Journal Sonntag, 18. Juni 2023 – Verdorrtes Freibad
Montag, 19. Juni 2023 um 6:35Guter Nachtschlaf – doch auch er zeigte nicht die erhoffte Zauberwirkung, die Düsternis auszulöschen. Zumindest kam ich gestern um die Note Verzweiflung rum.
Morgenkaffee beim Bloggen auf dem Balkon, es brauchte bei aller Sommersonne Wollsocken und -jacke.
Für eine Einheit Schwimmen und Sonnen radelte ich ins Dantebad. In perfekter Vormittagskühle nahm ich die hübsche Strecke über Nymphenburger Straße und Gern, die Straßen und Wege noch sonntäglich leer.
Die Radlständer vor dem Bad waren allerdings bereits gut besetzt – lediglich Freibadvolk, auf den Schwimmbahnen ließ es sich mit wenigen anderen Schwimmer*innen gut durchziehen.
Gelassene 3.100 Metern in reinstem Sonnenschein (allerdings mit zwei Krampfversuchen der Waden), lediglich beeinträchtigt wieder vom Frittenfettdunst auf der Westseite des Beckens.
Ein wenig ärgert mich ja schon, dass der Bewegungstracker meines iPhones die manuell eingetragene Schwimmstrecke zwar speichert, aber nicht zur Bewegung des Tages zählt: Ohne 12.000 Schritte zusätzlich unterstellt er mir Unterbewegung.
Duschen und Sonnencremen, ich ließ mich mit Musik aus dem iPhone auf den Ohren auf der Liegewiese nieder.
Der Rasen nach einer weiteren Woche ohne Regen noch verdorrter als vergangenen Sonntag, es ist viel zu trocken.
Apropos.
“Droht München ein ernsthaftes Trinkwasserproblem?”
München sei die am stärksten versiegelte Großstadt in Deutschland, so Christina Mertens. Mehr als 50 Prozent der Oberfläche des gesamten Stadtgebietes und im Innenstadtbereich sogar zum Teil über 80 Prozent der Oberflächen seien überbaut oder durch Verkehrswege versiegelt. Wenn darauf Regen fällt, fließt er in der Regel in die Kanalisation: “Und zack ist er gleich wieder weg und wird davongetragen und kann überhaupt nicht zur Grundwasserneubildung beitragen”, sagt Mertens.
Das von Expert*innen vorgegebene Ziel der Städteplanung “Schwammstadt” könnte für uns hier überlebensnotwendig sein. Selbst wenn, horrible dictu, dafür Autoparkplätze wegfallen.
Wie angekündigt wurde es heiß, es hielt mich nicht lang in der Sonne. Beim Verlassen des Dantebads sah ich eine 30 Meter lange Schlange draußen an der Kasse, geparkte Fahrräder ergossen sich jetzt viele Dutzend Meter die Postillonstraße entlang.
Gemütliche Heimfahrt (rote Ampeln), daheim um drei Frühstück: Walnusssemmel vom Vortag mit Butter und Tomate, darauf Kresse aus Ernteanteil, außerdem ein Stück saure Aprikosentarte und die restlichen Erdbeeren vom Samstag.
Nach Duschen und Pflegen ein Nachmittag mit Lesen auf dem Balkon, Tüchtigkeiten wie Einfetten der neuen Wanderstiefel, Annehmlichkeiten wie Yoga-Gymnastik. Draußen zog der Himmel zu, es wurde etwas schwül.
Herr Kaltmamsell sorgte fürs Nachtmahl: Rachel Roddy’s picnic pie with greens and parmesan.
Der Herr hatte die Olivenöl-Version gemacht, als Füllung nutzte er Ernteanteil-Mangold und -Pakchoi (diesen unter Widerstand, aber hey! “greens”!). Schmeckte ganz hervorragend. Nachtisch Aprikosentarte und Schokolade.
Ich ging früh ins Bett (den allseits angepriesenen als “mal was ganz Anderes!” Tatort “Die Nacht der Kommissare” fand ich dann doch sehr fad), um einen Roman anzufangen: Marilynne Robinson, Jack.
§
Man kann über die Elektroroller-Welle in Städten zetern, maulen, sich begeistern, seufzen (meine Variante), man kann sie aber auch wegen Fußverletzung in Wien einfach nutzen und sich Praxisgedanken dazu machen.
“Zerstückelt beschleunigt”.
9 Kommentare zu „Journal Sonntag, 18. Juni 2023 – Verdorrtes Freibad“
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19. Juni 2023 um 6:44
Hier auch entsetzliche Trockenheit – sogar die Bäume lassen schon die Blätter hängen.
Frankfurt will 10.000 neue Bäume pflanzen …
19. Juni 2023 um 7:37
Wichtig ist, die jungen Bäumchen dann auch zu bewässern.
Hier im Ruhrgebiet werden sie leider ab Jahr 1 sich selbst überlassen, was viele nicht überleben.
