Archiv für Mai 2023

Journal Mittwoch, 10. Mai 2023 – Nächste Runde Lindy Hop / Ein weiteres Loch in der Blog-Welt

Donnerstag, 11. Mai 2023

Auf dem Weg in die Arbeit regnete es heftig, und der Wind sorgte dafür, dass ich trotz großem Schirm teilweise richtig nass wurde. Im Büro war ich also erstmal damit beschäftigt, das Regenwasser aus dem unteren Drittel meiner Kleidung und aus Schuhen mit Papiertüchern aufzusaugen.

Ich saß und lief eine Weile barfuß herum, beschloss vor dem Klogang aber, dass meine Socken an den Füßen schneller trocknen würden. Was auch funktionierte: Die Socken waren nach einer Stunde trocken, Jeansbeine (bis auf den Saum) nach anderthalb – nur die Turnschuhe brauchten sehr lang. Am Donnerstag soll es so regnerisch bleiben, aber noch kälter werden: Das sieht nach Ersatz-Kleidung und -Schuhen fürs Büro aus.

Eintrübung des Arbeitstags: Die Cafeteria ist seit gestern geschlossen, es gibt vorerst keinen richtig guten Cappuccino mehr im Haus.

Weiterhin fühlte ich mich nicht richtig gesund, litt vor allem unter Bauchweh. Aber, wie Hanns Dieter Hüsch feststellte: Was von allein kommt, geht auch wieder von allein.

Das Mittagessen bestand aus Äpfeln sowie Pumpernickel mit Butter.

Den ganzen Tag über regnete fast pausenlos heftig (in der Wettervorhersage heißt das “ausdauernder Regen”), wehe die Landwirtschaft freut sich nicht.

Heimweg über nur einen kurzen Zwischenstopp im Drogeriemarkt für Eiweißriegel: Für den Wanderurlaub wollte ich eh welche besorgen, und dann konnte ich gleich gestern einen brauchen. Unser Tanzkurs, Block C, beginnt nämlich erst um 20.10 Uhr. Bis danach um halb zehn halte ich fürs Abendessen nicht durch, doch wenn ich bereits davor zu Abend äße, käme mir das Gegessene bei diesem doch recht sportlichen Tanzen leider hoch. Ich versuchte es also mit einer Überbrückung in Form eines kleinen Eiweißriegels und hoffte auf leichte Verdaulichkeit.

Davor turnte ich nach drei Tagen Pause wieder Yoga.

Kurz vorm Aufbruch zum Tanzen schlimme Nachrichten: @dooce ist tot, Heather B. Armstrong, die US-Urbloggerin, ihres war eines der allerersten Blogs, das ich überhaupt las. 2016 hatte ich sie auf der Bühne der re:publica gesehen.

Aber erst mal verdrängt, denn wir gingen ja zum Lindy Hop – wieder unterm Schirm und in der Hoffnung, in den zehn Fußminuten zur Tanzschule an der Sonnenstraße nicht zu nasse Schuhe zu bekommen.

Dieser Block C stellte sich als etwas ganz Anderes heraus als die beiden Blöcke zuvor, in denen wir Six-Count und Eight-Count zu eher gemütlichem Tempo getanzt hatten: Jetzt war Charleston angesagt, dessen Grundschritt vor allem aus Kicks besteht – um mit schneller Musik mitzuhalten. Diese Kicks dienten schon mal zum Aufwärmen. Wir lernten Grundschritt (in neuer Position zueinander, statt dem V bei Six-Count und Eight-Count erfordern die Kicks ein direktes Stehen voreinander, sonst tritt man einander) und erste Abläufe, mit wechselnden Partner*innen (dabei sah ich zum ersten Mal einen männlichen Follower). Ich fand auch dabei alles supereinfach, doch für die Leader war es das ganz offensichtlich nicht. Beim letzten Tanz landete ich wieder bei Herrn Kaltmamsell, wir versprachen einander Üben. Der Eiweißriegel erwies sich übrigens als perfekter Snack vorher, er bereitete mir keine Probleme.

Heimweg wieder unterm Schirm, die Pfützen waren größer geworden.

