Archiv für Juni 2023

Journal Donnerstag, Fronleichnam, 8. Juni 2023 – Geschäftiges Sandeln, Feiertags-Physio

Freitag, 9. Juni 2023

Ausgeschlafen, zu einem frischen Sonnenmorgen aufgestanden. Plan war ein Tag Sandeln. Und das sieht bei mir so aus:

Neben Bloggen und Morgenkaffee Brotback-Handgriffe: Ich machte nochmal das Walnussbrot, für das ich einen Tag daheim benötige (= Sandeln); den Sauerteig hatte ich am Vorabend angesetzt.

Eine Blaumeise beim Bad in der Wasserschale auf unserem Balkon beobachtet. (Ich kam ins Wohnzimmer und sah sie durch die geschlossene Balkontür.)

Während aus New York apokalyptische Bilder verschickt wurden, alles neblig und gelb vom Rauch hunderter Waldbrände in Kanada, krachten in München vorm Wohnzimmerfenster Sommerfarben.

Ohne jeden Sport (seltsames Gefühl) duschte ich mich und schlüpfte in Sportkleidung für meine erste Stunde beim Physio ums Eck. Er ließ mich barfuß zahlreiche Übungen und Bewegungen ausführen, um sich ein Bild davon zu machen, “was Sie können”. Für mein Ziel “linke Originalhüfte so lang wie möglich behalten” zeigte er mir gleich mal eine Kräftigungsübung, die ich noch nicht kannte und die ich einfach daheim trainieren kann. Und für den Test meiner Bizeps-Kraft zog er TRX-Schlingen von der Seite (interessante Übung, ich finde neue Übungen mit Körpergewicht immer spannend) – ins Gespräch vertieft gab er nach der Eingangserklärung keine Anweisungen mehr, zum erstem Mal musste ich selbst mit “ich kann nicht mehr” abbrechen. Zu einer Einheit Liegestütz und Bauchtraining kam ich auch.

Abschließend sah sich Herr Physio auf der Massageliege meine Beweglichkeit an, fand auch da keinen Grund zur Sorge (no na, Schultern asymetrisch), machte sich mit Massagefingern über die Knoten in Nacken und Rücken her. Als ich beim Abschied vorschlug, künftig zweiwöchentlich zu kommen, stieg er nicht ganz darauf ein und meinte, ich würde dann ja immer aktuell sehen, ob es das wirklich brauche – später fürchtete ich, er könnte annehmen, ich hätte gestern lediglich von einem Fachmann hören wollen, wie fit ich bin (nicht mal nur “für mein Alter” – laut Herrn Physio bewegt sich der Durchschnitt der jungen LeuteTM immer weniger und ist immer unfitter). Tatsächlich beruhigte mich sein Befund, auch dass er nicht mehr oder anderen Sport / andere Übungen empfahl, dass er mir versicherte, er sehe auf viele Jahre keine Probleme mit meiner Hüfte voraus.

Ich holte noch Frühstückssemmeln, machte mich daheim ans Kneten des Brotteigs. Frühstück: Körnersemmel, Mango (besser nachgereift) und Orange mit Sojajoghurt.

Den Nachmittag über kümmerte ich mich um den Walnussbrotteig, hatte wieder beim Falten große Schwierigkeiten mit seiner Klebrigkeit – wenn trotz Einmehlen Material für mehrere Brotscheiben an meinen Händen kleben bleibt, ist irgendwas nicht in Ordnung. Nass wollte ich meine Hände nicht machen, um nicht noch mehr Feuchtigkeit in den Teig zu bringen, bei geölten Händen fürchtete ich Ähnliches. Diesmal formte ich zwei kleine Laibe und stellte sie zur Übernacht-Gare in den Kühlschrank.

Parallel dazu buk ich aus dem gesammelten alten Sauerteig Cracker – nach demselben Rezept wie schon ein paar Mal zuvor, diesmal übertrug ich es in die Rezept-Ecke meines Blogs.

Was ich beim Backen besonders schön fand: Selbst angesetzte Sauerteig-Starter haben oft eine dominante Geruchs-/Geschmacksnote, mal angenehmer, mal weniger – viele Brotbäcker*innen kennen das. Und mein aktueller Sauerteigansatz riecht ein wenig nach geräuchertem Schinken, bayrisch “a G’reichert’s”. Diese Duftnote durchzog beim Backen der Cracker die Wohnung, es roch nach Geräuchertem.

