Journal Montag, 24. April 2023 – Grauer Wochenstart

Dienstag, 25. April 2023 um 6:20

Ich war zu energischem Regenrauschen eingeschlafen, ich wachte zu energischem Regenrauschen aus. Bis zum Antritt meines Arbeitswegs hatte der Regen zwar aufgehört, doch uns stehen weitere kühle Tage in Grau bevor, ich griff wieder zu mehreren Schichten Kleidung inklusive Wolljacke fürs Büro.

Das Gute an diesem grauen und nassen Wetter (neben Wasser für Boden und Landwirtschaft): Ich überklicke recht ungerührt all die Werbung für Kleidung, die sich nur im Sommer tragen lässt. Netto sind das ja höchstens zwei Monate im Jahr, und für die bin ich mehr als ausreichend mit Sommerkleidung ausgestattet. Zudem weiß ich mittlerweile, wie traurig es mich macht, schöne neue Sommerkleidung im Schrank hängen zu haben und monatelang auf ihren Einsatz warten zu müssen.

Die Arbeit ließ sich diese Woche strukturiert an. Mittags gab es Pumpernickel mit Butter, außerdem eine Birne und Clementinen.

Der Nachmittag enthielt genauso wenig Aufregendes zu erzählen. Draußen gemischtes Aprilwetter mit vor allem Wolken, manchmal Regen, manchmal Sonne.

Vor meinem Bürofenster wuchs ein Gerüst. Dieser Tage werde ich auf demselben Stockwerk umziehen, aus praktischen Gründen zurück zu dem Arbeitsplatz, auf dem ich die ersten Jahre hier saß. Diese Art von Veränderungen mag ich ja, sie halten mich gelenkig.

Nach Feierabend Heimweg über Schokoladen-Einkauf, Bargeldholen bei der Bank (das immer seltener nötig ist: Bargeld brauche ich mittlerweile nur noch für Orte wie Marktstände, denn Corona hat selbst bei Bäckereien Kartenzahlung eingeführt, und Kleinbeträge wie für Mittagscappuccino zahle ich mittlerweile mit Handy-App – ich begrüße das), Körpercreme-Kauf im BodyShop unterm Stachus (jedesmal bange Annäherung, ob es ihn wohl noch gibt).

Daheim Yoga (nochmal die Flow-Folge vom Freitag), Blumengießen, Pediküre.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell das restliche Szegediner Gulasch vom Samstag, zum Nachtisch standen wieder reichlich Süßigkeiten zur Verfügung.

Das kommende, lange Woche mit Maifeiertag wird geplant, es gibt voraussichtlich ein Treffen mit Bloggeria aus Hamburg auf München-Besuch.

Früh ins Bett, um Almudena Grandes, Kleine Helden weiterzulesen, viele kleine Madrider Leben.

§

Johannes Franzen nimmt für die Zeit gründlich auseinander:
“Giftige Genies”.

Der Geniemythos hält sich hartnäckig in der Populärkultur unserer Gegenwart – auch in Medienfiguren wie Elon Musk. Aber warum bloß?

An der grundsätzlichen Idee des Genies und am Kult darum ist ja die Romantik schuld. Die aktuellen Auswüchse sind aber nochmal eine andere Größenordnung – zumal damit fast alles gerechtfertigt scheint:

Der Leiter einer Currywurstbude, der seine Mitarbeiter tyrannisiert, ist ein Arschloch, der Chef eines Dreisternerestaurants, der sich wie ein Berserker aufführt, wird als ein komplexes Genie gehandelt.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 24. April 2023 – Grauer Wochenstart“

  1. Wibke Ladwig meint:

    Die Kartoffelbauern hier unweit von Köln klagen indes, weil sie die Saatkartoffeln in dem klebenden, feuchten Boden nicht setzen können. Einige trockene, sonnige Tagen wären momentan dringend nötig.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ich verstehe inzwischen, Wibke Ladwig, warum Landwirte immer klagen: Es gibt kein Wetter, das für alles Angebaute perfekt ist.

  3. Croco meint:

    Gerade gestern habe ich auf ARTE ein Video gesehen, das sich auch mit dem Phänomen Chef im Dreisternerestaurant beschäftigt.
    Ich glaube, Genie und Ekelpaket sind soweit nicht auseinander.

    https://youtu.be/6PGT2ZBdZWU

  4. Sebastian meint:

    “Der Leiter einer Currywurstbude, der seine Mitarbeiter tyrannisiert, ist ein Arschloch, der Chef eines Dreisternerestaurants, der sich wie ein Berserker aufführt, wird als ein komplexes Genie gehandelt.”

    Made my day. Und während man vom Sterne-Arschloch nur spannend in der Zeitung oder auf Twitter liest, erlebt man den Tyrann in der Imbissbude live. Und geht nicht mehr hin.

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