Fürs Abendessen hatte Herr Kaltmamsell eine große Auswahl bereitgestellt. Zwar hatte ich keinen Hunger, doch ohne Essen würde der mich sicher im Schlaf einholen. Also machte ich mir ein Sandwich mit Blauschimmelkäse und Tomate – hin und wieder liebe ich diesen weichen, gummigen, blenden weißen Sandwich-Toast sehr.

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Große Liebe für Lucille Ball, die schon in den 80ern nichts Harmloses in grabschenden Männerhänden sehen konnte:
“Take your hands off her”.

Journal Dienstag, 9. Mai 2023 – Start in die Schnitzelgarten-Saison

Mittwoch, 10. Mai 2023

Eigentlich ganz gut geschlafen, in den Morgenstunden gestört durch Schnarchen – des Bettgenossen, aber auch meines (genau meine Horrorvorstellung: als Superempfindliche gegen Schnarchgeräusch nie wieder schlafen zu können, sobald ich selbst schnarche).

Ich stand auch munter auf, doch auf dem (sonnigen!) Weg in die Arbeit meldeten sich die Bauchschmerzen wieder – und brachten neben leichter Übelkeit große Erschöpfung mit.

Mittagscappuccino im Westend, allein der Aufenthalt draußen war herrlich. Beim Verlassen des Bürohauses hörte ich und sah dann auch am Himmel zwei Turmfalken, einer wohl ein Jungtier. Und übers Westend sausten die Mauersegler.

Mittagessen am Schreibtisch: Karottensalat, zwei superaromatische und saftige Birnen mit Hüttenkäse.

Am Nachmittag Info-Veranstaltung und Software-Schulung, Letztere aus verschiedenen Gründen sehr anstrengend.

Gestern legte ich meinen Heimweg so, dass ich am Hauptbahnhof mal wieder ein Automatenfoto für mein Projekt aufnehmen konnte. Doch auch diesmal fraß der Automat Geld ohne Foto: Eine Münze nahm er nicht an, die bereits eingeworfenen Münzen gab er nicht mehr her. Ich ärgerte mich.

Die nächsten Erledigungen klappten: Roggenschrot (*zack* enthält ein Paket von Donath nicht mehr ein Kilo, sondern 750 Gramm. Was kommt als Nächstes? Ein halbes Pfund Butter mit 200 Gramm?) und Mangos. UND: Das Wetter hielt. Der Umschwung zeichnete sich zwar schon mit Wolken und etwas Wind ab, doch ich konnte mit Herrn Kaltmamsell den Plan umsetzen, zum Abendessen in den Schnitzelgarten zu gehen.

Mein Gorgonzola-Cordonbleu schmeckte ganz hervorragend, die Pommes waren die besten seit Langem. Doch nein, wir schaffen das schon seit einiger Zeit nicht mehr ganz, ich hatte ganz rentnerisch eine Plastikdose für den Rest dabei. Ich merkte, dass sich meine Stimmung deutlich aufgehellt hatte, große Erleichterung.

Daheim ging noch Schokolade zum Nachtisch.

Herr Kaltmamsell hat derzeit eine dunkelblutige Stelle auf der linken Seite der hohen Stirn, die für mich aussieht, als habe ihn ein Auftragskiller mit gezieltem Schuss getötet. Weil ich dazu sofort wusste, wie Schauspieler als so getötete im Film immer ähnlich spielen (ganz kurzes Innehalten, stummes Umfallen): Gibt es an Schauspielschulen eigens Kurse für verschiedene Todesarten? Und ist der Auftragskillertod durch Kopfschuss in die Stirn überhaupt realistisch gespielt?

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Ein Tweet über kindlichen Lesehunger und seine Fortsetzung auf Mastodon. (Warum sollte dabei relevant sein, ob die Bücher auf Papier oder auf Bildschirm gelesen werden?)

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Es hat hier schon lange keinen Tanz mehr gegeben (auf den Tänzer Musa Motha stieß ich durch ein Vogue-Modefoto).

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https://youtu.be/CuAPZSTTBX4

Journal Montag, 8. Mai 2023 – Graue Laune passend zum Wetter

Dienstag, 9. Mai 2023

Mittelgute Nacht, ich schlief kaum tief.

Aufgestanden zu grauem Himmel, aber es war mild. Auf dem Weg in die Arbeit tröpfelte es mich an.

Keine zwölf Stunden nach Schließung sah das Frühlingsfest bereits halb abgebaut aus.