Am Nachmittag zog der Himmel zu mit Gewitterwolken – und ich brauchte beim Lesen auf dem Balkon sofort eine Jacke. Die Wolken wurden zu Regen, Donner, eine Zeit lang auch Hagel. Doch ebenso schnell wurde es wieder sonnig. Ich las Zeitungsreste auf, bügelte weg, was noch zu bügeln rumlag, turnte Yoga-Gymnastik. Kurzer Abstecher nach draußen, ich brauchte Bargeld. In der Sonne war es wieder sommerlich.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch aus der Rollgerste des Ernteanteils ein Gerstotto aus Jerusalem von Ottolenghi gemacht, mit mariniertem Feta.

Es waren viele gute Zutaten drin (Knoblauch, Sellerie, Thymian), doch wir schmeckten leider nur Tomate – und den Feta mit frischem Oregano.

Für den Nachtisch gingen wir in der Dämmerung (Sonne weg -> Jacke) nochmal raus: Wir holten uns Eis beim Jessas-Ableger am Anfang der Müllerstraße (u.a. sehr gute Sorte “Italienischer Käsekuchen”). Kurz darauf neues Gewitter.

Journal Mittwoch, 7. Juni 2023 – Von Lerchenlauf bis Charleston

Donnerstag, 8. Juni 2023

Wecker wieder auf elend früh, ich wollte mir noch einen Isarlauf vor der Arbeit ermöglichen. Auch diesmal freute ich mich beim Gewecktwerden sofort wie ein Schnitzel darauf. (Ich hatte mir durchaus eingeräumt, keine Lust zu haben und noch eine Runde zu schlafen.)

Pflanzengießen, Milchkaffee, Zähneputzen.

Ich radelte an die Wittelsbacherbrücke, und der Spaß begann. Der Windbraker über meinem kurzärmligen Lauf-Shirt war in der Morgenkühle (ca. 14 Grad) willkommen, erst am Ende meines Laufs öffenete ich den Reißverschluss ein wenig.

Fast leere Wege, nicht mal die Hundebesitzer*innen waren unterwegs.

Diesmal erwischte ich den in der Sonne flügeltrocknenden Kormoran ein wenig besser.

An der Floßlände und hier vor der Großhesseloher Brücke Bauarbeiten, die sich so früh bereits bewegten.

Unter der Brudermühlbrücke noch ein Mural, das ich nicht kannte – ich laufe sonst immer auf der anderen Seite dieses Brückenpfeilers. Es ist mit “VIDEO SCKRE 2022″ signiert und stammt wohl von vergangenem Juli.

Die Bewegung war ein Genuss, nach 80 Minuten radelte ich zurück. Daheim dehnte ich zumindest ein bisschen (lustig, wie ich nach einem Lauf auch immer die LWS-Muskulatur dehnen muss), säuberte und schminkte mich zackig, war diesmal mit dem Radl etwa 30 Minuten später als sonst im Büro.

Die Arbeit gestern nicht so bescheuert kurz getaktet wie in den Tagen davor, dafür wieder gewürzt mit Wahnsinn.

Für einen Mittagscappuccino ging ich hinüber in die Cafeteria der Nachbar-Firma: Kolleginnen hatten erzählt, dass dort Bargeld akzeptiert werde – und der Cappuccino schmeckte gut!

Mittagessen war dann ein Apfel sowie Joghurt mit Sahnequark.

Die Nachmittagsarbeit zog sich, musste trotzdem gemacht werden. Nach Feierabend nutzte ich das Radl, um noch zu Öffnungszeiten zum Kräutersepp zu kommen und Kräuter-/Früchtetees für den Sommer einzukaufen. Wenn ich schonmal in der Gegend war: Lebensmittel beim Basitsch.

Vor der Feier des vier Tage langen Wochenendes stand auch diesmal der späte Tanzkurs am Mittwochabend, zum letzten Mal. Davor war noch Zeit für Yoga-Gymnastik (gegen Magenknurren ein kleiner Eiweißriegel), Salatwaschen und Vorbereitung des Salatdressings fürs Abendessen, Internetlesen.

