Eigentlich guter Schlaf, getrübt aber durch belastende Träume, in denen ich wichtige und unangenehme Aufgaben nicht erledigt hatte, unter anderem deshalb immer noch nicht mein Studium abgeschlossen (der Schlaf war leicht genug, dass ich wusste: “Blödsinn, meinen Magister habe ich längst.” – übrigens kenne ich Prüfungs-Angstträume wiederum gar nicht). Ich wachte zu mitteltrübem Wetter auf, bald brach ein Gewitter los – und dann hörte der Regen einfach nicht mehr auf.
Eigentlich wollte ich gleich nach dem Brotbacken zum Schwimmen ins Dantebad radeln, doch im Regen mochte ich nicht. Ich plante um auf Isarlauf, dabei macht mir milder Regen weniger aus als beim Radeln. In einer Regenpause setzte ich eine Schirmmütze für eventuelle Niederschläge auf, nahm eine U-Bahn an die Reichenbachbrücke: Bei diesem Wetter würden die Innenstadtwege an der Isar leer genug für einen seltenen Lauf auf diesem Abschnitt sein.
So war es dann auch. Zudem klarte der Himmel immer weiter auf, schaltete das Licht bunte Farben an. Ab den Park-Abschnitten hinter der Ludwigsbrücke roch es nach dem Regen sensationell wundervoll. Ich lief leicht, meine Waden komplett unspürbar (was ich sofort bereit bin, auf die Physio-Behandlung zurückzuführen), genoss jeden Meter, selbst wenn ich um Matsch und Pfützen herumspringen musste.
Start um halb elf an der Reichenbachbrücke im Regendunkel.
Corneliusbrücke.
Blick auf Müller’sche Volksbad vorhinter immer noch in Renovierung befindlicher Ludwigsbrücke.
Long time no see, Isarnixe (eigentlich Bukolika von Martin Mayer).
Sankt Lukas.
Maximiliansbrücke.
Der Eindruck in der Innenstadt, die Isar führte nach den Regenfällen mehr Wasser, trog: Die Kiesbänke lagen immer noch frei und waren gut bewachsen.
Die 100 Minuten Lauf waren vielleicht 15 zu viel – wenn ich am nächsten Tag nochmal hätte laufen wollen.
An der Straßenbahnhaltestelle Tivoli dehnte ich gründlich. Mit mir warteten drei Herren, die ich aus dem Eisbach hatte steigen sehen, den sie wohl runtergeschwommen waren, sie ließen sich von der Tram an den Einstiegspunkt zurückfahren – was ich an heißen Hochsommertagen von Schulkindern kenne, doch diese Wasserratten hatten das Schulalter weit hinter sich gelassen. Ihren Gesprächen entnahm ich, dass sie von dieser Gaudi-Möglichkeit wohl in Reiseführern gelesen hatten.
Daheim Duschen und Körperpflege, Spannung beim Anschnitt des Brots.
Das Weizenmischbrot war im Topf gebacken gelungen (weniger große Porung ist verschmerzbar), wird wiedergebacken: Wenn ich an einem Rezept für Gelingen zu viel verändern müsste, streiche ich es – es gibt genug funktionierende.
Luxusfrühstück: Die ersten Ernteanteil-Tomaten mit Pfirsich, Nektarine und Thai-Basilikum (lag noch rum), dazu selbstgebackenes Brot. Von letzterem zwei weitere Scheiben mit Butter und Marmelade.
Dann schlug das Wetter nochmal um, es gewitterte und regnete in einem fort – alle Draußenpläne abgesagt, nach einem ausführlichen Update-Telefonat mit meinem Bruder zog ich das für Sonntagnachmittag angesetzte Bügeln vor. Dazu hörte ich endlich eine seit Wochen eingemerkte Doku vom Deutschlandfunk:
“Vom Suchen und Finden
Das Erbe der italienischen Arbeitsmigration”.
Sehr lebendig, informativ und abwechslungsreich gemacht, Philipp Lemmerich und Stefanie Otto begleiten und sprechen mit Italiener*innen verschiedener Einwanderungsgenerationen in Deutschland und in Italien, lassen eine italienisch-stämmige Forscherin zum Thema zu Wort kommen – die mich unter anderem daran erinnerte, dass Italien schon früh Mitglied der EWG war, weswegen Italiener*innen schon früh ein Pendeln und Arbeiten zwischen Deutschland und Italien einfach gemacht wurde.