Grottige und missgünstige Laune.

Im Büro emsiger Vormittag ohne Zerren an meinen Nerven.

Mittagessen war mitgebrachter scharfer Karottensalat (Ernteanteil) mit frischem Koriander, dann gab es Mango und Orange mit Sojajoghurt.

Zur schlechten Laune kam nachmittags Ungehaltenheit über Schmerzen: Bauchweh, Kreuzweh, Hüftweh rechts – was sollte das bitte?

Nach Feierabend ging ich unter weiterhin grauem Himmel und in Temperaturen, die eine Jacke notwendig machten, nach Hause. Umweg über Einkäufe: Lebensmittel beim Vollcorner, bei einem Drogeriemarkt Bürobedarf – und eine neue Wasserfilterkanne. Nach sicher 15 Jahren leckt die vorhandene durch einen kleinen Riss im Boden.

Daheim rasches Räumen: Es kam Übernachtungsbesuch. Zu dritt setzten wir uns zum Abendbrot zusammen, es gab das selbstgebackene Brot vom Sonntag, einen großen Teller Käse, Tomaten, Gürkchen, Paprika, Radieserln.

Die Gespräche mit dem Gast hatten mich aufgemuntert, dennoch fühlte ich mich total erledigt und ging früh ins Bett.

Journal Sonntag, 7. Mai 2023 – Endlich Maiensonnensonntag

Montag, 8. Mai 2023

Gut geschlafen, aber mehr als acht Stunden brauchte ich wohl nicht. Und wild geträumt, ganz schlimme und schmerzhafte Todesarten (von anderen), zum Glück jedesmal ein wenig aufgewacht und anders weitergeträumt.

Nochmal dieses Mischbrot gebacken, wieder mit ein paar Abwandlungen. Nach einem weiteren Durchgang zur Sicherheit werde ich es bei meinen Rezepten notieren: Ich finde es praktisch ein Brot-Rezept zur Hand zu haben, das nicht mindestens einen Tag Vorlauf braucht (nur genug Sauerteig-Fütterung).

Das Wetter sah herrlich aus, der Mai, der bekanntlich alles neu macht, hängte leuchtend grüne Blätter an die Bäume. Ich radelte zu einem Isarlauf nach Thalkirchen, lief in Frühsommersonne. Nachdem ich vor zwei Wochen für meine Laufrunde noch die Winterleggings, lange Ärmel und Weste benötigt hatte, war ich jetzt in Caprihose und kurzen Ärmeln unterwegs – Träger-Oberteil hätte sogar gereicht. Es umgaben mich herrliche Düfte, dominierte von Flieder.

Leider wollte ich nicht so recht ins selbstvergessene Traben kommen, seit gut einer Woche ist in mir irgendwas Betrübliches, was sich aber nicht konkretisieren will.

Überraschung im Isarwerkkanal gleich hinterm Wehr Maria Einsiedel: Eine Bisamratte.

Auch eine Art Baumwipfelweg (Isarhochufer).

Die Sicht auf Pullach wächst immer weiter zu.

Beim Passieren der Waldwirtschaft auf dem Rückweg: Steckerlfischdüfte.

Das Naturbad Maria Einsiedel aka Einzelbad sah startklar aus.

Winter- gegen Sommerschuhe getauscht – zu meinem großen Gefallen besitze ich nur so viel Kleidung, dass sie gesamt (und ungequetscht) in meinen Kleiderschrank im Schlafzimmer Platz findet und ich kein Zwischenlager im Keller benötige. Nicht mal für den Wintermantel.

Porung gleichmäßig: Mein Sauerteig tut seinen Job nach mehrfachem Auffrischen und Füttern wieder ordnungsgemäß.

Zum Frühstück frisches Brot – wenn man auf Obst und Joghurt verzichtet, gehen sogar drei dicke Scheiben (frisches Brot mit knuspriger Kruste lässt sich doch nicht dünn schneiden!).

Dann erwies mir Herr Kaltmamsell einen weiteren riesengroßen Gefallen: Er lotste mich durch den Antrag eines neuen Führerscheins (bis 2033 muss jeder Führerschein, der vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurde, in den neuen EU-Führerschein umgetauscht werden, gestaffelt nach Geburtsjahrgängen, heuer sind wir dran). Selbst hatte er ihn und alle seine Nebenanträge bereits online durchgespielt, ich wiederum hatte durch erfolgreichen Antrag der Bayern-ID und meinen neuen Personalausweis bereits ein (sehr dünne) Basis gelegt.

