Archiv für April 2023

Journal Samstag, 15. April 2023 – Schwimmen, Empanada-Fail

Sonntag, 16. April 2023

Ausgeschlafen, ins Grau aufgewacht, zumindest regnete es nicht.

Leider hatte jetzt auch in diesem Haushalt der zweite Strich des Corona-Tests zugeschlagen: Das letzte Urlaubswochenende muss ich separiert von Herrn Kaltmamsell verbringen. Noch hustete er lediglich ein wenig, fühlte sich ansonsten gesund. (Vorgriff auf Sonntag: Ich bin weiterhin negativ – was in vielerlei Hinsicht ein Glück ist, für meinen Arbeitswiedereinstieg muss ich wirklich dringend persönlich im Büro sein.)

Mit Bloggen und Tändelei (u.a. Vorteig für Brotbacken am Sonntag angesetzt) wurde es dann aber doch elf, bis ich zum Schwimmen loskam. Fürs Radeln brauchte ich Mütze und Handschuhe.

Schon als ich am Olympiabad schier keinen Parkplatz für mein Fahrrad bekam, ahnte ich es: Die Schwimmbahnen waren sehr voll. (Mag an der Sperrung des Übungsbeckens nebenan gelegen haben.)

Dennoch schwamm ich gut, erschrak nur hin und wieder bis zum Juchzer, wenn mich ein Schnellschwimmer beim Wenden scheinbar aus dem Nichts überholte. Sogar mein vorher zwickendes Kreuz rechts entspannte sich schon nach wenigen Bahnen. Ich dachte weiter über den Roman Alte Sorten nach; unter anderem fiel mir ein, dass die Figuren äußerlich fast nicht beschrieben werden (gut!) – von der einen erfahren wir nicht viel mehr, als dass sie besonders groß ist, von der anderen, dass sie besonders dünn ist.

Beim Heimradeln tröpfelte es, aber nicht zu schlimm. Semmeln beim Bäcker Wimmer geholt.

Zu Hause als Allererstes direkt Nasendusche: Es hatte beim Schwimmen gleich wieder gebitzelt, und nochmal drei Tage Chlorschnupfen wie beim letzten Mal wollte ich wirklich nicht.

Zum Frühstück gab es zwei Körnersemmeln. Anschließend ging ich nochmal raus: Einkaufen fürs Abendessen. Erst auf dem Heimweg fiel mir ein, dass es vielleicht schlau gewesen wäre, Vorräte für den Fall mitzunehmen, dass auch mich COVID-19 erwischt. Ich hatte keine Lust umzukehren, dann halt volles Risiko.

Nachtmahl bereitete ich zu: Empanada mit Hühnchen nach Simone und Inés Ortega, 1080 Rezepte. In der Füllung führte das Rezept wie so viele andere “1 EL frisch gehackte Petersilie” auf. Ich hatte diesmal keine eingekauft, weil ich in den nächsten Tagen keine Verwendung für den Rest habe. Solche Angaben gehen vermutlich davon aus, dass man nur kurz in den eigenen Garten geht? Auch dieser Hefeteig erwies sich als sehr unkooperativ.

TADAA! Empanada “Freddy Krüger”. Schmeckte so lala: Zu viel Teig für zu wenig Füllung, und diese (u.a. Hähnchenfleisch, Zwiebel, Chorizo, rote gegrillte Spitzpaprika) zu wenig würzig und saftig.

Also zurück auf Null. Sie haben nicht etwa ein erprobtes (!) Rezept für spanische Empanada?

Nachtisch wieder zu viel Osterschokolade.

Allein machte mir Nebenbei-Fernsehen überhaupt keinen Spaß, ich las statt dessen eine Geschichte, von der mir Herr Kaltmamsell bei Gelegenheit erzählt und die er auf meine Bitte gleich rausgekramt hatte: “Endspiel im Prosastadion” von Bill Pronzini & Barry N. Malzberg, Übers. Rüdiger Hipp, in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), Die besten Stories aus The Magazine of Fantasy and Science Fiction 58, Grenz-Streifzüge, München 1981. Das ist das alte Zeug, das bei Herrn Kaltmamsell meterweise rumsteht – und bei dem ich völlig verstehe, warum er es als gedruckte Bücher behält.

Er hatte die Geschichte erwähnt, als ich mal den Wunsch nach einem literarischen Wettschreiben äußerte, live und vor Publikum. Genau solch eines beschreibt diese Geschichte nämlich, sie heißt im Original “Prose Bowl” und ist aus der Perspektive eines der beiden Duellanten im Finale geschrieben. Er kann nach Münzwurf als erster aus zwei Vorgaben wählen, “Futuristisches Liebesabenteuer” oder “Krimi Mitte Zwanzigstes Jahrhundert”, beide schreiben nach Startschuss los – auf Papier und mit Schreibmaschine, ist ja schon 40 Jahre her. Alles wird in Echtzeit auf die Anzeigetafel des Stadions übertragen. Ziel des Wettkampfes ist es, als Erster 10.000 Wörter geschrieben zu haben. Es gibt Spielpausen, in denen ein Helferteam für Erholung sorgt, Fans mit Sprechchören, Strafpausen für “unannehmbare Ausdrucksweise” oder “Personenverwechslung”.

