Archiv für April 2023

Journal Samstag, 22. April 2023 – Touristengucken im Englischen Garten

Sonntag, 23. April 2023

Mir waren Ausschlafen (mittelgut, zu viel Alkohol am Vorabend) und Schwimmen wichtiger, der Theresienwiesenflohmarkt 2023 musste auf mich verzichten.

Das Wetter strahlte sensationell, als ich vormittags mit dem Radl zum Schwimmen im Olympiabad aufbrach, roch ich herrlichste Frühlingsdüfte.

Im Olympiabad war bei Weitem nicht so viel los wie vor einer Woche, ich schwamm nahezu ungestört (nur beim Wenden immer wieder behindert von Menschen, die das Schwimmbad zum Am-Rand-Stehen besuchen), und da das gestern sehr wenig Kraft kostete und keine Mühe bereitete, gleich mal 3.300 Meter.

Das Dantebad wird leider erst Mitte Mai wieder öffnen, ich freue mich schon ungeheuer auf Bahnenziehen unter freiem Himmel. Bis dahin halt Olympiabad, ist ja auch sehr schön. (Aber ohne Sonne, vor einem Jahr sah man auf meinem Rücken bereits deutliche Bikinistreifen vom Draußenschwimmen.)

Auf dem Heimweg (keine Jacke mehr nötig) besorgte ich Frühstückssemmeln beim Wimmer, kurz vor zwei aß ich bei offener Balkontür zwei Körnersemmeln mit Butter und Marmelade, ein Stück kastilischen Käse, außerdem Mandarinen mit Dickmilch.

Das herrliche Draußen verdiente Beachtung, mit Herrn Kaltmamsell ging ich Touristengucken im Englischen Garten.

Sehr viele Menschen bereits auf dem Weg zum Hofgarten.

Im Englischen Garten ging es dann erwartungsgemäß zu wie im Madrider Retiro, er wuselte von einem bunten Gemisch aus Müncher*innen und Besuchsvolk.

Es war aber auch zu schön dort.

Nach zwei Stunden Spaziergang wanderten wir wieder über den Marienplatz heim, darauf gerade dicht viele Touristen, die in die gleiche Richtung guckten: Es war fünf, das Glockenspiel am Rathaus drehte sich und klingklongte.

Herr Kaltmamsell machte sich umgehend an die Zubereitung des Nachtmahls: Der Ernteanteil hatte wieder Sauerkraut enthalten, ich wünschte mir eine Wiederholung des köstlichen Szegediner Gulaschs.

Ich wiederum tätigte abschließende Handgriffe des Großfamilienurlaubs: Sortieren der Fotos. Herr Kaltmamsell hatte eine Online-Lösung recherchiert, mit der alle ihre Bilddateien an einem Ort hoch- und runterladen können, ohne Konto- oder Anmeldezwang. Es wurde Nextcloud, ich stellte eine Auswahl meiner Aufnahmen zusammen und lud sie hoch.

Köstliches Szegediner Gulasch war wieder köstlich. Reichlich Osterschokolade zum Nachtisch. Draußen bewölkte sich der Himmel wieder, Schluss mit sonnigem Frühling.

Früh ins Bett, weil ich zum einen richtig müde war, zum anderen einen neuen Roman angefangen hatte, diesmal wieder aus der Onleihe der Münchner Stadtbibliothek: Almudena Grandes, Roberto de Hollanda (Übers.), Kleine Helden. Er nahm mich mit ins heutige Madrid und zu den ganz durchschnittlichen Bewohnerinnen und Bewohnern eines Stadtviertels, die gerade aus ihren Sommerferien zurückkommen. Ins fast heutige Madrid, denn der Roman spielt in der Mitte der Zehnerjahre, damit vor Corona und noch mitten in den Folgen der Finanzkrise.

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Ein großes Vorbild hat sich verabschiedet.

“Barry Humphries (Dame Edna to You, Possums) Is Dead at 89”.

A stiletto-heeled, stiletto-tongued persona who might well have been the spawn of a ménage à quatre involving Oscar Wilde, Salvador Dalí, Auntie Mame and Miss Piggy, Dame Edna was not so much a character as a cultural phenomenon, a force of nature trafficking in wicked, sequined commentary on the nature of fame.