Nicht mal eine halbe Stunde Spaß mit App-Downloads und -Aktivierung, Passwörtern, Ausweis-Koppeln, weiteren Passwörtern, Hinterlegen des neuen Ausweises, Fotos von Personalausweis, Führerschein, Passfoto, Unterschrift, Upload von alldem, Online-Zahlung, E-Mail an die seinerzeit (1985) ausstellende Behörde – und schon muss ich nur noch auf die Bestätigung der ausstellenden Behörde warten, um den Antrag abzuschließen. Bei aller Freude darüber, dass der Vorgang überhaupt online möglich ist: Ich bezweifle, ob ich ihn ohne die Anleitung und die Geduld des Herrn Kaltmamsell überhaupt begriffen und dann durchgehalten hätte. Da ich mich für einen in Online-Dingen routinierten Menschen halte, mag ich mir gar nicht vorstellen, wie dieser Vorgang auf Menschen wirkt, für die “online” nur aus WhatsApp besteht.

Gemütlich auf dem Sofa die Wochenend-Süddeutsche gelesen. Während unser Abendessen garte, übte ich mit Herrn Kaltmamsell Lindy Hop: Nächste Woche starten wir Teil 3 unseres Tanzkurses.

Nachtmahl: Kalbsrahmgulasch mit Kartoffelpü, ich hatte Ruccola-Salat beigesteuert.

In der Dämmerung vom Balkon endlich Fledermäuse gesehen, davor hatte ich lediglich Herrn Kaltmamsells Information über Sichtung.

Journal Samstag, 6. Mai 2023 – Coronation Party

Sonntag, 7. Mai 2023

Gut und tief geschlafen, zu freundlichem Wetter aufgestanden.

Nach Wäscheaufhängen und Bloggen über Morgen-Milchkaffee buk ich Scones, doppelte Menge, die ich zu den Krönungsfeierlichkeiten mitbringen würde – plus Clotted Cream, die Herr Kaltmamsell im Frischeparadies im Schlachthofviertel erjagt hatte (Kaufhof am Marienplatz hat sie nicht mehr).

Wenn ich diese Albernheit schon mitmachte, dann zu meinen Konditionen (die mir Herr Kaltmamsell erleichterte, indem er auf meinen Wunsch eine Krone besorgt hatte) und als republikanische Vertreterin der Kolonien. Ich mag Motto-Partys.

Blöderweise entglitt mir in der Küche eines der kostbaren Gläser mit Clotted Cream, und der Fliesenboden tat seinen Job: kaputtmachen.

Reaktion von Herrn Kaltmamsell übrigens, als ich ihm die Einladung zur Coronation Party vorlas: “Hat sowas von Fußballspielgucken, wovon ich auch nichts verstehe.”

Um zehn waren wir bei unseren Gastgebern, die wir fast ein halbes Jahr nicht mehr gesehen hatten und die mit einem riesigen Frühstück die Absurdität des Anlasses zelebrierten. Zu meiner großen Freude hatte ich schon vor 11 Uhr Frühstücksappetit, und so aß ich Semmeln, Leberkäs, Käse, Bratwurst, Scones mit Marmelade, Käsestangen, trank Cappuccino, Tee und Wasser.

@kscheib hatte uns ein Coronation Bingo zusammengestellt.

Es kam gleichzeitig mit dem Prosecco zum Einsatz (weil ich es bis dahin vergessen hatte).
Später wurde auch noch Krönungstorte serviert, und zwar köstliche Friesentorte.

Um halb vier war dann aber wirklich alles rum. Königs zogen sich zurück, um hoffentlich die Füße ein bisschen hochzulegen, wir verabschiedeten uns. Ein ganz klein Wenig hatte ich davon geträumt, der englische König würde gleich im Anschluss an die Krönung zurücktreten, weil “to be honest”, das Ganze dann doch reichlich überholt “and a bit silly” sei – wäre der perfekte Moment gewesen, der nie wiederkommt.