In der Tanzschule waren wir gestern eine kleine Gruppe, wir wiederholten bereits gelernte Charleston-Schritte, ein neuer kam dazu. Wieder erkannte ich, dass ich besser von Anfang an Leader statt Follower getanzt hätte, die gestrigen Herren (nur männliche Leader) haderten fast durchgehend sehr.

Um halb zehn daheim aber endlich echter Feierabend. Wir hatten nochmal Maibowle angesetzt, diesmal den Waldmeister 36 Stunden welken lassen, im Weißwein zwei Stunden ziehen lassen – und bekamen so deutlich mehr Waldmeister-Geschmack. In manchen Rezepten wird genau davor gewarnt, da Waldmeister Cumarin enthält, das in größeren Dosen giftig wirken und Kopfschmerzen auslösen könne. Doch da nirgends steht, was “größere Dosen” genau sind, und da wir die Blätter ja nicht essen wollten, probierten wir die längere Aromatisierung einfach mal aus – for science.

Zum Nachtmahl gab es reichlich Ernteanteil-Salat mit Orangen-Tahini-Dressing und harten Eiern, ein wenig Käse, Süßigkeiten.

Gestern verwirklichte ich endlich den Vorsatz, mich um regelmäßige Physio-Termine zu kümmern. Auf die Idee hatte mich vor jetzt schon zehn Monaten ein Freund gebracht, der viel Sport treibt, nicht mehr jung ist, den also ständig irgendwas zwickt und schmerzt – wie bei mir. Und der erzählte, er gönne sich jetzt alle zwei Wochen Physio, je nach Befinden Bewegung oder manuelle Therapie.

Nein, um eine Krankenkassen-Verschreibung dafür werde ich mich nicht bemühen, nur ein vermiedener Orthopäden-Termin ist ein guter Orthopäden-Termin (allerdings komme ich so nie zu den neuen Einlagen, die eigentlich seit drei Jahren brauche, ahem). Ich zahle selbst und rechne es gegen nicht getätigte Schönheits-OPs. Schon am heutige Feiertag habe ich den ersten Termin (Herr Physio gestern am Telefon: “Da habe ich eh ein paar Patienten, dann können wir das auch machen.”)

Meine Ziele:
1) weniger Schmerzen und Verspannungen
2) Verzögerung einer Hüft-OP auf der zweiten Seite so lang wie möglich
3) echte Klimmzüge (na gut, nicht ganz ernsthaft, aber wenn das langfristig möglich wäre?)

Drücken Sie mir bitte die Daumen, dass der eher zufällig ausgewählte Herr Physio mir liegt.

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Sollte es sowas wie Wiedergeburt geben, lebe ich zum ersten Mal als Frau – das dachte ich früher oft, fiel mir jetzt wieder ein, als @goncourt dieses Filmchen von einem Auftritt der verehrten Laurie Anderson bei Alfred Biolek 1984 postete, und sie fast genau dasselbe von sich sagte. (Wie ungeheuer weit vorn sie damals mit dieser Art elektronischer Musik war, ist heute kaum mehr nachvollziehbar.)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/RTxqg8g_jXM

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Oh wie großartig! Das Interview in der Süddeutschen mit Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf zu ihrem 85. Geburtstag ist ohne Online-Abo lesbar!
“Sie kam, sah und siegte”.

Journal Dienstag, 6. Juni 2023 – Mehr Munich Streetart

Mittwoch, 7. Juni 2023

Bedeckter Morgenhimmel, auf dem Weg in die Arbeit war es noch kühler, als ich ohnehin angenommen hatte: Mein leichtes Strickjäckchen reichte nicht wirklich.

Über dieses neue Stencil an der Gollier-, Ecke Schießstättstraße freute ich mich: Zum einen habe ich ja gelernt, dass Stencils als Streetart in München in jüngster Zeit rar geworden sind, zum anderen ist das ein ur-münchner Motiv. (Und ich bilde mir ein, dass ich es auch vorher in der Stadt gesehen habe.)

Westend-Idyll.

In der Arbeit ging’s schon wieder zu, ich traute mich mittags nicht raus. Mittagessen bestand aus einer Körnersemmel sowie Mango mit Sojajoghurt (diese Mango-Exemplar, grün gekauft, war zwar äußerlich ins Gelbe nachgereift, beim Schälen und Schneiden aber stellte sich heraus, dass es lediglich verholzt war – es blieb wenig übrig nach Holzbeseitigung).

