Journal Samstag, 15. April 2023 – Schwimmen, Empanada-Fail

Sonntag, 16. April 2023 um 8:14

Ausgeschlafen, ins Grau aufgewacht, zumindest regnete es nicht.

Leider hatte jetzt auch in diesem Haushalt der zweite Strich des Corona-Tests zugeschlagen: Das letzte Urlaubswochenende muss ich separiert von Herrn Kaltmamsell verbringen. Noch hustete er lediglich ein wenig, fühlte sich ansonsten gesund. (Vorgriff auf Sonntag: Ich bin weiterhin negativ – was in vielerlei Hinsicht ein Glück ist, für meinen Arbeitswiedereinstieg muss ich wirklich dringend persönlich im Büro sein.)

Mit Bloggen und Tändelei (u.a. Vorteig für Brotbacken am Sonntag angesetzt) wurde es dann aber doch elf, bis ich zum Schwimmen loskam. Fürs Radeln brauchte ich Mütze und Handschuhe.

Schon als ich am Olympiabad schier keinen Parkplatz für mein Fahrrad bekam, ahnte ich es: Die Schwimmbahnen waren sehr voll. (Mag an der Sperrung des Übungsbeckens nebenan gelegen haben.)

Dennoch schwamm ich gut, erschrak nur hin und wieder bis zum Juchzer, wenn mich ein Schnellschwimmer beim Wenden scheinbar aus dem Nichts überholte. Sogar mein vorher zwickendes Kreuz rechts entspannte sich schon nach wenigen Bahnen. Ich dachte weiter über den Roman Alte Sorten nach; unter anderem fiel mir ein, dass die Figuren äußerlich fast nicht beschrieben werden (gut!) – von der einen erfahren wir nicht viel mehr, als dass sie besonders groß ist, von der anderen, dass sie besonders dünn ist.

Beim Heimradeln tröpfelte es, aber nicht zu schlimm. Semmeln beim Bäcker Wimmer geholt.

Zu Hause als Allererstes direkt Nasendusche: Es hatte beim Schwimmen gleich wieder gebitzelt, und nochmal drei Tage Chlorschnupfen wie beim letzten Mal wollte ich wirklich nicht.

Zum Frühstück gab es zwei Körnersemmeln. Anschließend ging ich nochmal raus: Einkaufen fürs Abendessen. Erst auf dem Heimweg fiel mir ein, dass es vielleicht schlau gewesen wäre, Vorräte für den Fall mitzunehmen, dass auch mich COVID-19 erwischt. Ich hatte keine Lust umzukehren, dann halt volles Risiko.

Nachtmahl bereitete ich zu: Empanada mit Hühnchen nach Simone und Inés Ortega, 1080 Rezepte. In der Füllung führte das Rezept wie so viele andere “1 EL frisch gehackte Petersilie” auf. Ich hatte diesmal keine eingekauft, weil ich in den nächsten Tagen keine Verwendung für den Rest habe. Solche Angaben gehen vermutlich davon aus, dass man nur kurz in den eigenen Garten geht? Auch dieser Hefeteig erwies sich als sehr unkooperativ.

TADAA! Empanada “Freddy Krüger”. Schmeckte so lala: Zu viel Teig für zu wenig Füllung, und diese (u.a. Hähnchenfleisch, Zwiebel, Chorizo, rote gegrillte Spitzpaprika) zu wenig würzig und saftig.

Also zurück auf Null. Sie haben nicht etwa ein erprobtes (!) Rezept für spanische Empanada?

Nachtisch wieder zu viel Osterschokolade.

Allein machte mir Nebenbei-Fernsehen überhaupt keinen Spaß, ich las statt dessen eine Geschichte, von der mir Herr Kaltmamsell bei Gelegenheit erzählt und die er auf meine Bitte gleich rausgekramt hatte: “Endspiel im Prosastadion” von Bill Pronzini & Barry N. Malzberg, Übers. Rüdiger Hipp, in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), Die besten Stories aus The Magazine of Fantasy and Science Fiction 58, Grenz-Streifzüge, München 1981. Das ist das alte Zeug, das bei Herrn Kaltmamsell meterweise rumsteht – und bei dem ich völlig verstehe, warum er es als gedruckte Bücher behält.

Er hatte die Geschichte erwähnt, als ich mal den Wunsch nach einem literarischen Wettschreiben äußerte, live und vor Publikum. Genau solch eines beschreibt diese Geschichte nämlich, sie heißt im Original “Prose Bowl” und ist aus der Perspektive eines der beiden Duellanten im Finale geschrieben. Er kann nach Münzwurf als erster aus zwei Vorgaben wählen, “Futuristisches Liebesabenteuer” oder “Krimi Mitte Zwanzigstes Jahrhundert”, beide schreiben nach Startschuss los – auf Papier und mit Schreibmaschine, ist ja schon 40 Jahre her. Alles wird in Echtzeit auf die Anzeigetafel des Stadions übertragen. Ziel des Wettkampfes ist es, als Erster 10.000 Wörter geschrieben zu haben. Es gibt Spielpausen, in denen ein Helferteam für Erholung sorgt, Fans mit Sprechchören, Strafpausen für “unannehmbare Ausdrucksweise” oder “Personenverwechslung”.