Geschrieben ist die Geschichte nicht besonders gut, doch mir gefiel, dass die Grundidee mal durchgespielt wurde.

Im Bett begann ich einen weiteren Roman von Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade. Er nahm mich sofort mit ins Wien Ende des 19. Jahrhunderts, Arenz kann wirklich schreiben.

Chlorschnupfen nicht ganz vermieden.

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Mary Quant ist mit 93 Jahren gestorben. Ein fachlicher Nachruf im Atlantic:
“The Not-So-Sexy Origins of the Miniskirt”.

Ihr zu Ehren nochmal das Foto von meinem einen Mary-Quant-Kleidungsstück.

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Das Techniktagebuch stellt die elektronische Blockflöte vor – und schon finde ich die Welt und zahlreiche Menschen darin wieder großartig!

Journal Freitag, 14. April 2023 – Langsame Heimkehr, Ewald Arenz, Alte Sorten

Samstag, 15. April 2023

Ausgeschlafen. Draußen war es kalt und grau, es regnete den so nützlichen, aber durch und durch greislichen Landregen.

Plan für den Tag war schon seit Wochen eine Schwimmrunde gewesen. Doch nach Morgenkaffee, Bloggen mit Zusatzrecherchen, zwei Tassen Tee Lapsang Souchong (frischer Wasserfilter) war mir sowas von gar nicht nach Aktivität, dass ich auf Urlaub und Gemütlichkeit umschaltete – ich nahm mir Zeit für innerliche Heimkehr und las erst mal Internet.

In dieser Muße stellten sich Ideen für kleinere Geschäftigkeiten ein, zum Beispiel Sauerteig-Aufrischen für wochenendliches Brotbacken, Bügeln einer noch feuchten, eben gewaschenen Hose, um spätere Bügelprobleme zu vermeiden, außerdem Rezeptrecherche für Samstagabendessen (Empanada).

Herr Kaltmamsell hatte bereits am Donnerstag bei seinen Einkäufen gesehen, dass es im Kaufhof am Marienplatz noch Osterschokolade gab. Als ich um die Mittagszeit zu einer ersten Einkaufsrunde unterm Regenschirm loszog (dicker Janker, Mütze, Handschuhe), steuerte ich also die Süßigkeitenabteilung im Untergeschoß an.

Osterschokoladen-Paradoxon: Wenn es aussieht, als habe man übertrieben, war es genau richtig.

Außerdem ging ich für Mehle zum Hofbräuhausmühlenladen – und fand ihn schier nicht.

Nächster Stopp Eataly für ein großes Stück Grana Padano. Auch dort Preisreduktion von Venchi-Osterschokolade, allerdings nur um 20 und 30 Prozent – beim Kaufhof hatte es die riesigen italienischen Schoko-Ostereier um die Hälfte gegeben.

Unterwegs erreichte mich die Nachricht, dass ich in den Tagen zuvor Kontakt mit Corona-Infizierten gehabt hatte. Beim Ablade-Stopp daheim also erst mal getestet: negativ. Weitere Tests auf die Einkaufsliste gesetzt, ich teste jetzt lieber vorerst täglich.

Die nächste Einkaufsrunde führte ich mich zur Drogerie und in den Vollcorner. Ich brauchte keinen Schirm mehr, freute mich, dass ich doch noch Magnolienblüte erlebte.

Frühstück kurz vor drei Apfel, etwas Joghurt, spanisches Brot mit Nocilla – ich bin zurück im normalen Essrhythmus freier Tage. Das pan candeal hatte sich gut gehalten (über Nacht in Plastiktüte). Wie wenig Wasser der Teig enthält, merkt man auch daran, dass der Laib leicht ist. Was wiederum darauf hinweist, warum dieses traditionelle Brot aus der alten Weizensorte unattraktiv für Großherstellung ist: Moderne Weizensorten wurden darauf gezüchtet, dass ihr Mehl möglichst viel Wasser aufnehmen kann, denn Wasser ist billig, und je höher der Anteil in einem Kilo-Laib Brot, desto höher der Gewinn für die Bäckerei.

Nachmittags las ich Alte Sorten von Ewald Arenz aus und war sehr angetan (siehe unten).

Endlich wieder Yoga, ich begann nochmal das 30-Tage-Programm von 2022 “Move” von Adriene, merkte, wie sehr ich das Dehnen vermisst hatte.

Währenddessen hatte Herr Kaltmamsell das Nachtmahl zubereitet: Vollkorn-Lasagne mit Grünkernschrot-Chili. Ich verwendete die zweiten Hälfte spanische Zwiebel für eine Schüssel Salat, dazu gab es einen feinen Côtes du Rhône Elisabeth Chambellan.

Zum Nachtisch: Süßes Gebäck vom Panadero, Osterschokolade (zu viel, das hat mir der Urlaub leider nicht abgewöhnt).