Auch nachmittags Beschuss von vielen Seiten, enorme Nichtexistenzsehnsucht. Eher später Feierabend, auf dem Heimweg Drogerie-Einkäufe. Das Wetter war über den Tag sonnig geworden, außerdem überraschend warm.

Zuhause Yoga-Gymnastik, sie tat sehr gut.

Herr Kaltmamsell hatte fürs Nachtmahl mal wieder stundenlang in der Küche gestanden: Es gab Börek mit Ernteanteil-Mangold und -Kartoffeln (sowie unter anderem Ei, Feta).

Sehr schmackhaft. Nachtisch Süßigkeiten.

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SSSO! Weil so viel Widersprüchliches und Realitäts-Inkompatibles so laut dagegen gekräht wird, habe ich mich jetzt doch noch mit Details des neuen Gebäudeenergiegesetzes befasst – obwohl es mich als ziemlich überzeugte Mieterin und Fernwärme-Heizerin hauptsächlich auf gesamtgesellschaftlicher (CO2-Ausstoß) und globaler (Klimakatastrophe) Ebene betrifft.
“Den Heizungsstreit verstehen”.

via Buddenbohm & Söhne

Folgen Sie dem Link ruhig, die Erklärung ist sehr lustig, auch für Freund*innen der Wörter, dieses Gesetz hat es in sich.

Falls Sie sich jetzt fragen sollten, was zum Henker Lieschkolbenschrot ist: Hierbei handelt es sich um den geernteten Maiskolben inklusive der ihn umgebenden Blätter, der dann im Häcksler zerkleinert wird. Für weitere Details würde ich Sie an das Deutsche Maiskomitee e.V. verweisen und nein, wusste ich auch nicht, dass es das gibt.

Ein Schlüsselsatz der Ausführungen:

Politik bedeutet nie, die wissenschaftlich beste Lösung zu finden, sondern einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen zu finden.

Und diese Interessen priorisieren die gemeinsamen Fakten unterschiedlich.

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Mein Problem mit harter Metal-Musik ist ja, dass ich mich ungern anbrüllen lasse.
Stellt sich heraus: Ich habe das ganz falsch verstanden.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/rmTufAQz5MI

via @slowbiex

Journal Montag, 5. Juni 2023 – Taschenfund

Dienstag, 6. Juni 2023

Zu früh aufgewacht, nach einer Runde Wälzen bis Angst aufgestanden und die Zeit für Häuslichkeiten genutzt.

Zudem kam ich dadurch besonders früh ins Büro. Der Tag begann kühl, am Himmel Blau mit Wolken.

Was ich überrascht in meiner Rocktasche fand. Wenn ich etwa viermal im Jahr zu einem Fingerring greife, lege ich ihn beim ersten Händewaschen des Tages ab – und vergesse ihn umgehend. Dieser wurde mitgewaschen und -gebügelt, ist eine Erwerbung aus ebay-Anfangszeiten, angeblich Turmalin.

Brutaler Arbeitsvormittag in Dauerbeschuss und mit ständigem unterdrückten DAFÜR BIN ICH ECHT NICHT ZUSTÄNDIG UND HABE GRAD ECHT KEINE ZEIT, weil die Anfrager*innen in Not ja nichts für die Dutzend weiteren Schussquellen konnten.

Ich floh dennoch auf einen Mittagscappuccino, brauchte Luft und wollte Bewegung. Letztere war dann etwas beschwerlich, weil ich Schühchen trug, die nicht zum schnellen Gehen gedacht sind, ich aber trotzdem schnell gehen wollte -> Bewegungsmuster etwa Flipflop-Trägerin auf der Flucht vor Werwolf. (Auf dem Arbeitsweg hatte ich Turnschuhe getragen.)

Rückweg ebenso zackig, schließlich gab’s Unmengen Arbeit. Irgendwann musste ich etwas essen gegen das flaue Gefühl, ich hatte einen Apfel und ein Glas Birchermuesli mit Joghurt dabei: Ohne Genuss reingelöffelt, damit wenigstens im Magen Ruhe war.

Der Arbeitsnachmittag verlief geordneter, aber ich arbeitete heftig und lange durch. Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, daheim eine ersehnte halbe Stunde Yoga-Gymnastik.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl Linguine mit Agretti aus Ernteanteil, ganz wunderbar.