Auf dem Heimweg (mild, am Himmel Mischung aus Wolken aller Farben und Wolkenlöcher) zweigte ich zum Verdi Süpermarket für Einkäufe ab – und entdeckte ein Kistlein mit hellen Zwiebeln einer spanischen Firma, auf der “dulce” stand, also süß. Ich nahm eine mit.

Schweren Herzens ließ ich die letzte Gelegenheit fahren, die Nifften alle drei im Chorkonzert zu sehen und zu hören (einer tritt danach aus) – doch am Sonntag würde ich für einen Übernachtungsgast am Montag vorräumen müssen, und sehnte mich zudem nach ein wenig Ruhe (meine Art von Ruhe).

Eine Runde Yoga-Gymnastik, Spaziergang die Sonnenstraße runter zur Packstation: Ein Päckchen, das für Montag angekündigt war, war bereits gestern in unserer Abwesenheit eingetroffen und lag nun dort zur Abholung bereit.

Fürs Abendessen war wieder Appetit da: Es gab Romanasalat mit Tomaten – und der speziellen Zwiebel. Was soll ich sagen? Hurra! Süße spanische Zwiebeln haben’s zum Verdi geschafft! Dann noch ein Stück Käse, Nachtisch ein wenig Schokolade.

Der Flieder beduftete weiterhin das Wohnzimmer.

Journal Freitag, 5. Mai 2023 – #WMDEDGT

Samstag, 6. Mai 2023

An jedem fünften im Monat fragt Frau Brüllen: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” – #WMDEDGT. Heute beteilige ich mich mal wieder mit besonders ausführlicher Alltagsschilderung.

Nach gutem Schlaf zu früh aufgewacht, ich freute mich schon auf ein paar Zusatzstunden Schlaf am Wochenende.

Ein wenig länger beim Fertigbloggen gebraucht, denn den Dössel-Artikel zu den Kammerspielen las ich erst morgens – und musste meine Bestürzung formulieren.

Das Wetter sollte zumindest den halben Tag noch mild und hell bleiben, ich wagte kurze Ärmel und nackte Beine (“wie Delfin!”) unter einem hellen Rock. Und ärgerte mich, dass sich meine weißen Turnschuhe nach nicht mal einem Jahr bereits mit einer geplatzten Naht vorne verabschieden (genau die gibt es leider nicht mehr).

(Im Büro fotografiert, um mit Google Lens das genaue Modell herauszufinden.)

Wunderbarer Weg in die Arbeit.

Im Büro mehr zu tun als vorhergesehen, aber gut machbar. Gegen elf holte ich mir in der Cafeteria einen großen Cappuccino mit Hafermilch.

Mein Bürofenster stand durchgehend auf Kipp, die Innentemperatur war für kurze Ärmel perfekt (es ist SO schön, nicht zu frieren). Dafür plagten mich gestern Kreuzschmerzen, ich war besonders froh über meinen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem ich zwischen Sitzen und Stehen wechseln konnte – irgendwas ist ja immer.

Zu Mittag gab es einen wohlschmeckenden Lagerapfel, bereits ein wenig gummig, außerdem Sahnequark mit Joghurt.

Nachmittags körperliche Arbeit, es war viel Räumens.

Pünktlicher Feierabend, ich marschierte in wunderbarer Milde in die Stadt.

An einem neuen Laden in der Sendlinger Straße sah ich wie schon zweimal zuvor eine sehr lange Schlange junger Leute: Diesmal nicht für eine besondere Uhren-Edition (so erklärte man mir die samstäglichen Schlangen vergangenes Jahr an einem Laden gegenüber), sondern für Zimtschnecken mit verschiedenen Füllungen. Wir leben in lustigen Zeiten.

Selbst kaufte ich Tee, außerdem wollte ich an einem der Standln Obst besorgen. Doch jetzt ist die Zeit angebrochen, in der es an den Standln nur Spargel und Erdbeeren gibt – Erdbeeren fühlen sich aber noch zu früh an (geben Sie mir noch eine milde Woche, dann bin ich bereit einzuknicken).

Den ganzen Tag über schriftliche Abstimmung mit den Gastgebern vom Samstag: Herr Kaltmamsell und ich sind zu privaten Feierlichkeiten eingeladen, die die offizielle Krönung des aktuellen englischen Königs Karl III. begleiten.