(…)

In her stage and TV shows, written largely by Mr. Humphries, Dame Edna typically made her entrance tottering down a grand staircase (Mr. Humphries was more than six feet tall) in a tsunami of sequins, her hair a bouffant violet cloud (she was “a natural wisteria,” she liked to say), her evening gown slit to the thigh to reveal Mr. Humphries’s surprisingly good legs, her body awash in jewels, her eyes agape behind sprawling rhinestone glasses (“face furniture,” she called them).

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Wenn Sie sich nicht zum Joggen aufraffen können, liegt das nur daran, dass Ihre Freunde sich nicht genug angestrengt haben.

Journal Freitag, 21. April 2023 – Frühlingseinbruch und Grie Soß

Samstag, 22. April 2023

Bereits das erste Licht des Tages kündigte Wetterverbesserung an.

Allerdings nur für zwei Tage, dann geht’s zurück zu grau und kalt. Ich versuchte gestern also so viel Frühling wie möglich einzufangen.

Der Weg in die Arbeit ließ mich dann kurz zweifeln, ob das Weglassen von Pulli unterm Winterkleid klug gewesen war.

Doch schon beim Aufbrühen meiner Kanne Verbene-Tees kam sie, die Büro-wärmende Sonne. Allerdings schaffte ich nach sehr Langem, mir einen Spreißl in einen Finger zu rammen, aus dem Bambusspießchen, das mir als Teebeutelhalter dient. Also erst mal fieseliger Pinzetteneinsatz.

Zum Mittagscappuccino spazierte ich ins Café Colombo, das Herz voller HACHZ.

Auf dem Rückweg kam mir eine sehr wahrscheinlich fürs Zuckerfest aufgebrezelte Familie entgegen, Damen wie Herren außerordentlich fesch, Teile sahen aus wie Tracht aus Herkunftsländern. Und sie hatte eine bockig in Jeans schlurfende, ungekämmte Teenagerin im Schlepptau, was mich erheiterte. (Leitkultur Pubertät?)

Selbst erzeugte ich Double Takes durch mein gestriges Styling.

Mittagessen zurück am Schreibtisch (Fenster gekippt!): Apfel, Pumpernickel mit Butter, Birne.

Ich machte sehr pünktlich Feierabend, um hinaus in den Frühling zu kommen.

Kurzer Einkauf im Edeka Schwanthaler Forum, eine der wenigen verbliebenen Quellen für Dickmilch – die fürs Nachtmahl benötigt wurde.

Mehr aufgebrezelte Bayram-Spaziergruppen um die Theresienwiese, auf der das Frühlingsfest ausgebrochen war, mit viel Cosplay-Volk drumrum.

Zu Hause ein wenig Räumen, eine Folge Yoga-Gymnastik, dann stieß ich mit Herrn Kaltmamsell aufs Wochenende an.

GinTonic aus Gin, der mit Kakaobohnen und Vanille aromatisiert war, drüber beigelegte Kakaobohnen-Splitter. Schmeckte ungewohnt und gut, die vom Hersteller empfohlenen frischen Himbeeren kann ich mir ausgezeichnet dazu vorstellen.

Bald gesellte sich der Übernachtungsbesuch zu uns und stieß mit an.

Nachtmahl war Grie Soß, lang schon für diesen Freitagabend geplant, jetzt passend zum Frühlingseinbruch, klassisch nach einem Rezept des Übernachtungsgastes mit frisch gekochten Eiern und Kartoffeln aus Ernteanteil. Wieder eine ganz besondere Köstlichkeit, ganz oben auf meiner ewigen Lieblingsessensliste. Im Glas ein feiner Riesling: Deidesheimer Herrgottsacker 2017 Reichsrat von Buhl.

Der Gast erzählte von seiner abenteuerlichen Anreise (weil gestern Bahnpersonal streikte, war er schon am Donnerstag gestartet), Herr Kaltmamsell und ich erzählten vom Großfamilienurlaub in Spanien.

Zum Nachtisch gab es Stracciatella-Eis mit Eierlikör, abschließend noch uralten spanischen Brandy.