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Nach dem anstrengenden und langen Roman über das Ende des Vietnam-Kriegs und seine Grausamkeiten ließ ich mich im Flugzeug von Madrid nach München in Alte Sorten von Ewald Arenz fallen – und war innerhalb weniger Seiten (… Bildschirme? ich las das Bibliotheks-eBook auf meinem Smartphone) in fränkischen Feldern und Weinbergen. Ich lernte zwei Frauen kennen, die sich zufällig begegnen, aus deren personaler Perspektive abwechselnd erzählt wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Sicht der 17-jährigen Sally, die am Anfang der Geschichte offensichtlich von irgendwo ausgebüchst ist, wohin sie auf keinen Fall zurück will. Sie gerät an die Landwirtin Liss, und es wird schnell klar, dass diese Frau mittleren Alters eine mindestens ebenso sperrige Persönlichkeit ist. Die Erzählkunst und die einer gelungenen Informationsvermittlung entfalten sich aus diesem Set-up: Die beiden Hauptfiguren reden nicht viel, sind verschlossen und kämpfen mit sich – wir erfahren vor allem äußere Handlung und Eindrücke, immer wieder der Verarbeitung der Protagonistinnen gegenübergestellt. Es ist Anfang September, und die ländliche Umgebung liefert Unmengen Farben, Gerüche, sonstige Sinneswahrnehmungen. Besonders gefielen mir die wenigen Dialoge, die glaubwürdig einfangen, wie die beiden Frauen in solch einer Situation miteinander umgehen. Auch schön: Es wird mal nicht das Klischee bedient, dass Leute aus der Stadt, gerade besonders schlaue Leute, sich in landwirtschaftlichen Dingen besonders blöd anstellen.

Die Überraschungen in der Handlung resultieren aus der Sprunghaftigkeit der beiden Frauen und waren für mich durch und durch nachvollziehbar, das versöhnliche Ende entgeht allzu großer Harmonie durch genug offene Fäden. Leseempfehlung – und Erleichterung, dass der Roman der Einsortierung in “Jugendbuch”/young adult fiction entgangen ist, obwohl eine 17-Jährige im Mittelpunkt steht.

Journal Donnerstag, 13. April 2023 – Großfamilienurlaub 12: Pan candeal, zusammengefasstes Schwärmen von Sepúlveda

Freitag, 14. April 2023

Direkt zum Reisetipp.

Gut und tief geschlafen (kein Schnarcher im selben Zimmer), ich war bereits am Wachwerden, als ich den Aufbruch der Bruderfamilie hörte.

Gleich früh ging ich nochmal zum Panadero, um das für die Gegend typische pan candeal zum Heimnehmen zu besorgen. Es war zapfig kalt (Thermometer im Innenhof der Posada zeigte 6 Grad an – Vorbereitung für München) – so sollten die Temperaturen hier oben im April eigentlich sein.

Doch erst mal verließ ich die Panadería mit leeren Händen: Diese Brotsorte war noch nicht fertig, der freundliche Panadero vertröstete mich auf in 20 Minuten. Aber er gab mir gleich mal Auskunft zu Details dieses Brots.

Das pan candeal ist besonders feinporig mit mürber Kruste, im Grunde das Gegenteil einer französischen Baguette oder italienischen Ciabatta. Die verwendete Weizensorte ist trigo candeal (Triticum turgidum), einst in Spanien dominierend und, wenn ich das richtig verstehe, ein Verwandter des Kamut. Der sehr feste Teig mit wenig Wasser (40 Prozent) wird mit Walzen geknetet (oder Nudelholz). Getrieben wird er mit Weizensauerteig, doch der Panadero meinte, im Winter brauche er ein bisschen Hilfe von Bio-Hefe. Idealerweise gehe er 24 Stunden bei 28 Grad.

Bei meinem zweiten Besuch lag das pan candeal in einigen Form-Varianten im Regal, ich nahm diejenige, die mir aus meiner Kindheit vertraut war.

Anschnitt vom Abend.

Da wir nur noch zu dritt waren, hatte Wirt Millán für uns im Comedor gedeckt, wir trafen auf andere Gäste. Unseren Gastgeber fragten wir noch ein wenig zum Haus aus und zu dem einen oder anderen Detail, das uns bei unseren Spaziergängen in und um Sepúlveda aufgefallen war. Er erzählte unter anderem, dass es für das verfallende Elektrizitätswerk fábrica de la luz Pläne zum Umbau in ein Hotel, dann in ein Infozentrum über die Hoces del Duratón gegeben habe, für die Umsetzung aber keine Genehmigung.

Abschiede erleichtern mich eigentlich immer. Der von Kastilien löste diesmal überraschendes Ziehen aus – ich werde doch nicht in der wundervollen Posada frische Wurzeln geschlagen haben?

Mit meinen Eltern fuhr ich zurück nach Madrid.

Letzter Blick auf El Olmo. Die Bergrücken der Sierra de Guadarrama waren weiß überfrostet.

Hinunter zur Meseta.

