Journal Montag, 12. Juni 2023 – Anstrengender Wochenstart, Kindheitskorrektur

Dienstag, 13. Juni 2023 um 6:32

Nach Langem mal wieder eine schlechte Nacht mit langem Unruhe- und Angst-Loch nach drei. Ich fand mich drein und verließ mich darauf, dass die vielen guten Nächte davor das ausglichen.

Die Wanderung am Samstag hatte mir wieder Wanderkrätze unterm Schaft der Wanderstiefel eingebrockt, ich linderte das Brennen mit Fenistil.

Ein Sonnenmorgen, in frischen Temperaturen marschierte ich in die Arbeit.

Sehr emsige Arbeit, ich musste viel auf die nächsten Tage schieben.

Als ich zu meinem Mittagscappuccino spazierte, war es im Schatten immer noch frisch, ich ging jackenlos in kurzen Ärmeln die Sonnenseiten der Straßen entlang.

Kann es sein, dass das Thema “Speciality Coffee” schwer ver-dude-det ist? (Besetzung, Wortwahl der Gespräche, Tonfall)

Das Mittagessen zurück am Schreibtisch bestand aus einem Apfel, außerdem Mango (endlich mal wieder eine sehr gute) mit Joghurt.

Am Nachmittag mehr Emsigkeit, mal wieder war ich gegen vier eigentlich fix und fertig – aber die Arbeit halt nicht.

Entsprechend später Feierabend. Die Luft draußen war herrlich, von Hitze in München weiterhin keine Spur. Auf dem Heimweg Edeka-Einkäufe (Brotzeit für die Woche, Süßigkeiten).

Zu Hause turnte ich nochmal die knackige Yoga-Gymnastikeinheit vom Vortag (abends kämpfe ich beim Strecken der Zehenspitzen immer mit Zehenkrämpfen), dann servierte Herr Kaltmamsell das Nachtmahl:

Eine Karotten-Galette (Ernteanteilkarotten); sie sah dunkler aus, weil die Karotten eine lila Sorte waren. (Im verlinkten Rezept tauchen die Zwiebeln nur bei den Zutaten auf, dann nicht mehr – Herr Kaltmamsell briet sie mit den Karotten an.)

Schmeckte ganz hervorragend! Dazu Gurkensalat mit Sahne und frischem Oregano (Ernteanteil) – eine etwas unkonventionelle Kombination, aber sie funktionierte (und der frische Oregano musste weg, so ein großer Bund gibt ganz schön aus).

Auf der Suche nach anderem stieß ich auf dieses Kindheitsbild von mir. Es ist in Italien aufgenommen, Urlaub bei der Familie meiner Tante, an meinem Geburtstag (wohl der 12.). Meine Erinnerung an diesen Geburtstag ist überschattet davon, dass ich dieses Kleid zwar sehr schön fand (wie so Vieles im Freundeskreis durchgereicht, ich glaube es stammte ursprünglich aus einer Boutique und war schon dadurch etwas ganz Besonderes), doch dass es recht knapp saß, was dazu führte, dass ich geschimpft wurde, weil ich offensichtlich schon wieder zugenommen hatte. Wo ich doch eh zu dick war. Ich schämte mich für das Kneifen des Kleids, ich schämte mich, weil ich schon wieder versagt hatte. Und erst heute fällt mir die Möglichkeiit ein, dass ich vielleicht einfach rausgewachsen war? Kann es sein, dass mir in Kindheit und Jugend immer unterstellt wurde, ich hätte zugenommen, wenn ich de facto aus Kleidung einfach rauswuchs? Weil Kinder halt größer werden, in mehr Richtungen als nach oben?

§

Feiern Sie bitte mit mir zusammen, dass Pia Ziefle wieder etwas geschrieben hat. Vorerst einen Blogpost, genießen Sie die Lektüre. Und natürlich träumen wir jetzt alle von ihrem nächsten Roman.
“Niemand fliegt hier in den Urlaub”.