Es wird offenbar erwartet, dass Anwohner das übernehmen. Aber wer will schon mit vollen Gießkannen wieder und wieder verkehrsreiche Straßen überqueren, um die Bäumchen im Mittelstreifen zu bewässern?
Zudem ist Leitungswasser auch schon ein sich verknappendes Gut und für uns Bürger durch die zusätzliche Abwassergebühr doppelt teuer.
19. Juni 2023 um 8:20
Düsternis, ausgemalt: Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
19. Juni 2023 um 10:39
Zum Thema Wasser in München (und Rosenheim):
Ich möchte vorwegschicken, dass meine Kenntnisse aus dem vorigen Jahrhundert stammen. München und Rosenheim liegen auf grossen Schichten Kies, deren Haupteigenschaft die Durchlässigkeit ist (mit ein Grund, warum Hochhäuser in München eher kein Thema sind). Daher haben beide Städte wenig Rückhaltemöglichkeiten, auch ohne Versiegelung (Isar und Inn sind auch “versiegelt”). Da die Kiesbetten auch keinerlei Reinigungsfähigkeiten besitzen, ist Wasser aus diesem Untergrund auch nicht geniessbar (Jahrhunderte an Dreckeinleitung kommen dazu, moderne, zerbrochene und undichte Kanalisation ebenso). München holt sich sein Trinkwasser aus Hangquellen im Mangfall- und Loisachtal (seit 140 Jahren), Rosenheim aus Grundwasser am Unterlauf der Mangfall bei Bad Aibling (neue “Reservequellen” am Simssee sind “umstritten”). Diese Quellen werden zwar auch in Zukunft von Wassermangel betroffen sein, nicht aber vom Grundwasserstand im Kiesbett. Ich sehe den Grundwasserstand auch mit Sorge, aber ein Gezeter wie “Wir werden alle verdursten” halte ich für die Sache nicht förderlich. München und Rosenheim liegen im Staubereich der Wolken vor den Alpen und im regenreichsten Gebiet Deutschlands.
Ergänzung: Hätte man in D/A/CH irgendwann vor 50 Jahren begonnen, getrennte Netze für Trink- und Brauchwasser zu bauen, könnten wir bereits grossflächig aufbereitetes Oberflächenwasser zum Duschen, Baden und Waschen verwenden. Das ist zu 95% der Verwendungszweck von Trinkwasser heute. Meine Vorhersage: irgendwann gibt es auch hier Trinkwasser nur noch aus Behältern.
Ergänzung 2: Saubere Trinkwasserquellen sind Übernahmeobjekte von Nestlé & Co. Die wissen, was sich in Zukunft verkaufen lässt.
19. Juni 2023 um 12:08
In Berlin wird inzwischen aufgerufen bitte die Strassenbaeume nur dann zu wässern wenn ausdrücklich dazu aufgerufen wird (zB jetzt noch nicht) und auf keinen Fall frisch gepflanzte – in den letzten Jahren wurden wohl jede Menge Neupflanzungen durch wohlmeinende Anwohner förmlich ersaeuft und mussten dann wegen verfaulter Wurzeln ersetzt werden.
19. Juni 2023 um 12:17
In Berlin wurde just breit davor gewarnt, die jungen Bäume selbst zu gießen, weil bereits etliche Bäumchen wegen Gießeifers der Anwohnenden faulige Wurzel bekommen hatten und eingegangen seien. Man solle das Gießen von Jungbäumen also doch dem Grünflächenamt überlassen, so die Bitte. Und wenn schon Gießen, dann bitte Erde um die Wurzeln lockern und einmal pro Woche viel gießen, statt mehrmals wenig, da es dann nicht in die Tiefe gelange.
21. Juni 2023 um 7:31
Liebe Kaltmamsell, darf ich nach der Schwimmbrille fragen? Diese macht den Eindruck, als ob sie um die Augen gut und dicht sitzt, ohne schmerzenden Augenringe zu erzeugen. Mein aktuelles Modell tut das und ich suche nach Ersatz. Über eine Empfehlung würde ich mich freuen.
21. Juni 2023 um 7:33
Es ist eine Schwimmbrille von Zoggs, Diana, Modell Fusion Air. Dass sie bei mir gut sitzt, bedeutet allerdings nicht, dass sie bei jeder gut sitzt, deswegen scheue ich mich vor einer Empfehlung – der Sitz von Schwimmbrillen ist meiner Erfahrung nach so individuell wie der von Unterhosen.
22. Juni 2023 um 0:23
Vielen lieben Dank! Nachdem meine „Hausmarke“ für mich gerade nicht mehr funktioniert, bin ich froh über den Hinweis auf Zoggs, die Marke hatte ich bisher nicht auf dem Radar. Verstehe die Zurückhaltung bzgl. Empfehlung – in dem Sinne vielmehr danke für die Erweiterung meines Recherchehorizonts. ;-)