Die Rückgabe des Mietautos wurde ein Abenteuer, da wir für die Navigation nur Google Maps zur Verfügung hatten und das uns nicht zu der Europcar-Station bringen konnte, an der wir das Auto abgeholt hatten (der angezeigte Weg existierte nicht). Nach einigen Runden mit wachsender Verzweiflung, denn ich kannte mich hier wirklich nicht aus, fuhren wir eine andere Station an. Hier glückte die Abgabe, ein Schaden an einer Felge wurde festgestellt. Zwar hatte ich beim Empfang das Auto außen genau mit der Schadensliste abgeglichen, doch auf die Felgen hatte ich nicht geachtet (fehlende Auto-Vertrautheit), musste diesen massiven Kratzer also als von uns verursacht hinnehmen.

Ab dann verlief die Rückreise aber glatt. Ich frühstückte am Flughafen noch ein boquadillo de jamón y queso sowie einen großen Schokoladenkeks.

Im kalten (9 Grad), regnerischen München landeten wir mit nur 15 Minuten Verspätung, meine Eltern bogen zum Flughafen-Bus nach Hause ab. In der S-Bahn in die Innenstadt verlängerte eine spanisch sprechende Gruppe mein Spanien-Gefühl angenehm. Kurz nach acht nahm ich daheim Herrn Kaltmamsell in die Arme.

Nachtmahl mit Ziegen- und Schafskäse aus Boceguillas, Herr Kaltmamsell hatte zur mitgebrachten Zwiebel bereits Salat und Tomaten besorgt, mir war sehr nach Wein.

Für mein Gemüt war die Rückreise viel zu schnell und plötzlich verlaufen, ich war innerlich noch ganz in Sepúlveda und wollte überhaupt nicht zurück in München sein.

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Hier möchte ich zusammengefasst von der Provinz Segóvia und darin vor allem von Sepúlveda als Reiseziel schwärmen.

Kastilien ist eine schroffe Gegend Europas mit sehr viel Geschichte inklusive im 20. Jahrhundert und bis heute – davon erzählen Besiedlung und Landschaft. Es kann viel Spaß machen beides zu erkunden, im zurecht berühmten kastilischen Licht durch (wieder) lebendige Dörfer zu fahren oder zu gehen, Wanderungen durch Naturschutzgebiete zu machen (auch Mountainbike-Strecken werden hier empfohlen), durch eine karstige Gebirgslandschaft, die sich auf den Klimawandel einstellt.

Idyllenhausen aber ist das hier echt nicht, keine Provence-Romantik. Sondern nur echt. Mit industrieller Landwirtschaft außerhalb der Naturparks (und römischen Brücken sowie römischen Inschriften in und um Duratón), mit Schweinefabriken (aber garantiert Paella-freien Speisekarten), mit Spielautomaten in den Bares von Sepúlveda (aber dort immer noch zwei Panaderías, zwei Carnicerías, sogar wieder einer Pescadería).

Das meiste davon ist wenig touristisch erschlossen: Man muss es wissen und dann selber hinfinden – wie so Reisende in den 1950er Jahren, mich erinnert es an englischsprachige Romane dieser Zeit. Von den zahlreichen Spuren der Römerzeit erfuhr ich übrigens in meinem ersten Semester Geschichtsstudium (Nebenfach), als ich Epigrafie der römischen Kaiserzeit belegte und der Professor mir eine Inschrift aus Duratón als Untersuchungsgegenstand meiner Hausarbeit zuwies, die er selbst fotografiert hatte (das Foto stimmte nicht mit ihrer Erstveröffentlichung über 100 Jahre zuvor überein, ich plumpste gleich im ersten Semester in echte Forschung – die Geschichte muss ich mal erzählen).

Spanien und Kastilien haben halt mit Bürgerkrieg, Franco-Diktatur und zackigem Nachholen von Modernisierung eine durch und durch andere Geschichte im 20. Jahrhundert als Frankreich und die Filmkulisse Provence – schmerzhaft und sicher nicht weniger spannend.

Was mir persönlich besonders entgegen kommt: Die Instagramabilität der meisten Ansichten wird durch Details gestört, sei es durch einen weggeworfenen Autoreifen, durch eine Schweinefabrik in der Landschaft, durch eine Hochspannungsleitung oder durch Plastikstühle unter der Hausfassade aus dem 13. Jahrhundert – ich mag sowas sehr, es bedeutet für mich Leben.

Und in Madrid ist man von Sepúlveda aus in einer guten Stunde mit dem Auto.

Anreise: Entweder ganz mit dem Auto und unterwegs ein bisschen Frankreich angucken, oder Flug nach Madrid Barajas, Weiterfahrt mit Mietauto von dort – leider erreichen öffentliche Verkehrsmittel, gar Schienen, diese Gegend nicht.

Unterkunft: Posada de San Millán, eines der ältesten Häuser von Sepúlveda mit Teilen aus dem 11. Jahrhundert, in seinen acht wunderschönen und liebevoll eingerichteten Zimmern dennoch mit jedem Komfort. Ganz besonders herzliche Gastfreundschaft der alteingesessenen Sepulvedaner Familie Bonilla, die zu jedem Stein der Stadt und Umgebung etwas zu erzählen weiß.