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Wie sollen Klimaaktivist*innen denn protestieren? Kritische Stimmen antworten dann gern: Gezielt sachbezogen, kreativ, schadlos.

Stellt sich heraus: Wenn sie genau das tun, zum Beispiel mit einer riesigen Aktion in Göttingen – berichtet niemand. Aktivist*innen hatten ein halbes Jahr lang eine Ausstellung konzipiert, mit 35 Leuten das Museum Forum Wissen gekapert und alles aufgebaut. Das Museum war überrumpelt, ließ sie aber gewähren, schrieb darüber sogar im eigenen Blog.
“‘Forum Handeln’ – konstruktiver Klimaprotest im Forum Wissen”.

Äußerst frustrierend ist aus Sicht der Aktivist*innen allerdings, dass die Medien kaum berichtet haben. Tatsächlich waren auf ihre Initiative zwei Fernsehteams vor Ort. Als diese jedoch feststellten, dass die Aktion komplett friedlich verlief, zogen sie unverrichteter Dinge ab.

Klebt weiter, Leute, klebt weiter!

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Katatonik erzählt von einem Theaterabend:
“Ophelia’s Got Talent (Holzinger, Volkstheater, 19.4.2023)”.

An dieser Passage bleibe ich hängen:

Selbstermächtigung durch körperliche Arbeit und Selbstkontrolle, eine Macht, die aber auch an Selbstzerstörung grenzt, in Selbstzerstörung kippen kann.

Eine mögliche Wurzel meines Vergnügens an sportlicher Bewegung mag die Selbstermächtigung in einem System sein, das mir nie eine Chance auf unbefangenen Umgang mit der eigenen Körperlichkeit einräumte. Sei es durch “du könntest so eine schöne Figur haben, wenn du abnehmen würdest” in der Kindheit mit Dauerdiät, sei es durch die Körper-, Leistungs- und Schönheitsideale der Gesellschaft, omnipräsent in Medien und Köpfen. Das würde erklären, warum es mich damals existenziell traf, als die kaputte Hüfte mir Sport unmöglich machte.

Man könnte sagen, dass für Frauen immer ein Publikum bleibt, eine Beobachtungsinstanz, die der Kraftausübung Grenzen setzt, im produktiven wie im destruktiven.

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Apropos Ermächtigung. Die British Vogue-Ausgabe Mai 2023 hebt Menschen aufs Cover, die man im Modezirkus sehr selten als Models sieht.
“‘Nothing Is More Fashionable Than Inclusivity’: Sinéad Burke Introduces British Vogue’s May 2023 Cover Stars”.

Journal Donnerstag, 20. April 2023 – Die Schönheit des Kopfsalats

Freitag, 21. April 2023

Jetzt wäre mal wieder eine Nacht mit tiefem Schlaf recht, ich merke an wachsender Erschöpfung, dass ich derzeit nur leicht schlafe und immer wieder fast aufwache.

Noch ein kalter, regnerischer und grauer Tag, auf dem Weg ins Büro wurde ich angeregnet. Mit Blick auf die angekündigten 9 Grad Höchsttemperatur hatte ich unters Winterkleid ein warmes Shirt und dicke Strumpfhosen angezogen, doch die Heizung im Büro tat gar nichts: Ich saß bereits vormittags wieder im Woll-Janker am Schreibtisch. (Und hätte fast wieder den Fehler begangen, als ich nach zusätzlichem heißen Vormittags-Cappuccino erstmals warme Hände hatte, den Janker abzulegen.)

Zu Mittag gab es Apfel, Mango mit Joghurt, Orange.

Nachmittags gab es Emsigkeit und Kopfschütteln.

Auf dem jetzt trockenen Heimweg ein paar Brotzeiteinkäufe, ich gönne mir wieder eine Phase mit Pumpernickel.

Yoga-Einheit war wieder Adriene “Move”, Folge 3 vom Vortag, diesmal fühlte sie sich nicht ganz so anstrengend an. (Dass ich mir von Chaturanga Dandasana, der Stabhaltung, anscheinend leichten Muskelkater im Trizeps geholt hatte, obwohl das für mich eine Routine-Haltung geworden ist, ist schon arg seltsam.)