Geschrieben ist die Geschichte nicht besonders gut, doch mir gefiel, dass die Grundidee mal durchgespielt wurde.

Im Bett begann ich einen weiteren Roman von Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade. Er nahm mich sofort mit ins Wien Ende des 19. Jahrhunderts, Arenz kann wirklich schreiben.

Chlorschnupfen nicht ganz vermieden.

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Mary Quant ist mit 93 Jahren gestorben. Ein fachlicher Nachruf im Atlantic:
“The Not-So-Sexy Origins of the Miniskirt”.

Ihr zu Ehren nochmal das Foto von meinem einen Mary-Quant-Kleidungsstück.

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Das Techniktagebuch stellt die elektronische Blockflöte vor – und schon finde ich die Welt und zahlreiche Menschen darin wieder großartig!

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Samstag, 15. April 2023 – Schwimmen, Empanada-Fail“

  1. Birgit meint:

    Ich lese die Bücher von Ewald Arenz auch sehr gerne, mir gefällt die Art, wie er (be-)schreibt. Mein erster Roman von ihm war „Ein großer Sommer“, wurde mir von einer Buchhändlerin empfohlen mit den Worten: Der wird ihnen gefallen, wir sind ja alle ungefähr ein Jahrgang (es stellte sich heraus, dass wir zwei und der Autor tatsächlich Jahrgang 1965 sind). Der Roman führte mich zurück in die Sommer meiner Jugend so mit 15, 16 und ich habe jede Seite gedacht: ja, so war es und es war eine tolle Ferienlektüre letztes Jahr.

  2. brittbee meint:

    Von der Omma meines besten Freundes, seit 50 Jahren bewährt und fluffig/ saftig/knusprig:
    Für 1 Backblech
    750 gr Weizenmehl Typ 550
    2 Eier
    100 ml Olivenöl
    150 ml Lauw.Wasser
    1 Würfel frische Hefe
    1 TL Salz
    Nach Belieben Safranfäden
    Zum Bepinseln
    1 Eigelb
    etwas Milch

  3. Ilka meint:

    Für das Petersiliendilemma schlage ich (selbst-)gehackte Petersilie aus dem Tiefkühli vor. Bei Gelegenheit ein schönes Bund mitnehmen, hacken und in einem Glas einfrieren (ich nehme immer die leicht eckigen, meist von weißen Bohnen).
    Schönen Sonntag und gute Besserung für den Patienten
    Ilka

  4. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Vielleicht sollten Ihre Balkonhasenglöckchen ein Puschel Petersilie als Sidekick bekommen!?
    Einfach eine Topf Petersilie kaufen, ernten und genießen, den Wurzelballen teilen (sind oft zu eng gepflanzt) und auspflanzen. Wenn nicht geernten wird sieht das `Grünzeug` ja auch ganz hübsch aus.
    Schönen Sonntag Ihnen Beiden und gute Besserung an den Erkrankten.

  5. Cornelia meint:

    Empanada de vieras von Robin Food. Der Teig ist mit Maismehl und ist etwas schwierig su verarbeiten. die Zwiebel schneide ich in Halbringr, nicht in Würfel.

  6. Kathrin meint:

    Ich wünsche gute Besserung an Herrn Kaltmamsell!
    Vielen Dank für den Hinweis auf “Der Duft von Schokolade”. Dieses Buch kenne ich noch nicht. “Alte Sorten” und “Der lange Sommer” habe ich sehr gerne gelesen.
    Ich hoffe, dass der zweite Strich wegbleibt, sodass einem guten Arbeitsbeginn morgen nichts im Wege steht.

  7. Croco meint:

    Gute Besserung und schnelle Genesung an Herrn Kaltmamsell.
    Und bitte nicht anstecken! Das ist nix Schönes, diese Krankheit.

  8. Ulrike meint:

    https://amp.theguardian.com/lifeandstyle/2012/mar/18/spanish-recipes-exclusive-claudia-roden#2
    Auch in Claudia Rhoden: The Food of Spain
    Wir machen daraus keine empanaditas sondern eine große Pie. Es ist ein super Teig!
    Die Füllung lässt sich gut variieren: Kapern, Oliven, keine Eier,…. Statt die Paprika selber zu rösten, nehme ich geröstete aus dem Glas.
    Den Reisebericht habe ich sehr gerne gelesen. Danke!

  9. Ulrike meint:

    Gerade das Rezept im Guardian noch mal gelesen: die Füllung ist natürlich für eine große Pie zu wenig. Bei Bedarf reiche ich das Rezept für die Empanada aus dem Buch gerne nach!

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