Ideale Reisezeit: April bis Oktober. Selbst der Hochsommer kann hier angenehm sein, denn die Nächte kühlen stark ab, in Sepúlveda gibt es ein Freibad, und im August finden die erlebenswerten fiestas statt.

Mehr Infos auf der gut gepflegten Fremdenverkehrs-Website.

Journal Mittwoch, 12. April 2023 – Großfamilienurlaub 11: Wanderung um Sepúlveda, erste Abschiede

Donnerstag, 13. April 2023

Im Mittelteil der Nacht einige Stunden tiefer Schlaf, drumrum Geräuschstörungen.

Kastilischer Sonnenaufgang.

Am Frühstückstisch die große Überraschung: Zum ersten Mal seit über drei Jahren hatte ich morgens Appetit, und zwar so richtig. Ich griff zum Rosinenkuchen, aß eine Tostada mit Jamón, eine mit Butter und Käse. Da sich in der Großfamilie das Kränkeln verbreitet hatte, war ich bereit, meine plötzliche Esslust nur zwei Stunden nach Aufstehen als schlimmes Symptom zu interpretieren. Zum Glück brach über den Tag keinerlei Krankheit aus.

Der Wetterumschwung kündigte sich mit ausgesprochen frischen Temperaturen an, Regen war aber erst für den frühen Nachmittag vorhergesagt. Zu dritt gingen wir also auf die Wanderung, die mich am Vorabend im Schnelldurchlauf bereits begeistert hatte: Senda de los dos ríos, hier die bebilderte Wanderbeschreibung unserer Unterkunft Posada San Millán.
Wir ließen uns zweieinhalb Stunden Zeit, gingen auch mal erkundend in Nebenwege, lernten viel – unter anderem, dass Sepúlveda (heute ca. 1.000 Einwohner*innen) im Mittelalter viel größer war, als die Stadt noch 15 Kirchen umfasste und in ihr die drei Religionen Christentum, Islam und Judentum koexistierten: Die alten Stadtmauern, die wir sahen, begrenzen ein Gebiet, das geschätzt doppelt so groß ist wie die verbliebene Altstadt.

Von innen und von außen: Eines der einstigen Stadttore mit Stadtmauer.

Besser spät als nie: Das Pflicht-Pärchenselfie zur Verlängerung der Touristenlizenz.

Durch Abzweigen in einen Nebenweg entdeckten wir ein weiteres Tal mit Gemüsegarten. Am Himmel ganz viele Schwalben, vorschriftsmäßig auch Geier, dazwischen Milane, bodennäher unter anderem Rotkehlchen.

Verfallendes ehemaliges (bis 1975) Elektrizitätswerk (fabrica de la luz), daneben Baustelle mit verwitternder Bautafel “Coto de pesca” – wir konnten nicht herausfinden, was sich dahinter verbirgt.

Ein weiteres ehemaliges Stadttor.

Erst auf den letzten Metern des Wegs begann es zu tröpfeln. Nach Einkäufen bei dem Panadero kehrten wir an der Plaza Mayor auf Café und Limo ein.

Schnelle Einkäufe, ich holte mir ein wenig Trinkjoghurt für gleich.

Im Hotelzimmer war von selbst die Heizung angesprungen, ein weiterer Beleg für die umwerfende Fürsorge des Wirts: Als wir angekündigt hatten, am Donnerstag würden nur drei von uns neunen frühstücken, weil alle anderen da schon abgereist sein würden, bot er erst Vorverlegung des Frühstücks auf sieben an (!<3!), nach Abwinken, weil niemand um diese Zeit frühstücksfähig sein würde, dann Zusammenstellung von Frühstückspaketen. Die Bruderfamilie lässt sich mit Obst versorgen. Für diese Unterkunft allein schon lohnt sich eine Reise nach Sepúlveda.

Herr Kaltmamsell hatte bereits gepackt: Ein deutlich früherer Rückflug als unserer machte es notwendig, dass er schon gestern zum Flughafen reiste und in der Nähe übernachtete. Wir brachten ihn gemeinsam zum Überland-Bus nach Boceguillas, tätigten dort im Supermarkt gleich unsere Lebensmitteleinkäufe für den Abend und zum Heimnehmen (einen Flug wird so eine süße Zwiebel ja wohl überstehen?).

Mit meinen Eltern fuhr ich noch nach El Olmo, woher meine großmütterliche Familie kommt und wo ich als Kind und Jugendliche im Ferienhaus meiner Yaya immer wieder Teile meiner Sommerferien verbrachte. Schön war dieses kleine Zeilendorf eh noch nie, jetzt klafften an einigen Stelle der Zeile Löcher, an anderen war gebaut worden.

Ausruhen und Aufwärmen im Hotelzimmer.

Posada von hinten (links).

Sepulvedaner Stillleben.

