Journal Mittwoch, 7. Juni 2023 – Von Lerchenlauf bis Charleston
Donnerstag, 8. Juni 2023 um 8:38Wecker wieder auf elend früh, ich wollte mir noch einen Isarlauf vor der Arbeit ermöglichen. Auch diesmal freute ich mich beim Gewecktwerden sofort wie ein Schnitzel darauf. (Ich hatte mir durchaus eingeräumt, keine Lust zu haben und noch eine Runde zu schlafen.)
Pflanzengießen, Milchkaffee, Zähneputzen.
Ich radelte an die Wittelsbacherbrücke, und der Spaß begann. Der Windbraker über meinem kurzärmligen Lauf-Shirt war in der Morgenkühle (ca. 14 Grad) willkommen, erst am Ende meines Laufs öffenete ich den Reißverschluss ein wenig.
Fast leere Wege, nicht mal die Hundebesitzer*innen waren unterwegs.
Diesmal erwischte ich den in der Sonne flügeltrocknenden Kormoran ein wenig besser.
An der Floßlände und hier vor der Großhesseloher Brücke Bauarbeiten, die sich so früh bereits bewegten.
Unter der Brudermühlbrücke noch ein Mural, das ich nicht kannte – ich laufe sonst immer auf der anderen Seite dieses Brückenpfeilers. Es ist mit “VIDEO SCKRE 2022″ signiert und stammt wohl von vergangenem Juli.
Die Bewegung war ein Genuss, nach 80 Minuten radelte ich zurück. Daheim dehnte ich zumindest ein bisschen (lustig, wie ich nach einem Lauf auch immer die LWS-Muskulatur dehnen muss), säuberte und schminkte mich zackig, war diesmal mit dem Radl etwa 30 Minuten später als sonst im Büro.
Die Arbeit gestern nicht so bescheuert kurz getaktet wie in den Tagen davor, dafür wieder gewürzt mit Wahnsinn.
Für einen Mittagscappuccino ging ich hinüber in die Cafeteria der Nachbar-Firma: Kolleginnen hatten erzählt, dass dort Bargeld akzeptiert werde – und der Cappuccino schmeckte gut!
Mittagessen war dann ein Apfel sowie Joghurt mit Sahnequark.
Die Nachmittagsarbeit zog sich, musste trotzdem gemacht werden. Nach Feierabend nutzte ich das Radl, um noch zu Öffnungszeiten zum Kräutersepp zu kommen und Kräuter-/Früchtetees für den Sommer einzukaufen. Wenn ich schonmal in der Gegend war: Lebensmittel beim Basitsch.
Vor der Feier des vier Tage langen Wochenendes stand auch diesmal der späte Tanzkurs am Mittwochabend, zum letzten Mal. Davor war noch Zeit für Yoga-Gymnastik (gegen Magenknurren ein kleiner Eiweißriegel), Salatwaschen und Vorbereitung des Salatdressings fürs Abendessen, Internetlesen.
In der Tanzschule waren wir gestern eine kleine Gruppe, wir wiederholten bereits gelernte Charleston-Schritte, ein neuer kam dazu. Wieder erkannte ich, dass ich besser von Anfang an Leader statt Follower getanzt hätte, die gestrigen Herren (nur männliche Leader) haderten fast durchgehend sehr.
Um halb zehn daheim aber endlich echter Feierabend. Wir hatten nochmal Maibowle angesetzt, diesmal den Waldmeister 36 Stunden welken lassen, im Weißwein zwei Stunden ziehen lassen – und bekamen so deutlich mehr Waldmeister-Geschmack. In manchen Rezepten wird genau davor gewarnt, da Waldmeister Cumarin enthält, das in größeren Dosen giftig wirken und Kopfschmerzen auslösen könne. Doch da nirgends steht, was “größere Dosen” genau sind, und da wir die Blätter ja nicht essen wollten, probierten wir die längere Aromatisierung einfach mal aus – for science.
Zum Nachtmahl gab es reichlich Ernteanteil-Salat mit Orangen-Tahini-Dressing und harten Eiern, ein wenig Käse, Süßigkeiten.
Gestern verwirklichte ich endlich den Vorsatz, mich um regelmäßige Physio-Termine zu kümmern. Auf die Idee hatte mich vor jetzt schon zehn Monaten ein Freund gebracht, der viel Sport treibt, nicht mehr jung ist, den also ständig irgendwas zwickt und schmerzt – wie bei mir. Und der erzählte, er gönne sich jetzt alle zwei Wochen Physio, je nach Befinden Bewegung oder manuelle Therapie.