Zum Nachtmahl gab es nach drei Wochen Pause wieder Ernteanteil: Herr Kaltmamsell machte Spinat mit Kichererbsen und Rauchpaprika.

Und das ist der wunderschöne erste Kopfsalat des Frühlings vom genossenschaftlich eigenen Acker – eine Pracht. Ich machte ihn zusammen mit der Hand voll Ruccola aus Ernteanteil mit Zitronensaft-Vinaigrette an, köstlich. Wer glaubt, Kopfsalat schmecke nach nichts, hatte noch nie einen guten.

Räumen und Machen in der Wohnung, am Freitag kommt ein Übernachtungsgast.

Früh ins Bett (aus Organisationsgründen bereits Herrn Kaltmamsells), dort las ich Der Duft von Schokolade von Ewald Arenz aus – das Ende nicht ganz so geglückt wie der Rest des Romans.

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Wenn du einen so prägnanten Filmstil hast, dass Menschen ihren Alltag damit aufzeichnen können. Ein Twitter-Thread mit Tiktoks im Stil von Wes Anderson.

Journal Mittwoch, 19. April 2023 – Galette und Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 20. April 2023

Wieder unruhig und leicht geschlafen, bin sofort bereit, das Arbeitsleben als Ursache anzuführen.

Die gute Nachricht des Morgens: Herr Kaltmamsell kehrte zum einstrichigen Corona-Test zurück.

Noch ein grauer Tag, zumindest kam ich trocken ins Büro.

Münchner April 2023.

Am dritten Arbeitstag nach Urlaub war mir wieder ein Rhythmus möglich, der mir Mittagscappuccino erlaubte.

Die Gollierstraße lieferte Frühling.

Ich testete die neuen Inhaber des einstigen Beaver Coffee, jetzt Stray.

Guter Cappuccino, ich komme wieder.

Mittagessen am Schreibtisch: Granatapfelkerne mit Hüttenkäse und Joghurt.

Um die Hilfe eines kleinen Fingers gebeten, die ganze starke Hand bekommen – schön, dass das durchaus auch vorkommt.

Nachmittags regnete es immer wieder, auch heftig, das hielt bis zum Abend ab.

Für meinen Heimweg brauchte ich also Schirm. Ich holte geänderte Sommerkleidung vom Schneider, kaufte im Vollcorner Lebensmittel ein.

Zu Hause eine weitere Folge Yoga, wieder überraschend anstrengend (war ich beim ersten Durchturnen von “Move” Mitte 2022 fitter?), auch diese werde ich wiederholen.

Zum Abendessen machte Herr Kaltmamsell Galette, wir hatten ja noch Buchweizenmehl.

Wie bei allen Pfannkuchen war das erste Exemplar Opfer für die Götter. Die weiteren Exemplare schmeckten ganz hervorragend, meine bisher liebste Anwendung von Buchweizenmehl. Dazu hatte ich aus Portulak vom Süpermarket Verdi (sieht ganz anders aus als unser Portulak vom Kartoffelkombinat, den man mit Stumpf und Stiel esssen kann, duftet auch anders) und Joghurt angelehnt an ein türkisches Rezept Salat gemacht, eine rote Paprika freestyle reingeschnippelt.

Nachtisch mazapán und Osterschokolade.

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Den individuell flexiblen Umgang mit Wissenschaft habe ich in vielen Gesprächen erlebt: Von “Die Wissenschaft weiß halt auch nicht alles!” (Ja, Schatz, das definiert Wissenschaft und Forschung sogar.) bis zu “Aber das ist wissenschaftlich erwiesen!” (Ja, Schatz, dieses Detail ist wissenschaftlich abgesichert, aber nicht die Schlüsse, die du ganz unwissenschaftlich daraus ziehst.)

Florian Aigner fasst gut zusammen:
“Wissenschaft wird überschätzt – und unterschätzt”.

Es ist paradox: Wir leben in einer Zeit, in der man der Wissenschaft entweder alles zutraut oder überhaupt nichts zutraut. In der man sich von der Forschung einerseits sagenhafte Wunderdinge erwartet und sie andererseits lächerlich macht – je nachdem, was gerade besser ins eigene weltanschauliche Konzept passt. Beide Extreme sind selbstverständlich falsch. Wir brauchen dringend ein realistischeres Bild davon, was Wissenschaft und Technik leisten können und was nicht.

via hmbl

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Womit sich Herr Kaltmamsell in seinen sehr, sehr, sehr vielfältigen Interessen auch beschäftigt:
“The Painting
A weird space story”.