Da niemand gleichzeitig mit mir Abendessenshunger hatte, aß ich allein mein Töpfchen Hummus mit einer riesigen roten Paprika, sauer eingelegtes Gemüse und einen großen Teil der torta de anís aus der Panadería (Hefefladen mit Anis).

Nächtliches Verabschieden: Das Auto voll Familie würde Donnerstagmorgen sehr früh losfahren.

Im Bett Viet Thangh Ngyen, The Sympathizer ausgelesen – erleichtert, dass ich es hinter mich gebracht hatte: Nicht nur die detaillierten brutalen Szenen waren anstrengend und belastend, sondern auch so manche Erzähltechniken. Gleich das nächste Buch runtergeladen, eine Vormerkung war ideal getimet eingetroffen.

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Die Corona-Pandemie ist ein Booster für viele wissenschaftliche Forschungsfelder und ermöglichte zahlreiche neue Einsichten. Lars Fischer gibt in Spektrum einen Überblick:
“Impfstoffe, Maßnahmen, Varianten:
Die Lehren aus der Pandemie”.

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Bisschen lustig. Und keinerlei Parallelen zu irgendwelcher Verwandtschaft POR FAVOR!

Journal Dienstag, 11. April 2023 – Großfamilienurlaub 10: Caslilla-Wanderung, Cordero asado

Mittwoch, 12. April 2023

Aufwachen mit Wecker (mittelgute Nacht, nach halb fünf fand ich nicht recht zurück in den Schlaf), damit ich vor Wander-Aufbruch noch gemütlich fertigbloggen konnte.

Am Frühstückstisch zeigte sich, dass ein Großfamilienmitglied wanderuntauglich erkrankt war (pobrecito), andere waren anderweitig interessiert, also zogen wir nur zu dritt los. Heldentat des Tages: Herr Kaltmamsell setzte sich trotz vieler Jahre ohne Autofahren und trotz Autofahrabneigung ans Steuer des Mietwagens und fuhr uns zum Ausgangspunkt der Wanderung Senda del Caslilla im Parque Natural Sierra Norte de Guadarrama.

Wir fanden gut zum Startpunkt der beschriebenen Wanderung, Herr Kaltmamsell hatte auch die GPS-Daten heruntergeladen. Und so gingen wir die angekündigten drei Stunden knapp elf Kilometer, sahen alle drei Sehenswürdigkeiten unterwegs.

Die Pilze im Wald gehören hier jemandem und dürfen nicht einfach gesammelt werden.

Sehenswürdigkeit 1: Felshöhlen (mehrere Schilder mit Kletterverbot).

Sehenswürdigkeit 2: Ein Aussichtspunkt, mirador. An den Pappeln erst ein erster Hauch von Grün.

Sehenswürdigkeit 3: Der hundertjährige Wacholderbaum, 19 Meter hoch.

Wir sahen am Himmel Milane und Geier, in den Bäumen Buchfinken, Distelfinken, Amseln, Rotschwänze, Bergfinken, und wir hörten Kuckuck rufen, mit überraschend tiefer Stimme, kamen auch an einem Schafstall vorbei, aus dem es unverwechselbar roch und tönte.

Re: Vogelwelt. Schon bei meinem Spaziergang am Montag hatte ich verifizieren können: Die krähenartigen Vögel, die wir in Schwärmen vom Hotelfenster aus sehen und die in den Felswänden der Schlucht nisten, sind Dohlen. In Madrid war mir ja die Abwesenheit aller Corviden außer Elstern aufgefallen, das bin ich von Städten in Europa nicht gewohnt.

Zurück im Hotel waren wir rechtzeitig für bequemes Umziehen zum Mittagessen: Für uns sechs Fleisch essenden war ein Tisch im Traditions-Restaurant Figón de Ismael reserviert, wir aßen das Milchlamm aus dem Ofen, für das Sepúlveda berühmt ist, cordero asado. Zu meiner großen Freude hatte ich richtig Appetit, auch Lust auf Wein.

Lamm mit Bändel als hiesiges zertifiziert.

Wir hatten zusammen eine Flaschen Weißwein und eine Rotwein getrunken, bekamen zum Dessert (ich hatte Flan) noch eine Runde Crema de Orujo ausgegeben – obwohl wir so vernünftig gewesen waren, nur zwei Viertel Lamm für sechs zu bestellen (eigentlich rechnet man ein Viertel für zwei), waren wir alle Siesta-reif.

Also Rückzug in die Hotelzimmer, vorm Fenster auch hier ein Kuckuck. Siesta und Lesen bis zum Abend, als es mich nochmal in dieses herrliche Licht zog.

Ich ging einem Schild des 5-km-Rundwegs Senda de los dos ríos nach, von dem ich nach einem Blick auf die Karte gedacht hatte, er führe nur durch die Stadt. Doch ich entdeckte, dass er über idyllische Wege ins Tal an den Fluss Duratón ging. In recht sportlichem Tempo folgte ich ihm erkundend, denn es wurde langsam bereits dunkel.

Am Ende kam ich in den Huertas de Sepúlveda auch noch zu der Fledermaussichtung, die ich bislang vermisst hatte.