Dann stellte er meine Behauptung auf die Probe, dass es “zu viele” im Zusammenhang mit Erdbeeren nicht gibt (kam alles weg).

Sonst: Mein Internet war voller re:publica-Schnippseln, große Vermissung.

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Schöner Zufall: Gestern dachte ich darüber nach, dass die meisten BH-Modelle aus der Werbung an den meisten Frauen gar nicht funktionieren können. Die Brust-Textur, die ein Funktionieren voraussetzt (ca. Marmor), und die Brust-Textur der meisten Frauen (von Gazpacho bis Porridge) haben wenig gemeinsam. Und dann finde ich auf instagram eine perfekte Illustration von Celeste Barber.

Das Resultat: Die Brust schwappt an einer oder mehreren Seiten aus dem beworbenen BH.

Journal Sonntag, 4. Juni 2023 – Sonntag im Sauseschritt

Montag, 5. Juni 2023

Ausgeschlafen, angenehm früh aufgewacht.

Nach dem Bloggen buk ich erst mal Cantuccini, diesmal mit 15 Minuten im Backofen gerösteten Mandeln. Mein Rezept aktualisierte ich um einen Effizenz-Trick, den wahrscheinlich eh schon immer alle außer mir anwenden: Nach dem Trennen der Eier erstmal das Eiweiß steif schlagen, auch wenn man es erst später benötigt, dann muss man nach dem Schlagen der Eigelb die Schneebesen nicht fürs Eiweiß reinigen (um Fettfreiheit zu garantieren).

Wie immer wurden ein paar davon beim abschließenden Rösten unterm Grill zu dunkel.

Das Wetter wieder wolkenlos sonnig ohne Hitze, ich radelte für eine Schwimmrunde mit anschließendem Sonnen ins Dantebad. Es war gut besucht, doch die meisten Badegäste vergnügten sich im Spaßbecken: Ich schwamm gestern nicht nur leicht und kraftvoll, sondern musste mich mit wenigen anderen arrangieren. (Beeinträchtigung auch diesmal der beißende Frittenfettgeruch, den der ungünstig stehende Wind vom Imbissladen über eine Ecke des Beckens wehte.)

Duschen und Sonnencremen, ich breitete mich auf der Liegewiese aus, sonnte mich ein Stündchen und hörte dabei Musik. Sehr, sehr gemütliches Heimradeln auf der Dachauer Straße – gezwungenermaßen, weil von roter Ampel zu roter Ampel.

Gegen drei kam ich nach Hause, der Himmel verschleierte sich etwas. Erst mal Frühstück: Pumpernickel mit Butter, Sojajoghurt.

Fürs Abendessen war ich zuständig, Sie erinnern sich an die Hähnchenjagd. In meinem Rezept fürs Zitronen-Thymian-Hähnchen habe ich jetzt auch notiert, dass die Vorbereitung bis zum Marinieren im Kühlschrank knapp eine Stunde dauert (ich war auch diesmal überrascht und möchte das nicht nochmal sein, vor allem das Zupfen der Thymianblättchen zieht sich).

Gestern hakte ich auch einen Punkt der jährlichen Balkonliste ab: Eiskaffee. Ich hatte vor allem dafür aus Spanien entkoffeinierten Torrefacto mitgebracht (für mich lieber kein Koffein nach drei, wenn ich in der Nacht darauf schlafen möchte), er machte sich ausgezeichnet.

Als das Hähnchen im Ofen war, las ich endlich die Wochenend-Süddeutsche. Und bügelte ein wenig.

Sehr schmackhaftes Abendessen. Danach noch Cantuccini und Schokolade.

Zack! ist das Wochenende schon wieder weg, sind Vorhaben (vor allem für liebe Menschen) nicht umgesetzt – dabei habe ich doch wirklich nicht getändelt, hätte gerade mal durch Auslassen des Sonnenbads (= echtes Nichtstun) eine Stunde rausschlagen können.

Auf Mastodon wurden die re:publica-Nachrichten immer dichter, heute geht’s los – ohne mich, zugunsten drei Wochen Urlaub mit Herrn Kaltmamsell außerhalb bayerischer Sommerferien. Wehes Ziehen in der Herzgegend, nächstes Jahr wieder!

