España – und heute auch für den Schmunzeltipp. Ich höre noch immer meine Schülerin dauerhaft sagen ich bin eine Estudentin !
Mit liebem Gruß
Gabriela
13. April 2023 um 17:03
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Gerne gelesen
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