Im Gemeinschaftsraum des Hotels Pläne für Mittwoch und schon für die Rückreise, am Donnerstag endet unser Großfamilienurlaub.

Journal Montag, 10. April 20203 – Großfamilienurlaub 9: Autofahren und Ausklinken

Dienstag, 11. April 2023

Nach Anfangsschwierigkeiten wegen eines Schnarchers im gleichen Raum hatte ich gut und lang geschlafen, das viele Essen vom Ostersonntag nährte mich über 24 Stunden.

Andere griffen begeistert beim Frühstück zu: Für uns neun war in einem Extrazimmer gedeckt, der Wirt servierte Obst, verschiedene Kuchen, Schinken und Käse, geröstetes Brot und Zutaten für Pan con tomate.

Gestriges Ziel war zunächst ein Ort, den wir in meiner Kindheit regelmäßig wegen seines Freibads angefahren hatten und von dem wir auch mal den Rest sehen wollten: CastillejoCantalejo. Der Wirt des Hotels war überrascht: Also dahin sei noch nie ein Gast gefahren, er wisse nicht recht, was es da zu sehen gebe.

Stellte sich heraus: Genau nix. Wohnlich sah es dort aber schon aus: Geschäfte und sonstige Infrastruktur wie Arztpraxen, Apotheken und Anwaltskanzleien, viele Läden für landwirtschaftlichen Bedarf.

Also fuhren wir weiter nach Cuéllar, wo es zumindest garantiert eine Burg gab. Unterwegs bedrückend: Landwirtschaft besteht hier hauptsächlich aus Schweinefabriken, wir passierten etwa 30 von den riesigen, unverwechselbaren Gebäudekomplexen.

In Cuéllar erfuhren wir, dass die Burg als Schule genutzt wird und nur zweimal am Tag mit einer Führung besichtigt werden kann – für die wir gerade unpassend kamen. Wir spazierten also nur so ein wenig herum.

Rückfahrt nach Sepúlveda, für 16 und 16:30 Uhr waren Wander-Slots im Naturpark Hoces del Duratón reserviert worden: Da gerade Brutzeit der hauptattraktiven Lämmergeier ist, dürfen höchstens fünfköpfige Gruppen in diesen Teil der Schlucht, und die nur in 20-minütigem Abstand.

Selbst klinkte ich mich jetzt dann doch aus (schlechtes Gewissen, weil die Wanderung auf meinen Wunsch zurückging): Mein Hirn schwirrte bis zur Verzweiflung, ich brauchte dringend Ruhe. Das einzige, was mir zu deren Herstellung einfiel, war mich ins Bett zu legen.

Das funktionierte ein wenig, nach etwas Schlaf saß ich noch ein bisschen rum, machte Maniküre.

Um sechs zwangen mich Hungerbauchweh und Schwindel, nach Essbarem zu suchen. Der einzige Laden am Marktplatz hatte neben Süßigkeiten und Alkohol wenigstens Snack-Packungen Nüsse und Mandeln, die mussten es tun. Aber raus wollte ich schon auch noch: Ich suchte nach einem Weg hinunter zum Fluss Duratón, über dem Sepúlveda liegt, halt außerhalb des Naturparks.

Abwandlung der Wanderweisheit: Steign’S runter, können’S hochschaun.

Das war schön.

Kastilische Katzen-Mimikri.

Abends nochmal raus mit Herrn Kaltmamsell auf einen tinto de verano (NATÜRLICH mit Gaseosa, was soll bitte diese Unart, dafür trübe Zitronenlimo zu verwenden, ich habe ja noch nicht mal ganz verarbeitet, dass dieses Getränk einen eigenen Namen hat).

Gegessen werden musste auch noch etwas (damit mein Nachtschlaf nicht von Hunger gestört wurde, gestern fand ich das sehr schlecht eingerichtet): zwei Äpfel, Mandeln. Ein wenig recherchierte ich fürs Dienstagprogramm: Vor dem angekündigten Wetterumschwung am Mittwoch wollten einige von uns noch in der ersten Tageshälfte Wandern.

Und dann hänge ich Ihnen noch meinen gestrigen Ohrwurm an: “Schöne Isabella von Kastilien” (allein schon wegen des herrlichen Reims auf Kastilien).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/fsKaDySiuws

Journal Sonntag, 9. April 2023 – Großfamilienurlaub 8: Bei der Verwandtschaft am Land

Montag, 10. April 2023

Nach mittelguter Nacht früh aufgestanden. Neun Menschen sortierten in der Madrider Ferienwohnung die Kücheneinrichtung auseinander, die aus vier Küchen zusammengeworfen worden war, zudem verbliebene Lebensmittel, neun Menschen packten Koffer.

Mit meinen Eltern und Herrn Kaltmamsell rollkofferte ich zur U-Bahn, die uns mit einmal Umsteigen (Nuevos Ministerios – woanders sind selbst die Namen von U-Bahnhöfen aufregend) zum Flughafen Barajas brachte, wo der reservierte Mietwagen für die Weiterfahrt auf uns wartete.