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Never underestimate the Niedlichkeit (von 1994).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/a8RFignlzaM

via @kid37

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Bestes Amselfoto.

Journal Dienstag, 18. April 2023 – Viel Arbeit, neue Urlaubspläne

Mittwoch, 19. April 2023

Ein wenig unruhige Nacht, weil ich einen undurchsichtigen Posten Arbeit auf Dienstag geschoben hatte und mein Hirn bereits nach Lösungsansätzen suchte.

Auf dem Weg in die Arbeit wurde es fast ein wenig hell.

Frühlingsfest ist bereits aufgebaut, hiermit die Terminerinnerung:
Am Samstag, 22. April, findet der riesige Flohmarkt auf der Theresienwiese statt.

In der Arbeit gleich mal hohe Schlagzahl, aber mir fielen Lösungen ein.

Mittags marschierte ich unter grauem Himmel zum KVR, holte neuen Personalausweis und neuen Reisepass ab. Auf dem erzwungenen neuen Foto mag mich vielleicht eine Maschine erkennen, ein Mensch wahrscheinlich nicht. Fußmarsch zurück, die Bewegung tat mir mal wieder besonders gut.

Zurück am Schreibtisch hastig runtergeschlungenes Mittagessen: Scheibe Brot und zwei Orangen.

Dann weiteres Wegackern vieler, vieler kleiner Dinge. Leichtsinnig im Vorbeigehen Hilfe angeboten, beim Griff nach der ganzen Hand aber ganz schnell den kleinen Finger wieder weggezogen.

Diesmal war ich erst kurz nach vier fix und fertig, doch auch diesmal war noch viel Arbeit für den Tag übrig, tse.

ABER! (Wie ich in jeder Lage immer noch ein ABER! finde.) I can haz 49-Euro-Deutschlandticket als Jobticket, und zwar ab Juni. 25,72 Euro pro Monat für allen Nahverkehr und Öffis? Aber ja, da ist mir wirklich die Amortisierung im Einzelmonat wurscht, we call it Mischkalkulation.

Auf dem Heimweg Einkäufe nach Langem mal wieder beim Süpermarket Verdi, unter anderem Salat für die nächsten beiden Abendessen.

Zu Hause nochmal die Yoga-Folge 2 aus Adrienes “Move”, wie anstrengend so ein lange gehaltener Ausfallschritt sein kann.

Hübsches Nachtmahl, trotz immer noch sichtbarem zweiten Strich bei Herrn Kaltmamsell am selben Tisch gegessen (alles andere wäre bei diesem Gericht auch ausgesprochen umständlich gewesen).

Nein, das sind keine Kartoffeln: Herr Kaltmamsell hatte Tomatensemmelchen mit Ofenkäse gebacken. Dieses Genre ging vor vielen Jahren mal durch die Foodblogs, jetzt hatten auch wir das Gericht. Frischer Hefeteig ist immer gut, als Käse hätte ich mir allerdings einen würzigeren gewünscht. Auf den Tellern dazu Ruccola mit roter Paprika.

Nachtisch wieder allein: Osterschokolade. Nur ein bisschen zu viel.

Schon im vergangenen Urlaub hatten Herr Kaltmamsell und ich beschlossen, dass wir sein Sabbatjahr für eine weitere dreiwöchige Reise außerhalb der bayerischen Sommerferien nutzen wollen (das war ja mein geheimer Zweck der ganzen Aktion). Ich fand in meinem Kalender Ende Juni / Anfang Juli drei Wochen ohne Schöffinnenverpflichtung und andere Herzenstermine, bekam sie als Urlaub genehmigt, dann verdrängten wir einstweilen unseren Brexit-Groll und begannen die Planung einer zehntägigen Wanderung in den Cotswolds mit anschließender Woche in Brighton. Vorfreude setzte umgehend und heftig ein.
(Ob wir uns das finanziell leisten können, fragen wir uns übrigens gar nicht. Gehen halt Ersparnisse drauf, bleibt weniger fürs Alter, aber wer kann schon sagen, ob wir in der Rente noch fit genug für solche Vergnügen sind.)