Nach Ende der Reportage war die Bügelwäsche noch nicht zu Ende, ich sah mich also in dieser Deutschlandfunk-Reihe “Gesichter Europas” um – und stieß auf eine Reportage über Madrid, genauer über die Neubau-Projekte.
“Bauboom-Städte in Spanien
Hässlich, aber lebenswert”.
Auch diese erwies sich als sehr spannend: Es ging auch um Trabantenstädte aus den 1970ern, die ich aus Kindheitsurlauben kenne, um schicke urbanizaciones, um gescheiterte Sozialwohnungsprojekte. Ich freute mich an den vielen Originaltönen auf Spanisch und an der Auswahl der Musikstücke zwischen den Kapiteln.
Zum Abendessen hatten wir auf der Basis der Wettervorhersage eigentlich Biergarten geplant: Wir wollten in den Hirschgarten, ich freute mich seit Tagen auf eine frisch gegrillte Makrele. Doch das Wetter hielt sich hartnäckig nicht an diese Vorhersage, immer wieder regnete und gewitterte es energisch. Wir schoben also den geplanten Sonntagsbraten auf diesen Samstagabend, Herr Kaltmamsell hatte eine mächtige Schweineschulter besorgt.
Schweinsbro’n-TV.
Er servierte den Braten mit cremiger Polenta: köstliches Fleisch, köstliche Sauce und Beilage. Dazu der ganz hervorragende Ziereisen Grauburgunder. Wir aßen reichlich, doch kalter Braten und Bratensülze aus den Resten waren von vornherein einkalkuliert. Nachtisch Kirschen und Schokolade.
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Mittelalter-Historikerin Dr. Eleanor Janega vergleicht das Usurpieren von Twitter mit dem Untergang des römischen Reichs (immer wieder hinkend, aber lustig):
“On successor states and websites”.
Unter anderem mit einer weiteren schönen Beschreibung von Twitter (auch wenn meine anders aussieht):
Twitter has been through more than a few iterations in its lifetime. It was born as a theoretical micro-blogging site, and became eventually the place where people who write stuff hang out. It didn’t have the numbers of Facebook, but basically anyone who wrote for a living was over there, mostly because there is something wrong with us. This included a lot of journalists, who did a good line in convincing everyone that it was OK to hang out on there as you could take the national temperature or something – like an on-going vox pop. As a result of this, it then began to pick up a lot of people who had something to promote. This was, of course, more writers, but also people who had podcasts, or wanted to be personal trainers, or influencers, things of this nature. It also included politicians for the same theoretical vox pop reasons. So there everyone was, hanging out in a particular environment.
Kern des Vergleichs:
When western Rome ‘fell’ or whatever, the dudes who took over never intended it to stop functioning. They entire point of fighting with varying Emperors was because they wanted to be a part of Rome. They wanted its protection and also that sweet sweet tax revenue that it would bring in. As a result they did their best to copy the structures of the Romans before them. They hired Romans to work for them as secretaries and chancellors. They wrote to Constantinople demanding to be taken seriously. But the thing was that they didn’t quite understand what a huge structure “Rome” was and quite how many enslaved people you needed to keep those amphorae flowing up from North Africa. You need an army of tax collectors, and, well, a standing army. Meanwhile the rich guys on villas out in the countryside were a lot less likely to pay taxes at all when they couldn’t guarantee that road would be paved in exchange, or even that an army could come through and chase off whoever was threatening them. It was increasingly difficult, they felt, to tell whether a Germanic guy in your yard demanding taxes was from the government, or asking for protection money.
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Schabernack-Aktivismus liebster Aktivismus, zum Beispiel: Der Schönheitswettbewerb Miss Italy verbot trans Frauen die Teilnahme und bestand darauf, dass nur Frauen sich bewerben durften, die das Geschlecht “weiblich” auf ihrer Geburtsurkunde haben. Also bewarben sich halt mittlerweile über 100 trans Männer.
“Trans men enter Miss Italy pageant in droves after trans women are told they can’t compete”.