Journal Samstag, 3. Juni 2023 – Sonnenwandern: Zu Fuß von Starnberg nach Pasing

Sonntag, 4. Juni 2023

Der viele Wein vom Vorabend beeinträchtigte meinen Schlaf kaum, ich wachte ausgeruht und nur ganz wenig verkatert auf.

Für gestern hatten Herr Kaltmamsell und ich uns eine Wanderung vorgenommen, ich hatte gezielt eine längere Strecke ausgesucht, um uns endlich auf die Ganztages-Etappen des diesjährigen Fernwanderwegs Cotswold Way vorzubereiten: Ca. 23 Kilometer die Würm entlang von Starnberg nach Pasing.

Das angekündigte Wetter war mit Sonne und 24 Grad ideal, wir kannten die Route bereits in die andere Richtung. Ich hatte die Gegenrichtung zum einen zur Abwechslung vorgeschlagen, zum anderen würden wir beim Wandern nach Norden die Sonne im Rücken haben. Ich trug trotz der leichten Strecke mit sehr bequemen Wegen meine Wanderstiefel: Test, ob eine lange Strecke in warmen Temperaturen automatisch roten Ausschlag (“Wanderkrätze”) erzeugen würde.

Und so genossen wir tatsächlich ideales Wanderwetter mit leichtem Wind, in schattigen Abschnitten war es sogar für nackte Schultern etwas zu frisch. Was wir für die mindestens so langen Etappen in England übten: regelmäßige Pausen. Und zwar nicht erst bei Ausruh-Bedürfnis, sondern stur alle zwei Stunden, damit erst gar kein echtes Ausruh-Bedürfnis entsteht.

Die Ausblicke und Anblicke im Leutstettener Moos und an der Würm waren märchenhaft, ich sah zum ersten Mal im Leben Wasseramseln – allerdings sah ich sie nicht tauchen, das konnte ich bei erster Begegnung aber nicht gleich erwarten. Zumindest konnte ich sie lang genug beobachten, um ihre lustigen Kniebeugen zu sehen.

Allerdings erwischten wir eine nicht optimale Streckenführung: Etwa ein Drittel des Wegs (zwischen Gauting und Planegg) führte Straßen entlang, wir mühten uns vergeblich immer wieder in Flussnähe zu kommen. Womit wir gerechnet hatten: Viele Radler*innen, die Route ist als Fahrradwanderung ausgeschildert – mit dem hohen Straßenanteil wahrscheinlich dafür wirklich besser geeignet. Alle Beteiligten kamen gut miteinander aus.

Erster Hinweis auf unser Wanderthema, hier noch minus Idylle.

Start des Idylls im Leutstettener Moos.

Blick zurück von Leutstetten zum Starnberger See.

Mühltal.

Endlich an der Würm – sie stand in voller Blüte.

Um halb zwei Brotzeitpause nach gut zwei Stunden Wandern (Glockenapfel vom Vollcorner, ich hatte mich sehr gefreut, auf diese Sorte zu stoßen).

Vor Gauting “Roter Flieder” oder wie ich dieses Jahr Herrn Kaltmamsell beibrachte, dass Kastanien nicht unbedingt weiß blühen (und die rot blühenden unanfällig für die Miniermotte sind, möglicherweise mittlerweile bevorzugt gepflanzt werden).

Diesen Pfad an der Würm abseits der Straße hatte Herr Kaltmamsell bei einer Wanderung in die Gegenrichtung entdeckt, er ersparte uns einen Kilometer Straße – ließ uns auf herrliche Grundstücke auf der anderen Seite sehen und war abenteuerlich wild.

Herrliche deutsche Sprache – hier in Stockdorf.

St. Margaret in Krailling.

In Planegg gab es um vier eine zweite Pause. Ein wenig Sorge bereitete mir, dass Herr Kaltmamsell mit seinen vertrauten Wanderschuhen kämpfte, sie drückten ihn. Er betonte, dass er einfach seine Einlagen vergessen habe, ich hoffe, das war wirklich die Ursache. Selbst lief ich völlig unbeschwert, das darf in England gern so bleiben. Daheim sah ich: Wanderkrätze nur ganz leicht.

Am Pasinger S-Bahn-Gleis trafen wir nach gut sechs Stunden Wanderung auf Bekannte – und freuten uns, dass wir auf ihre Frage “Wo kommt ihr denn her?” antworteten: “Aus Starnberg.”