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Mal wieder alte Fotos.

Vor zehn Jahren. Den Wildledermantel und das Halstuch trage ich immer noch.

Vor 20 Jahren auf der Queen Elizabeth 2 bei der Überfahrt von Southampton nach New York.

Von vor 30 Jahren habe ich diesmal kein Foto gefunden.

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Den Küchenumbau von @katha hatte ich damals über Monate live (also über Twitter und instagram) mitverfolgt. Mir war allerdings nicht klar, dass ihre gesamte Wohnung in Wien umgebaut wurde. Das erfuhr ich aus einem Artikel im Standard:
“Wohngespräch
Seiser und Lamnek: ‘Für die Kochbücher brauchten wir ein statisches Gutachten'”.

Journal Montag, 17. April 2023 – Kommunikationserfolg

Dienstag, 18. April 2023

Das mit dem Vorarbeiten für Nachtschlaf funktionierte: Nicht mal nach dem Klogang setzte ein Sorgenkarusell ein.

Zeitung war im Briefkasten und auf dem Zettel daran eine Antwort:

Das ist dann wohl auch künftig unsere Kommunikationsform für temporäre Abbestellungen.

Der Morgen war hochneblig grau und kalt, laut Vorhersage keine Aussicht auf Besserung vor Freitag.

Im Büro erwartete mich das Erwartete mit nur wenig Unerwartetem. Am Vormittag verarbeitbarer Wahnsinn, die Korridore der Abteilung wegen einiger aktueller Messen ohnehin leer. Neben heftigem Wegarbeiten war Tag der Bizarro-Anrufe.

Zu Mittag gab es selbst gebackenes Brot und Birnen.

Auch am Nachmittag emsiges Wegarbeiten. Eigentlich war ich schon um halb drei erledigt für den Tag. Aber die Arbeit halt nicht.

Gegen Feierabend sah ich sogar kurz mal die Sonne, doch beim Verlassen des Bürohauses erwischte mich ein Regenschauer. Als daraus schmerzhafter Graupel wurde, stellte ich mich erst mal unter und guckte meditativ in Pfützen.

Lebensmitteleinkäufe auf dem Heimweg, Herr Kaltmamsell fällt weiterhin mit zwei Strichen aus. Diese hinderten ihn aber nicht daran unser Abendessen zuzubereiten: Spaghetti mit frischen Champignons in Rahm – köstlich. Während seines Kochens hatte ich eine Folge Yoga geturnt, bei aller scheinbaren Einfachheit ganz schön anstrengend – mache ich nochmal.

Nachtisch spanisches Marzipan und Ostersüßigkeiten.
Ich holte mir online beim Bürgeramt einen Termin zum Abholen meines Personalausweises und Reisepasses gleich Dienstagmittag, meldete mich außerdem auf eine Erinnerungs-Mail hin als Wahlhelferin für die bayerische Landtagswahl. Eigentlich fehlt mir nach Wahlhilfe bei jeder Art von Wahl noch der Einblick ins Briefwahl-Auszählen in großer Halle, doch das verschob ich nochmal.

Auch hierfür Werbung: Ich empfehle sehr, mindestens einmal im Leben bei einer Wahl geholfen zu haben, um einen persönlichen Eindruck von Sorgfalt und Aufwand bei dieser Grundlage unserer parlamentarischen Dekomkratie zu bekommen. Münchner*innen können sich hier beim Wahlamt anmelden; dort finden Sie auch weitere Informationen zu den verschiedenen Ämtern und zum Ablauf. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Wahlhilfeschulung in München sehr gut ist. (Und dass man beim Wahlhelfen meist interessante Menschen im Team kennenlernt, unter anderem Leute, die bei der Stadt arbeiten.)

Journal Sonntag, 16. April 2023 – Mehr graue Kälte, Abschied vom Urlaub

Montag, 17. April 2023

Geweckt vom Wecker, damit ich vor Isarlauf noch Brotbacken unterbrachte. Es wurde dieses Dunkle Bauernbrot, allerdings mit Kneten (Eigennotiz von vorherigem Backen), und da ich meinem Sauerteig-Ansatz trotz Auffrischens nicht ganz traute, mit einer Prise Trockenhefe im Endteig.

