Journal Samstag, 8. April 2023 – Großfamilienurlaub 7: Stadtspaziergang mit mehr Familie, georgisches Essen
Sonntag, 9. April 2023Gestern trafen wir uns vormittags mit meinem Madrider Cousin, seiner Frau und seiner erwachsenen Tochter im Zentrum zum Spaziergang zu zehnt (meine Eltern ruhten sich aus): In sommerlichen Temperaturen (bis 27 Grad, die vor einer Woche nicht vorhergesagt waren, deshalb reisten wir alle ohne Sandalen oder sonstige Sommerkleidung) ließen wir uns Besonderheiten zeigen, vor allem aber unterhielten wir uns miteinander.
Einschätzung meine Cousins, eines zwar interessierten, Fachkenntnis-freien Einwohner Madrids, warum Großprojekt wie Madrid Río oder Madrider Stadtwald hier funktionieren: Kein Mitspracherecht der Büger. “No preguntan”, es wird nicht gefragt, sondern einfach gemacht.
Einkehren für Pinchos und Bier (gerade richtig für meinen Mittags-Cappuccino), später gab es noch eine Runde Bocadillo de Calamares (Weißbrot mit panierten, frittierten Tintenfischringen – hat man derzeit sehr, also schon immer), ich fand öffentliche Trinkwasserbrunnen ums Eck, die es laut der einheimischen Verwandtschaft schon seit Jahren nicht mehr in Madrid gibt. (Ich hoffe Sie wissen, dass sie meine Informationen über mein einheimisches München mit einem ähnlich großen Korn Salz nehmen sollten.)
Wir kamen nicht weit, weil immer wieder in der Menschenmenge auf jemand gewartet werden musste, jemand in ein Geschäft ging (oder zum Wasserholen losflitzte). Erst nach fünf kam ich mit Herrn Kaltmamsell zurück in die Ferienwohnung und musste dann trotz immer noch abwesendem Appetit etwas essen – es lagen noch eine Banane und Joghurt rum, altes Brot weichte ich mit etwas Milch auf.
Ausruhen mit möglichst wenigen Menschen bis zum Nachtmahl. Dafür ging ich dann doch nochmal mit Herrn Kaltmamsell aus, wir steuerten das georgische Lokal Kinza ums Eck an, das uns bereits bei unserer Ankunft positiv aufgefallen war. Denn – confession time: Ich hab’s nicht so mit der traditionellen spanischen Küche, der schlichten und fleischlastigen, und das, was mir davon schmeckt, bekomme ich auch in München (Chorizo, Jamón, Salchichón, Käse) oder koche ich mir selbst (Eintöpfe). Die exotischeren callos a la madrileña hatte ich ja bereits gegessen. Zudem: Es gibt in München kein gutes georgisches Restaurant mehr.
Der Abend war dann auch ein voller Erfolg. Das Lokal ist schön eingerichtet, das Personal war fröhlich und herzlich, die Atmospäre entspannt, wir wurden gut versorgt, aßen ausgezeichnet. Dazu kam immer wieder Livegesang, das Personal sang und groovte mit.
Erst mal georgischen Salat, die Brösel oben waren geröstete Streusel.
Oben und auf meinem Teller Khachapuri Megruli – dieser unvergleichliche Hefeteigfladen, mit georgischem Käse gefüllt und überbacken. Den Käse bietet das Lokal auch zum Kauf an.
Und dann bekam ich endlich mal Khinkali – mit ungewöhnlich gewürztem Hackfleisch und Brühe gefüllte gedämpfte Teigtaschen, die mit Spielanleitung serviert wurden: Umgedreht eine Seite anbeißen und erst die Brühe ausschlürfen, dann den Rest essen. Schmeckten ganz hervorragend. Dazu tranken wir georgischen Wein: im Holzfass gereiften Bagateli Saperavi 2019, der mir sehr gefiel (und der Alkohol entspannte mich endlich).
Auch Nachtisch schafften wir noch (gerade so): Eine Zusammenstellung georgischer Süßigkeiten, sehr Walnuss-lastig, von schwarzen Walnüssen in Sirup über Walnusskonfekt bis gerösteten Walnüssen, außerdem Trockenbeeren in Blattform mit Honig.
Zurück in der Wohnung Absprachen zum sonntäglichen Wohnungsräumen und zum Packen: Am Ostersonntag verlassen wir Madrid und ziehen weiter nach Sepúlveda nördlich der Hauptstadt – aus dieser Gegend kommt meine Yaya, dort verbrachte mein Vater seine Kindheitssommer.