Journal Sonntag, 9. April 2023 – Großfamilienurlaub 8: Bei der Verwandtschaft am Land

Montag, 10. April 2023 um 9:08

Nach mittelguter Nacht früh aufgestanden. Neun Menschen sortierten in der Madrider Ferienwohnung die Kücheneinrichtung auseinander, die aus vier Küchen zusammengeworfen worden war, zudem verbliebene Lebensmittel, neun Menschen packten Koffer.

Mit meinen Eltern und Herrn Kaltmamsell rollkofferte ich zur U-Bahn, die uns mit einmal Umsteigen (Nuevos Ministerios – woanders sind selbst die Namen von U-Bahnhöfen aufregend) zum Flughafen Barajas brachte, wo der reservierte Mietwagen für die Weiterfahrt auf uns wartete.

Zumindest so fast. Ich musste mich mit Autos befassen und nahm das übel, denn statt den reservierten Touran bekamen wir ein SUV-Monster. Das hätten wir sogar geschluckt, bis wir auf die Automatik-Schaltung stießen, die niemand von uns vieren konnte. Ich ging zurück ins Vermietungsbüro und erklärte den Umstand, bat mit Entschuldigung um ein Auto, wie wir es eigentlich reserviert hatten – nämlich ganz ausdrücklich mit Gangschaltung. Darauf mussten wir allerdings ein halbes Stündchen warten, dann saßen wir endlich in einem VW Touran und konnten mit unerwarteter Verspätung los.

Ein Foto dieser Bergkette nördlich von Madrid muss immer. In der Gegenrichtung nach Madrid sahen wir viel Stau: Rückreiseverkehr, denn mit Ostersonntag sind die Feiertage, Semana Santa, in Spanien vorbei.

In unserem Zielort Sepúlveda hatte ich uns in der Posada San Millan für die restlichen Tage des Großfamilienurlaubs Zimmer gebucht. Die Unterkunft stellte sich mit ihrer Fassade aus dem 12. Jahrhundert und Innenhof aus dem 14. Jahrhundert genau so malerisch, liebevoll eingerichtet und schön heraus, wie ich das erhofft hatte. Hier ein paar Bilder von der Ankunft und vom späten Nachmittag.

Rechts der Zugang zu zwei der vier gebuchten Zimmer.

Ausblick aus unserem Zimmer.

Gemeinschaftsraum mit Tür zur Terrasse.

Nach kurzem Auspacken und Besorgung von Pastelitos zum Nachtisch fuhren wir zum noch größeren Familientreffen ins nahegelegene El Olmillo (Übersetzung des Dorfnamens ca. Ülmchen). Wir bekamen einen ungeheuer herzlichen Empfang von der Verwandtschaft, deren engste Verbindung der Cousin meines Vaters ist, der aber immer schon einer der Teile war, mit dem wir in Spanien die herzlichste Verbindung hatten.

Am Dorfeingang stand die einladende Familie als Empfangskommittee, und dann ging es in einen ummauerten Hof, der einst ein Kuhstall gewesen war (wir bekamen alle Details des Vorher und Nachher erzählt) und in dem man eine lange Tafel für uns insgesamt 25 Personen gedeckt hatte. Es folgten Stunden mit Unterhaltung, Scherzen und Gelächter, mit wundervollem Essen: Als Vorspeisen Jamón, Chorizo, Salchichón, Queso, Tortilla (Kartoffeln selbst angebaut, Eier von den eigenen Hühnern), dann Cochinillo (ganz kleines Spanferkel) angeliefert aus einem Bäckerofen und Salat, die Veganer bekamen liebevolle Gemüsegerichte. Ich aß sehr reichlich, trank dazu Rotwein aus der nächstgelegenen Weinregion Ribera del Duero (und war vor allem später erstaunt, wie gut ich dieses daytime drinking wegsteckte). Nachtisch Obst (unter anderem wundervolle reife Ananas) und selbst gebackene Torte.

Es wurde mit kleinen Kindern gespielt (Erinnerung, wie toll es für mich als Kind bei Familienfeiern immer war, wenn sich ältere Cousins/Cousinen zum Mitspielen animieren ließen), man glich reihum Erinnerungen an frühere Treffen und längst verstorbene Verwandtschaft ab. Den landwirtschaftlichen Teil der Familie hätte ich gerne gründlich ausgefragt nach Landwirtschaftlichem, aber das war nicht die passende Gelegenheit. Zumindest erfuhr ich, dass die Trockenheit ein großes Problem ist (in einer Gegend, die schon immer zu den trockensten Spaniens gehörte), und dass gerade jetzt im April Regen sehr wichtig wäre.

Bevor wir uns verabschiedeten, zeigte uns die gastgebende Großcousine noch ihr modernisiertes Wohnhaus – und heimische Frauen-Trachten in ihrem Besitz, der älteste Rock aus schwerem grünen Stoff, im Bund stark gereiht, gehörte einst der Großmutter der Gastgeberin, die selbst längst Großmutter ist.

Eine aktuelle Festtagstracht, reicht bestickt, in der auch Jota getanzt wird. Ganz oben eine Mantilla aus Samt und Seide.

Nach einem Foto der gesamten Festgesellschaft fuhren wir beseelt und erschöpft zurück nach Sepúlveda und ins Hotel.

Ich war nicht die einzige, die noch dringend Bewegung brauchte, so machte sich die Hälfte der Reisegruppe auf einen Spaziergang.

Erster Blick in die Hoces del Duratón. Dass es so trüb aussah, lag am Calima, dem Nebel aus Nordafrika.

Hier oben gab es auch einen Fitnesspark mit Freiluftgeräten, damit spielten wir eine Weile. Weitere Spazierschritte, bis es dunkel wurde. Einige hatten sogar noch die Energie für ein Einkehren (ich nicht, ich musste ja auch noch den Tag verbloggen).

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Sonntag, 9. April 2023 – Großfamilienurlaub 8: Bei der Verwandtschaft am Land“

  1. Croco meint:

    Wie toll! Ich bin begeistert.
    Das Hotel ist traumhaft, die lange Tafel, die Landschaft und erst die Tracht. Ich glaube, da hast Du vieles mit nach München gebracht, die Freude an der Landschaft und an besonderer Kleidung zum Beispiel.

  2. Sigrid meint:

    Das ist wirklich traumhaft – insbesondere das Hotel, aber auch die Landschaft drumrum.

  3. Thea meint:

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  4. Nadine meint:

    Automatikschaltung – wenn ich meiner Schwiegermutter das Auto einparke, muss sie immer für mich schalten. Ich dachte vorher immer, dass man bei Automatik gar nicht schalten muss…

  5. TomInMuc oder Tomate meint:

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    Gerne gelesen

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