Problemlose Fahrt an den Stachus, auf dem letzten Abschnitt nach Hause kaufte ich am Standl noch Erdbeeren für den Abend.

Daheim füllten wir auf dem Balkon das viel genutzte Wasserschälchen nach: Zu unserer großen Freude trauen sich dieses Jahr auch die Distelfinken aus den Bäumen davor ran.

Räumen und Ausruhen, dann briet Herr Kaltmamsell uns Würste zum Nachtmahl, dazu aus Ernteanteil Grelos (Stängelkohl). Ich hatte sogar Lust auf ein Glas Weißwein dazu. Danach gab es große Mengen Erdbeeren (jetzt sind die heimischen richtig gut), noch ein wenig Schokolade.

Im Bett den nächsten Roman angefangen und mich von ihm nach China mitnehmen lassen: Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Weiches Begräbnis.

§

Ein Text von Friederike Gräff in der taz, der mir nahe geht. Auch mich bestürzt es immer wieder, wenn Menschen die Nachricht vom Tod eines sehr alten Menschen mit “na ja, er war doch schon alt” abtun: Für Nahestehende, für Angehörige und Freunde, ist dieser Tod ein schmerzlicher Verlust, der durch die Länge der gemeinsam verbrachten Lebensjahre sicher nicht geringer wird.
“Trauer ist alterslos”.

Journal Freitag, 2. Juni 2023 – Hähnchenjagd und ein Abend im Weinhaus Neuner

Samstag, 3. Juni 2023

Der Wecker klingelte mich aus einem Traum, der an Sturm-umtoster Küste und in verdächtig nach Fluch der Karibik aussehender Umgebung spielte, es ging um eine Doppelhochzeit.

Den Rollladen meines Schlafzimmers zog ich zu blauem Himmel und Morgensonne hoch – herrlich.

Durchkreuzte Kleidungsplanung: Für den Tag und das abendliche Ausgehen mit Herrn Kaltmamsell zog ich ein Kleid aus dem Schrank – das sich als ungebügelt erwies. Nach dem letzten Waschen vergangenes Jahr hatte ich es – eigentlich vernünftig – vor dem Weghängen nicht gebügelt, da es mit seiner Stoff-Fülle bis zum nächsten Tragen acht Monate später eh wieder verknittern würde. Und das umgehend vergessen. Beim nächsten solchen vernünftigen Ablauf befestige ich also einen großen Zettel “UNGEBÜGELT” am Kleidungsstück.

Was mich daran erinnerte, dass das zu Studienzeiten mein üblicher Prozess war: Wenig Platz im Kleiderschrank, ich musste (meine schon damals eher ausgesuchte und schöne Kleidung) ziemlich quetschen und verknittern. Deshalb hängte ich alles ungebügelt auf und bügelte es erst morgens vorm Anziehen frisch.

Gestern bekam ich auf dem Weg in die Arbeit unter klarem Himmel wieder Morgenfrische, es war herrlich.

In der Arbeit Geschäftigkeit, ein großer Teil davon mit Menschen. Keine Zeit für Mittagscappuccino, dabei lockte das Draußen arg. Zu Mittag gab es Apfel, Tomaten, Pumpernickel mit Butter.

Am Nachmittag geschahen viele Dinge gleichzeitig, für meinen gestrigen Konzentrationsmangel etwas zu viele Dinge, ich machte Fehler. (Oder ich fand mich vor einer Plattform auf dem Bildschirm wieder, und mir fiel nicht mehr ein, warum ich dorthin geklickt hatte. “Nochmal zurückgehen, dann fällt’s mir wieder ein” funktioniert hier ja nicht.)

Nach pünktlichem Feierabend ging ich über Lebensmitteleinkäufe heim – und wendete erstmals die Einkaufstechnik von Herrn Kaltmamsell an, so lange zu suchen, bis ich das Geplante bekam. Als Sonntagsbraten hatte ich mir meinen Liebling Zitronen-Thymian-Hähnchen ausbedungen und darauf beharrt, selbst die Zutaten dafür zu besorgen. Was zu einer Hähnchenjagd führte, denn der Vollcorner hatte keinen Gockel – in den Pfingsferien werde weniger Frischware vorgehalten. Sonst neige ich in solchen Fällen dazu, spontan umzuplanen, doch jetzt wollte ich auch mal hartnäckig sein. Ich ging zum Basitsch in der Müllerstraße: kein Hendl, weil Pfingsten. Weiter zum Herrmannsdorfer am Viktualienmarkt: Kein Gockel, wissen’S, Pfingstferien. Jetzt musste ich aber schon nachhaken: “Und da machen die Hendln alle Urlaub am Gardasee?” Nächster Versuch Basitsch am Viktualienmarkt: Bingo, hier bekam ich meinen Bauerngockel, es gab sogar noch drei weitere. (Sonst wäre ich noch zum Wild- und Geflügelhandel auf dem Viktualienmarkt gegangen, letzter Versuch wäre die Feinkostabteilung des Kaufhofs am Marienplatz gewesen.)