Daheim empfing mich herrlich duftender Flieder, Herr Kaltmamsell hatte endlich Jagdglück gehabt – und den schönsten Flieder erwischt, den ich je gesehen habe, mit großen, fleischigen Blüten.

Für den Drink des Abends versenkten wir seit 24 Stunden welkenden Waldmeister in trockenem Weißwein, damit er ihn eine Stunde lang aromatisieren möge.

Ich bestellte in einem Online-Shop Nachfolger für die kaputt gehenden Turnschuhe, dann halt von Puma (mir gefällt die nicht-weiße Sohle besonders). Dann eine Runde Yoga-Gymnastik, Wiederholung der Folge von Donnerstagabend.

Das Nachtmahl sah aus, als sei Herr Kaltmamsell dafür den ganzen Tag in der Küche gestanden: Nach dem Rezept und mit den per Post geschickten Gewürzen eines Freunds seiner Familie machte er Don’s Red Enchiladas – gestapelt, gefüllt und im Ofen überbacken, serviert mit einem Spiegelei. (Tatsächlich, so erzählte er, waren die Einkäufe dafür das Zeitraubende gewesen.)

Aber erstmal gab es Maibowle, angegossen mit Prinzessinnen-Moscato.

Wir stießen auf Twitter mit dem Internet aufs Wochenende an, dazu müssen Sie sich Fliederduft vorstellen.

Unterm Spiegelei ein Enchilada-Stapel mit Hackfleischfüllung, der andere Stapel mit Ernteanteil-Spinat gefüllt, beides sehr gut. Nachtisch viel Schokolade.

Auf Twitter wurde nach den allerersten Amazon-Bestellungen gefragt. Hier meine (davor hatte ich online bei abc in Regensburg Bücher bestellt, wurde von Amazon aufgekauft).

Als es dunkel wurde, schlug das Wetter innerhalb einer halben Stunde von milder Maiennacht zu heftigem Gewitter um – ich hatte den Lärm erst einem Feuerwerk des Frühlingsfestes zugeordnet.

Das Feuerwerk gab’s später, anscheinend hatten die Veranstalter das Gewitterende abgewartet: Deutlich nach zehn, als ich schon im Bett lag.

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Donnerstagabend in der Satire-/Nachrichtensendung quer ein interessanter Beitrag über die sprunghaft gestiegenen Lebensmittelpreise. Na gut: Auch deshalb besonders interessant, weil unser Kartoffelkombinat als Gegenbeispiel dient. Ja, auch bei uns stieg der Preis für den Ernteanteil 2022 – aber nur um 4,7 Prozent, weil wir halt keine Profitziele haben.
“Preis-Profit-Spirale bei Lebensmitteln”.

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Diese Woche fand ich den instagram-Account @womeninstreet besonders interessant, er wurde bespielt von der Fotografin Liliana Ranalletta. Hier eine Zusammenstellung von Zirkus-Aufnahmen, hier eine mit Straßenfotografie in London, hier hat sie Istanbul-Motive gesammelt, und abschließen hat sie Bilder von englischen Stränden gepostet.

Journal Donnerstag, 4. Mai 2023 – SONNE! LICHT! (Und Theaterdiskussion)

Freitag, 5. Mai 2023

Guter Nachtschlaf, ich wachte vor dem Klingeln des Weckers auf, der mir eine halbe Stunde mehr ermöglicht hätte.

Draußen zeichnete sich der angekündigte Sonnentag ab, ich freute mich sehr.

Spannender Weg in die Arbeit, unter anderem wegen Sonnenlicht.

Das Schneckerl am Bavariapark hat eine Kunstwerk-Erweiterung bekommen: Den Schneckengarten.
(Ich setze hiermit „mit Augenzwinkern“ auf die Liste der Floskeln, die ich Textautomaten verbieten würde.)

Zum Mittagscappuccino testete ich eine neue Quelle.

Der Cappuccino war ok, aber den arg weiten Weg nicht wert, zudem bekam ich ihn nur mit Bedienung (bin Thekentrinkerin) und im Glas.

Das Draußen war weiter herrlich, außerdem gerade mal zwischen kurzen und langen Ärmeln warm – mein liebstes Wanderwetter.

Beim Zurückkommen sah ich überm Bürohaus einen (unseren?) Falken, Tag noch mehr gerettet.