Falls Ihnen der Name nichts sagt, sie also Suna noch nicht gelesen haben, empfehle ich sehr ein Nachholen – Sie wissen hoffentlich, dass ich noch nie einen Roman aus Gefälligkeit empfohlen habe. (Beim Nachlesen meiner eigenen Buchbesprechung von 2012 wird mir klar, wie viel sich seither im Genre deutschlsprachiger Einwandererliteratur getan hat: Es gibt sie!)

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Montag, 12. Juni 2023 – Anstrengender Wochenstart, Kindheitskorrektur“

  1. Beate meint:

    Sie haben ja vollkommen Recht: Kinder wachsen auch in die Breite, nicht nur in die Höhe. Ein wirklich schönes Bild – aber für mich sehen Sie älter aus als 12.

    Ich war als Kind immer schmächtig und eines der kleinsten in der Klasse, war auch sehr lange noch sehr “kindlich”. Vom 14ten aufs 15te Lebensjahr kam dann die Pubertät: zwar nicht so in die Höhe, aber von 38 auf 52 kg bei ca 1,65 m in einem Jahr – das war auch eine Überraschung.

  2. Maria meint:

    Die kleine Kaltmamsell sieht in dem Kleid ganz bezaubernd aus (und die schicken Schuhe dazu!) und ich sehe – ich erlaube mir ein Urteil – hier alles, aber kein dickes Kind.

  3. Catrin meint:

    Auch hier: Kinder mit völlig unterschiedlichem Körperbau wurden immer erst breiter, bevor es in die Höhe ging. Das Dilemma mit durchgereichter Kleidung, die man tragen will, die aber zu klein ist, erinnere ich auch.
    Danke für den Tipp zu Frau Ziefle!

  4. Lotti meint:

    Wie schick sie schon mit 12 aussahen. Es tut mir leid, dass sie in der Kindheit mit vielen körper-bezogenen Kommentaren zubringen mussten. Die älteste Tochter wird Ende des Sommers 12 und hat noch eine sehr kindliche Figur. Ich sehe aber bei den Freundinnen, dass in dieser Zeit die Figur sich ändert – ich nenne es mal von kindlich uni-sex zu typisch weiblich. Und wie sehr es auch typabhängig ist. Da muss man als Mädchen und auch als Eltern auch erstmal wahrhaben/ akzeptieren.

  5. Heidi meint:

    Mir ist erst 30 Jahre nach dem Tod meiner Mutter klar geworden, dass sie ein Narziss war. Jetzt tut es nicht mehr so weh.

  6. Croco meint:

    Ich finde, Du bist eine ganz normale, sehr hübsch anzusehen Zwölfjährige.
    Meine Mutter hatte sich eine Elfe gewünscht, und dann kam ich. Auf den alten Fotos sehe ich auch völlig normal aus. Man hatte mir aber immer vermittelt, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmt.
    Das behält man lange.

  7. S. meint:

    Ich habe hier einen Schlacks (eine “Elfe”) und eine kräftige Tochter, die keinesfalls dick ist, aber eben überhaupt nicht zart. Schön bodenständig ist sie optisch. Die Klamotten ihrer Schwester trägt sie ein Jahr jünger auf als diese sie anhatte. Auch die Große war als Kleinkind aber kräftiger als jetzt in der Präpubertät. Ich finde es faszinierend, wie die Körper sich verändern und verkneife mir, seit ich Mutter bin, jeden Kommentar über die Optik. Die Kinder allerdings nicht – sie lernen das woanders. Mein Kredo derzeit bei solchen Aussagen der Kinder (ich arbeite stetig dran): anderer Leute Körper gehen uns nix an. Mal sehen, was es fruchtet.

  8. Ulrike meint:

    Ich habe das Rezept präzisiert. Wenn Frau die Zwiebeln als Gemüse definiert, tauchen die dort zusammengefasst mit den Karotten auf. So habe ich jedenfalls das Rezept interpretiert.

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