Zumindest so fast. Ich musste mich mit Autos befassen und nahm das übel, denn statt den reservierten Touran bekamen wir ein SUV-Monster. Das hätten wir sogar geschluckt, bis wir auf die Automatik-Schaltung stießen, die niemand von uns vieren konnte. Ich ging zurück ins Vermietungsbüro und erklärte den Umstand, bat mit Entschuldigung um ein Auto, wie wir es eigentlich reserviert hatten – nämlich ganz ausdrücklich mit Gangschaltung. Darauf mussten wir allerdings ein halbes Stündchen warten, dann saßen wir endlich in einem VW Touran und konnten mit unerwarteter Verspätung los.

Ein Foto dieser Bergkette nördlich von Madrid muss immer. In der Gegenrichtung nach Madrid sahen wir viel Stau: Rückreiseverkehr, denn mit Ostersonntag sind die Feiertage, Semana Santa, in Spanien vorbei.

In unserem Zielort Sepúlveda hatte ich uns in der Posada San Millan für die restlichen Tage des Großfamilienurlaubs Zimmer gebucht. Die Unterkunft stellte sich mit ihrer Fassade aus dem 12. Jahrhundert und Innenhof aus dem 14. Jahrhundert genau so malerisch, liebevoll eingerichtet und schön heraus, wie ich das erhofft hatte. Hier ein paar Bilder von der Ankunft und vom späten Nachmittag.

Rechts der Zugang zu zwei der vier gebuchten Zimmer.

Ausblick aus unserem Zimmer.

Gemeinschaftsraum mit Tür zur Terrasse.

Nach kurzem Auspacken und Besorgung von Pastelitos zum Nachtisch fuhren wir zum noch größeren Familientreffen ins nahegelegene El Olmillo (Übersetzung des Dorfnamens ca. Ülmchen). Wir bekamen einen ungeheuer herzlichen Empfang von der Verwandtschaft, deren engste Verbindung der Cousin meines Vaters ist, der aber immer schon einer der Teile war, mit dem wir in Spanien die herzlichste Verbindung hatten.

Am Dorfeingang stand die einladende Familie als Empfangskommittee, und dann ging es in einen ummauerten Hof, der einst ein Kuhstall gewesen war (wir bekamen alle Details des Vorher und Nachher erzählt) und in dem man eine lange Tafel für uns insgesamt 25 Personen gedeckt hatte. Es folgten Stunden mit Unterhaltung, Scherzen und Gelächter, mit wundervollem Essen: Als Vorspeisen Jamón, Chorizo, Salchichón, Queso, Tortilla (Kartoffeln selbst angebaut, Eier von den eigenen Hühnern), dann Cochinillo (ganz kleines Spanferkel) angeliefert aus einem Bäckerofen und Salat, die Veganer bekamen liebevolle Gemüsegerichte. Ich aß sehr reichlich, trank dazu Rotwein aus der nächstgelegenen Weinregion Ribera del Duero (und war vor allem später erstaunt, wie gut ich dieses daytime drinking wegsteckte). Nachtisch Obst (unter anderem wundervolle reife Ananas) und selbst gebackene Torte.

Es wurde mit kleinen Kindern gespielt (Erinnerung, wie toll es für mich als Kind bei Familienfeiern immer war, wenn sich ältere Cousins/Cousinen zum Mitspielen animieren ließen), man glich reihum Erinnerungen an frühere Treffen und längst verstorbene Verwandtschaft ab. Den landwirtschaftlichen Teil der Familie hätte ich gerne gründlich ausgefragt nach Landwirtschaftlichem, aber das war nicht die passende Gelegenheit. Zumindest erfuhr ich, dass die Trockenheit ein großes Problem ist (in einer Gegend, die schon immer zu den trockensten Spaniens gehörte), und dass gerade jetzt im April Regen sehr wichtig wäre.

Bevor wir uns verabschiedeten, zeigte uns die gastgebende Großcousine noch ihr modernisiertes Wohnhaus – und heimische Frauen-Trachten in ihrem Besitz, der älteste Rock aus schwerem grünen Stoff, im Bund stark gereiht, gehörte einst der Großmutter der Gastgeberin, die selbst längst Großmutter ist.

Eine aktuelle Festtagstracht, reicht bestickt, in der auch Jota getanzt wird. Ganz oben eine Mantilla aus Samt und Seide.

Nach einem Foto der gesamten Festgesellschaft fuhren wir beseelt und erschöpft zurück nach Sepúlveda und ins Hotel.

Ich war nicht die einzige, die noch dringend Bewegung brauchte, so machte sich die Hälfte der Reisegruppe auf einen Spaziergang.

Erster Blick in die Hoces del Duratón. Dass es so trüb aussah, lag am Calima, dem Nebel aus Nordafrika.

Hier oben gab es auch einen Fitnesspark mit Freiluftgeräten, damit spielten wir eine Weile. Weitere Spazierschritte, bis es dunkel wurde. Einige hatten sogar noch die Energie für ein Einkehren (ich nicht, ich musste ja auch noch den Tag verbloggen).