Das hatte so lange gedauert, dass ich daheim nur noch auspacken konnte, mein Augen-Make-up kurz auffrischen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zu unserer Reservierung im Weinhaus Neuner. Es hätte sogar Außentische in einem Schanigarten vor der Tür gegeben, aber die standen halt auf der Straße, gegenüber war Baustelle, an der gerade lärmend ein Laster Halt machte – und das historische Innere des alten Hauses finde ich ja besonders schön.

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass Tischdecken immer weiter aus der Gastronomie verschwinden? Auch aus Fine Dining, dessen gestärkte weiße Tischdecken einst definitorisch waren?

Wir verbrachten einen sehr schönen Abend dort, wählten das Menü mit Weinbegleitung, wurden freundlich umsorgt – und kamen wie erhofft ins Reden, ins Erzählen über die vergangene Woche (nur weil man zusammen wohnt, bekommt man ja nicht unbedingt viel mit vom anderen).

Der Gruß aus der Küche war ein Stück Zwiebelkuchen, eines der typischen Gerichte des Hauses (ich hatte nachgefragt, weil es ja eigentlich noch nicht die passende Jahreszeit war). Im Glas statt einem Aperitif (der die Alkoholmenge des Abends wohl zu hoch gesetzt hätte) der erste Wein: eine fränkische Scheurebe vom Weingut Weltner, wunderbar frisch und rass.

Das Weizenmischbrot kam vom benachbarten Julius Brantner – und schmeckte beim Weitem nicht so brutal sauer wie der Laib, den ich vor Monaten dort gekauft hatte, war damals vielleicht einfach ein Ausrutscher.

Gebeizte Seeforelle, wunderbar aromatische frische Erbse, Hollerblüte, sauer eingelegte Radiserln und Rhabarber.

Zu den Kalbsmaultaschen in Liebstöckeljus (sehr gut und herzhaft) gab es einen badischen Grauburgunder Franz Keller – Schwarzer Adler, der mir ebenfalls sehr gut schmeckte.

Die Zitronen-Kapern-Butter zum Seeteufel mit Artischocken gossen wir selbst an, der weiße Burgunder Macon-Lugny Saint Pierre Bouchard Pére & Fils harmonierte hervorragend damit. (Ich merke immer wieder, wie hilflos ich beim Einschätzen/Vorhersehen des Geschmacks französischer Weine beim Lesen bin.)

Auch an der herrlichen Sauce béarnaise zur Rinderlende mit Spargel und roten Zwiebeln bedienten wir uns selbst, der Pinot Noir dazu schmeckte mir besonders gut (Hautes Côtes de Nuits “Louis Auguste”, Domaine David Duband, Burgund).

Als Dessert gab es einen Windbeutel mit Erdbeeren und Schokoladeneis, ok, im Glas eine pfälzische Blanc de Noir Beerenauslese von Frey & Söhne.

Wir waren aufs Angenehmste satt und nicht zu alkoholisiert, spazierten im allerletzten Rest des Tageslichts und in Abendkühle durchs Kreuzviertel nach Hause.

Fledermäuse! (Müssen Sie mir jetzt einfach glauben.)

Daheim gab’s noch (koffeinfreien) Espresso und Limoncello, überm Nussbaumpark schien der Fast-Vollmond.

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Service-Blog novemberregen packt mal wieder an. Wer die Erklärung der Europäischen Kommission mochte, wer “Was war nochmal Kreuzigung – Auferstehung?” schätzte, wird ganz besonders lieben:
“Das dunkle Herz des Kapitalismus”.

§

Wolle Foto gucke? Ich empfehle mal wieder eine Zusammenstellung des instagram-Kanals Woman in Street: Doppelungen.