Nein, um eine Krankenkassen-Verschreibung dafür werde ich mich nicht bemühen, nur ein vermiedener Orthopäden-Termin ist ein guter Orthopäden-Termin (allerdings komme ich so nie zu den neuen Einlagen, die eigentlich seit drei Jahren brauche, ahem). Ich zahle selbst und rechne es gegen nicht getätigte Schönheits-OPs. Schon am heutige Feiertag habe ich den ersten Termin (Herr Physio gestern am Telefon: “Da habe ich eh ein paar Patienten, dann können wir das auch machen.”)
Meine Ziele:
1) weniger Schmerzen und Verspannungen
2) Verzögerung einer Hüft-OP auf der zweiten Seite so lang wie möglich
3) echte Klimmzüge (na gut, nicht ganz ernsthaft, aber wenn das langfristig möglich wäre?)
Drücken Sie mir bitte die Daumen, dass der eher zufällig ausgewählte Herr Physio mir liegt.
§
Sollte es sowas wie Wiedergeburt geben, lebe ich zum ersten Mal als Frau – das dachte ich früher oft, fiel mir jetzt wieder ein, als @goncourt dieses Filmchen von einem Auftritt der verehrten Laurie Anderson bei Alfred Biolek 1984 postete, und sie fast genau dasselbe von sich sagte. (Wie ungeheuer weit vorn sie damals mit dieser Art elektronischer Musik war, ist heute kaum mehr nachvollziehbar.)
https://youtu.be/RTxqg8g_jXM
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Oh wie großartig! Das Interview in der Süddeutschen mit Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf zu ihrem 85. Geburtstag ist ohne Online-Abo lesbar!
“Sie kam, sah und siegte”.
10 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 7. Juni 2023 – Von Lerchenlauf bis Charleston“
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8. Juni 2023 um 8:56
Die Idee mit dem regelmäßigen Physiotherapie-Termin finde ich sehr interessant und bin gespannt auf Ihre Erfahrungen damit. Für mich selbst würde die Auswahl der passenden Therapieperson wohl die größte Herausforderung sein …
8. Juni 2023 um 9:35
ja! laurie anderson! ich werde sie live sehen, in ein paar tagen, in berlin!
(hat mir wer zum geburtstag! sonst hätte ich gar nicht davon gewusst, fürchte ich.)
8. Juni 2023 um 9:47
Wie großartig, engl! Bitte erzähl davon!
8. Juni 2023 um 10:27
Vielen Dank für das Verlinken des Artikels über Frau Penndorf!
Ich habe mit Asterix-Heften lesen gelernt, Julius Caesar war meine erste Liebe und ich habe mir sogar das große Latinum mit wirklich pädagogisch sehr suboptimalem Lehrpersonal angetan, das ich für mein Studium nun nicht ansatzweise brauchte. Alles nur dank Asterix.
8. Juni 2023 um 10:48
Guten Morgen, hier verschreibt mir immer der Hausarzt die Einlagen. Der Orthopädie-Schuhmeister schreibt auf, was auf dem Rezept stehe soll, damit es problemlos von der Krankenkasse akzeptiert wird und damit wandere ich dann in die Arztpraxis.
Einen schönen Feiertag!
8. Juni 2023 um 11:09
Zum Thema Cumarin in Waldmeisterbowle erinnere ich mich immer gerne an die Bekannte, die die Diskussion mit einem verständnislosen “Natürlich ist die Bowle giftig. Da ist Alkohol drin.” zum Verstummen brachte. Perspektive, so wichtig.
8. Juni 2023 um 11:32
Bestes Argument, Hanna, danke!
8. Juni 2023 um 20:23
Was dem Münchner sein Kräutersepp ist, war der Berlinerin ihr Kräuter-Kühne. Eine Münchner Firma, die Kräuter-Kühne übernahm, hat den Betrieb geschlossen, weil er angeblich nicht mehr profitabel zu führen war: https://berlinfaces.de/vom-verschwinden-der-kraeuter-eine-hommage-an-kraeuter-kuehne/
8. Juni 2023 um 23:40
Vielleicht hilft das:
https://link.springer.com/article/10.1007/bf01139767#:~:text=Im%20Durchschnitt%20kann%20man%20in,zum%20Ansatz%20auf%2011%20verwenden.
Also 3,5 g frisches Kraut auf 1 Liter Bowle.
9. Juni 2023 um 10:16
Die Blüten und Stengel von Waldmeister sollen die Übeltäter sein. Ich verwende nur die Blätter nach diesem Rezept, welches ich für 2 Personen nach eigenenm Bedarf reduziere:
https://queergedacht.de/2016/04/waldmeisterbowle/