Mittagessen: Apfel, Pumpernickel mit Butter, Birne.

Der Nachmittag war intensiv, aber erfolgreich. Nach Feierabend spazierte ich (durch immer noch Sonnenschein) zum Beine-Enthaaren. Enthaarerin wohlauf und weiterhin berstend vor Temperament.

In freier Wildbahn blüht der Flieder bereits wie verrückt – aber Herrn Kaltmamsell verkauft man am Viktualienmarkt immer noch keinen.

Zu Hause Yoga-Gymnastik, dann war ich fürs Abendessen zuständig – wie ich das immer donnerstags während der Salat-Saison bin.

Aus Ernteanteil: Eichblattsalat, Radieserlblätter, Schnittknoblauch mit Joghurtdressing und Eiern. Köstlich. Dann noch ein wenig Käse, gefolgt von reichlich Schokolade.

§

Da auch ich diese Woche einen erschreckend leeren Zuschauerraum in den Kammerspielen erlebt hatte, holte ich einen Artikel der alteingesessenen Theaterkritikerin der Süddeutschen Zeitung, Christine Dössel, vom 8. April nach, der viel Widerhall in den Medien gefunden hatte (und mal wieder nur für mindestens den Preis eines Tagesabos zu lesen ist – €).
“Münchner Kammerspiele:
‘Da geh ich nicht mehr hin'”.

Als ich Dössels Diagnose las, fiel mir allerdings doch das Gesicht runter – und ich verstand den Applaus von Menschen mit Neigung zu gesellschaftspolitischem Revisionismus wie Jan Fleischhauer.

Intendantin Barbara Mundel fährt mit ihrem Ansatz von Diversität, Inklusion und Artivismus einen Kurs woker politischer Theaterkorrektheit, der kaum ankommt.

In Dössels Liste von Stammtisch-Reizwörtern fehlt nur noch “feministisch” (das holt sie später nach) (und “Gutmensch”?) – und ich wünsche mir sehr, sie möge mir “woke” definieren. Dieser Erklärungsansatz ist nun wirklich nicht hilfreich.

Dabei hätte sie Analysen wie diese weiterverfolgen können:

Man hat einen interessanten Ansatz – hier: den vergessenen Friedenskongress, den mutige Frauen 1915 während des Ersten Weltkriegs organisierten -, findet dann aber keine ästhetisch überzeugende, über simples Bekenntnistheater hinausgehende Umsetzung.

Sie führt weitere nachvollziehbare Kritikpunkte aus: Zu viel Englisch, “fade Video-Einführungen”. Dass Dössel sich dann aber an Programmerklärungen in einfacher Sprache stößt, verrät peinliche Wissenslücken.

Man kann sich davon auch, wie so oft an diesem didaktisch und moralisch bevormundenden Theater, unter Niveau angesprochen fühlen.

In diesem Mechanismus liegt der Schlüssel, ihn habe ich oft erlebt: Viele Menschen, die auf die Einseitigkeit gewohnter Sichtweisen hingewiesen werden, auf den Schaden und die Marginalisierung, die diese anrichten – fühlen sich angegriffen und bevormundet, ihr Reflex ist um sich zu schlagen.

Es ist hier alles sehr gut gemeint, aber im Ergebnis oft nicht gut gemacht. Ästhetisch und inhaltlich ist vieles sensationell dürftig. Langweilig, vordergründig, sofort durchschaubar.

Jetzt ist Dössel wieder auf dem Feld ihrer Expertise und nachvollziehbarer Kritik. Doch dass dabei selbst die Nora-Inszenierung unter die Räder ihres Furors gerät, geht an mir vorbei: Ich fand sie ausgesprochen kunstfertig (und Dössel selbst gibt zu, dass diese ein Publikumsrenner ist). Ja, ich finde es sehr notwendig, über den künstlerischen Stand der Münchner Kammerspiele zu sprechen (und darüber, wie und warum die Erfolgsgeschichte wohlgemerkt vom vorherigen Intendanten Matthias Lilienthal kaputt geschlagen wurde, inklusive Fortgang vieler Schauspiel-Stars). Aber Dössel macht den Missstand zum Ziel eines Angriffs, der mehr mit ihr als mit Theater zu tun hat.