Beim Falten mal wieder Kampf mit Klebrigkeit – vielleicht sollte ich wirklich mal einen Kurs zu Stretch&Fold machen.

Draußen war es grau und regnerisch. Ich bin froh um die zwölf Tage Frühlings-Vorschuss in Spanien, hier hätten meine drei Wochen Urlaub nur aus Schnee, Regen und Grau bestanden.

Damit ich noch vor zwölf zu meinem Isarlauf kam, übernahm Herr Kaltmamsell die Beaufsichtigung des eigentlichen Brotbackens, ich sprang hinaus über den Alten Südfriedhof an die Wittelsbacherbrücke, der Regen hatte aufgehört.

In Thalkirchen sah ich die ersten Schwalben der Saison, an der Holzbrücke sogar in großen Mengen.

Paradies für Bärlauchfreundinnen (zu denen ich nicht gehöre, ich finde den Nachgeschmack und -atem grässlich).

Der Körper machte gut mit, mein Hirn überraschte mich mal wieder: Statt wie erwartet die Unmengen Urlaubseindrücke zu verarbeiten, plante es den ersten Arbeitstag vor und strukturierte den Vormittag kleinschrittig (es sind zwei startende Menschen zu organisieren). Holte dann aber auch Bilder aus dem Harz hervor, die Tage dort sind auch noch nicht ganz verarbeitet.

Das frische Brot wurde mein Frühstück nach einem Apfel. Es war ein wohlschmeckendes Brot geworden, nur mit seiner wilden Porung und der dicken Kruste nicht das vom Rezept angepeilte Ergebnis. Ich fasste den Vorsatz, wieder öfter Brot zu backen und den Sauerteig öfter aufzufrischen, um mehr Routine und Kontrolle übers Ergebnis zu bekommen.

Ein Stündchen Bügeln, um möglichst wenig Lasten in die Arbeitswoche mitzunehmen.

Dabei dieser Ausblick auf den Park.

Herr Kaltmamsell isolierte sich weiter in seinem Zimmer, weiterhin mit nur etwas Husten.

Und dann halt doch: Arbeitsrechner hochfahren, E-Mails sichten und sortieren. Ich wusste sehr genau, was am Montag ohnehin auf mich zukommen würde, für das Sichten von drei Wochen E-Mails würde keine Zeit sein. (Und für die Software-Updates samt mehreren Neustarts, die der Rechner mir gestern auch gleich aufzwang.) Nach zwei Stunden war ich durch. Beim letzten Urlaub konnte ich mir so guten Nachtschlaf vor erstem Arbeitstag verschaffen und die Stunden Anfangspanik umgehen – TFU TFU TFU.

Zur Erholung turnte ich Yoga, nochmal die erste Folge von Adrienes “Move” (minus die ersten vier Minuten Besinnlichkeit, ahem).

Das Nachtmahl bestand aus Resten: Empanada, Brot mit Majo und eingelegten roten Paprika, spanische Kekse, Osterschokolade.

Zettel an den Briefkasten geklebt: “Süddeutsche Zeitung JA!” Mit Smiley. Vielleicht hilft auch diesmal die direkte Kommunikation mit dem Austräger.

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Lea Scholz hat für Krautreporter recherchiert (unter anderem bei den Bettelnden selbst):
“Geld oder Brot: Wie helfe ich bettelnden Menschen am besten?”

Westerholt [leitet den Bereich Integration und Beratung der Caritas in Köln] warnt aber davor, organisiertes Betteln mit Einwanderung zu verwechseln: „Auf unseren Straßen betteln viele Menschen, die aus anderen EU-Ländern kommen. Sie gehören deshalb nicht gleich zu einer Betrugsmafia – auch nicht, wenn sie untereinander vernetzt sind.“ Wer in einem fremden Land ist, nicht arbeitet, keine Unterbringung hat und wenig Deutsch spricht, tut sich mit seinen Landsleuten zusammen – etwa um aufeinander aufzupassen. „Auf der Straße kann das überlebenswichtig sein.“